Projekte des Internetreferats

„ 7. Internetseminar 2014 in Bad Kissingen befasst sich mit digitalen Archiven"

Bereits zum siebten Mal fand am ersten Adventswochenende das Internetseminar in Bad Kissingen statt. Das auch von Nicht-Siebenbürgern besuchte Seminar legte in diesem Jahr den Fokus auf digitale Archive. Die von der „Akademie Mitteleuropa“ in Zusammenarbeit mit dem Referat für Internet und Online-PR des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland organisierte und aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration geförderte Veranstaltung ist mittlerweile zum alljährlichen Treffpunkt des Arbeitskreises Internet #7b geworden.

Dieser Arbeitskreis versteht sich als offener Kreis von Interessierten, der dazu ermutigen will, das Internet nicht nur als Konsument, sondern auch aktiv und gestaltend zu nutzen. Digitale Archive sind eine platz- und kostensparende Möglichkeit, Dokumente aufzubewahren, seien es Schriftstücke oder auch Bild- und Tonaufnahmen. Ans Internet angeschlossen, ermöglichen sie einen weltweiten Zugang und eine effiziente Recherche. Sie erfordern aber auch eine regelmäßige Pflege, weil man ansonsten Gefahr läuft, die Daten auf veralteter Hardware oder inkompatibler Software nicht mehr lesen zu können. Der Aufbau eines digitalen Archivs will also genau durchdacht sein.

Eine Einführung in die Seminarthematik gab Internetreferent Robert Sonnleitner: Für die theoretischen Grundlagen war wie in den letzten Jahren schon Gunther Krauss zuständig. Wie werden Dokumente digitalisiert? Wie speichert und verwaltet man die gewonnenen Daten? Neben trockenen Nullen und Einsen gab Gunther Krauss aber auch praktische Tipps für das eigene Archiv. So ist man gut beraten, wenn man die Daten von vornherein in Formaten speichert, die sich an offene Standards halten und von unterschiedlicher Software gelesen werden können. Zum Schluss des Vormittagsprogramms bot er noch einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Spracharchivs, angefangen von den Tonbandaufnahmen aus den sechziger und siebziger Jahren, über die Katalogisierung und Digitalisierung in den 1990ern bis zur Veröffentlichung auf Siebenbuerger.de in den letzten Jahren. Noch ein paar Jahre älter, von 1950, datieren die ältesten Ausgaben der Siebenbürgischen Zeitung (SbZ), die für das Archiv auf Siebenbuerger.de digitalisiert wurden. Diesen Digitalisierungsprozess stellte der Bundeskulturreferent des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, Hans-Werner Schuster, vor. Zusammen mit den aktuellen Online-Artikeln und den in den letzten Jahren per Desktop Publishing digital produzierten Druckausgaben der SbZ ist dieses Archiv eine wahre Fundgrube, wenn es um siebenbürgische Zeitgeschichte geht.

Praktischen Anschauungsunterricht gab es von Jochen Philippi,der zeigte, wie man mit Windows-Bordmitteln Dokument- und Bildersammlungen kategorisieren, verwalten, durchsuchen und veröffentlichen kann. Der siebenbürgische Filmemacher Günter Czernetzky gab Einblicke in die Arbeit mit Zeitzeugen und präsentierte ein Projekt für ein Zentrum für Digitale Medien und Zeitgeschichte, das in Martinsberg in Siebenbürgen aufgebaut wird.
Die neueste Technik für die Erstellung von digitalem Videomaterial präsentierte Günther Melzer.
Er zeigte auch Möglichkeiten, die dabei entstandenen Datenmengen mittels Youtube, externer Festplatte bzw. Cloud zu archivieren. Ein Highlight lieferte er auch dieses Jahr mit den Facebook-Postings, die in siebenbürgischen Kreisen die meiste Aufmerksamkeit erregt haben. Nachdem im letzten Jahr kulinarische Spezialitäten der Renner waren, waren es in diesem Jahr die Postings zu den Präsidentschaftswahlen in Rumänien.

Hans-Detlev Buchner führte am Beispiel von Hermann Oberth vor, welch interessantes Material sich bereits in den Archiven von Siebenbuerger.de angesammelt hat. Ein besonders wertvolles Archiv stellte Dr. Martin Armgart am Sonntagmorgen vor. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden mittelalterliche Urkunden aus Siebenbürgen zusammengetragen und in einem mehrbändigen Urkundenbuch veröffentlicht. Diese Sammlung wurde im Rahmen eines Projekts an der Universität Koblenz-Landau digitalisiert und kann jetzt online eingesehen und durchsucht werden unter http://urts81.uni-trier.de:8083/. Abgerundet wurde das Seminar durch das mittlerweile schon traditionelle Buffet voller siebenbürgischer Spezialitäten, das von fleißigen Händen aufgetischt wurde. An dieser Stelle einen herzlichen Dank für die fürsorgliche Pflege unserer Gaumen.

„ Sicher im Netz, „ohne zu sturkeln“ 2013 in Bad Kissingen

6. Internetseminar in Bad Kissingen: Erlebnisbericht über eine Erstteilnahme

Seit knapp zwanzig Jahren hab ich mich mit dem Thema Siebenbürger Sachsen eher rudimentär beschäftigt. Ich war mal in Dinkelsbühl dabei und habe beim Oktoberfestumzug die Stolzenburger Tracht meiner Oma getragen. Aber wirklich dabei sein ist etwas anderes. Bei Festen und Feiern trifft man so viele Verwandte, Bekannte und herzliche Menschen auf einem Fleck. Da muss doch was dran sein. Wie komme ich dahinter, was das Schöne bei den „Soxen” ausmacht? – Heimaturlaub mit der Schwester und den Cousinen. Die Cousinen sind im Vorteil, sie sind aktiv und treffen an jedem Ort auf bekannte Gesichter. Wir sind auf einer Veranstaltung der Haferland-Kulturwoche und schon wieder taucht einer dieser netten Menschen auf. Anja schießt ein Foto von unserer Reisetruppe mit Peter Maffay – und erneut die Frage an meine Cousine Dagmar: „Und woher kennst du die?” – „Vom Internetseminar in Bad Kissingen. Super lustig und sehr interessant, du solltest dieses Jahr mal mitkommen!”. Und so bin ich dabei beim 6.Internetseminar vom 29. November bis 1. Dezember im „Heiligenhof” in Bad Kissingen. Schon auf der Fahrt zum Seminar kreisen die Themen unterbewusst immer um die Herkunft, die Vergangenheit und dank des Themas Internet auch um die Zukunft. Studienleiter Gustav Binder empfängt uns herzlich im „Heiligenhof”. Es gibt was zu essen, wir beziehen unser Zimmer und schon geht`s los mit dem Kennenlernen der anderen Teilnehmer und der Einführung in die Seminarthematik. Robert Sonnleitner startet mit dem ersten Vortrag und stellt den Verband, alle Referenten und die jeweiligen Themen ausgiebig vor. Er geht genauer auf die momentanen Nutzerzahlen der Verbands-Website Siebenbuerger. de ein (aktuell fast 10 000 registrierte Benutzer, 9 Millionen Seitenaufrufe im letzten Jahr). Sonnleitner erklärt die Aktualität von Datenschutz und Datensicherheit anlässlich der NSAAffäre um Edward Snowden. Er zeigt auf, wo man im alltäglichen Leben schon überall mit wirtschaftlichen oder staatlichen Datensammlern konfrontiert ist (Kreditkarte, Telefonrechnung, E-Mail-Verkehr) und wie man dagegen vorgehen kann (Daten verschlüsseln, anonym im Internet surfen – anonymouse.org – oder anonym telefonieren. Abschließend geht der Referent kurz auf die Neuerungen der Homepage ein (Visitenkarten für Kulturgruppen und die mobilen Seiten).
Gunther Krauss nimmt die mobilen Seiten von Siebenbuerger.de genauer unter die Lupe. Er erklärt, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um den Zugriff per mobilem Endgerät zu ermöglichen durch Systemanpassung und Trennung von Inhalt und Form. Er nennt Optimierungsmöglichkeiten, wie die Anpassung an den Bildschirm, die Bedienbarkeit, das Verringern des Datenvolumens.

Krauss veranschaulicht die Bedienung und das Layout, indem er durch die Seite navigiert und beispielhaft einzelne Beiträge mit der Internetseite vergleicht. Die Testphase ist vorbei, er würde sich aber über Anmerkungen und Rückmeldungen von Benutzern freuen. Tag 2: Es folgt der zweite Vortrag von Gunther Krauss, nun zum Thema Datenschutz und Datensicherheit. Zunächst werden die Begriffe erklärt, auf die täglichen Daten hingewiesen (Digitalfotos, Worddokumente, mp3-Musik, Amazon einkäufe) und erklärt, wie diese vorhandenen Zahlenkombinationen der Computersprache aus 0 und 1 gebraucht und missbraucht werden können. Auch auf die Gefahr der Metadaten (die Speicherung des „wer, wann, wo“) wird hingewiesen. Lösungsansätze durch Entkoppelung der Daten, Virenschutz, sichere Passwörter und Verschlüsselungen werden aufgezeigt (Datenverschlüsselung mit www.truecrypt.org).

Hans-Detlev Buchner gab uns im Anschluss einen Einblick darüber, was Google und Facebook über uns wissen. Mit Hilfe von Google Analytics und Adwords zeigte er, was man alles an Information bekommen kann (Statistiken der Besuche, Zugriffsgeräte sowie auf die jeweiligen Benutzer zugeschnittene Werbung). Dank Facebook-Werbeanzeigen und Graph Search ist esleicht, auf Facebook nach bestimmten Inhalten eines Profils zu suchen, wenn diese nicht geschützt sind. In seinem zweiten Vortrag führte Buchner Schritt für Schritt durch die Erstellung einer Homepage am Beispiel des Baukastensystems vom Anbieter 1&1.

Peter-Jakob Cosoroabă veranschaulichte uns mit persönlichen Einblicken in seine digitale Welt, was das Internet alles leisten kann, um uns das Leben erheblich leichter zu machen. Er gab einen Überblick über die Entwicklung der Smartphones und zeigte an aktuellen APPs (kleine Programme), wie man Tipps für die Umgebung bekommt (Foursquare), wo sich Freunde aufhalten oder wie man ein digitales Reise- oder Alltagstagebuch führt (Google Location History, Google Now). Er vertrat einen aufgeschlossenen Umgang mit dem Internet und empfohl hierzu die Lektüre von „Jeff Jarvis – mehr Transparenz wagen!”

Günther Melzer rundet den Tag mit einem sehr lebendigen Vortrag über virale Videos, Artikel und Fotos ab. Er erklärt, was man heutzutage braucht, um Medieninteresse zu erzeugen, wie z.B. große, neugierig machende Bilder: Humor, Essen, Tier- und Babyfotos, Geschichte, Danksagungen. Alles, was gemeinsame Erinnerungen weckt, verbindet – und das am besten abends zwischen 20 und 21 Uhr einstellen. Bei den vielen Beispielen werden Tränen gelacht und man bekommt Hunger (Rhabarberbarbarabar, Landkarte der Siebenbürger Sachsen, Jolly oder Hausbrot). Wie gut, dass es auch am zweiten Abend Köstlichkeiten der hervorragenden siebenbürgischen Küche gibt. Bei Holunderlikör, „Boflisch”, Zwiebeln, Zakuska, Vinete etc. bleiben keine Wünsche offen. Man tauscht sich fachlich aus und musiziert zum Ausklang. Wer mag, kann sogar bei einer weiteren Veranstaltung im Haus in Adventsstimmung kommen. Mit Musik, Lesung und Tanz wird man auf die weihnachtliche Zeit eingestellt.

Am letzten Tag steht nach dem Frühstück Günther Czernetzkys Vortrag über Montage- und Imagefilme auf dem Programm. Eines meiner persönlichen Highlights. Auch meine Cousine ist nach dem Vortrag „in ihrer sächsischen Seele berührt”. Czernetzky wechselt beim Reden vom Hochdeutschen ins Sächsische, ins Rumänische und wieder zurück: „So wie früher!” Er erklärt die drei Gretchenfragen (Wer macht Aufnahmen? Wer will was lernen? Wer will was sehen?), die Module und die Begriffe der Filmdefinitionen (Projektbeispiele und was einem daran fehlt: Gestaltung, Aussage, Qualität; Montage-, Image- und Kurzfilm). Er erläutert die Grundregeln der Filmsprache, bestehend aus Selektion und dem Einhalten von Regeln (Beurteilungskriterien,10-Sekunden-Regel, Fünf-Finger- Gesetz, Montage unterschiedlicher Einstellungsgrößen). Er regt zur Zusammenarbeit an und fordert jeden auf zu filmen. Das Material soll dem Arbeitskreis „1. Digitale Nachbarschaft der Siebenbürger Sachsen” zur Verfügung gestellt werden, der ein multimediales Jahrbuch im DVD-Format herausbringen will. Der Vortrag ist voll von kleinen, interessanten Kurzfilmen, die einen berühren („Heimattag”, 2009; „Kath.”, ein Imagefilm über Katharina Zipser, 1999; „Studentenfilme” über Hermannstadt, 2012; „Lot und seine Töchter in Kirchberg/Chirpar”; „Kronenfest in Kerz/Carta”; „In Alzen/Altana geht die Sonne auf!”). Fazit: Die knapp 50 Teilnehmer waren bunt gemischt, „einer aus jedem Dorf oder zumindest dem Nachbardorf”, jung und alt, Mann und Frau, internetbegeistert oder Web-Anfänger, aber allesamt interessiert. Manches war mir neu. Die festen, flüssigen und musikalischen Leckereien habe ich genossen. Ich hatte ein paar wunderschöne Tage. Danke! Ich kann diese Veranstaltung nur weiterempfehlen und freue mich auf eine Fortsetzung mit sächsischen Schmankerln, wissenswerten Webinfos und herzlichen Heimatfreunden. Siebenbürger Sachsen und das Internet, das ist eine wundervolle Kombination.

„ Internetseminar 2012 in Bad Kissingen"

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