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Thema: Kommentar: Pädagoge Hans Mieskes mit Bundesverdienstkreuz geehrt
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Klaus Popa Mitglied Beiträge: 314 Von:BRD, 59909 Bestwig Registriert: Apr 2001
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erstellt am 29.04.2001 um 09:01 Uhr
Sehr geehrter Siegbert Bruss,Ehrungen hin, Ehrungen her, mein Standpunkt in dieser Angelegenheit (vgl. Cloos-Gedenkserie von Hans Bergel und meine und Joh. Böhms Stellungnahmen in der "Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik) dürfte Ihnen bekannt sein. In diesem Sinn weist Ihr Artikel bedenkliche schwarze Stellen im Lebenslauf von Hans Mieskes auf, die wohl auch dem Kabinett des Bundespräsidenten von der Lobby, die hinter der Bundesverdienstkreuz-Verleihung steht, geflissentlich verschwiegen wurden. Denn im Fall Mieskes wiederholt sich das, was seit der Gründung der BRD Gang und gäbe ist, durch Verleihungen von Bundesauszeichnungen eigentlich auch die braune Vergangenheit der Bedachten - diesmal in klarer Unkenntnis - zu ehren, also zu rehabilitieren. Zur gegebenen Zeit werde ich die Zusatzinformationen veröffentlichen. Klaus Popa
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hanzy Administrator Beiträge: 1805 Von:Heisede Registriert: Sep 2000
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erstellt am 29.04.2001 um 13:54 Uhr
Das steht doch da, man muss nur _lesen können_."Nach Besuch der Honterusschule in Kronstadt absolvierte er das Evangelisch-theologische Lehrerseminar in Hermannstadt, 1935, studierte Erziehungswissenschaften, Theologie und Psychologie in Jena, wo er auch promovierte (1941) und sich auch habilitierte (1946)."
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Klaus Popa Mitglied Beiträge: 314 Von:BRD, 59909 Bestwig Registriert: Apr 2001
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erstellt am 29.04.2001 um 19:01 Uhr
Lieber hanzy,ich weiß nicht, was ich aus Deinem Kommentar "Das steht doch da, man muss nur _lesen können_." entnehmen soll. Ich finde in dem von Dir aus dem Bruss-Artikel zitierten Abschnitt geht nur hervor, daß Mieskes 1941 in Jena promovierte. Das soll also als Hinweis für braune Vergangenheit gelesen werden? Verstehe ich Dich recht? Klaus Popa
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hanzy Administrator Beiträge: 1805 Von:Heisede Registriert: Sep 2000
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erstellt am 29.04.2001 um 23:32 Uhr
"Der Artikel weist bedenkliche schwarze Stellen im Lebenslauf auf." Ich hab mir den Artikel erst daraufhin durchgelesen, und festgestellt, das da schwarze Löcher hineingedichtet wurden, wo keine sind. Promotionsthema wäre vielleicht interessant gewesen, da man über Psychologie und Pädagogik ziemlich viel zusammenschreiben kann. Aber irgendwo muss es doch bimmeln bei der Kombination, oder tut es das nur bei mir?IP: gespeichert |
Klaus Popa Mitglied Beiträge: 314 Von:BRD, 59909 Bestwig Registriert: Apr 2001
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erstellt am 30.04.2001 um 11:37 Uhr
Zitat: Original erstellt von hanzy: [B das da schwarze Löcher hineingedichtet wurden, wo keine sind.[/B]
Man muß ein bischen Gespür für Chronologie haben, um die "schwarzen Löcher" zu sehen. Was hat Mieskes z.B. 1941-145 getan? Bruss schweigt sich auch über die Flucht von Mieskes aus der damaligen Sowjetzone in die BRD im Jahr 1956 aus? Warum wohl? Das sind nur einige der Lücken, die Bruss in den Lebenslauf von Mieskes reißt. Es geht also nicht an, von "Bimmeln" voreilig zu sprechen, wenn es nicht dort "bimmelt", wo es sollte. Überhaupt warte ich auf die Antwort von Siegbert Bruss. Klaus Popa [Dieser Beitrag wurde von Klaus Popa am 30.04.2001 editiert.] IP: gespeichert |
Siegbert Bruss Moderator Beiträge: 68 Von:Deutschland, 80335 München Registriert: Feb 2001
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erstellt am 02.05.2001 um 10:36 Uhr
Sehr geehrter Herr Popa, Sie beschäftigen sich so intensiv mit der jüngsten Geschichte der Siebenbürger Sachsen, dass Sie den Zweck des kurzen Zweispalters über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Hans Mieskes verkennen. Sie wittern dabei absichtlich kreierte "schwarze Löcher" und unterstellen mir, ich würde die "braune" Vergangenheit des Pädagogen Mieskes - trotz besseren Wissens - verschweigen. Im Artikel wird in knappen Sätzen über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Hans Mieskes berichtet. Es bestand dabei kein Anspruch, den Werdegang und das Werk des Mannes ausführlich oder gar erschöpfend darzustellen. Sie haben sich offenbar genauer mit Dr. Mieskes beschäftigt und wollen nun etwas Kompromittierendes über seine jüngeren Jahre los werden. Wenn Sie das beabsichtigen, dann versuchen Sie bitte, ausgewogen zu argumentieren und fair zu bleiben.IP: gespeichert |
Klaus Popa Mitglied Beiträge: 314 Von:BRD, 59909 Bestwig Registriert: Apr 2001
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erstellt am 03.05.2001 um 07:18 Uhr
Sehr geehrter Herr Bruss, Zitat: dass Sie den Zweck des kurzen Zweispalters über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Hans Mieskes verkennen.
Zitat: und unterstellen mir, ich würde die "braune" Vergangenheit des Pädagogen Mieskes - trotz besseren Wissens - verschweigen.
Ich unterstelle Ihnen nichts, ich stelle lediglich die Mankos Ihres Lebensabrisses von H. Mieskes fest. Und ich kritisiere die bisherige Usance (Gewohnheit), Staatsauszeichnungen in Unkennntis der rechtslastigen Vergangenheit zu verleihen, was auch im Fall von Mieskes geschah. Doch ich beanstande nicht, dass Sie "trotz besseren Wissens" diese Vergangenheit verschweigen. Aus meiner Stellungnahme hätten Sie entnehmen sollen, dass ich auf sorgfältige Recherche großen Wert lege, die ich bei dem von Ihnen veröffentlichten Mieskess-Lebensabriss leider vermisse. Hier haben doch die „schwarzen Löcher“ ihren Ursprung. Zitat: ...und wollen nun etwas Kompromittierendes über seine jüngeren Jahre los werden.
Hier interpretieren Sie, Herr Bruss, etwas in die ganze Geschichte hinein. Mit den Vokabeln „etwas Kompromittierendes“ bringen Sie doch zum Ausdruck, dass Sie die „braune“ Lebenskomponente nicht nur im Fall Mieskes, sondern allgemein als für die betreffenden Personen „kompromittierend“ betrachten. In diesem Sinn verstehe ich auch Ihr gewissermaßen flehentlich klingendes Schlussappell, ich solle versuchen, „ausgewogen zu argumentieren und fair zu bleiben.“ Auch will ich nichts "los werden", sondern auf Lebensfakten benennen, was Sie doch versäumt haben. Auch können Sie nicht bestreiten, dass die Verleihungspraxis der Bundesstellen, selbst die der Landsmannschaft und sämtlicher Organisationen des Vertriebene- und Flüchtlingsspektrums, indem sie die braune Vergangenheit der Bedachten verschweigt, sei es nun aus Unkenntnis oder aus Wahrheitscheue, eigentlich auch diesen jeweiligen Lebensabschnitt ehrt, also wertmäßig auf dieselbe Ebene mit den Verdiensten späterer Jahre hievt, was vollkommen abwegig ist. Auf diese Weise erfolgt doch eine mit Mitteln des wissentlichen – oder unwissentlichen – Beschweigens erzielte Rehabilitierung des umstrittenen Lebensabschnittes, was in keiner Weise hinnehmbar ist. Auch sehe ich nicht ein, warum wir den bisher praktizierten Geist des eisernen Beschweigens brauner Lebensabschnitte ungestört weiterführen sollten. Denn, Herr Bruss, Ihre Entgegnung lege ich auch als Plädoyer für die Fortführung der bisherigen Gewohnheiten aus, aber ich meine, die Zeit ist reif, dass die SbZ sich endlich dieser schlechten Gewohnheiten entledigt. Und schließlich gehören die mit NS- belasteten Lebensabschnitte zu der betreffenden Person und sind als Lebensfakten zu behandeln und zu würdigen. Auch in diesem Punkt, Herr Bruss, sind Sie in der Pflicht der Leserschaft geblieben. Klaus Popa
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Klaus Popa Mitglied Beiträge: 314 Von:BRD, 59909 Bestwig Registriert: Apr 2001
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erstellt am 07.05.2001 um 13:47 Uhr
Johann Lauer schrieb am 06.05.2001 im Diskussionsforum "Vergangenheitsbewältigung": Zitat: Klaus Popa hat gesagt, dass Hans Mieskes aufgrund seiner braunen Vergangenheit das Bundesverdienstkreuz nicht verdient. Er hat angekündigt näheres zu sagen, es kam aber nichts. Ich weiss nicht, mit welchen Taten oder Worten sich Herr Mieskes disqualifiziert hat.
Ich habe die Bitte an die Forumsleser, mich aufzuklären, wo ich mich dahingehend geäußert hätte, daß Mieskes das Bundesverdienstkreiz nicht verdient? Auch möchte ich aufgeklärt werden, wo in meinen bisherigen Worten zum Fall Mieskes ich mich "disqualifizierend" äußerte? Im übrigen erwarte ich eine Entgegnung von S. Bruss zu meiner vorangehenden Stellungnahme. ------------ Klaus Popa [Dieser Beitrag wurde von Klaus Popa am 07.05.2001 editiert.] [Dieser Beitrag wurde von Klaus Popa am 07.05.2001 editiert.] IP: gespeichert |
Klaus Popa Mitglied Beiträge: 314 Von:BRD, 59909 Bestwig Registriert: Apr 2001
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erstellt am 10.05.2001 um 20:02 Uhr
Die von S. Bruss ausgeblendete Berufsstation von Hans Mieskes Zitat: Nach Besuch der Honterusschule in Kronstadt absolvierte er das Evangelisch-theologische Lehrerseminar in Hermannstadt, 1935, studierte Erziehungswissenschaften, Theologie und Psychologie in Jena, wo er auch promovierte (1941) und sich auch habilitierte (1946). Er arbeitete als Assistent des berühmten Professors Peter Petersen, war stellvertretender Leiter von dessen international bekannter Forschungsschule (Jenaplan) und nach dessen Tod 1952 auch Institutsleiter. In den Jahren 1948 bis 1956 entwickelte er eine umfangreiche Praxis in der von ihm gegründeten „Abteilung für Wissenschaftliche Erziehungsberatung und Pädagogische Therapie“ in Jena.
Nun soll zunächst die chronologische Lücke 1941-1945 in diesem durch S. Bruss entworfenen Lebenslauf von H. Mieskes ausgefüllt werden und weitere aufklärende Anhaltspunkte für die braune, nach 1945 extrem rechte Position von Mieskes geliefert werden. Dieses erfolgt unter Beachtung des in der „Vergangenheitsbewältigungs“-Diskussion bereits erwähnten Prinzips, daß Zitat: entscheidend für die Einstufung der einzelnen Fälle, ob in der NS-, ob in der kommunistischen Diktatur, nicht der Einzelne selbst, sondern das soziale und politische Umfeld ist, in dem der sich in der zur Diskussion stehenden Zeit bewegte. Und weil Mieskes als Beispiel angeführt wurde, so wird er wohl, sobald ich die entsprechenden Daten zusammenfasse, das klare Beipiel dafür liefern, wie entscheidend für die Zuweisung des Einzelfalles die genannten Umfelder sind.
Zum 65. Geburtstag von Mieskes schreibt Winfried Klinke in der „Südostdt. Vierteljahresschrift“, Folge 2/1980, S.96: Zitat: Sein Studium beendet er mit dem Dr. phil. und dem Theologischen Staatsexamen 1941. Als Assistent arbeitete er am »Institut für Sozial- und Völkerpsychologie« der Karls-Universität in Prag, kehrte nach dem Krieg 1945 nach Jena zurück [...]
S. Bruss erwähnt den Zitat: berühmten Professor Peter Petersen
, dessen Assistent Mieskes war und nach dessen Tod 1952 er an die Führung von dessen Institut gelangte. Wie verhält es sich nun mit der Zitat: international bekannten Forschungsschule (Jenaplan)
des Prof. Petersen? Die doppelbändige Arbeit von Wolfgang Keim, Erziehung unter der Nazi-Diktatur , Darmstadt 1997, reiht die Jenenser Richtung in die Reihe der zahlreichen reformpädagogischen Konzepte und Modelle ein, die in der Weimarer Republik (bis 1933) entwickelt wurden. Ihnen gemeinsam war die Überbetonung des ERLEBENS, zum Nachteil der „Einsicht“, des „Verständnisses“ oder „diskursiver Fähigkeiten“, [Keim, I.Bd., S.39). d.h. der geistigen, abstrakten, intellektuellen Lehr- und Lernweise, die von den rechtsradikalen politischen Kreisen, zu denen auch die Nazis zählten, als „judäisch“ und „intellektualistisch“ verschrieen wurden. Bei Petersen spielten „die Atmosphäre der Klasse als Schulwohnstube, das Schulleben mit Spiel und Feier“, „die am Vorbild der patriarchalischen Familie orientierte Schulordnung“ eine erstrangige Rolle [Keim, ebenda]. Keim betont, daß der „Jena-Plan“ „nicht nur individuelle Förderung“ zum Ziel hatte, „sondern zugleich Widerherstellung“ einer anti-liberal, anti-demokratisch und anti-parlamentarisch [also anti-Weimar (Anm. K.P.)] strukturierten „völkischen“ Lebensordnung [...]“. „Nach 1933 vertrat Petersen außerdem Positionen, die sich mit einer kindzentrierten Reformpädagogik kaum mehr vereinbaren ließen. So forderte er Anfang 1934 „typische Züge des Politisch-Soldatischen im deutschen Lehrer auszubilden“ (vgl. Julius Duldners Rede in der „Vergangenheitsbewältigung“-Diskussionsforum), und nannte dabei als Vorbilder preußische Wehrerziehung, Haltung und Gesinnung des Frontsoldaten sowie Korpsgeist von SA und SS“ [Keim, I.Bd., S.122]. Also durchgängige MILITARISIERUNG der Schulerziehung im reinsten NS-Geist. So angelegt, konnte Petersens Jena-Planschule ungehindert in der NS-Zeit weiterbestehen. Petersen verfaßte u.a. auch den Aufsatz Die erziehungswissenschaftlichen Grundlagen des Jenaplanes im Lichte des Nationalsozialismus (1935), wo er schreibt, daß er das Schulleben dem „nordisch germanischen“ Menschen gemäß gestalte und daß seine „Erziehungswissenschaft von je her offen für alle Forderungen der Hygiene und Eugenik, der Rassenlehre und der Erbwissenschaft“ gewesen sei [Keim, II.Bd., S.97]. (zum nordisch-germanischen Element vgl. die Ausführungen von Harald Krasser im „Vergangenheitsbewältigungs“-Forum). Der Einschlag der NS-Rassenlehre in Petersens Jena-Plan ist also gesichert. Wolfgang Keim bemerkt, daß Petersens Jena-Plan, trotz seiner NS-Andienung zwischen 1933 und 1945 „bis heute als bekanntester Vertreter der Reformpädagogik gilt“ und dadurch einflußreich geblieben ist [Keim, II.Bd., S.374]. Dazu hat sicherlich auch H. Mieskes seinen Beitrag geleistet. Allerdings ist die Frage angebracht, ob die Verdienste dieses Erziehungskonzepts, also auch seiner Vertreter, angesichts seines braunen Engagements, nicht ein grobes Mißverständnis sind. Daß H. Mieskes dem militaristischen Geist des „Jena-Planes“ treu blieb, bezeugt sein Buch Kriegsspielzeug und martialischer Geist , Bamberg 1981, rezensiert von Hans Bergel in den „Südostdeutschen Vierteljahresblättern“, Folge 2/1982, S.176. Der Rezensent bescheinigt Mieskes „ungewöhnlich viel Zivilcourage“. Doch die „völlig ideologiefreie Sachbezogenheit“ darf, zumindest bei diesem Buch, angezweifelt werden. Dem „landläufigen“ Vorwurf, Mieskes plädiere für eine „Erziehung zum Krieg“, stellt Hans Bergel entgegen, der Autor weise sich hier „wieder einmal als unkonventioneller, sachausgerichteter, selbständiger Denker und Analytiker aus“, der gegen die bundesrepublikanische Befangenheit im Umgang mit diesem Gegenstand zu Felde zieht. Mieskes plädiere für Nüchternheit bei der Betrachtung und Untersuchung des Kriegsspieles. Bergel vermeint, Mieskes decke mit „feinem, überlegenem Spott“ „ebenso haltlose wie gängige Klischees“ auf. Solchen apologetischen (lobhudelnden) und relativierend-verharmlosenden Betrachtungen kann man nur mit derselben Verwunderung begegnen, wie der von Mieskes hier ganz im militaristischen Geist des Jena-Planes erfolgten Stoffwahl seines Buches. S. Bruss unterläßt es, die Tätigkeit von Hans Mieskes zwischen 1941-1945 am „Institut für europäische Völkerkunde und Völkerpsychologie“ (nicht „Institut für Sozial- und Völkerpsychologie“, wie es Winfried Klinke nennt) zu benennen. Die Berufung von Mieskes nach Prag scheint mit der vom Reichsicherheitshauptamt (RSHA), der SS-Zentralbehörde, betriebenen personalpolitischen Besetzung der Deutschen Karls-Universität mit „einem SD [Sicherheits-Dienst] loyalen Kader von Hochschullehrern“ [Karl Heinz Roth, Heydrichs Professor. Historiographie des »Volkstums« und der Massenvernichtungen: Der Fall Hans Joachim Beyer , in: Peter Schöttler (Hg.), Geschichtsschreibung als Legitimationswissenschaft 1918-1945 , Frankfurt a.M.. 1997, S.298] erfolgt zu sein. Der Chef von Mieskes war Rudolf Hippius, der 1942 einen Lehrstuhl für Sozial- und Völkerpsychologie in Prag besetzte [Roth, S.299]. Im Mai 1942 konnte der Reichsprotektor Heydrich der Reichskanzlei melden, daß die Deutsche Karls-Universität geeignet war, „die Kapazitäten für die raum- und volkstumspolitische Zukunftsplanung des Protektorats [Böhmen-Mähren] und darüber hinaus die »völkerkundliche« Einordnung aller »Ost- und Südostvölker« in die Nachkriegsvisionen des RSHA zur Verfügung zu stellen.“ [Roth, ebenda]. Mieskes stand im Prager Institut und am Lehrstuhl für Sozial- und Völkerpsychologie zweifelsfrei im Dienste dieses politischen Zieles, das mit „einer rassenbiologisch, sozialanthropologisch und völkerpsychologisch orientierten Selektionswissenschaft“ [Roth, S.307] verwirklicht werden sollte. Die Annahme liegt nahe, daß Mieskes auf den südosteuropäischen Raum spezialisiert war. Karl Heinz Roth stellt fest, daß „Die endgültige Synthese und Ausweitung dieser Forschungen auf das gesamteuropäische Umsiedlungs- und Germanisierungsprojekt“ „dem von [Hans Joachim] Beyer und Hippius geleiteten Institut für europäische Völkerkunde und Völkerpsychologie vorbehalten“ blieb [Roth, S.307; weitere Details S. 307ff.]. Mieskes war also als Hochschulkraft und Forscher in seiner Sparte an den menschenfeindlichen raumplanerischen Projekten der SS in Richtung Slawentum und Regermanisierung beteiligt. Das Institut für europäische Völkerkunde und Völkerpsychologie, der Arbeitsplatz von Hans Mieskes, bildete nicht zufällig den Kern der bis zum Sommer 1944 gegründeten acht Forschungsinstitute, die in Prag errichtet wurden [Roth, S.304]. Es liegt nun bei Hans Mieskes, uns über seine eigentliche Tätigkeit an der Deutschen Karls-Universität aufzuklären. -------------------- © Klaus Popa [Dieser Beitrag wurde von Klaus Popa am 10.05.2001 editiert.]
[Dieser Beitrag wurde von Klaus Popa am 11.05.2001 editiert.] IP: gespeichert |
klaus.danielis@gmx.de Mitglied Beiträge: 0 Von: Registriert: Dez 2004
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erstellt am 11.05.2001 um 09:35 Uhr
Lieber Klaus Popa, da kann man nur sehen und staunen wie allumfassend und katastrophal die "Macht der Überväter" auch heute noch ist; sie wirkt sich nicht nur auf die Söhne aus sondern auch auf die Enkel, wohmöglich auch auf die Uhrenkel. Es wird mir immer bewuster wie wichtig diese Debatte, die ja eng verflochten mit der "Vergangenheitsbewältigung" ist, sein kann und sein soll. Erschreckend immer noch die recht bescheidene Beteiligung an und um dies Thema. Wenn von Siegbert Bruss jetzt keine ausführliche Erklärung und Entschuldigung, mit eindeutiger Distanzierung zu seinem Ausrutscher, für sein fahrläßiges Schreiben kommt, so hat er sich endgültig für die Stelle eines Redakteurs disqualifiziert und sollte sich ... Mieskes hatte in den 80ger Jahren ein "Grundsatzprogramm der Siebenbürger Sachsen", herausgegeben. Darin hatte ich damals einiges markiert: ..., den innern, menschlichen Zusammenhalt aller Sachsen ... Wir sind Deutsche als Sachsen und bleiben Sachsen als Deutsche, in beiderlei Gestalt verläßliche Bürger unseres jeweiligen neuen Heimatlandes. ... Wir brauchen eine Politik nicht nur der Bewahrung, sondern eine operative Politik der Wiederbelebung, der Zukunft. ... Gruppenegoismen dürfen wir in unsern Reihen nicht dulden. ... Es gibt keine Zweifel, dass die Landsmannschaft im Geltungsbereich einer Volksgruppe in eine andere Position rückt, als sie es bislang inne hatte. usw. usf. - Ende der Zitate. Als ich die zitierten Stellen markierte wuste ich nichts von Mieskes Vergangenheit - hatte nur ein laues Gefühl im Magen. Zu diesem Programm gab es dann einen kleinen Verbandstag (zur Halbzeit), in Köngsvinter/Taunus - so ein Aufwand - Herausgekommen ist eigentlich nichts, damit der "Übervater" doch noch zu einer Genugtuhung kommt verabscheidete der Verbandstag von 1989 in Ingolstadt die nun vom Programm zu den "Leitgedanken für Siebenbürger Sachsen" umgetaufte Mieskesschrift welche mit einem Vorwort von Dr. Wolfgang Bonfert Voritzender der Föderation der SbS und Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der SbS in Deutschland e.V. versehen ist, darin heißt es unter anderem: Mögen diese Leitgedanken jedem dienen, der sich früher oder später der Wertbestimmung durch seine Herkunft erinnert und nach deren Maßstäben sucht. Zitatende Eigentlich dürfen wir uns gar nicht wundern über die Fortdauer der braunen Vergangenheit bis in die Zukunft. Gruss - Danielis IP: gespeichert |
Klaus Popa Mitglied Beiträge: 314 Von:BRD, 59909 Bestwig Registriert: Apr 2001
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erstellt am 11.05.2001 um 10:24 Uhr
Lieber Herr Danielis,Ihre Beiträge sind von unermeßlicher Bedeutung. Abermals zeigt sich, daß die Rettung klar rechtsradikalen Gedankenguts in die Zukunft von den Genannten als die einzige mögliche Option für die Zukunft der Siebenbürger Sachsen betrachtet wird. Und woher dieses Gedankengut kommt, muß nicht weiter hervorgehoben werden. Die Kontinuität ist jedenfalls perfekt! Klaus Popa IP: gespeichert |
bonifatius Mitglied Beiträge: 58 Von: Registriert: Mai 2001
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erstellt am 11.05.2001 um 17:35 Uhr
Nach der Lektüre der Beiträge zu diesem Thema stelle ich fest, dass die Siebenbürger Sachsen wahrlich gut in der Gesellschaft Deutschlands integriert sind. Demnach suchen auch sie Antworten auf Fragen, die sonst keiner mehr stellt.IP: gespeichert |
klaus.danielis@gmx.de Mitglied Beiträge: 0 Von: Registriert: Dez 2004
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erstellt am 11.05.2001 um 19:30 Uhr
Nach "SACHS" nun endlich einen "BONIFATIUS" TOLLE TERMINOLOGIE Wenn diese Leute auch etwas zu sagen hätten?IP: gespeichert |
klaus.danielis@gmx.de Mitglied Beiträge: 0 Von: Registriert: Dez 2004
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erstellt am 21.05.2001 um 15:59 Uhr
Lieber Bonifatius, zur zeit bedauere ich meine heftige Reaktion auf Ihren Beitrag und bitt Sie mir dafür nicht nachtragend zu sein - es war sicher nicht schlecht gemeint, nur eben zu grob - entschuldigung. Kommen Sie doch zrück in den Kreis der hier Disskutierenden. Gruss - DanielisIP: gespeichert |
bonifatius Mitglied Beiträge: 58 Von: Registriert: Mai 2001
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erstellt am 25.05.2001 um 20:24 Uhr
Hallo Herr Danielis, schöne Einsicht. Ich habe aber nichts weiter zu sagen, als dass "Bonifatius" der lateinische und urkundlich belegte Ursprung meines heutigen Familiennamen ist. Wie Sie sehen, können Aussagen einen tieferen Sinn haben, der auf Anhieb nicht gleich erkennbar ist. Und ein "Bonifatius" hat auch was zu sagen, selbst wenn Sie das in Frage stellen. Ich denke schon, dass mein vorhergehender Beitrag von elementarer Aussagekraft ist, sowohl der Bezug zw. Sachsen und "Reichsdeutschen" als auch zum Umgang, mit unserer Vergangenheit. Die Vergangenheit meiner Familie ist - wie Sie sehen - mir bestens bekannt. Und, ich greife in modernen Medien wie dem Internet darauf zurück. Ich glaube mit der Vergangenheit umgehen zu können ohne irgend etwas zu verheimlichen.IP: gespeichert | |