Eintrag Nr. 7599

08.09.2005, 21:03 Uhr

Fuss Hans Georg [FussHans[ät]aol.com]

Flurnamen (aus: Sagen der Rumäniendeutschen, von Claus Stephani)
Eugen Diederichs Verlag, München 1994

Oft sind es alte Flurnamen, die von ehemaligen deutschen Ortschaften berichten: So gibt es westlich von Reußmarkt eine Stelle, die "Bei der Weißkircher Brücke heißt, und ein Feld in der Nähe von Urwegen nennen die Sachsen "Bei Weißkirch"; der "Weißkircher Wald" aber erstreckte sich früher vom Hügel bei Bad Reußmarkt bis zur Straße, die Rätsch mit Kelling verbindet. In der Nähe von Käppelsbach liegt ein Feld, das - zur Erinnerung an die untergegangene Siedlung Weißkirch, die hier in der Nähe gestanden haben soll - rumänisch "La Albele" heißt. Ebenso erinnert der "Drumul Albelor (Weißkircher Weg)", der von Käppelsbach und Gärb zur Mühlbacher Straße führt, an jene verschwundene Siedlung.
Und in der Kirche des ehemaligen deutschen Dörfchens Liebfrauen im Hatzeger Land gibt es eine lateinische Inschrift, die folgendes besagt: "Hic fuit Martinus frater Johannis de Alba ecclesia" (Hier war Martin, Bruder des Johannes von Weißkirch).
Im 14.Jahrhundert ist Weißkirch während eines Türkeneinfalls vernichtet worden. Die Überlebenden siedelten sich später in Konz, Troschen und Spring an. Auch heute noch heißt ein Hügel an dieser Stelle "Weißkircher - Rech" (rumänisch "Ghialu Albelor"). Der Name dürfte von dem stark alzhaltigen Boden herrühren: Wenn es längere Zeit nicht regnet, ist die ganze Gegend weiß.
Es heißt aber auch, daß die Weißkircher, als ihr Dorf von den Mongolen zerstört worden war, in die geschützten Täler des Zekescher Landes gezogen sind und sich in Ringelskirchen und in Spring niedergelassen haben. Von Spring sollen ehemalige Weißkirchner Familien, hundert Jahre später, nach Gergeschdorf gewandert sein, denn auch dieser Ort war vollkommen zerstört und entvölkert worden.
Mit der Zeit wurde Weißkirch eine Wüstung, und bald konnte niemand mehr sagen, wo einst dieses sächsische Dorf gelegen hatte.

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