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Struwwelpeter
schrieb am 28.11.2012, 20:39 Uhr
Wo ist der Regenschirm?
(Eine Kostprobe jüdischen Humors)

Mendel kommt zum Rabbiner und klagt ihm sein Leid:
„Rabbi, jemand hat mir gestohlen meinen schönen, neuen Regenschirm, den mit dem wertvollen Goldknauf. Was mich aber viel mehr schmerzt als der Verlust, ist der Gedanke, dass es nur einer von der Mischpoke sein kann: vielleicht der Schwager, oder die Schwiegermutter – was weiß ich – womöglich gar der Vater, Gott behüte, oder mein eigener Bruder. Stell dir vor, ein Dieb in der Familie!“

Der Rabbi denkt nach und sagt nach einer Weile:
„Hör gut zu, Mendel. Lad’ ein die ganze Mischpoke zu Kaffee und Kuchen.
Den Schwager, die Schwiegermutter – was weiß ich – den Vater, Gott behüte, und den Bruder.
Und wenn getrunken ist der Kaffee und gegessen der Kuchen, liest du ihnen, mit schöner Stimme,
die Zehn Gebote vor. Und wenn du kommst zu dem achten Gebot** – blickst du auf und siehst
dir an die Runde, die ganze Mischpoke. So aus den Augenwinkeln, du verstehst:
Den Schwager, die Schwiegermutter – was weiß ich – den Vater, Gott behüte, und den Bruder.
Und was wirst du bemerken, Mendel? Der Schuldige wird sich verraten.
Geh mit Gott, Mendel und komm wieder, um mir zu berichten.“

Schon zwei Tage später ist Mendel wieder da.
„Nu, was war?“, fragt ihn der Rabbi.
„Was soll ich dir sagen, Rebbe“, antwortet Mendel mit strahlendem Gesicht.
„Es war – es war einfach großartig. Genau wie du mir vorausgesagt hast, Rebbe!
Nach dem Kaffee und Kuchen hab ich angezündet die Kerzen und mit schöner Stimme,
so wahr mir Gott helfe, habe ich vorgelesen die Zehn Gebote: dem Schwager, der Schwiegermutter
– was weiß ich – dem Vater, Gott behüte, und meinem Bruder.

Und, was soll ich dir sagen, wie ich komme zu dem Gebot: „Du sollst nicht ehebrechen“,
daaaa... ist mir eingefallen, wo ich den Schirm hab liegenlassen!“

** Im Judentum erfolgt die Zählung der Gebote etwas anders als im Christentum.

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