Blumenfest in Frauendorf

12. Mai 2012

Veranstaltung

Link zum Video Alte Filmaufnahmen ausgestrahlt vom rumänischen Staatsfernsehen. Das Blumenfest wie es früher von den Siebenbürger Sachsen in der Faschingszeit gefeiert wurde.
Fuasenichdunz mät den Gepeschker | Fräenderf Siebenbürgen | Frauendorf (Axente Sever) Den Höhepunkt aller Festlichkeiten bildete in Frauendorf/Siebenbürgen das "Blumenfest" oder der sogenannte "Fuasenichdunz mät den Gepeschker". Dieses Fest der Jugend, das in dieser Form nur in Frauendorf zu finden war, ist sehr alt und blickt auf eine lange Tradition zurück. Schriftliche Aufzeichnungen oder eine Urkunde über den Ursprung dieses Festes wurden leider nie gefunden.
Das Frauendorfer Blumenfest fand in der Faschingszeit (Fuasnich) statt und wurde gewöhnlich Ende Februar oder Anfang März abgehalten. Die vielen bunten Blumen, die zu "Gepeschker" (Sträußen) gebunden wurden, verkörperten anscheinend die Ankunft des Frühlings und die Vertreibung des Winters. Liebschaften und Zuneigungen unter der Jugend wurden bei dem Fest oft sichtbar.
In den Jahren des zweiten Weltkrieges und der schweren Nachkriegszeit war dieser Brauch zwar nicht in Vergessenheit geraten, aber doch, bedingt durch die widrigen Umstände, aus dem Gemeindeleben verschwunden.
Erst im Jahre 1970 gelang es Ludwig Seiverth den Brauch mit Unterstützung vieler treuer Frauen und Männer in der Gemeinde nach einer fast 30-jährigen Unterbrechung wieder ins Leben zu rufen.
Die Arbeiten zur Herstellung der vielen Blumen, die teilweise aus Stoff, in der Hauptsache aber aus Krepp- und Buntpapier gefertigt wurden, fingen schon Anfang Januar an.
Beim Blumenmachen halfen alle mit. Die Mädchen, ihre Mütter, Großmütter, Verwandte und Nachbarinnen. Es wurden mit viel Mühe alle Blumengattungen hergestellt. In wochenlanger Arbeit entstanden kleine Kunstwerke, von denen man erst die richtige Vorstellung bekam, wenn man sie an Ort und Stelle gesehen hatte.
In der Zeitspanne nach dem 1. Januar bis zum eigentlichen Festtag bestellte jeder Bursche bei einem Mädchen den Blumenstrauß. Dieses Straußbestellen blieb jedoch ein Geheimnis. Man wusste nicht wer bei wem den Strauß bestellt hatte. Erst am Festtag beim Aufmarsch konnte man dann die Pärchen erkennen. Überraschungen soll es oft gegeben haben.
Der Ablauf des Festes mit Aufmarsch und Tanz war gut organisiert. Am Vorabend schickte jeder Bursche durch ein Schulkind, das nicht verraten durfte, woher es kam, den Hut zu seinem Mädchen damit der Strauß aufgenäht wurde.
Diese Arbeit erforderte eine besondere Geschicklichkeit, da 300 bis 350 Einzelblumen in einen Strauß und auf einen Hut zu vereinen waren.
Am nächsten Morgen holten die Kinder die Hüte mit den Blumensträußen wieder ab und übergaben sie im Gemeindesaal den Burschen.
Währenddessen hatten sich die Mädchen in einem Haus versammelt und warteten voller Ungeduld auf die Burschen.
Zur festgesetzten Stunde begann der Aufmarsch durch das Dorf. Voran die Blaskapelle. Die Burschen, mit den Sträußen auf dem Hut und in Festtracht gekleidet, hinterher. Vor dem Haus, in dem die Mädchen versammelt waren, brachte die Blasmusik ein Ständchen dar.
Dann lud einer der Burschen die Mädchen zum Tanze ein. Die Einladung hatte etwa folgenden Wortlaut: "Liebe Mädchen und Freundinnen! Wir sind heute hier erschienen, um euch im Namen aller Burschen zum traditionellen Blumentanz einzuladen. Im Namen aller Burschen bedanke ich mich für die vielen schönen Blumensträuße mit denen ihr uns am heutigen Tag so schön geschmückt habt. Diese schönen Sträuße und die schönen sächsischen Trachten sollen uns immer wieder an die alten Bräuche und Sitten, die wir von unseren Vorfahren hier vorgefunden haben und weiter pflegen werden, erinnern. Und jetzt ihr lieben Mädchen laden wir euch alle miteinander herzlichst zum Tanz ein. Wir werden uns bemühen euch diesen heutigen Tages so schön zu gestalten, dass er euch ewig in Erinnerung bleiben wird."
Seitens der Mädchen dankte die Wortmagd mit folgenden Worten: "Wir danken euch für die Einladung zum Tanz. Es freut uns, dass ihr unsere Sträußchen angenommen habt, sie schmücken eure Hüte sehr schön. Auch wir wollen mithelfen, dass dieser schöne alte Brauch und unsere sächsische Tracht weiter bestehen bleiben. Wir versprechen uns so aufzuführen, dass alle ihre Freude an uns haben werden. Wir sind bereit zum Aufmarsch und zum Tanz. Aber ihr sollt eins nicht vergessen: die ersten drei Reigen sind Damenwahl!"
Alle wurden dann mit warmen Krapfen und Glühwein bedient und dann setzte sich der Aufmarsch in Richtung Dorfmitte in Bewegung.
Hinter der Blasmusik marschierten zunächst die Mädchen in Zweierreihen, dann die Burschen. Erst vor dem Tanzplatz warten die Mädchen auf ihre Partner, dann war der große Augenblick da in dem von den neugierigen Zuschauern die einzelnen Pärchen ausgemacht werden konnten.
Nach dem Einzug auf die Tanzfläche stellten sich alle Jugendlichen in einem Kreis auf und es erklang das "Siebenbürgerlied". Anschließend folgten drei Tänze.
Dann wurde der Aufmarsch mit den Blumensträußen durch das ganze Dorf fortgesetzt und endete schließlich im Gemeindesaal, wo ebenfalls drei Tänze getanzt wurden, wobei die Mädchen zum Tanze aufforderten. Nach der Mittagspause wurde weiter bis in den frühen Morgen getanzt.
Ludwig Seiverth

Stichworte: Blumenfest, Frauendorf

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