Advents- und Weihnachtsbrauch

Vom ersten bis vierten Advent läutete allabendlich um 20 Uhr eine Kirchenglocke. Danach kam die gesamte konfirmierte Jugend aus der Rockenstube auf die Straße und sang (jeden Abend vor einem anderen Haus) die Choräle "Wie schön strahlt uns der Abendstern" und "Lobt Gott, ihr Christen, freuet euch." Mit diesen Kirchenliedern wurde jedes Menschenherz so recht auf Weihnachten eingestimmt.
Der Frauenverein kaufte alljährlich den großen Christbaum in die Kirche und bastelte selbst den Schmuck, dann wurde die Christbescherung vorbereitet. Alle Kinder des Dorfes wurden gewissenhaft gezählt, damit beim Lebzeltner ausreichend Lebkuchen - schöne, große Lebkuchen! - bestellt werden konnten. Die Christbescherung erfolgte am 1. Weihnachtsfeiertag abends, damit auch die aller kleinsten Kinder in das Gotteshaus mitgenommen werden, den schönen Lichterbaum bewundern und den großen Lebkuchen (ca. 15 x 30 cm) persönlich entgegennehmen konnten. Außer Lebkuchen gab es auch Äpfel und Nüsse, mit denen die andersgläubigen Kinder, die sich aus Neugier in der Kirche drängten, ebenfalls beschenkt werden konnten. Es war außerdem Brauch, dass die Predigt in der Mundart gehalten wurde; hierdurch sollten sich die kleinen Kinder ganz besonders angesprochen fühlen. Die Christmette selbst fand nach Mitternacht des Heiligen Abends statt.

Abgedruckt im Heimatbuch Burghalle, Text von Sofie Rehbogen

Heimatbuch Burghalle, 1990, herausgegeben von Hanspeter Zehner

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