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Siebenbürgische Kultur? Unsichtbares Gepäck? (Seite 4)

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Autor Thema:   Siebenbürgische Kultur? Unsichtbares Gepäck?
riokardo
Mitglied

Beiträge: 885
Von:D 73614 Schorndorf
Registriert: Mrz 2004

erstellt am 27.12.2005 um 21:18 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von riokardo anzusehen!   Klicken Sie hier, um riokardo eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Und wenn wir schon beim Geiz sind - hier habe ich "a klois Gedichtle" darüber gefunden. Hoffe daß es Spass macht.

Ein Schwabe

Ein Schwabe ist ja an für sich wohl auch ein Mensch wie du und ich,

begabt mit allen guten Seiten im Rahmen seiner Möglichkeiten.

Nur eins, woran sein Image krankt: Er ist ein Schwabe – und das langt!

Der Schwabe schreitet schnell fürbaß, er bringt nix mit und bringt's zu was.

Das ist die feine Schwabenart: er ist nicht geizig, nein, er spart;

lebt nicht vom Brot, allein vom Knäusle, und baut dafür sein eignes Häusle.

Was er besitzt, gibt er nur schwer und nicht mal ums Verrecken her.

Der Schwabenfleiß ist zum Erbarmen, er trifft den Reichen wie den Armen.

Die Regel gilt als generelle: arm sind die Schwaben wirklich älle!

Der Schwabe schafft zwar nimmermüde, doch selten ist er auch liquide.

Sein Konto isch halt grad so ebe, ond's Übrige muesch zsammehebe.

Ihn kann auch gar nichts überraschen; sogar sein letztes Hemd hat noch Taschen.:

„Do kasch mer sage, was die wit, mein Schparbüchle, des nemm i mit.

I behalt mei Geld, au noch em Schterbe, vo mir soll koiner ebbes erbe!

Drom hann i gschafft von früh bis spat, dass mirs do drobe besser goat.

I gang net nauf, als armer Denger, mit Bargeld lebscht im Himmer lenger,

No kommscht do nauf, aus dere Welt, ond kriegsch net mol Brgrüßungsgeld.

Koi Supp, koi Vesper, gar nix drenn, ja haidenai, wer semmer denn?

Was solls, i frai mi trotzdem drauf, i nemm mei Thermosflasch mit nauf.

Ein Schwabe, auch im Jenseits fit, der bringt sein Vesper selber mit.

Fragscht nach mei Nektar aus der Büchs, ha, ohne Trinkgeld lauft do nix.

Fragscht d Engel nach mei Wolkehügel, no hoißts: O blos mi doch de Flügel.

Muescht aufs WC, schtoht an der Tür: Zwei Rosekränz + Grundgebühr.

Beim Engel-Flugschein hoißts au: zahl, sonst bleibsch beim Bodepersonal.

Ja – in dem Hergotts-Pflegeheim bischt ohne Geld ein armes Schwein.

Wer woiß denn, hergottsapperlott, obs himmelwärts koin Eintritt koscht?

Do stoht der Petrus, und der kichert: Bisch du auch pflegefallversichert?

Gesetzt den Fall: kommscht frisch vom Grabe, und unser Herrgott wäre ein Schwabe,

dann isch des todsicherlich: umsonst macht der koin Fedrestrich.

Drum hoff ich, dass i's richtig mach: Liebs Herrgöttle – i zahl mei Sach,

sonst biete ich als Wert von Dauer ein Stück aus der Berliner Mauer.

Gell, Herrgöttle, du losch mi nei, es soll auch net dei Nachteil sei;

ich lobe dich im Kircheblatt, no gibsch mer drei Prozent Rabatt. –

Des wäre mein Finanzierungsrahmen, sonscht – in Drei Teufels Namen – Amen!

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tschik
Mitglied

Beiträge: 11
Von:
Registriert: Jan 2005

erstellt am 28.12.2005 um 00:58 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat:Zitat von tschik:
Speisen und Getränke in den Ballsaal mitzunehmen, hängt vom Organisator ab und gilt eher als Tradition (schließlich waren Wurst und Wein aus eigener Herstellung und nicht zu vergleichen mit "Lidlaufschnitt" und Dosenbier).

Das sehe ich anders. Schliesslich sieht man auf den Tischen eher weniger "traditionelle" Produkte, sondern eben ganz normale Supermarktprodukte. Von Tradition kann da eher keine Rede sein. Wenn Du jetzt gesagt hättest in RO wurde halt auf den Bällen nichts zum Essen od. trinken angeboten, so haben sich die Leute angewöhnt ihre Speisen und Getränke halt mitzunehmen, dann hätte ich das noch verstanden. Ich denke es hat eher etwas mit Geiz zu tun.

Irgendwie verstehen wir uns falsch, oder wollen nicht verstehen.
In Sbb war es normal dass der Saxe ein Schwein schlachtet und ein oder mehrere Fässer Wein im Keller hatte, also Selbstversorger war. Wenn nun ein Ball angesagt war, ging man mit dem (Wein)Krug und der selbstgemachten Wurst in den Gemeindesaal. Ob dass als Tradition oder Esskultur gilt steht jedem frei zu bewerten, so wars.
Wenn nun in der Sporthalle von, sagen wir mal Böblingen, ein Katharinenball stattfindet, kann man dass nicht mehr mit einem Ball im Harbachtal der 70ger Jahre vergleichen.
Leute die in D ihren Aufschnitt und Dosenbier zum Tanze mitbringen, kenne ich nicht aber wenn du es sagst, wird´s wohl stimmen. Geiz ist geil!!!

IP: gespeichert

helle
Mitglied

Beiträge: 103
Von:NRW
Registriert: Jun 2001

erstellt am 28.12.2005 um 12:17 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von helle anzusehen!   Klicken Sie hier, um helle eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat joker:
-----------------------------------------------------------------------------------
Zitat von tschik:
Was den Zusammenhalt betrifft, so wird es den so nicht mehr geben und dass hat etwas mit Wohlstand zu tun. Nach 15 Jahren zum Teil harter Arbeit, hat man sich aus der Gemeischaft verabschiedet, man braucht dem Nachbar seine Fahradpumpe nicht mehr.
--------------------------------------------------------------------------------

<schnipp>....Sehen das die anderen hier auch so?

Es ist natuerlich etwas komplexer, aber im Kern richtig. Gesellschaften und Kulturen entstehen ja nicht "nur so" und verbleiben dann an diesem Punkt. Wenn man Kultur als die intellektuelle und spirituelle Antriebsfeder einer Gesellschaft bezeichnen darf, dann gibt es ja dafür Motive. Im Falle der SbS war es ein Expansions- und Schaffensdrang, oder auch ein Gestaltungsdrang wie er im uebrigen auch den Deutschen oder Hollaendern durchaus eigen ist. Diese Merkmale haben auch initial die saechsische Kultur in Siebenbuergen gepraegt und waren der Ausloeser für weitere Entwicklungen, von denen wir bis heute (und manche auschliesslich) zehren. Natuerlich gehoerten Absicherungsmechanismen wie das Gemeinschaftswesen oder die Religion auf der anderen Seite dazu - umso maechtiger und fruchtbarer, je staerker die anderen wirtschaftlichen, wissenschaftlichen oder kuenstlerischen Antriebe waren!

Es waren also diese Werte oder Motive, die die saechsische Kultur begruendet haben, dieselben Werte, die man an anderer Stelle hier so vorschnell ad acta legen wollte. Wenn wir uns einig sind, dass eine Kultur drei Phasen durchmacht, namelich: eine Schaffens-, eine Stagnations- und eine Auflösungsphase, so duerfte recht schnell klar sein, wo wir gerade so rumkrebsen und warum. Es wird Zeit für neue Ideale, aber das ist ein Kapitel fuer sich und wir hatten das Thema ja schon an anderer Stelle.

Fragestellungen nach einer Wertekultur sind jedenfalls laengst uninteressant geworden in einer westlichen Zivilisation, die zunehmend an Wirklichkeitszersplitterung leidet und in der laengst Kult den Platz von Kultur eingenommen hat. Die Frage nach Identifikation, aber vor allem nach Inspiration und Motiven zur Gegenwartsbewältigung ist aktueller denn je.

Zum Aspekt der kulturellen Unterschiede: wenn man Attribute vergeben darf, so hat mich im Gegensatz zur deutschen oder siebenbuergischen Kunst/Literatur/Musik vor allem die enorme Spiritualität der rumaenischen Kultur fasziniert, die sich in viel fundamentalerer Weise speist aus den ewigen Fragen nach Sein, Werden und Vergehen, nach Leid und Todessehsucht, gepaart mit einer starken Naturreligion. Dabei steht oft die Sentimentalitaet des Einzelnen im Vordergrund, im Gegensatz zur deutschen Kultur, die natuerlich nicht weniger "gross" ist und aehnliche Themen verinnerlicht hat, diese aber oft auf viel offensivere (aktivere) Weise betrachtet, in groesseren Massstaeben, unter Zugrundelegung quasi-absoluter politscher oder gesellschaftlicher Wertestellungen, in deren Zusammenhang dann auch persoenliche Verstrickung und Schuld Einzelner gesehen werden. Hierin sind wir Sb. Sachsen den restlichen Deutschen ganz aehnlich. Auch das ein Kapitel fuer sich.

-Helle

[Dieser Beitrag wurde von helle am 28.12.2005 editiert.]

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domestos
Mitglied

Beiträge: 1
Von:
Registriert: Dez 2005

erstellt am 28.12.2005 um 16:08 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von domestos anzusehen!   Klicken Sie hier, um domestos eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo,
ich bin neu in diesem Forum und als ein gar so alter Sachse fühle ich mich auch noch nicht. Gleichwohl habe ich mir schon einen provisorischen Überblick über die auf dieser Seite diskutierten Themen verschafft. Am bezeichnendsten finde ich, welches Verständnis die Landsleute zu den Begriffen "Soziale und rechtliche Integration" im gleichnamigen Forum haben. Schon dass sozial und rechtlich zusammengefasst wurden, spricht für sich...
Und wenn es um rechtliche Probleme geht, dann überwiegt der pekunäre Aspekt (Anerkennung von Renten usw.).

Ich meine, dass das Thema soziale Integration über der in diesem Thread geführten Diskussion über siebenbürgische Kultur steht; es sich also um einen Diskurs über das Aufeinanderprallen von Kulturen, den in den Sozialwissenschaften hinreichend untersuchten sog. Cultural Clash handelt.

Jenseits von Themen wie "Autoexport", "Billigflug nach Rumänien" und "Bratwurst wie daheim", die durchaus auch ihre Berechtigung haben, hat JOKER hier ein Thema angeschnitten, das vielen auf den Nägeln brennt, auch wenn sie es noch nicht wussten. Man könnte es auch mit einigen Fragen ausdrücken: Was kennzeichnet die Siebenbürger?, Wie verschieden sind sie im Vergleich mit der einheimischen Bevölkerung? - Womit wir wieder beim Thema Integration wären. Denn siebenbürgische Kultur spielt sich nun Mal nicht mehr im Herkunftsland ab, sondern fast ausschließlich in der Aufnahmegesellschaft. JOKER wollte sicher keine detaillierte Betrachtung historischen Brauchtums anstoßen, sondern "Verschiedenheit" anhand von Einstellungen und erlernten Verhaltensweisen der Sachsen beispielhaft aufzeigen lassen. Das geht natürlich nur im Vergleich, wie sonst soll man Unterschiede dokumentieren.

Obwohl oder gerade weil ein Großteil meiner Sozialisation in Deutschland stattgefunden hat, fällt mir da im Alltag vieles auf, wenn ich "unsere Leute" betrachte. Sehr oft sitzen sie zwischen den Stühlen, wenn sie sich wie selbstverständlich als Deutsche fühlen, andererseits als Fremde entlarvt werden (oft durch den Dialekt) und sich (unfreiwillig) erklären müssen. Vielen ist das zu viel, anderen egal und wieder andere gehen voll in der Aufgabe auf. Auf Kenntnis über die Siebenbürger Sachsen stößt man selten, daher habe ich zwar keine Parallelgesellschaft der Sachsen festgestellt, aber die Tendenz, unter sich zu bleiben, ist erkennbar. Dazu zählt der Freundeskreis, der sich nach Möglichkeit auf Siebenbürger beschränkt, Partnerschaften nur untereinander und dabei die ständige Feststellung: Mir sen net esi.

Wie äußert sich das an Beispielen? Als ich im Grundschulalter nach Deutschland gekommen bin und Freunde gefunden hatte, besuchte mich ein Schulfreund als meine Mutter gerade dabei war, ein Hähnchen in Teilen auf der Pfanne mit Knoblauch zu braten. Mein Freund kannte das wohl so nicht und äußerte sich mit Schmählauten, worauf meine Mutter ihn entsetzt zurechtwies. Man äußere sich nicht so über das Essen anderer. Natürlich führte sie es auf mangelnde Erziehung einerseits aber auch auf das Anderssein generell zurück. Ich verstand zwar meine Mutter, weil ich nicht wie mein Freund reagiert hätte, die Situation war mir trotzdem peinlich.
Mal ganz davon abgesehen, dass meine damaligen Mitschüler natürlich keine so traditionell deutschen Vornamen wie Horst hatten, sondern Sven, Sascha und Kai hießen und heute noch heißen.
Bei anderen Gelegenheiten stelle ich immer wieder fest, wie sehr die Siebenbürger in einer überwiegend bäuerlichen Kultur verwurzelt sind. Niemals würde einem Sachsen einfallen, Erde oder Boden als "Dreck" zu bezeichnen. Diese Verwurzelung führt andererseits zu einer, wenn auch nicht generellen aber schon weitgehenden Bildungsabneigung. Das führe ich auf die jahrhundertealten patriarchalischen Strukturen einerseits zurück, die Kinder sollten nicht gescheiter als das Familienoberhaupt werden, andererseits auf beschränkten Zugang zu höherer Bildung für ethnische Minderheiten im kommunistischen Rumänien. Der Sachse war ohnehin - und das nicht nur auf dem Lande - Bauer und Handwerker, schon die Händler wurden schief angesehen und Kindern war das "Kumpern" (tauschen von Spielzeug) verboten. Umso verwunderlicher ist es, dass in Deutschland tendentiell eher die Partei des Handels und des mittleren und großen Bürgertums gewählt wurde und wird.

Desweiteren neigen die Siebenbürger überproportional dazu, möglichst angepasst zu sein, das ganze nennt sich dann "anständig sein". Das fängt bei der Kleidung an und geht soweit, dass solche, die mit 18 noch kein Geld verdienen, weil sie höhere Schul- und Berufsausbildung anstreben schief angeschaut werden. Man könnte auch Intoleranz dazu sagen.

Was habt ihr für Erfahrungen?

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rhe-al
Mitglied

Beiträge: 83
Von:
Registriert: Dez 2003

erstellt am 28.12.2005 um 21:15 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat:
Original erstellt von joker:
@ rhe-al

ja die sind mir tatsächlich begegnet. Jeder der mit offenen Augen durch die Welt geht, und keine Wahrnehmungsfilter vorschaltet, sieht sie und kann seltsames Verhalten feststellen.

Wieso zweifelst du an meiner Aussage? ISt wirklich alles in bester Ordnung, deiner Meinung nach?


joker, ich kann mich nur nochmals wiederholen, mir sind diese Leute nicht begegnet und ich kann behaupten, ohne gleich selbstherrlich zu "klingen", dass ich NOCH ohne Scheuklappen durch die Welt irre.

In "bester Ordnung" ist auch nicht alles, aber das ist nicht nur bei den Sachsen so, in der ganzen Welt ist das nicht anders, da machen auch die Siebenbürger Sachsen keine Ausnahme, ist also schon fast "Normalität".

Zitat:
Original erstellt von joker:
Ich würde aber gerne nochmal auffordern zu meiner Ausgangsfrage zurück zu kommen und nicht hier in "inquisitorischer" Weise befragt zu werden, woher ich alle meine Aussagen herhabe,(...)



Du reagierst irgendwie gereizt, darf man die von dir in den Raum gestellten Behauptungen nicht hinterfragen?

Zitat:
Original erstellt von joker:

Inwieweit hat sich das Bezugssystem für die Siebenbürger bei der Einreise nach D. verändert? Was stimmte noch überein, was nicht mehr? Welche Wertekonflikte gab es? Wie wurden sie gelöst? Wie bewußt sind sich die Sachsen über ihre Kultur, abseits von Volkstanz und Blasmusik?

Wertekonflikt: z.B. Wir haben uns unser Essen und Trinken immer auf den Ball mitgenommen, das ist jetzt hier nicht mehr erwünscht...


Hat schon jemand erwähnt, dass in Siebenbürgen dem Tanzlokal NIE eine Wirtschaft angeschlossen war, wo sich der Durstige und Hungrige Speiß' und Trank bestellen konnte?
Hier ist das anders. Auch neben dem Sportsaal, welcher für Treffen, Tanzbälle u.s.w. vermietet wird, "läuft" eine Gaststätte.
Dass es dennoch ein paar Leute gibt, welche Wein und Krapfen unter dem Tisch rumreichen, habe ich auch gesehen und finde es selber auch nicht in Ordnung. Es ist aber ein kleiner Prozentsatz und dürfte eher nicht ins Gewicht fallen oder richtungsweisend sein.

Zitat:
Original erstellt von joker:

Bezugsystem 2: Der große Zusammenhalt der Sachsen, der immer beschworen wird: Worin besteht der? Ist er noch der gleiche wie in RO? Worauf war er in RO begründet? Sind diese Gründe in D. noch da? Falls nein, was ist an deren Stelle getreten? Gibt es den Zusammenhalt noch? Wenn ja, bei allen? In welcher Generation ist er noch da in welcher nicht mehr so ausgeprägt und wo verschwindet dieses Gefühl des Zusammenhalts? Wo hört es heute auf? Wo hörte es früher in RO auf?

Natürlich hat es diesen Zusammenhalt in Siebenbürgen gegeben, ob er nun groß oder weniger groß war, sei dahingestellt.
Bedingt war er jedenfalls durch die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit, welche im Laufe der Jahrhunderte AUCH gegenläufige Interessen in Bezug zu der jeweiligen Mehrheitsbevölkerung des Landes hatte (früher Ungarn, später Rumänien)und man war sich bewußt:
nur gemeinsam sind wir stark
Mit dieser Einstellung hatte man z.B. Erfolg gegen die Magyarisierungstendenzen ab 1868,bzw. Rumänisierungspolitik ab 1918;
auch gehörte man EINER Glaubensgemeinschaft an, man hatte über Jahrhunderte, inmitten anderer Völker, ein eigenes deutschsprachiges Schulsystem, gehörte weitestgehend derselben sozialen Schicht an.
In Deutschland ist dieser traditionelle Zusammenhalt vielmehr einem Zusammengehörigkeitsgefühl, wenn überhaupt, gewichen.
Ab der Manele-Generation kann man wahrscheinlich auch davon nicht mehr sprechen.

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rhe-al
Mitglied

Beiträge: 83
Von:
Registriert: Dez 2003

erstellt am 28.12.2005 um 21:34 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat:
Original erstellt von domestos:

(...)Bei anderen Gelegenheiten stelle ich immer wieder fest, wie sehr die Siebenbürger in einer überwiegend bäuerlichen Kultur verwurzelt sind. Niemals würde einem Sachsen einfallen, Erde oder Boden als "Dreck" zu bezeichnen. Diese Verwurzelung führt andererseits zu einer, wenn auch nicht generellen aber schon weitgehenden Bildungsabneigung. Das führe ich auf die jahrhundertealten patriarchalischen Strukturen einerseits zurück, die Kinder sollten nicht gescheiter als das Familienoberhaupt werden,(...)


Das mit der Schulabneigung könnte ich nicht nachvollziehen.
Auch in den '80-er Jahren konnte man in siebenbürgisch-sächsischen Dörfern bemerken wie der 60 jährige "Nober Misch", welcher abends vor seinem Haus saß, aufstand und ehrbietend seinen Hut zog wenn der Pfarrer oder Lehrer auf der anderen Straßenseite vorbeiging. Dieses nicht nur weil derjenige seine Sonntagspredigt auf der Kanzel hielt, sondern auch weil er "gebildet" war, also eine höhere Schulausbildung genossen hatte.
Zitat:
Original erstellt von domestos:

Umso verwunderlicher ist es, dass in Deutschland tendentiell eher die Partei des Handels und des mittleren und großen Bürgertums gewählt wurde und wird.


Erklärlich dadurch, dass noch viele Sachsen der Meinung sind, dass nur diese Parteien das "Tor" offenhielten bei der großen "Rückwanderung".
Andrerseits irritierte die rote Farbe der anderen Partei das Soxenauge, weil er das mit dem Rot des Kommunismuses assoziiert, welchem er abgeneigt war/ist.
Zitat:
Original erstellt von domestos:

Desweiteren neigen die Siebenbürger überproportional dazu, möglichst angepasst zu sein, das ganze nennt sich dann "anständig sein".


Stimmt :d
Zitat:
Original erstellt von domestos:

Das fängt bei der Kleidung an und geht soweit, dass solche, die mit 18 noch kein Geld verdienen, weil sie höhere Schul- und Berufsausbildung anstreben schief angeschaut werden. Man könnte auch Intoleranz dazu sagen.


Würde ich nicht behaupten.

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riokardo
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Beiträge: 885
Von:D 73614 Schorndorf
Registriert: Mrz 2004

erstellt am 28.12.2005 um 22:00 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von riokardo anzusehen!   Klicken Sie hier, um riokardo eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat:
Desweiteren neigen die Siebenbürger überproportional dazu, möglichst angepasst zu sein, das ganze nennt sich dann "anständig sein".

Hier gilt es m. E. zu unterscheiden inwiefern und an was man sich genau anpasst, je nach Grad und Art de Anpassung kann man dazu auch "Schleimen" "Ducken" oder "Katzbuckeln" sagen und das ist, finde ich nicht sehr "anständig". Findet die Anpassung jedoch darin statt daß man die positiven Usancen einer fremden Gemeinschaft übernimmt und die eigenen damit komplementiert ist diese "Anpassung" o.k.
Zumindest in der Gegend aus der ich stamme, hatte der Begriff "anständig nicht viel mit "Anpassung" zu tun sondern war so ziemlich klar definiert (im rumänischen übrigens als "om de treaba"). Ich würde sagen ein "anständiger" Saxe überniimmt in der neuen Gesellschaft die Dinge, die ihm und seine Familie beruflich und gesellschaftlich nützen, ohne die positiven, althergebrachten Usancen zu verleugnen und zu verteufeln. Ein Schleimer und Duckmäuser, der seine Herkunft verleugnet und um jeden Preis eine Pseudo-Integration vorgaukeln will hat mit "Anständigkeit" in dem siebenbg. Sinn nicht mehr viel gemeinsam.

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piturca
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Beiträge: 0
Von:München
Registriert: Jul 2007

erstellt am 29.12.2005 um 15:38 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von piturca anzusehen!   Klicken Sie hier, um piturca eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Du hast es genau auf den Punkt gebracht Domestos, ich kann vieles nachvollziehen und -fühlen. Sicherlich kann man nicht alle Sachsen als bildungsfern bezeichnen, aber vor allem auf dem Land in Siebenbürgen gab es dann doch eher wenige Akademiker, harte Arbeit war angesagt und geachtet. Auch mir wurde von den Altvorderen gesagt, dass sie mit 17(!) schon ihr eigenes Geld verdienten, ein Grund für mich die Schule vorzeitig abzubrechen. Das Ganze fand dann in Deutschland seine Fortsetzung, viele Sachsen heuerten bei Auto- oder Maschinenbaukonzernen an(BMW, Porsche, Audi, MAN, Daimler etc.), einige kamen von einem Liceu Industrial(mit entsprechend schwacher Berufsausbildung) oder hatten gar keine Berufsausbildung. Ihr Glück ist es, dass es den genannten Firmen im Gegensatz z.Bsp. zu Opel größtenteils gut geht und dass diese Konzerne gut zahlen, so dass es viele Sieb.Sachsen zu Wohlstand brachten, ohne sich dafür weiterbilden zu müssen.

Desweiteren neigen die Siebenbürger überproportional dazu, möglichst angepasst zu sein

Leute aus Rumänien(und hier meine ich alle(!), Sachsen und Rumänen) versuchen sehr oft ihre Herkunft zu verstecken, das kommt aber nicht nur in Deutschland vor sondern auch in anderen Ländern wie z.Bsp. Kanada. Sie schämen sich, warum auch immer, für dieses Land, es ist ihnen unangenehm wenn man ihre Herkunft in einem größeren Kreis von Menschen erwähnt. Viele versuchen die ersten und damit prägendsten Jahre ihres Lebens aus ihrem Leben auszuklammern und suchen bei rumänischen Themen fluchtartig das Weite. Viele versuchen auch in ihrer Sprache, ihre Herkunft zu verheimlichen. Kürzlich sagte ein bayerischer Kollege über einen sehr angepassten Sachsen "den mag ich nicht, der spricht wie ein Roboter". Immer peinlichst darauf bedacht, nichts sächsisches zu verwenden und möglichst angepasst zu sein, fehlt bei ihm jegliche Emotion und Lebhaftigkeit in der Sprache.
Der Roboter, vielleicht ein Symbol für viele eingewanderte Sieb.Sachsen und nicht nur an diesem Beispiel aufzeigbar.

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joker
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Beiträge: 390
Von:Frankreich
Registriert: Jan 2001

erstellt am 30.12.2005 um 12:18 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von joker anzusehen!   Klicken Sie hier, um joker eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Erstmal danke für die Beiträge, ist einiges Interessantes dabei.

Trotzdem entfernen wir uns ein bisschen vom eigentlichen Thema. Es geht mir nicht so sehr darum heraus zu finden wie "der Sachse" so ist, ob er nun angepasst ist, oder eher nicht, ob er konservativ wählt oder Sozialdemokrat ist.

Um was es mir geht sind die kulturellen Besonderheiten der Sachsen.

Beispiel Wohnkultur: Was hat es mit der "guten Stuff" auf sich?

Beispiel Esskultur: Stimmt es dass die Sachsen immer zuerst eine Suppe gegessen haben und dann zweiten Gang?

Beispiel Feiern und Bräuche: Wie feiern die Sachsen Weihnachten im Unterschied zu den Rumänen? Im Unterschied zu den Deutschen? Wie feiern sie Ostern? Welche Bräuche gibt es die es hier nicht gibt?

Beispiel Umgang untereinander: Wie begrüßen sich die Sachsen? Gibt es da Besonderheiten im Unterschied zu den beiden anderen (RO und D)

Beispiel Kirchen und Glaubensordnung: Welche Unterschiede, unabhängig von den verschiedenen Konfessionen gibt es? Was ist eine "siebenbürgische Liturgie"?

Beispiel Sprache: Welche Ausdrücke verwenden die Sachsen und was meinen sie damit? Gibt es Ausdrücke die von jedem Sachsen verstanden werden, von anderen aber nicht obwohl sie die deutsche Sprache verwenden?

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riokardo
Mitglied

Beiträge: 885
Von:D 73614 Schorndorf
Registriert: Mrz 2004

erstellt am 30.12.2005 um 13:24 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von riokardo anzusehen!   Klicken Sie hier, um riokardo eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat:
Die siebenbürgische Liturgie basiert auf der deutschen Messe nach lutherisch-reformiertem Ritus und ist eigentlich "nur" eine Übersetzung der römisch-katholischen Liturgie ins deutsche. Der wesentliche Unterschied zu den in Württemberg gefeierten Gottesdiensten besteht im Vorhandensein der Sprechgesänge, die im Dialog mit den Gläubigen vorgetragen werden. Dieses Element fehlt in den württembergischen Gottesdiensten. Der württembergische Gottesdienst ist ein reiner Predigtgottesdienst mit Liedern, die aber allein von den Gläubigen, oder dem Kirchenchor vorgetragen werden und steht in der Tradition der Schweizer Reformatoren Zwingli und Calvin, die eine stärkere Abkehr von der römisch-katholischen Messe etablierten und alle Elemente dieser Messe ablehnten.

Joker die Definition hast Du selber im Thread http://www.siebenbuerger.de/ubb/Forum1/HTML/000304.html
veröffentlicht, warum fragst Du erneut danach?

Zitat:

Beispiel Kirchen und Glaubensordnung: Welche Unterschiede, unabhängig von den verschiedenen Konfessionen gibt es?

Sorry, diese Frage verstehe ich nicht so ganz aber diese Unterschiede sind nun mal abhängig von den Konfessionen, oder?
Gruß.

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Biervampir
unregistriert
erstellt am 03.01.2006 um 11:40 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat:
Original erstellt von joker:

Beispiel Esskultur: Stimmt es dass die Sachsen immer zuerst eine Suppe gegessen haben und dann zweiten Gang?


Ob das bei den Sbg. Sachsen so war, weiss ich
nicht, vermute es aber. Bei den Donauschwaben war es so (ist z.T. auch noch heute so), ich denke es war allgemein so üblich in früheren Zeiten (das hörte ich auch von vielen älteren Schwaben,Pfälzern und Badenern), will damit sagen, dies ist bestimmt nichts spezifisch Sbg Sächsisches.

PS: Da es mein erster Beitrag in diesem Jahr ist, allen ein frohes neues Jahr, un an nou fericit, boldog uj evet.

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der Ijel
Mitglied

Beiträge: 455
Von:
Registriert: Apr 2004

erstellt am 07.02.2006 um 20:37 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von der Ijel anzusehen!   Klicken Sie hier, um der Ijel eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Wörtlich genommen bleiben folgende Sprüche UNSICHTBAR. Sie befinden sich alle in einem Koffer-- "im Unsichtbaren Gepäck"-- bis sie irgendwann jemanden wieder mal interessieren

SPRÜCHE
von Wandbehängen Bettdecken und Tischtüchern abgelesen.
1. Alle lieben Engelein, mögen deine Wächter sein.
2. Herr bleibe bei uns denn es will Abend werden.
3. Beklage nie den Morgen der Müh und Arbeit bringt,
es ist so schön zu sorgen, für Menschen die man liebt.
4. Der uns behütet schläft nicht, drum schlafet alle ruhig ein,
Gott wacht für alle Groß und klein.
5. Der Mensch braucht ein Plätzchen, und wär´s noch so klein,
von dem er kann sagen, sieh her das ist mein,
hier leb ich,hier lieb ich hier ruh ich mich aus,
hier ist meine Heimat hier bin ich Zuhaus.
6. Streut Blumen der Liebe bei Lebenszeit,
und bewahret einander vor Herzeleid.
7. Such dein Glück nicht allzu weit, es liegt in deiner Häuslichkeit.
Sofia Antoni Kloostorf 1907.
8. Hunger ist der beste Koch.
9. Sorg doch sorge nicht zu viel, es kommt doch so wie Gott es will.
10. Oftmals wollt ich schon verzagen, denn ich dacht ich trag es nie,
und ich hab es doch getragen, aber frag mich nur nicht wie.
11. Ein frommes Herz ein frommer Mund,
macht glücklicher als Geld und Gut.
12. Es ist so schön zu sorgen für Menschen die man liebt,
13. Flüchtig sind des Lebens Tage, Erdensein ist wie ein Traum,
fülle nicht mit Sorg und Klage dieser Spanne kleinen Raum.
14. Gibt der Mann Recht seiner Frau, ist der Himmel rein und blau.
15. Grüss Gott tritt ein, bring Glück herein.
16. Scheint mir das Leben oft so trübe,
so tröstet mich nur Gottes Liebe.
17. Ordnung draußen Ordnung drin,
ist der Hausfrau kluger Sinn.
18. Mein trautes Heim, lass Herr gesegnet sein.
19. Mein Heim mein kleines liebes, voll Sonne und voll Ruh,
wie eil ich deinem Frieden, am Feierabend zu.
Katharina Römischer Hetzeldorf.
20. Morgenstund hat Gold im Mund.
21. Rein wie Gold und Edelstein, ist Mutterliebe ganz allein.
22. Rein die Hände rein der Mund, rein das Herz zu jeder Stund.
23. Sparen und schonen, tut überall lohnen.
24. Mein Haus ist meine Welt, Grüß Gott wem´s drin gefällt.
25. Wenn Sonntags die Glocken dich feierlich locken,
ins Haus des Herrn, so folge du gern.
26. Wenn du im Herzen Frieden hast
wird dir die Hütte zum Palast.


Unsichtbares Gepäck….oder wann und wo kann es ans Licht gebracht werden ?

[Dieser Beitrag wurde von der Ijel am 14.08.2006 editiert.]

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