Eintrag Nr. 7444

13.03.2004, 17:20 Uhr

Erich Briebrecher [none]

Die Adjuvanten im Pfarrhaus
Der Bürgermeister, der Pfarrerund das Presbyterium hatten beschlossen, die Sylvesternachtauf eine recht genüssliche weise im Pfarrhaus zu verbringen. Für den Sylvesternachtsschmaus hatten sie ein Jungschwein, einen Brätling geschlachtet, den sie gut gewürzt am Neujahrsabend in den Backofen des Pfarrers, zum Garen gesteckt hatten.Als die Adjuvanten, eine stunde vor Mitternacht im Proberaum des Pfarrhauses für das Turmblasen übten, drang ihnen ein wohliger appetitanregender Bratenduftin die empfindlichen Nasen. Einer von den jungen Bläsern konnte es nicht mehr aushalten, er schlich sich zum Backofen hin und sah darin einen schon fast knusprig gebratenen Brätling. Die Nachricht davon, steigerte den Appetit der Adjuvanten dermaßen, dass sie sich entschlossen etwas zu unternehmen, um auch an dem geplanten Schmaus teilnehmen zu können. Nach dem mitternächtlichen Turmblasen, beeilten sie sich schleunigst zurück zum Pfarrhaus. Unbemerkt gelang es den Bläsern, das inzwischen gar und knusprig gebratene Schwein aus dem Backofen zu entfernen und in den Proberaum zu bringen. Hier legten sie den Brätling auf den Tisch und stellten die Notenständer mitsamt den Notenheften so geschickt um das rotbraun gebackne Schwein herum, dass von ihm auch gar nichts mehr zu sehen war. Darauf bliesen die gut gelaunten Adjuvanten, ohne Unterlass ein Ständchen nach dem anderen. Aus der Kirche kommend, lauschten der Pfarrer der Hann und die Presbiter den fröhlichen Klängen, die gar nicht mehr aufhören wollten. Die Freude auf den zünftigen Schweinebraten war jedoch größer, als das Lauschen auf die Klänge der Musik. Der Pfarrer faste als erster Den Entschluss, das Ständchenmachen zu beenden. Er ging auf die Adjuvanten zu bedankte sich und riet ihnen, auch baldmöglichst mit dem Sylvesterfeiern zu beginnen. Bald darauf fing es an im Pfarrhaus immer lauter zu werden. Aufgeregte Stimmen und zuschlagende Türen waren zu hören, denn das Borstentier aus dem Backofen war verschwunden.Einen schleunigst selbstgedichteten Kanon stimmten nun die Adjuvanten an: "Der Hann der Narr mit samt dem Pfarr, die suchen ihren Brätling, hier liegt er, hier liegt er, ihn zu finden ist ja gar nicht schwer". Dieser Kanon wurde so oft gesungen, bis der Hann und seine Genossen darauf kamen, wo der Braten zu finden war. Anschließend wurde der Braten zusammen mit den Adjuvanten als unvergesener Sylvesterbraten genüsslich verspeist.

Aufgezeichnet von Erich Briebrecher, nach einer erzählung seiner Mutter.

Viel Spass beim lesen, euer Erich Briebrecher.

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