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Vergangenheitsbewältigung (Seite 1)

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Autor Thema:   Vergangenheitsbewältigung
Klaus Popa
Mitglied

Beiträge: 314
Von:BRD, 59909 Bestwig
Registriert: Apr 2001

erstellt am 17.04.2001 um 20:20 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Klaus Popa anzusehen!   Klicken Sie hier, um Klaus Popa eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Liebe Forums- und Diskussionwillige,

hier die Begleitworte für ein neues Diskussionsthema, das hoffentlich viele Teilnehmer motiviert und zu einer förderlichen Diskussion ühren wird.


Teilnehmer an der Forumsdiskussion um den Leitartikel von Horst Göbbel in der SbZ haben auf die Notwendigkeit der Diskussion um die Vergangenheitsbewältigung hingewiesen. Doch was ist das, „Vergangenheitsbewältigung“ und wie wird die bewerkstelligt? Es mag sein, dass dieser Begriff nicht gerade hilfreich ist, um die Jüngeren unter uns mit der in vielen Punkten schwierigen Zeit zwischen 1919-1945 vertraut zu machen. Deshalb soll unser Diskussisonsangebot in mittlerer Sicht schlicht und einfach nur auf Tatsachen hinweisen, diese benennen und auch erklären. Es handelt sich nämlich durchwegs um historische Fakten, die systematisch totgeschwiegen wurden. Allerdings vermeint der Moderator, dass es durchaus sinnvoll ist, die Hintergründe zur Diskussion zu stellen, welche diese Scheuklappenpolitik bestimmten, in erster Linie von Seiten der Landsmannschaft jahrzehntelang betrieben. Als weiteres Muss unserer Diskussion sind die Beweggründe einzustufen, die die junge Generation der 20er und 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts, d.h. die Großväter und Väter der heute im mittleren Alter Stehenden, dazu veranlasste, sich das Gedankengut der damaligen Rechten zueigen zu machen und dann auch zu ihrem Lebensinhalt zu erheben.
War das bloß Verblendung, im deutschen Volk, in dessen Wertschöpfungen, in dessen angeblich überlegener Sittlichkeit von Pflicht, Treue, Opferbereitschaft, Heldentum, Gemeinschaftssinn usw. den Inbegriff des Höchsten, des aller Heiligsten, der „letzen Wahrheit“ zu erblicken? Wenn ja, dann müssen die Erklärungen her. Und aus dieser Fragestellung leiten sich alle anderen Fragen ab, welche wir der Zeit von 1919-1945 stellen sollten. Dabei ist nicht ausschlaggebend, wie wir diese Fragen stellen, sondern wie wir sie zu beantworten versuchen. Es muss nämlich zweierlei beachtet werden: wir müssen versuchen, unsere Fragen zunächst nicht aus der Perspektive unserer Zeit zu stellen, die ganz andere Wertvorstellungen und Ziele sowohl für den Einzelnen wie auch für ganze Menschengruppen (Völker, Nationen) hat als die 20er und 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Das ist Voraussetzung dafür, dass wir sachgerechte Erklärungen und Antworten finden, um dann im nächsten Schritt den Versuch unternehmen zu können, jene rechtslastige Welt von innen heraus, d.h. von ihren ideologischen Grundlagen und Prioritäten her zu begreifen. Erst dann wird die Gegenüberstellung jenes Zeitgeistes und seiner Ausschreitungen mit unseren heutigen Vorstellungen und Prioritäten wie Menschenrechte, Demokratie, Umweltschutz, Rationalisierung, Globalisierung usw. positiv ausfallen.
Es wird sich beispielsweise herausstellen, dass die Weigerung der mit NS-Gedankengut Belasteten und in dessen Namen aktiv Gewesenen sich im Nachhinein offen dazu zu bekennen, in der Hauptsache darauf zurückzuführen ist, dass sie die absolute Niederlage der NS-„Religion“ niemals zur Kenntnis nehmen wollten, weil das auch das Eingeständnis des eigenen, persönlichen und des Versagens der eigenen „Volksgruppe“ bedeutet hätte. Das zuzugeben hätte auch bedeutet, sich eingestehen zu müssen, dass man eben auf der falschen Seite stand in der ideologischen und kriegerischen Auseinandersetzung. Also zog man vor, sich weiterhin der Realität zu verweigern und in der Scheinwelt von Überlegenheit, blindem Zukunftsglauben und deutschzentrierter Besserwisserei zu verharren.
Dann ist auch die Frage zu stellen, wieso diese „Ehemaligen“, Unbelehrbaren, ewig Gestrigen sich in aller Seelenruhe zu Interessenvertretern der in Deutschland und Österreich lebenden Siebenbürger Sachsen emporschwangen und auf anmaßende Weise sich auch zu Sachwaltern der noch in Rumänien verharrenden, absolutern Mehrheit unserer Landsleute erklärten.
Der Moderator der „Vergangenheitsbewältigungs“-Diskussion ist zuversichtlich, dass das Fragen- und- Antworten-Verfahren zu guten Ergebnissen führen wird. Ich bitte die Diskussionsteilnehmer, sich an den zuweilen sehr weitläufig anmutenden Fragestellungen nicht anzustossen, weil das Vordringen in medias res – in den Kern der Sache - bekanntlich stufenweise zu erfolgen hat. Doch vorerst beschränke ich mich darauf, die Diskussionsteilnehmer zu bitten, sich frei zum vorgeschlagenen, eigentlich überfälligen Diskussionsthema zu äußern.

Klaus Popa

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klaus.danielis@gmx.de
Mitglied

Beiträge: 0
Von:
Registriert: Dez 2004

erstellt am 17.04.2001 um 23:10 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Lieber Herr Popa,
zur Eröffnung ideses Theams möchte ich Ihnen gratulieren, wünsche eine rege Beteiligung mit vielen Antworten und sehr vielen Lesern; möge dieses Thema dazu beitragen, dass die Kulturnation der SbS der Staatsnation der Rumänen etwas aufgeschlossener begegnen kann und dass die Scheuslichkeiten der NS-Zeit auch endlich als solche gesehen werden.
Ihr Eröffnungwort scheint mir sehr anspruchsvoll, zu hoch gesteckt, zu wissenschaftlich zu sehr über die Köpfe und das Verständnis der Nichtfachleute hinaus.
Für meinen Teil möchte ich es empirisch, gefühlsmäßig angehen. Für die Wissenschaft gibt es ja Spezialisten.
Was nützt es die damalige Rechtstlastigkeit zu begreifen?
- Es gibt Landsleute, m. E. nach viel zu viele, die weiterhin die NS-Zeit glorifizieren und jegliche entgegengesetzte Meinung weit von sich weisen.
- Und es gibt Landsleute, zu denen ich mich gehörig fühle die das alles verabscheuen und überhaupt keine Rechtslastigkeit begreifen wollen und können.
Der Begriff "Vergangenheitsbewältigung" (Vb)korreliert überhaupt nicht mit meiner aktuellen Verfassung. Diese möchte ich kurz schildern:
Vor 14, bzw. 21 Monaten starben zwei mir sehr nahestehende Frauen, die das 20. Jh. zu über 90 % erlebt haben. Eine war stets politisch engagiert, der "Zusammenbruch" von 45 bedeutete für sie Weltuntergang, die rumänische Sprache zu benutzen stand unter ihrer Würde und unser Staatsvolk war für sie etwas minderwärtiges. Die Zweite hat sich niehmals für Politik interessiert, hatte aber Respekt vor der Kultur des rumänischnen Volkes und benutzte, solange sie reden konnte sehr gerne diese Sprache.
Während der letzten zwanzig Jahre lebten diese beiden Frauen in meiner nächsten, räumlichen Nähe. Unsere zeitweise täglichen, aber auch nur wöchentlichen Gespräche drehten sich immer um Sb. und das dortige Geschehen der letzten 60 - 80 Jahre.
Nun hatten sie uns beide verlassen.
Mit meiner Frau mussten wir einen Wohnungswechsel durchführen und hatten beschlossen die angesammelten Erinnerngstücke in der neuen Wohnung nicht mehr zu berücksichtigen. Nach der Losung: "Nach zwanzig Jahren endlich Schluss mit Vergangenheitsbewältigung".
Einerseits hatten wir die beiden Frauen als Wissensträger ausgenutzt, andererseits wurde die Vergangenheitsbewältigung wegen ihnen und ihnen zu Liebe betrieben.
Was nun?

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Klaus Popa
Mitglied

Beiträge: 314
Von:BRD, 59909 Bestwig
Registriert: Apr 2001

erstellt am 18.04.2001 um 08:05 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Klaus Popa anzusehen!   Klicken Sie hier, um Klaus Popa eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Lieber Herr Danielis,

sie mögen Recht haben, daß die einführenden Worte etwas zu wissenschaftlich ausgefallen sind. Das sollte aber wirklich an dieser Diskussion Interessierte nicht davon abschrecken, die Einleitung durchzulesen und dann ihre Gedanken niederzuschreiben.

Ihren Feststellungen, daß es Landsleute gibt, die weiterhin ihre in Siebenbürgen, im Banat oder im "Reich" verbrachte NS-Zeit vergöttern, ist richtig. Doch gefährlicher ist es, daß dieser Geist auch in einem Teil der jungen Generation weiterspukt, vor allem der akademischen Jugend, in deren Obhut sich die Kulturpflege in Gundelsheim und z.T in München (Südostdt. Kulturwerk) befindet. Diese Leute sind zumindest dem Geist der Verweigerung, der Dialogunwilligkeit, des Vertuschens, der Geschichtsfälschung verfallen (ausführlich darüber auf meiner "Kritische Blätter"-Seite).

Die Alten davon zu überzeugen, von ihrer NS-Verehrung abzufallen, ist unmöglich, die genannten Jungakademiker vom Gegenteil ihrer Kulturpolitik zu überzeugen ist ebenfalls aussichtslos, doch die andere Jugend kann und muß über die eigentlichen Sachverhalte informiert werden, vor allem über die ideologische Verbohrtheit, die ja letztendlich zu den "Scheußlichkeiten" und Übertreibungen führten.

Ich warte nun noch auf weitere Meinungsäußerungen, weil die Leserstatistik zig Leser, allerdings bisher nur Sie als Dialogpartner ausweist. Dann werde ich ein Fallbeispiel nennen, einige Betrachtungen dazu anstellen und Fragen stellen, und dann sehen wir weiter.

Grüße,
Klaus Popa

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klaus.weinrich
Mitglied

Beiträge: 25
Von:Deutschland
Registriert: Okt 2000

erstellt am 18.04.2001 um 11:04 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von klaus.weinrich anzusehen!   Klicken Sie hier, um klaus.weinrich eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo Klaus Popa,
hallo Klaus Danielis

eine gute Idee, ein mutiger Anfang und nicht zuletzt eine vielversprechende Eröffnung dieses so heiklen, gleichwohl aber unabweisbaren Themas - Glückwunsch, Klaus Popa!
Ohne jeden Anspruch an Systematik oder Vollständigkeit möchte ich nur einige Anmerkungen notieren, die mir zum Auftakt dieser Diskussion einfallen.

Die Vergangenheitsbewältigung (bzw. Nicht-Bewältigung) der NS-Zeit in unserer kleinen Gemeinschaft weist ja viele Gemeinsamkeiten mit dem späteren Umgang mit dieser Zeit in Deutschland selbst auf, hat aber natürlich auch ihre Besonderheiten. Die Diskussion wird also einerseits in die generelle Problematik dieser Vergangenheitsbewältigung eingebettet sein müssen, andererseits das Spezifische der siebenbürgisch-sächsischen Rolle in der NS-Zeit und des späteren Umgangs mit dieser Rolle beleuchten müssen. Da tut sich ein weites Feld auf ...

Übrigens: „Aufarbeitung der Vergangenheit“ gefällt mir besser als „Vergangenheitsbewältigung“ - letzteres nimmt ja das Ergebnis („Bewältigung“) praktisch schon vorweg, bevor man sich überhaupt mit der Sache beschäftigt hat.

Ihre These, Herr Popa, mit der „NS-Religion“, deren Scheitern dann nicht zur Kenntnis genommen werden wollte, finde ich gut und gerade für die Siebenbürger Sachsen mit ihrer - ich sage das jetzt mal ganz salopp - „Deutschlandgläubigkeit“ sehr wichtig - vielleicht sogar noch wichtiger als für die Anhänger im Reichsgebiet selbst. Im Deutschen Reich selbst haben die Nazis es ja verstanden, die Leute auch etwa mit wirtschaftlichen Maßnahmen (Abbau der Arbeitslosigkeit etc.) und mit der Überwindung der „Schmach von Versailles“ für sich zu gewinnen - die Siebenbürger hatten von alledem recht wenig, so dass es bei ihnen ganz besonders auf die Überzeugung an sich ankam. Womit ich nun die Sachsen nicht zu den Erznazis schlechthin machen will, aber wie schon gesagt: Nach meiner Erfahrung haben sie (bzw. sehr viele unter ihnen) immer dazu geneigt, alles, was aus dem „Reich“ kam, anzubeten und für das Beste und Größte zu halten (das gilt übrigens mutatis mutandis auch für alles, was dann aus der Bundesrepublik kam - hier könnte auch noch ein sehr heikles Thema der Aufarbeitung harren).
Außerdem haben die Nazis es ja - trotz ihres programmatischen Atheismus - sehr wohl verstanden, die Macht pseudo-religiös anmutender Strukturen und Rituale für sich zu nutzen: Man denke nur an die SS mit ihren quasi-ordensartigen Strukturen und ihrem elitären Gehabe, deren Faszination (und weniger einer ideologischen Weltanschauung) auch Leute in Siebenbürgen erlegen sind, die ich persönlich noch kenne, aber auch an die als Massenrituale inszenierten Aufmärsche und Fackelzüge. An diesem, von Ihnen eingebrachten Punkt der „NS-Religiosität“ werden wir also sicher auch weitermachen müssen, da er gerade für die Sachsen mit entscheidend sein könnte.

Die Vorgänge müssen auf jeden Fall aus ihrer Zeit heraus verstanden werden, wie Sie ja sagen (man sollte sich nicht zum spätgeborenen „Richter“ aufschwingen, wie ich das verstehe). Hierin liegt auch eine Chance für die Anbindung dieser vergangenheitsbezogenen Diskussion an die Gegenwart (Sie sorgen dich ja um die Jüngeren): Wenn wir besser verstehen, wie „das“ damals passieren konnte, werden wir auch mit unseren eigenen, die Zukunft gestaltenden Entscheidungen anders, hoffentlich kritischer und verantwortungsbewusster, umgehen. Insofern sind Reflexionen dieser Art immer aktuell, wobei natürlich die Sache an sich - Aufarbeitung der NS-Zeit - weiter die zentrale Rolle spielen muss und nicht zu einem Paradigma für irgendwas abgewertet oder gar verhamlost werden darf.

Was nun die Art der Aufarbeitung betrifft, so habe ich hier im Forum noch Probleme: Sie, Herr Popa, haben ja einen stark wissenschaftlich orientierten Zugang gewählt, wie Herr Danielis zu Recht feststellt. Letztlich wird eine seriöse und fundierte Aufarbeitung dieses schwierigen Themas wissenschaftlich erfolgen müssen, gleichwohl bleibt abzuwarten, ob dieses Forum dafür die geeignete Plattform ist.

Autobiographisch geprägte Zugänge, wie Sie, Herr Danielis, sie bevorzugen, haben m. E. neben den wissenschaftlichen Ansätzen eine große Bedeutung, ja sie können dazu beitragen, dass man sich in den wissenschaftlichen Debatten nicht zu weit vom Boden der Tatsachen entfernt. Ich bin ja selbst auch kein Historiker (übrigens auch kein Germanist, sondern Mathematiker und Wissenschaftshistoriker - bei den hier zur Diskussion stehenden Themen also ein Laie), und ich glaube, dass wir beides einander ergänzend brauchen: Die Zeitzeugenberichte und die historisch-wissenschaftliche Aufarbeitung und Einordnung. Ich habe einmal selbst einen Aufsatz geschrieben, in dem ich - ohne wissenschaftlichen Anspruch - einfach herumexperimentiert habe, wie sich diese beiden Deutungsmuster zum Einklang bringen lassen (http://www.sibiweb.de/geschi/inselbruch.php3). Das Thema dieses Aufsatzes ist zwar nicht die NS-Zeit, sondern die Massenauswanderung, aber ich erwähne ihn hier ja auch nur, um zu unterstreichen, dass ich beide Zugänge für unentbehrlich halte, um zu einem geschlossenen Gesamtbild zu kommen (was nicht heißen soll, dass ich mit meinem Aufsatz ein solches erreicht hätte).

Viele Grüße


------------------
KW

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Klaus Popa
Mitglied

Beiträge: 314
Von:BRD, 59909 Bestwig
Registriert: Apr 2001

erstellt am 18.04.2001 um 11:51 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Klaus Popa anzusehen!   Klicken Sie hier, um Klaus Popa eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Lieber Klaus Weinrich,

ich gebe Ihnen Recht, neben die gewissermaßen wissenschaftliche "Aufarbeitung der Vergangenheit" soll auch die erlebte treten. D.h., daß Angahörige der Erlebnisgeneration oder diesen Nahestehende willkommen sind ihre Meinung zu unserem Thema zu äußern.

Die "Religiosität" ist in der Tat die Hauptdimension der Rezeption des NS durch die Rumäniendeutschen, wie allgemein durch alle "Auslandsdeutschen" jener Zeit. Das gilt sowohl für die nationalsozialistisch Aktiven als auch für den Großteil der Bevölkerung. Ein weiterer Aspekt ist noch grundlegend, den Sie, Herr Weinrich, ja auch ansprechen: wie tief ging nun das NS-Engagement auf der Ebene der Volksmasse und wie tief ging es bei den Amtswaltern.

Natürlich sind das nur einige Aspekte, die hoffentlich hier weiter vertieft werden, doch nicht nur durch uns, die Älteren, sondern auch durch die Jüngeren.

Grüße,
Klaus Popa

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ro
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Beiträge: 4
Von:
Registriert: Apr 2001

erstellt am 19.04.2001 um 10:54 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Lieber Klaus ( „ i “ * Weinrich , hallo usw. ;

fangen wir ( ich ) doch bei „Null“ an :

Das ( totgeschwiegene ) Thema ist für mich sehr interessant; meine Erinnerungen an Zeiten, in denen „die Opas “ militaristisch, deutschtümelnd von deutschem Heldentum gesprochen haben, sind durchaus präsent; sie haben bei mir – Gott sei Dank – keine bleibenden Spuren hinterlassen. !!

Aber jetzt zu „unserem“ Thema :

Es ist m. E. nach nicht wichtig auf welchem Niveau ein Thema zur Sprache kommt; Hauptsache man setzt sich damit auseinander, man stößt es zumindest an ! Respekt und Gratulation an die Initiatoren. Ich bin auch kein Historiker und auch kein „verkappter“ Germanist, mich interresiert es einfach ! Ich stelle mir nur die Frage warum „unser Sprachrohr,“ die SBZ derartige Themen nicht entsprechend aufgreift ?
Vielleicht wäre es gut - anstatt Saufgelagen bei „Heimatsortreffen“ ( klingt wie „Gesichtserker“ )- wirklich Interessierte zu diesem Thema „zusammen zu trommeln “ . Dann könnte man über eine Sache reden, die doch viele beschäftigt. Ich halte von persönlichem Kontakt immer noch mehr als von irgend einer „Chaterei“.

Vielleicht höre ich von Dir ( Euch ) und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Dein (Euer)

Rolf Schneider ( der Schwager von Biene und Hannes )


* bitte, „nimm“ mir das Diminutiv nicht übel; zu „ Brukenthalzeiten“ warst du einfach der „Klausi Weinrich“.

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klaus.weinrich
Mitglied

Beiträge: 25
Von:Deutschland
Registriert: Okt 2000

erstellt am 19.04.2001 um 11:36 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von klaus.weinrich anzusehen!   Klicken Sie hier, um klaus.weinrich eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo Rolf,
hallo Klaus Popa,

Rolf, das "i" geht in Ordnung, wenngleich so ein Diminutiv bei einem 112-kg-Exemplar etwas belustigend wirken dürfte. Aber das sieht man ja hier in der virtuellen Welt zum Glück nicht.
In der Sache kann ich dir zustimmen: Aktualität des Themas und Problematik des Mediums habe ich ja auch angesprochen. Ich bin gespannt, wie sich das hier weiter entwickelt. (Im Flüsterton, um nicht gleich das Niveau hier zu versauen: Gegen ein gutes, altmodisches Saufgelage ist ja auch nichts zu sagen.)

Klaus Popa, Sie haben uns ein Fallbeispiel als Diskussionsgrundlage versprochen. Vielleicht könnten wir uns ja schon einmal darüber hermachen, um nicht zu viel Zeit mit dem Warten auf die "Jüngeren" zu verlieren. Übrigens: Es ist ja rein subjektiv, aber gerade bei dieser Thematik fühle ich mich mit meinen 35 noch recht knabenhaft.

Viele Grüße

------------------
KW

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ro
Mitglied

Beiträge: 4
Von:
Registriert: Apr 2001

erstellt am 19.04.2001 um 12:12 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Lieber Klaus,

Danke für deine schnelle Antwort (... trotz deiner mittlerweilen "barocken" Maße ). Wir sprechen uns.
... übrigens deinen Beitrag(... inselbrüchig ), über den sich einige? "sofisticated" geäußert haben, habe ich noch nicht gelesen. Hannes hat ihn mir zukommen lassen. Vielleicht mehr mündlich...

Gruß Rolf

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Klaus Popa
Mitglied

Beiträge: 314
Von:BRD, 59909 Bestwig
Registriert: Apr 2001

erstellt am 19.04.2001 um 16:30 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Klaus Popa anzusehen!   Klicken Sie hier, um Klaus Popa eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Lieber Rolf Schneider, lieber Klaus Weinrich,

die Diskussion scheint nun schön langsam in Gang zu kommen. Allerdings vermisse ich die "jüngeren" Teilnehemr, obwohl gemessen an meinem Alter, Ihr beide gewiss zu den Jüngeren, nicht aber zu den Jungen zu zählen seid.

Die Ungeduld nach dem Fallbeispiel verstehe ich durchaus.

Hier das Fallbeispiel:
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Hermann Jekeli, der Führer der DM (Deutschen Mannschaft), gewissermaßen ein Pendant der SA kombiniert mit der SAM (Selbsthilfe-Arbeits-Mannschaft) von Fritz Fabritius‘ Selbsthilfebewegung, schreibt in seinem Aufruf an die DM-Männer (veröffentlicht i´n der „Südostdeutschen Tageszeitung“, 11. Februar 1942):

„Wir Nationalsozialisten glauben an unseren Führer, wir glauben an das tausendjährige Reich der Zukunft und wir glauben an den Sieg im entscheidendsten Freiheitskampfe Deutschlands.

Der Nationalsozialist aber beweist seinen Glauben und seine Liebe zu Volk, Führer und Heimat einzig und allein durch seine Haltung, seinen Gehorsam und seinen Einsatz.
[...]
Adolf Hitler aber hat unserer Volksgruppe die Aufgabe zugewiesen, in diesem Kriege die Waffenbrüderschaft des deutschen und rumänischen Volkes durch unseren Einsatz innerhalb des rumänischen Heeres zu besiegeln.
[...]
Mag eine andere Lösung günstiger erscheinen, - der Befehl des Führers ist uns heiligste Pflicht und gibt uns die Kraft, auch das schwerste Opfer für Deutschland zu bringen.
[...]
Ob an der Front der Waffen oder an der Front der Heimat:

Unsere Liebe heißt Deutschland,
unsere Haltung heißt: Gehorsam,
unser Glaube aber heißt: Adolf Hitler!

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Damit ist der erste Versuch gemacht, konkretes Material in die Diskussion einzubringen, in der Hoffnung, dann von den Diskutanten ihre Meinung einholen zu können über den ideologischen Inhalt, die angesprochenen Tugenden, den Führer- und Reichskult, insgesamt über das "Religiöse" dieses Textes, über den Ideen- und Gefühlshorizont jener Jahre - dabei muss beachtet werden, daß es Kriegzeiten waren - usw. Der hier gebotene Inhalt steht der von Göbbel aufgeworfenen "Stolz"-Thematik durchaus nahe, weil hier sämtliche Elemente anzutreffen sind, die der damalige überzeugte Nationalsozialist und "gute" Deutsche mit seinem Nationalstolz verband. Gleichzeitig wird auch sichtbar, daß es nicht einerlei ist, womit man den National- oder Sachsenstolz ausfüllt. Wenn man ihm die oben betonten Gehalte verleiht, so ist das Ergebnis das Bekannte: Konfrontation, Nationalsimus, Rassismus, Krieg und schließliches Desaster.

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Bin gespannt auf eure Echos!

Klaus Popa

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klaus.danielis@gmx.de
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erstellt am 19.04.2001 um 21:52 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo,
erfreulich der Ansturm auf dieses Thema, hoffentlich hält die Energie lange und rege durch.
Als Ergänzung zu diesem Thema empfehle ich dringlichst die Lektüre von "So nah, so fremd" von unserm Landsmann Dieter Schlesak, jahrgang 1934, er nennt dieses Buch auch Heimatlegenden /Prosa und Essay, erschienen bei AGK Verlag Dinklage bei Vechta, bei Interesse bestellbar über Email: agk-dr.boehm@-online.de / In diesem Buch wird unsere Theamtik sehr gründlich behandelt, mit Interviews die er selbst mit Landsleuten die als SS-Leute in Auschwitz tätig waren geführt hat. Auch die Rechtslastigkeit unserer "Landsmannschaft" wird gründlich beleuchtet.
Dieter Schlesak ist über Email erreichbar: schlesak.birk@caen.it (er lebt in Italien - Camaeore). Seine Beteiligung an dieser Runde wäre sicher ein gewinn. Vielleicht machen ihn unsere Computerfachleute auf diese Runde aufmerksam - ich tuhe mich mit dieser tollen Technik noch etwas schwer, sollte einer dieses tun wollen so kann er sich ruhig auf mich beziehen.
Da ich die NS-Zeit nur als Kind erlebt habe, 1945 war ich gerade acht Jahre gewesen, ist sie mir eher vom Hörensagen und aus der Lektüre entgegengetreten. Die rote Diktatur hingegen durfte ich bis Ende 1980 hautnah erleben. Obwohl, von wirklich schlimmen Repressalien wurde ich verschont - es soll ja auch erst später so richtig brutal geworden sein (wenngleich die 50ger Jahre, einen Höhepunkt der Verfolgungen verzeichnet hatten). Ihr Fallbeispiel Herr Popa errinnert sehr stark an die Lobpreisungen auf den großen Conducator Ceausescu, demm ja auch grenzenlos zugejubelt wurde.
Ihre Hinweise auf Gundelsheim, Herr Popa, würde ich so deuten: Harald Roth steht im Dienste der Landsmannschaft, darf es sich mit seinem Brötchengeber nícht noch mehr verderben als er es schon getan hat mit seiner Äußerung bei der Gedenknisstette in Dinkelsbühl, wo er sagte: "Fackelzug und Trommelwirbel erinnern an schlimme Zeiten". Darauf hagelte ein Sturm der Entrüstung auf ihn nieder. In der SbZ war ich wohl der Einzige der sich auf seine Seite gestellt hatte - ausnahmsweise wurde damals meine Stellungnahme veröffentlicht.
Gruss - Danielis

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klaus.danielis@gmx.de
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erstellt am 19.04.2001 um 22:29 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Hallo,
habe nocheinmal beim Leserecho, Thema Artikel vom 15.1. vorbeigesehen. Dort hat ein vahrhafter, edler "sachs", kam angeblich beim Forum nicht durch, sein bestes gegeben.
Wenn schon der Name nicht ausgeschrieben werden kann, hauptsache die Einstellung stimmt.
Ist es nicht so edler "sachs" - dass unsere Ururahnen, bei aller Tolleranz, doch eine Art Aparteit betrieben haben - über mehrere Jahrhunderte. Die Übermacht über die ja so minderwertigen Rumänen wurde gerade in der NS-Zeit am gewaltigsten zur Schau getragen. Was die deutschen Truppen sich kurz nach dem 23. August 44 auf rumänischem Gebiet erlaubt hatten schilder Günther Czernetzki in seinem Dokumentarfilm "Stalingrad an der Donau". Wer nun all dieses in Betracht zieht kann sich über die Reaktionen der Staatsnation kaum wundern, wobei auch diese Reaktionen oft von Mosakau aus diktiert wurden.
Es geht hier wahrlich nicht darum neue Gräben aufzureißen sondern um die beiderseitig geschlagenen Wunden zu lindern.
Danielis

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Klaus Popa
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erstellt am 20.04.2001 um 08:45 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Klaus Popa anzusehen!   Klicken Sie hier, um Klaus Popa eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Liebe Diskussionteilnehmer,

sehr geehrter Herr Sachs,

die Stellungnahme von Sachs in der Abteilung zu Göbbels Artikel überrascht mich keinesfalls, weder in ihrer Tonlage, noch in der Argumentation. Mit ähnlichen Anspielungen auf meine rumänische Herkunft - mein Vater ist Rumäne - und dem ganzen Aufrechnen der rumänischen Untaten an den Siebenbg. Sachsen gegen die das eigentlich zu diskutierende Thema, die siebenbürgisch-sächsische bzw. rumäniendeutsche Nazizeit, wurde ich bereits 1998, als ich die "Kritischen Blätter zur Geschichtsforschung und Ideologie" eröffnete, überschüttet.

Auf diese Aufrechnungstaktik möchte ich hier nicht weiter eingehen, weil ich darüber in meinem SBZ-Leserecho-Beitrag genug gesagt zu haben meine.

Neu ist in Sachs' Stellungnahme die Behauptung, es sei manches über die Nazizeit bei den Siebenbürgern gesagt worden, nämlich durch Joh. Böhm, seine "Halbjahresschrift", selbst meine Seiten. Das klingt nun so, als ob man sich mit den verdiensten anderer brüstet, die Untätigkeit gerade der Leute, die ähnliche oder dieselben Standpunkte vertreten wie Sachs, aber geflissentlich unter den Tisch kehrt.

Was nun die heutigen Kommunisten oder Ex-Kommunisten mit der Zeit von 1919-1945 zu tun haben, bleibt in Sachs' Stellungnahme schleierhaft. Eines ist indes klar: er vermeint auf der propagandistischen Schiene des unerbittlichen Antikommunismus unsere Diskussion bereichern zu können. Doch das ist weiter nichts, als eine Neuauflage der Ablenkungstaktik, die uns Horst Göbbel so meisterhaft in seinem SbZ-Artikel vorgespielt hat. Dafür, daß unser Diskussionsthema nicht "verwässert", wird der Moderator schon Sorge tragen..

Eines ist indes klar: er vermeint auf der propagandistischen Schiene des unerbittlichen Antikommunismus zu der unserer Diskussion etwas beitragen zu können. Doch er ereicht gerade das Gegenteil, nämlich das Verwässern, also Ablenken vom eigentlichen Diskussionsthema.

Daß die Sachsen zu 99% bis 1945 nichts von den KZs wußten, leuchtet keineswegs ein, zumal eine nicht unbeträchtliche Zahl von Rumäniendeutschen als KZ-Wachpersonal, nicht nur in Auschwitz, gedient haben.

Meine Eindruck ist, daß der anonyme Herr Sachs - die Nichtnennung seiner Email-Adresse hinterläßt einen nicht unbedingt angenehmen Eindruck, weil der, der zu seiner Meinung voll steht, sich nicht davor scheuen sollte, Persönliches wie Name oder Anschrift zu nennen - zum Jikeli-Text überhaupt nichts sagen wollte, weil dessen Sprache ihm wohl allzu vertraut ist.

Weitere Gedanken, auch zu Klaus Danielis, später.

Klaus Popa

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Klaus Popa
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Lieber Klaus Danielis,

liebe Diskussionteilnehmer,

in meiner Antwort auf Sachs habe ich auch manche Ihrer Bemerkungen gestreift, Herr Danielis. So die „Minderwertigkeit“ der Rumänen, die in Sachs‘ Text durchscheint. Hierzu sei bemerkt, daß die Rumänen bereits in den späten 20er Jahren auf das Nazitreiben bei den Siebenbg. Sachsen negativ reagierten, verstärkt ab 1933, nach der Machtergreifung durch Hitler, als auch die einheimischen Nazis Morgenluft witterten und sich uniform-, marsch-, gesang- und versammlungsmäßig ohne weiteres in die Öffentlichkeit wagten, worauf die rumänische Regierung samt deren Sicherheitsstellen mit entsprechender Bespitzelung und Verboten reagierten – so wurde die NSDR (Nationalsozialistische Selbsthilfebewegung der Deutschen in Rumänien) des Fritz Fabritius 1934 verboten, wofür Bischof Glondys, Hans Otto Roth und andere bodenständig ausgerichtete Politiker von den Radikalen um Waldemar Gust, Fritz Cloos und Alfred Bonfert mit einer Schmäh- und Diskreditierungskampagne überzogen wurden. Und das schließliche Mitmarschieren Rumäneins mit Deutschland, das Sachs auch erwähnt, geschah doch nicht, weil Rumänien und die Rumänen so sehr am Dritten Reich Hitlers hingen, sondern weil sie sich – vor allem der Kreis um den Dikator Antonescu – die Rückgewinnung Bessarabiens und der Bukowina, welche sie 1940 an Moskau abtreten mußten, versprachen. Daß dieses ein reines Zweckbündnis war, in dem die „Treue“ zum Bündnispartner überhaupt keine Rolle spielen würde, das kann und will Sachs und Ähnlichdenkende nicht wahrhaben, weil für sie die Bündnistreue bzw. die Treue als Tugend mehr zählt als politische Vernunft, politische Zwänge und Konjunkturen. Daß Rumänien auf den falschen Schimmel gesetzt hatte, war mindestens seit der Niederlage von Stalingrad (Februar 1943) sicher, daher seine allmähliche Umorientierung in Richtung Alliierte. Übrigens war der Kriegsausgang bereits zu seinem Beginn vorauszusehen, doch die Reichs- und Auslandsdeutschen, auch die in Rumänien, ließen sich von Parolen wie die Jikelis blenden und glaubten störrisch an die Unbesiegbarkeit der deutschen Waffen, wo es doch jedem vernünftig Denkenden klar war, daß ein einzelnes Land bzw. eine Koalition von drei bzw. fünf bis sechs Ländern auf längere Dauer nicht gegen die ganze alliierte Welt standhalten kann. Doch auf deutscher Seite war das rationale, umsichtige, klare Denken seit Hitlers Machtantritt als verdammenswertes Schwächeanzeichen des westlichen, demokraischen, jüdischen Intellektualismus verpönt. Die Wahrheit ist die, daß die Rumänen ihr Bündnis mit Hitlerdeutschland niemals mochten. Daß sie nun den Schritt wagten, sich allmählich aus dem Griff der Achsenmächte Deutschland, Italien und Japan zu lösen und am 23. August 1944 auszuscheren, war, angesichts der klar sich abzeichnenden deutschen Niederlage, der einzige vernünftige Schritt, um das Land und dessen Bevölkerung vor flächendeckender Zerstörung zu verschonen. Denn das Schreckgespenst des Bolschewismus, das die nazistisch-fschistische Propaganda verbreitet hatte, erwies sich, wenn man als rumänischer Staat überleben wollte, nicht mehr als als stichhaltig, ebenso die stur eingeforderte „Bündnistreue bis in den Tod“ Deutschland gegenüber. Was diese verbissene „Treue“ z.B. im Falle Ungarns brachte, muß wohl nicht weiter betont werden. Es sei allein daran erinnert, daß das schöne Budapest aufgrund dieser fanatischen Treue dabei in Schutt und Asche gelegt wurde und daß bei dessen Entsetzung die kurz zuvor eingezogenen Waffen-SS-„Freiwilligen“, auch aus Siebenbürgen und dem Banat, in den Kämpfen zum größten Teil ihr Leben lassen mußten, u.zw. die Jüngsten, die jemals im „Freiwilligenwahn“ der Volksgruppenführung eingezogen wurden, die zum Teil knapp 17 Jahre alt waren. Hat es dieses „letzte Aufgbot“ von rumäniendeutscher Seite wirklich etwas gebracht, wie die gesamte "„Feiwilligenaktion" der Volksgruppe des Andreas Schmidt, die knapp über 60.000 Männer den aggressiven Gelüsten der Reichspolitik opferte, wovon ein beträchtlicher Teil auf den Kriegsfronten, vor allem des Ostens, für eine von Anbeginn irrsinnige und verlorene Sache verbluteten? Das sollte Sie Herr Sachs bedenken! Und das ist nicht der einzige Aspekt, der in ihrer Sichtweise ungeschehen ist. Es ist nicht korrekt, nur Dinge geltend zu machen, die ins eigene Konzept passen, während die anderslautenden einfach über Bord geworfen werden. Unserer Diskussion gilt doch gerade diesen, ungeschehen gemachten, totgeschwiegenen Aspekten und Fakten!

Der Überlegenheitsfimmel der Siebenbg. Sachsen ist eine Tatsache, die allerdings ihre Gründe hat. Doch mit denselben Kategorien des Überlegenheitsgefühls die Verschleppung nach Rußland, die Enteignung der Höfe und Äcker damals und leider auch heute noch zu beurteilen, ist ein Zeichen der Unbelehrbarkeit. Sie, Herr Danielis ,weisen zurecht darauf, daß die Rußlandeportation von Moskau in die Bahnen geleitet wurde und daß die rumänischen Behörden nur ausführen mußten, was ihre neuen Herren begehrten. Auch ist die Reaktion der Rumänen, der einfachen Bevölkerung, in den Jahren 1945-1947 nur verständlich, weil sie die arroganten öffentlichen Auftritte der Volksgruppe und deren Vertreter nicht vergessen hatte, die sich nämlich so aufführten, als befänden sie sich nicht in Rumänien sondern im Dritten Reich. Die frühere Überheblichkeit wurde nun, zwar mit Überschreitungen, durch den einfachen Rumänen zurückgezahlt. Dabei sollte nicht vergessen werden, daß die Sachsen und Schwaben selbst den Anlaß zu den Ausschreitungen seitens der rumänischen Bevölkerung durch ihr nazistisches Gehabe lieferten. Auch darf nicht vergessen werden, daß eben in den Jahren 1944-1947, möglicherweise auch danach, bis etwa 1950, der deutschen Bevölkerung Rumäniens die staatsbürgerlichen Rechte aberkannt wurden, weil sie ja aufgrund des Volksgruppenrechts 1940 automatisch zu Angehörigen des deutschen „Volkskörpers“ geworden waren, was bei den Rumänen, vor allem beim einfachen Volk, dahingehend mißverstanden wurde, daß es sich um deutsche Staatsbürger handele, die schon aus diesem Grund keinerlei Rechte mehr besäßen.

Das Jikeli-Fallbeispiel erinnert in der Tat an den Personenkult um Ceausescu, weil ja der Führerkult, ob braun oder stalinistisch-neostalinistisch wie der Ceausescus, dieselben totalitären, irrationalen Wurzeln hat.

Bezüglich Harald Roth bin ich ganz anderer Meinung, Herr Danielis. Die können Sie auf der Titelseite der „Kritischen Blätter zur Geschichtsforschung und Ideologie“ http://people.freenet.de/Transsylvania/Blaetter.htm und im Beitrag „Terminologische und politische Blindheit“ http://people.freenet.de/Transsylvania/Blindheit.html
nachlesen.

Klaus Popa

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Beitrag von sachs erstellt am 19.04.2001 um 20:51 Uhr:

Stimate domnule Popa,

interessant, daß Sie hier als Fakt behaupten, Vorgänge zwischen 1919 und 1945 würden systematisch verchwiegen. Es gibt kaum eine historische Zeitspanne, über die mehr geschrieben wurde, wie über diese. Daß trotzdem noch nicht alles gesagt wurde, geschenkt, aber die wichtigsten Sachen schon (einiges wurde ja schon hier erwähnt Dr. Böhm, halbjahreschrift auch Ihre Seiten wurden schon hingewiesen, auch die von Ihnen geschmähten "Gundelsheimer" z.B. Harald Roth haben auch einiges von Gewicht veröffentlicht).
Nicht das, was die Nazis getan haben wurde und wird verschwiegen, sondern, wenn man die Veröffentlichungen liest, eher, was die guten Kommnisten oder auch andere Rumäner getan haben. Es geht ja hier um die Vorgänge in Rumänien.
Welcher siebenbürgisch-sächsische Nazis ist in ein Haus eines rumänischen Mitbürgers seines Ortes zwischen 1940 und 1945 gegangen und hat diesem das Essen vom Tisch geholt?
Mir sind solche Voränge nicht bekannt.
Aber die rumänischen Mitbürger hatten keine Skrupel 1945, nachdem die Männer zwischen 17 und 45 und die Frauen zwischen 18 und 36 oft auch jünger verschleppt wurden, den zurückgebliebenen Kinder und Alten buchstäblich alles wegzunehmen, sogar das Essen aus der Fanne. Die Getreidetonnen mußten die Alten für die guten Bürger sogar selber ausräumen. Dieselben Menschen, die über Jahrhunderte in Notzeiten zu den Sachsen kamen um sich Essen zu borgen, ohne Zinsen.
Welcher Nazi hat einem Rumäner den Grund, Haus und Boden enteignet? Welcher Nazi hat unschuldige Menschen, Frauen und Männer nach Rußland versandt?
Hatten die Rumäner nicht auch an der Seite Deutschlands gekämpft, die Kriegsreparationen aber nur auf die deutsche Minderheit abgeladen. Sogar Mädchen von 14 und 15 Jahren sind nach Rußland verschleppt worden.
Soweit bekannt hatten es die Juden in Rumänien auch nicht besser, sie wurden insbesondere in der Walachei und der Moldau erstmals ausgeraubt und dann in die Lager verschickt. Dies taten Rumäner und nicht Sachsen.
Darf man darüber nicht auch sprechen?
Zu dem Propagande des Herrn Jikeli.
Wenn ehemalige Kommunisten, die jetzt im Westen sich zu den besten Demokraten gewandelt haben, mal lesen würden, was sie über den Genius der Karpaten geschrieben hätten, dann würde einem das auch den Magen umdrehen.
Wieso nehmen wird etwas wörtlich genommen ohne die Zeitustände zu beachten, für kommunistische Verlautbarungen gilt das nicht.
Dabei sollte man folgendes sagen, 99% der Sachsen wußten bis 1945 nicht, was in den KZ geschah, jeder, der sich in die Kommunistische Partei anmeldete, wußte, welche Verbrechen täglich von den Kommunisten gemacht wurden. Radio "Freies Europa" hat über Jahrzehtne jeder gehört, die BBC konnte in der Zeit kaum jemand empfangen, dweil er schlicht kein Radio besaß oder die Frequenzen nicht stimmten.
Aber Kommunisten haben generell Amnestie.
Cu stima
Sachs

P.S. Sehr gehrter Herr von Larcher,

die Vertriebenen sprechen über die kommunistischen Verbrechen privat, aber wann haben z.B. Sie als Abgeordneter mal mit den neuen Herren in Osteuropa über deren glorreiche Vergangenheit gesprochen?
In Deutschland gibt es zumindest die Gauk-Behörde in Rumänien aber nicht. Die ehemaligen Securisten und Journalisten, die den Genius der Karpaten mit Worten und Taten unterstützt haben, sind auch jetzt noch an der Macht.
MfG
Sachs

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Beitrag von sachs erstellt am 20.04.2001 um 20:19 Uhr

Sehr geehrter Herr Popa,
sie sagen, daß durch die Aufmärsche der Sachsen, die Rumänen sich bedroht fühlten. Wollen Sie die Ausplünderung von wehrlosen Alten und Kindern damit rechtfertigen?
Sie lenken doch ab, welcher Nazi hat einfache Rumäner das Brot von Tisch genommen?
Also auch Ihnen ist keiner bekannt, sonst hätte Sie es gesagt.
Den Kommunisten waren immer die Morde der Nazis Willkommen, damit konnte man wunderbar von den eigenen Verbrechen ablenken und das Spiel wird ja auch jetzt weiter gespielt.
Wer die Schwarzliste des Kommunismus gelesen hat, weiß, daß die meisten Menschen im 20. Jahrhundert von Kommunisten ermordert wurden.
Hier wurde und zwar Gott sei dank von Franzosen und nicht von Deutschen die Wahrheit geschrieben.
Wie ist es zu erklären, daß in jedem deutschen Schuldbuch über die deutschen Verbrechen ausführlich geschrieben wird, während über die Verbrechen, die an Deutschen begangen wurde, KEIN einziges Wort. Der Bund der Vertriebenen hat erst jetzt 55 Jahre nach Kreigsende und das nur in Baden-Württemberg erreicht, daß darüber auch in deutschen Lehrbücher zumindest in Baden-Württemberg etwas darüber steht.
Es war für mich nihct überraschend, daß Herr von Larcher ein Linker durch und durch hier noch immer fordert, man solle die Vergangenheit nicht verschweigen und über die Verbrechen, die Deutsche im osten erdulden mußte, überhaupt nichts aussagt.
Wenn es stimmt, was hier gesagt wird, dann würde in den Lehrbüchern nichts über die Nazi-Zeit und nur über die Verbrechen der Kommunisten stehen. Fakt ist, daß die Realität anders aussieht.
sie sagen viele Sachsen waren Wachpersonal in den KZ, wer von denen ist den nach Hause gegangen und hat alles hinausposauniert?
Auch wenn er dies gemacht hätte, man hätte im nicht geglaubt, auch in England und Amerika hat es Jahre gedauert eh man den Berichten Glauben schenkte. Die meisten Sachsen sind aber 1942 und 1943 eingezogen 1944 waren schon die Russen in Siebenbürgen.
Aber das paßt ja nicht in die einseitige Stellungnahme von Herrn Popa.
Wird in den rumänischen Lehrbücher auch nur annähernd wie in den deutschen über Verbrechen des eigenen Volkes berichtet?
In welcher Klasse werden die rumänischen Kinder unterrichtet, wie Rumäner die Juden behandelten?
Waren die Übergriffe an den Juden genau wie die an den Sachsen auch nur Ausdruck politischer Klugheit, wie Klaus Popa alle Verbrechen der Rumänen hinstellt?
Wieso schreiben Herr Popa Sie nicht auch über die Verbrechen der Rumänen in der Nazi-Zeit genauso wie Sie dies über die der Deutschen tun?

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