Schorsten - Informationen

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Monografien

  • Samuel Liebhart

    Heimatbuch über die Gemeinde Schorsten in Siebenbürgen - Rumänien

    Eigenverlag Samuel Liebhart, Homburg 1994. Bezugsadresse: Samuel Liebhart, Am Kehrberg 4, 66424 Homburg

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Geschichtlicher Überblick - überarbeitet

Geschichtlicher Überblick
Die Gemeinde Schorsten, rumänisch Sorostin, ungarisch Sorostely, liegt im Kokelgebiet, je 30 - 38 km von Blasendorf, Mediasch und Hermannstadt entfernt. Die Nachbargemeinden Abtsdorf, Donnersmarkt, Scholten und Schorsten hatten einen Sonderstatus: infolge einer Schenkung des ungarischen Königs Andreas II. aus dem Jahre 1224 gehörten sie dem Kloster der Egrescher Abtei (westlich von Arad). • 1311 wird Schorsten erstmals urkundlich erwähnt: König Robert teilt den Sachsen in Hermannstadt mit, daß die Gemeinde dem Abt Egidus von Egresch gehöre.
Namensgebung:
Wie der Namen "Schorsten" entstanden ist, ist nicht mehr genau nach zu vollziehen. Im Wesentlichen gibt es zwei plausible Versionen:
Version 1.
Vermutung und Volksmeinung
•Der Ort erhielt seinen Namen vom moorigen vulkanischen Gelände am Dorfende, wo besonders im Winter Gase und Dämpfe aufstiegen. Daher soll das Dorf lateinisch "de Camino", also Schornstein, bezeichnet worden sein, woraus der Namen Schorsten sowie das ungarische Sorostely und rumänische Sorostin abgeleitet wurden.
Version 2:
Untersuchung von Pierot Frisch und Darstellung in seinem Werk "Auswanderung zwischen Rhein und Maas nach Siebenbürgen".
•der Namen "Schorsten" ist abgewandelt vom ursprünglichen Auswanderungsort, dem phälzischen Allod "Scherstein" (im Rheingau). 1195: Bestätigung der Besitzungen des Simeonstiftes zu Trier durch den Kaiser Heinrich VI., (MRR, BdII, S. 203, -737-).
Schersten (1154) [Mittelrheinisches Urkundenbuch 1 Nr. 577, S. 634-635]
•1311 possesio seu villa Sorensten. •1333 socerdos de camino, poss.Soristen. •1477 poss.seu villa Sorosthen.
Auch die ofizziele rumänische Version - lt Hompage von Kleinschelken und Schorsten, bestätigt diese Version.
Wichtige geschichtliche Ereignisse •Schorsten und die drei erwähnten Gemeinden betrachteten sich dem Freitum der Sachsen zugehörig und hatten richterliche Befugnisse. Durch Eingaben an den jeweiligen König versuchten sie, ihr Freitum bestätigen zu lassen. Daher befahl König Sigismund dem Wojwoden, die vier Dörfer vor Übergriffen seitens des Adels zu schützen und stellte sie 1417 unter den Schutz Hermannstadts.
•1476 verbat der König dem Bischof von Tschanad, die Dörfer aus dem Verband der Sachsen zu reißen. König Mathias Corvinus befahl 1485 den vier Gemeinden, ihre Steuern zusammen mit den Sieben Stühlen zu zahlen.
•Der Wojwode Bathory verbat dem Adel 1492, Steuern von diesen Dörfern zu erheben. 1496 zahlte Schorsten 100 Gulden Steuern an den Bürgermeister von Hermannstadt. Ein Jahr später wurden die vier Gemeinden dem Tschanader Bistum einverleibt.
•In der Zeit von 1540-1626 verlieh König Zapolya diese Ortschaften seinem Anhänger Mailath, so daß jene dem Recht des Komitatsboden unterstellt waren und die Verbindung zu Hermannstadt abgebrochen wurde. •Die erste Wehrkirche wurde um 1300 errichtet: eine Kirche mit Ringmauern und Wehrturm, im heutigen Pfarrgarten gelegen. Nach dem Zerfall der Wehrkirche wurde 1880/81 eine neue Kirche gebaut. 1657 wurde eine Schule aus Rutenwerk errichtet, 1857 durch einen Holzbau ersetzt. Eine Schule aus Ziegeln wurde 1888 gebaut. Das Gebäude steht auch heute noch, dient aber nicht mehr dem Unterricht, nachdem 1959 eine große Gemeinschaftsschule zustande kam. •Die landlos rumänische Bevölkerung wurde schon frühzeitig vom Egrescher Kloster und später von den Adligen aus dem Gebirgsraum um Saliste in Schorsten angeseidelt, da die geringe sächsische Bevölkerung den Hattert von über 5000 Joch nicht allein bearbeiten konnten, zumal sie ihren eigenen Grund zu bestellen hatte. Laut erster genauer Statistik von Dr. Oskar von Meltzel (1886) zählte Schorsten 1765 nur 165 sächsische Einwohner und wies 1857 folgende Zahlen auf: 214 Sachsen, 623 Rumänen, 14 Ungarn, d.h. 851 Einwohner. Von 1647 Einwohnern im Jahre 1930 waren 457 Sachsen, 1054 Rumänen, 55 Ungarn, 70 Zigeuner und 11 Juden. •Schorsten gehörte zu den besten Weinbaugebieten in Siebenbürgen; bei vielen Weinausstellungen wurden die Schorstner Weine ausgezeichnet. Nach dem Anschlß Siebenbürgens an Rumänien verloren die Sachsen aus Schorsten zum Teil ihren Gemeinschaftsbesitz. 1945 wurde die sächsische Bevölkerung enteignet und 1470 Joch an 210 rumänische Familien verteilt. •Die größten Verluste erlitten die Sachsen in Schorsten durch die Deportation: 126 Personen wurden verschleppt, von denen 12 starben. Hinzu kamen 57 Soldaten, die in der deutschen Armee dienten und von denen 17 fielen. In diesen Jahren verminderte sich die Bevölkerung also um 183 Personen, was 40% der Sachsen ausmachte. Infolge der Enteignung und Kollektivierung wanderte besonders die junge Bevölkerung, sowohl Sachsen als auch Rumänen, in die Städte ab, so daß die Gemeinde 1988 nur noch etwa 700 Bewohner zählte, davon 68 sächsische Höfe mit 209 Seelen. Heute leben in Schorsten noch acht Sachsen in zwei Familien.
Einwohnerzahl:
1910 > 1.509
1920 > 1.461 vowon 416 Deutsche
Die Heimatortsgemeinschaft
Die HOG Schorsten wurde zu Pfingsten 1988 in der Gaststätte "Eisenkrug" in Dinkelsbühl gegründet. Seither finden Schorstner Treffen jeweils zu Pfingsten und seit 2005 alle zwei Jahre im Monat Oktober in Ludwigsburg statt. Vor dem Umsturz in Rumänien hat die HOG alle Familien in Schorsten mit Paketen versorgt. Den ausgesiedelten Landsleuten ist sie bei der Eingliederung behilflich. 150 Adresssen und Familien sind der HOG bekannt: zwei Familien in Kanada, vier in Ohio/USA, vier in Österreich und die anderen in Deutschland, vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und im Saarland.

HOG-Informationen / Geschichte

erschienen in der Siebenbürgischen Zeitung, 15. April 1995

Geschichtlicher Überblick
Die Gemeinde Schorsten, rumänisch Sorostin, ungarisch Sorostely, liegt im Kokelgebiet, je 30 km von Blasendorf, Mediasch und Hermannstadt entfernt. Die Nachbargemeinden Abtsdorf, Donnersmarkt, Scholten und Schorsten hatten einen Sonderstatus: infolge einer Schenkung des ungarischen Königs Andreas II. aus dem Jahre 1224 gehörten sie dem Kloster der Egrescher Abtei (westlich von Arad). 1311 wird Schorsten erstmals urkundlich erwähnt: König Robert teilt den Sachsen in Hermannstadt mit, daß die Gemeinde dem Abt Egidus von Egresch gehöre. Der Ort erhielt seinen Namen vom moorigen vulkanischen Gelände am Dorfende, wo besonders im Winter Gase und Dämpfe aufstiegen. Daher soll das Dorf lateinisch "de Camino", also Schornstein, bezeichnet worden sein, woraus der Namen Schorsten sowie das ungarische Sorostely und rumänische Sorostin abgeleitet wurden. Schorsten und die drei erwähnten Gemeinden betrachteten sich dem Freitum der Sachsen zugehörig und hatten richterliche Befugnisse. Durch Eingaben an den jeweiligen König versuchten sie, ihr Freitum bestätigen zu lassen. Daher befahl König Sigismund dem Wojwoden, die vier Dörfer vor Übergriffen seitens des Adels zu schützen und stellte sie 1417 unter den Schutz Hermannstadts. 1476 verbat der König dem Bischof von Tschanad, die Dörfer aus dem Verband der Sachsen zu reißen. König Mathias Corvinus befahl 1485 den vier Gemeinden, ihre Steuern zusammen mit den Sieben Stühlen zu zahlen. Der Wojwode Bathory verbat dem Adel 1492, Steuern von diesen Dörfern zu erheben. 1496 zahlte Schorsten 100 Gulden Steuern an den Bürgermeister von Hermannstadt. Ein Jahr später wurden die vier Gemeinden dem Tschanader Bistum einverleibt. In der Zeit von 1540-1626 verlieh König Zapolya diese Ortschaften seinem Anhänger Mailath, so daß jene dem Recht des Komitatsboden unterstellt waren und die Verbindung zu Hermannstadt abgebrochen wurde.

Die erste Wehrkirche wurde um 1300 errichtet: eine Kirche mit Ringmauern und Wehrturm, im heutigen Pfarrgarten gelegen. Nach dem Zerfall der Wehrkirche wurde 1880/81 eine neue Kirche gebaut. 1657 wurde eine Schule aus Rutenwerk errichtet, 1857 durch einen Holzbau ersetzt. Eine Schule aus Ziegeln wurde 1888 gebaut. Das Gebäude steht auch heute noch, dient aber nicht mehr dem Unterricht, nachdem 1959 eine große Gemeinschaftsschule zustande kam.
Die landlos rumänische Bevölkerung wurde schon frühzeitig vom Egrescher Kloster und später von den Adligen aus dem Gebirgsraum um Saliste in Schorsten angeseidelt, da die geringe sächsische Bevölkerung den Hattert von über 5000 Joch nicht allein bearbeiten konnten, zumal sie ihren eigenen Grund zu bestellen hatte. Laut erster genauer Statistik von Dr. Oskar von Meltzel (1886) zählte Schorsten 1765 nur 165 sächsische Einwohner und wies 1857 folgende Zahlen auf: 214 Sachsen, 623 Rumänen, 14 Ungarn, d.h. 851 Einwohner. Von 1647 Einwohnern im Jahre 1930 waren 457 Sachsen, 1054 Rumänen, 55 Ungarn, 70 Zigeuner und 11 Juden.
Schorsten gehörte zu den besten Weinbaugebieten in Siebenbürgen; bei vielen Weinausstellungen wurden die Schorstner Weine ausgezeichnet. Nach dem Anschlß Siebenbürgens an Rumänien verloren die Sachsen aus Schorsten zum Teil ihren Gemeinschaftsbesitz. 1945 wurde die sächsische Bevölkerung enteignet und 1470 Joch an 210 rumänische Familien verteilt.
Die größten Verluste erlitten die Sachsen in Schorsten durch die Deportation: 126 Personen wurden verschleppt, von denen 12 starben. Hinzu kamen 57 Soldaten, die in der deutschen Armee dienten und von denen 17 fielen. In diesen Jahren verminderte sich die Bevölkerung also um 183 Personen, was 40% der Sachsen ausmachte. Infolge der Enteignung und Kollektivierung wanderte besonders die junge Bevölkerung, sowohl Sachsen als auch Rumänen, in die Städte ab, so daß die Gemeinde 1988 nur noch etwa 700 Bewohner zählte, davon 68 sächsische Höfe mit 209 Seelen. Heute leben in Schorsten noch acht Sachsen in zwei Familien.

Die Heimatortsgemeinschaft
Die HOG Schorsten wurde zu Pfingsten 1988 in der Gaststätte "Eisenkrug" in Dinkelsbühl gegründet. Seither finden Schorstner Treffen jeweils zu Pfingsten statt. Vor dem Umsturz in Rumänien hat die HOG alle Familien in Schorsten mit Paketen versorgt. Den ausgesiedelten Landsleuten ist sie bei der Eingliederung behilflich. 150 Adresssen und Familien sind der HOG bekannt: zwei Familien in Kanada, vier in Ohio/USA, vier in Österreich und die anderen in Deutschland, vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und im Saarland. Die Saarländer leben nahe beisammen und treffen sich monatlich im Rahmen der Gebietsgruppe Saarland der Landsmannschaft zu verschiedenen Veranstaltungen, so daß sie einen engen Kontakt pflegen.


von Samuel Liebhart


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