Armin Laschet braucht wohl Nachhilfe

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36er
schrieb am 01.06.2020, 09:23 Uhr (am 01.06.2020, 09:33 Uhr geändert).
Lieber Herr Laschet, lieber Redenschreiber, liebe Siebenbürger Sachsen. Das Grußwort:
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von Armin Laschet kommt sehr gut an und bringt uns Aufmerksamkeit, Anerkennung und sehr viele Mut machenden Worte. Leider werden wir Siebenbürger Sachsen ".. als nach dem zweiten Weltkrieg zugewanderten und am Aufbau Deutschlads beteiligen Spätaussiedler .. " bezeichnet. Diese Formulierung trifft leider auf nur sehr wenige Siebenbürger Sachsen zu, bekanntlich mußten die meisten erst die harten 40er, 50er und 60er Jahre im sozialistischen Rumänien überstehen, bevor sie dann nach und nach ausreisen konnten. Gerade auch diese Besonderheit zeichnet uns Siebenbürger Sachsen aus. Frohe Pfingsten
Der Onkel
schrieb am 01.06.2020, 12:23 Uhr
Ein berechtigter Einwand Herr Gaber.
dishapatil
schrieb am 12.06.2020, 13:01 Uhr (am 12.06.2020, 15:48 Uhr vom Moderator geändert).
Beitrag gelöscht: Keine Werbeplattform!
[Das Moderatorenteam]
Michal
schrieb am 14.06.2020, 18:28 Uhr
Ministerpräsident Armin Laschet braucht keine Nachhilfe und dazu meine Erläuterungen:
Durch den Wiener Schiedsspruch vom Mai 1940 gehörte Nordsiebenbürgen zu Ungarn. Der Königliche Staatsstreich war ein am 23. August 1944 unter der Führung des rumänischen Königs Michael I. durchgeführter Umsturz im Königreich Rumänien. Das Ergebnis war die Beendigung der Militärdiktatur von Marschall Ion Antonescu und des Militärbündnisses mit dem Deutschen Reich, dessen Niederlage im Zweiten Weltkrieg sich abzeichnete. In der Folge nahm Rumänien an der Seite der Alliierten am Krieg teil. Innenpolitisch ermöglichte der Staatsstreich kurzfristig eine Demokratisierung, bereitete letztlich aber der Eingliederung des Landes in den sowjetischen Machtbereich den Weg.
Beim Herannahen der Roten Armee im September 1944 erfolgte die Evakuierung der Siebenbürger Sachsen aus Nordsiebenbürgen sowie einiger angrenzenden Gemeinden aus Südsiebenbürgen. Etwa 36000 Menschen hatten die Flucht ergriffen, die ca. 6 – 8 Wochen dauerte. Die Trecks bestanden aus Ochsen- und Pferdefuhrwagen. Mütter mit ihren Kindern fuhren auf Viehwaggons laufend bedroht durch Fliegerangriffe, ebenfalls den Kriegsgefahren waren die Trecks dauernd ausgesetzt. In Niederösterreich angekommen, waren es nur wenige Monate bis erneut vor der anrückenden Roten Armee die Flucht ergriffen wurde.
In Oberösterreich angekommen kam man dann zur Ruhe. Etlichen Familien gelang es bis ins damalige Deutsche Reich zu flüchten und andere Familien landeten in der Tschechoslowakei und auch in Ostdeutschland. In Österreich lebten dann die Landsleute 10 Jahre als Flüchtlinge in Barackenlager oder auch auf Bauernhöfe, die zugewiesen wurden. Die Kinder gingen in Lagerschulen (die Zeugnisse waren in Österreich nicht anerkannt) und den arbeitsfähigen Menschen wurde jeweils der Arbeitsplatz bestimmt. In den ersten Jahren konnten die Jugendlichen auch keinen Beruf erlernen und erst im laufe der Jahre wurde es besser.
Durch den Aufbau in der Bundesrepublik ergab sich die Möglichkeit im Bergbau zu arbeiten und eventuell als Staatsbürger anerkannt zu werden. Auf Grund dessen zog ein großer Anteil der Landsleute in die Bundesrepublik. Diese Landsleute können mit Fug und Recht von sich behaupten am Aufbau der Bundesrepublik beteiligt gewesen zu sein. Im Jahre 1954, nach 10 Jahren wurden nun endlich die Landsleute vollwertige Staatsbürger. Das gleiche Prozedere vollzog sich dann auch in Österreich.
Darauf bezog Ministerpräsident Armin Laschet seine Begrüßungsrede und diesem Umstand (Aufbau der Bundesrepublik) zur Folge übernahm im Jahre 1957 Nordrhein-Westfalen die Patenschaft der Siebenbürger Sachsen
Zur Erinnerung des letztjährigen Heimattages:
Ministerpräsident Armin Laschet, Hauptredner bei der Festkundgebung des letztjährigen Heimattages, erinnerte an die Anfänge der seit 1957 bestehenden Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für den Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. An die 1953 im Zuge der „Kohleaktion“ aus Österreich gekommenen Landsleute, die als Bergarbeiter in den Zechen des Ruhrgebiets und im Aachener Revier arbeiteten und sich in Herten, Langenbochum, Setterich oder Oberhausen ansiedelten. Unter Tage sei die Herkunft egal gewesen, hier zählte Verlässlichkeit. Laschet erwähnte die großen Schwierigkeiten bei der Ankunft der traumatisierten Flüchtlinge und Heimatvertriebenen im Nachkriegsdeutschland. Umso bewundernswerter sei ihre Integrationsleistung.
Ich hoffe dem verehrten Diskutanten einige wichtige Daten unserer Geschichte vermittelt zu haben.
Mit herzlichen Grüßen
Michael
36er
schrieb am 18.06.2020, 16:44 Uhr
Lieber Michal, vielen Dank für Deine zutreffende und auch berechtigte Ausführung. Nur so gelingt es uns ein differenziertes Verständnis für die historischen Ereignisse zu erlangen. Bezogen auf die Nordsiebenbürger und einige Gemeinden Südsiebenbürgens trifft Dein Hinweis zu, den Zusammenhang hast zu dankenswerterweise erläutert. Meine Feststellung bezog sich darauf, dass eben die Mehrheit der Siebenbürger Sachsen ... bekanntlich erst die harten 40er, 50er und 60er Jahre im sozialistischen Rumänien überstehen mußten, bevor sie dann nach und nach ausreisen konnten. Armin Laschets Redenschreiber hätte diesen Aspekt einfach mit einbauen können, so wären die einen: früh ausgesiedelten Siebenbürger, wie auch die anderen: viel zu spät ausgesiedelten Siebenbürger gleichermaßen berücksichtigt worden.

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