Schässburg und Bauernburgen der Umgebung

Über den Ort
Wie Neudorf ist auch das unweit nördlich davon gelegene Dörfchen Rauthal/Roandola von Malmkrog aus gegründet worden, und zwar zwischen 1305 und 1322, da es ja einem Teilungsvertrag aus 1305 noch nicht unter den Besitzungen der Familie Apafi aufgezählt ist, 1322 aber unter diesen figuriert, als Magister Gyagus und Comes Johannes sich beim Landtag beklagen, dass der Graf von Kokelburg ihre Besitzungen Malmkrog, Kreisch, Peschendorf, Neudorf, Felsendorf und Rauthal unter seine Gerichtsbarkeit bringen wolle. Zwischen bewaldeten Berghängen eingebettet, folgt die Hauptgasse des kleinen Rauthal dem Wasserlauf des Tales und bietet mit ihren buntgetünchten Häuserzeilen einen reizenden Anblick. Die zweifenstrigen Gassenfronten der Häuserzeilen mit dem charakteristischen Stutzgiebel des 18. Jh. über den Dachluken steht im rhythmischen Wechsel zu den hochgespannten Torbögen, neben denen noch das kleine Gassentürchen die Hofmauer durchbricht. Die Einheitlichkeit dieser Giebelfronten und Hoftore - stets sich wiederholende Glieder einer Kette - steht sinnbildhaft für die architektonische Einheit, die unsere sächsischen Siedlungen bildeten. Der an das Wohnhaus anschliessende Wirtschaftshof liegt noch ebenerdig, während der Hausgarten dahinter die Berglehne bis zum Waldessaum hinaufsteigt. Die zahlreich darin hausenden Wildschweine besuchen als ungebetene Gäste oft die sorgsam gepflegten Gärten.

Über die Kirche
Mit freundlich weiss gekalkten Mauern und neuen roten Ziegeldächern erhebt sich das Saalkirchlein auf einer Terrasse am Südhang des Tales. Wie das von Neudorf, muss es auch in Rauthal einen Vorgängerbau gehabt haben, denn erst zu Beginn des 16 Jh. ist die Saalkirche aus dem in der ganzen Gegend verwendeten Sandstein des Steinbruchs "Lapus" errichtet worden. Der schmale Rauthaler Chor gleicht jenem der gleichzeitig entstandenen spätgotischen Saalkirche des nahegelegenen Dunnesdorf: das gleiche tiefausgebuchtete Kreuzgratgewölbejoch über dem Chorquadrat, die gleichen fünf scharfgratigen Stichkappen über dem Ostschluss, die gleichen schmalen, langen Spitzbogenfenster und an den Aussenecken des Chorschlusses zweimal abgetreppte Strebepfeiler.
In Rauthal ist das Chorgewölbe später durch zwei runde Gurtbögen abgestutzt worden, deren westlicher den Triumphbogen ersetzt, der östliche grenzt das Chorquadrat vom Ostschluss ab. Dieser zweite Bogen schneidet eine in der Südchorwand eingetiefte, rundbogig geschlossene Altarkredenz, so dass nur ihre Westhälfte noch sichtbar ist. In der Nordchorwand öffnet sich ein spitzbogiger Steintürstock in eine nachträglich angebaute Sakristei, die eine flache Balkendecke trägt. In einer tiefen Nische ihrer Ostwand, die mit einer Steinplatte ausgelegt ist, richtet sich eine Schiessscharte auf die Strasse aus. In- und ausserhalb des Chors ist das Erdreich so hoch aufgeschüttet, dass die Altarkredenz heute fast ebenerdig liegt. Der Kirchensaal besteht im Unterbau aus Steinmauerwerk, nur der obere Wandteil ist in Ziegel erneuert worden, wobei man die zwei grossen stillosen Fenster aussparte. Das Südportal hat seinen spitzbogigen spätgotischen Steintürstock mit abgeflachten Kanten behalten, ihm entsprach ein gleicher im heute zugemauerten Nordportal. In der Nordwand des flachgedeckten Saales öffnet sich eine Schiessscharte der Strasse zu.
Auffallend ist die 1,5 m dicke Westwand des Saales - hier muss ein Glockenturm gestanden haben, der zugleich mit der Kirche gebaut wurde, wie stellenweise vorhandene Steine beweisen, die beim Abbruch des Turms stehenbleiben mussten, da sein Mauerwerk in das der Kirchenwand übergriff. Heute dient als Glockenträger ein ehemaliger Wehr- und Torturm im O der Kirche, an den einst ein Bering anschloss, dessen Trasse nicht mehr feststellbar ist. Sowohl die bescheidenen Ausmasse des Kultbaus als auch das Fehlen wehrhafter Ringmauern und Türme erklären sich aus der sozialen und wirtschaftlichen Lage des einstigen Hörigendorfes; nach Aufhebung der Leibeigenschaft, 1848, war ihre Errichtung nicht mehr notwendig.

Juliana Fabritius-Dancu

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