erstellt am 15.12.2004 um 00:51 Uhr
Zitat:
Original erstellt von Biervampir:
Ich wollte nur mal aufzeigen, wie eure Nachkommen in vielleicht 30 bis 40 Jahren denken könnten.
Dein Beitrag errinnert mich an die Ergebnisse von Migrationstudien in die USA, deckt sich auch mit dem Verhalten von Vertriebenen nach dem ZWeiten Weltkrieg und deren Kinder. Nicht von ungefähr wurde seit Anfang der 60er Jahre bis Ende der 90er Jahre kaum etwas brauchbares (gemeint sind wissenschaftlich gut eBücher und keine Heimatliteratur) über die Vertreibung publiziert.
Die Einwanderer sind noch Nostalgiker, deren Kinder grenzen sich gegenüber den Eltern durch eine bedingungslose Assimilation ab und wollen von der "schönen, alten Heimat und den paradiesische Zuständen dort" als auch von dem kulturellen Erbe nichts mehr wissen. Die Enkel finden dann den Opa wieder interessant (Wenn Opa erzählt von zu Haus sieht er jung und fröhlich aus) und bekommen einen unverkrampften Zugang sowohl zu der neuen Heimat als auch zu der ehemaligen Heimat.
Damit glaube ich kann man die Situation bis etwa 1980 idealtypisch beschreiben. Seither hat sich die Welt enorm beschleunigt, wir können uns schneller integrieren, können schon nach einem Jahr wieder die Heimat besuchen etc. Frühere Generationen von Einwandern oder die Vertriebenen nach dem Krieg haben ihre Heimat nie wieder gesehen.
Daher, glaube ich, können heute alle, die bei der Einwanderung jünger als ca. 40 Jahre waren, aufgrund einer längeren Lebenszeit sogar alle drei Phasen selber erleben. D.h. dass wir eine zeitlang verkrampft die Assimilierung versuchen, dann ebenso unerbitlich Heimweh haben (oder umgekehrt je nach Typ) und schließlich irgendwann einen entspannteren Umgang sowohl mit den Lebensumständen und den Menschen hier als auch mit unserem mitgebrachten Erbe pflegen können.
[Dieser Beitrag wurde von Johann am 15.12.2004 editiert.]