Proteste gegen das Bruckenthal Denkmal

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lauch
schrieb am 01.11.2021, 11:30 Uhr
hallo Allerseits

Ich weiss, ich weiss, ich bin spät dran....sehr spät, ich gehe davon aus, dass in den sozialen Medien, das Thema "durchgekaut" wurde. Vielleich erbarmt sich jemand und schreibt etwas auch hier.
Eines vorweg: Denkmäler sind für bestimmte Menschen immer eine Provokation. In Zeiten von "cancel culture" hätte wohl auch eine Büste(sagen wir mal ein Mini- Brukenthal) ausgereicht.
Anderseits haben die Rumänen viele Städte Siebenbürgens mit Avram Iancu- Denkmälern regelrecht zugeschustert, obwohl aus nichtrumänischer, heutiger Perspektive (sollte man nicht machen), er durchaus als Verbrecher durchgehen könnte!
Nun, die Rumänen beschuldigen mal die Sachsen, mal die Ungarn, dass sie wegen ihnen keine Kirchen bauen durften. Das klingt unterschwellig beim protestführenden Pfarrer durch. In den Städten war(ist) die Situation sonnenklar. In den Dörfern?
Es fehlt mir die Phantasie zu glauben, dass der erwähnte General Buccow, ein Feldzug gegen rumänische Kirchen und Klöster führte.
Kann jemand die Äusserungen des Pfarrers (auch so eine komische Sache: demonstrierende Pfarrer) erklären, bzw. den kontext zu General Buccow! Dankeschön.

Pardon, ich vergass: auf youtube "proteste gegen brukenthal" angeben. Das sollte den Kennern der Materie, die Antwort erleichtern.
Adidumas
schrieb am 10.12.2021, 12:31 Uhr
Hallo.
Es tut mir leid fur mein Deutch. Ich bin Rumane, ich komme aus Siebenburger, aus Medias bei Hermanstadt un ich lerne seit drei Monaten aprox. Deutsch.
Die Leute protestieren Bruckenthal sind nicht sehr schlau und sie sind nationalisten.
Sie glauben, Bruckenthal sei schuld an einer rumänischen Revolte, die zu seiner Zeit stattfand.
Aber Brukenthal war der Gouverneur von Siebenbürgen und hatte keine militärische Verantwortung.
Das Militär wurde vom Wiener Kaiser geschickt
Bruckenthal war ein sehr wichtiger Mann für Siebenbürgen und ich finde seine Statue eine sehr, sehr gute Idee
lauch
schrieb am 27.12.2021, 12:46 Uhr
Hallo Adidumas,
nicio problemă, aber trotzdem auf deutsch, weil es schneller geht! Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass heutzutage Denkmäler fehl am Platze sind.(bei Bruckenthal, şi la propriu şi la figurat, eine Büste, hätte gereicht irgendwo im Museum)
Hier ein ganz undifferenziertes WARUM!
Der Oberbegriff heisst "cancel culture" und er hat sehr wohl seine Berechtigung!
Schau dir mal den Komplex Ricky Schroder/ARD/Der kleine Lord an. Es ist sehr leicht sich auf den Standpunkt zu stellen, der heute 50 Jährige hat mit dem damals wasweissich 10- 11 jährigen Schroder nichts zu tun!!! Ich neige jedoch in dieser Sache mit der Minderheitenmeinung zu sympathisieren.
Oder Avram Iancu in Rumänien. Als man sein Denkmal 1977/78 in einer Sradt in Siebenbürgen mit überwiegend ungarischer Bevölkerung erbaute, kursierte folgender Witz: warum wird das Zentrum um 15H gesperrt? Antwort: damit Avram Iancu, das Reiten lernt. Das war wohl der grösstmöglichste Protest in einer Diktatur.
Oder erinnern wir uns als ein nationalistischer Szekler eine Puppe öffentlich verbrannte, was für Wellen es in der rumänischen Öffentlichkeit schlug. Obwohl man ihn zwar etwas an den Haaren herbeigezogen, ihn als Verbrecher (Plünderer) darstellen könnte. Oder was würde passieren, wenn ich den Pfarrer der Kirche wo sein Denkmal steht, fragen würde, ob Avram in der Zwischenzeit reiten gelernt hat.
In den Südstaaten, ich glaube, da brauchen wir nicht zu diskutieren, ist so mancher General eine Provokation für die dunkelhäutige Bevölkerung! Kritiker, ich würde sagen, Leute, die nicht die Zeichen der Zeit erkennen, fragen sich ungläubig, "wieso jetzt?" wenn es über 100 Jahre schon da stand, ohne das jemand sich davon gestört gefühlt hat. Seitdem ist die unterprivilegierte schwarze Schicht der USA gebildet, und besser ausgebildet. Diesen Umstand muss man berücksichtigen.
Ein anderes Beispiel, was auch Anlass zum Nachdenken, mal in einer anderen Form geben sollte, ist das Holocaust- Denkmal in Berlin. Es wurde als Mahnmal für die ermordeten Juden errichtet. Das ist richtig. Aber sind Roma und Sintis, opfer zweiter Klasse?
Kollege, ich glaube, ich habe einige sicherlich undifferenzierte Betrachtungsweisen geliefert. Ich bleibe dabei: Denkmäler sollten nicht mehr errichtet werden.
bankban
schrieb am 27.12.2021, 15:30 Uhr
Aber sind Roma und Sintis, opfer zweiter Klasse?

Warum sollten sie das sein? Die haben doch ihr eigenes Mahnmal. Wo ist das Problem?
lauch
schrieb am 08.01.2022, 12:35 Uhr
Hallo Allerseits,

Etwas verspätet: Ein frohes pandemiefreies 2022 wünsche ich.

Kollege bankban: Vollendete Tatsachen, sind oft keine Probleme mehr.
Den jüngeren Usern muss man aber auch die schwierigen, langwierigen Diskussionen aus dem Vorfeld der Entscheidung für das Holocaust- Denkmal in den Kontext setzen.
Es ist doch so: in Deutschland herrscht Konsens über die Einmaligkeit des Verbrechens an den Juden. In Armenien wahrscheinlich nicht. Sollte man nicht allen Opfern gerecht werden in einem einzigen Gedenkzentrum?(Denkmal, Museum usw.)
Muss das eine Denkmal (Roma und Sinti) wesentlich kleiner unbedeutender sein, als das andere? Ist das nicht auch (vielleicht unbewusst, ich weiss es nicht) eine klassifizierung der Opfer? Oder analog auf die Produktpolitik eines Unternehmens bezogen: Marke und me- too Produkt?

Schönes Wochenende
joachimroehl
schrieb am 08.01.2022, 19:15 Uhr (am 08.01.2022, 19:41 Uhr geändert).
Macht Euch keine Sorgen, viele Denkmäler die in der BRD errichtet wurden, werden in hundert Jahren bestimmt nicht mehr stehen. Das betrifft vor allem die, welche unsere Geschichte klittern und sicher auch solche Peinlichkeiten wie die "Einheitswippe" vorm Berliner Schloß, wo bis 1950 das Nationaldenkmal von Kaiser Wilhelm I. stand. Die angloamerikanischen Bombenangriffe hat das Reiterdenkmal vollkommen unbeschädigt überstanden, die Betonköpfe der SED leider nicht.
charlie
schrieb am 10.01.2022, 09:42 Uhr (am 10.01.2022, 09:42 Uhr geändert).
Welche Denkmäler in Deuschland klittern die Geschichte?
joachimroehl
schrieb am 10.01.2022, 16:25 Uhr
Mit Deiner BRD-Denke wendest Du Dich bitte an die Bundeszentrale für Politische Bildung.
charlie
schrieb am 12.01.2022, 10:57 Uhr
@joachimroehl
Sie schreiben von Klitterung, nicht die Bundeszentrale. Also antworten Sie bitte auf meine Frage, wenn Sie möchten und können.
lauch
schrieb am 19.01.2022, 09:35 Uhr
Guten Morgen,
dann versuche ich es mal! JEDES, ich betone jedes Denkmal ist m.E. Geschichtsklitterung, es kommt nur auf die Perspektive an.
Damit ich nicht parteiisch wirke, gebe ich 2 Beispiele aus den beiden grösseren Parteien SPD und CDU. Beide müssen den Leuten immer wieder eine Story erzählen, heute nennt man es Narrativ, und berufen sich auf die grossen Taten und Sprüche der Vorzeigemänner Willy Brandt und Konrad Adenauer.

Charlie:
ich gehe davon aus , dass es in beiden Parteizentralen eine Büste der Ikonen gibt, aber sei es drum, die Parteizentralen tragen den Namen der grossen Vorbilder.
Und jetzt frage ich:
Verdient jemand ein Denkmal der unter einem völlig andern Namen ein Kind gekriegt hat?
Oder der andere der die Arbeit eines Richters in Frankfurt(sein Name fällt mir nicht ein) der Kriegsverbrecher verfolgt hat, regelrecht torpediert hat?
Ich meine eher: Nein.
Quellen: Dokumentationen auf ntv und phoenix!

servus
charlie
schrieb am 19.01.2022, 10:49 Uhr (am 19.01.2022, 10:58 Uhr geändert).
Lauch, ich meine, heutzutage sollte für keine Person ein öffentliches Denkmal auf einen zentralen Platz gestellt werden. Der Grund ist nicht der, dass kein Mensch perfekt war. Für Rumänien sollte es als Grund reichen, dass zivilisierte Gesellschaften es heutzutage nicht mehr tun. Wenn es mal trotzdem geschieht, wird es als regressiv, ja atavistisch empfunden.

Das Beispiel mit Brandt und Adenauer passt insoweit nicht, als deren Statuen nicht öffentlich stehen. Das ist für die Diskussion wesentlich. Dass die Zentralen der Parteien so heißen, wirkt zwar öffentlich, die Namen wurden aber von den Parteien bestimmt und nicht von der Öffentlichkeit oder der Obrigkeit. Das heißt, die Diskussion ist innerparteilich. Wen nun jemand vorschlagen würde, beiden Denkmäler auf dem Alexanderplatz aufzustellen, wäre ich dagegen.


PS: ein uneheliches Kind ist schmälert die Leistung eines Politikers nicht, im Gegenteil, so etwas kann emanzipatorisch wirken. Das mit den Nazis unter Adenauer ist schlimmer und hat dem Land geschadet. Aber beides würde meine Meinung zu einem Denkmal nicht ändern. Auch nicht, dass mir die Statue von Brandt künstlerisch ganz gut gefällt. Brukenthal finde ich auch gelungen.

PPS: Ich fürchte joachimroehl meint was anderes als du mit "Geschichtsklitterung".
lauch
schrieb am 23.01.2022, 13:24 Uhr
Hallo Allerseits,

Okay Charlie der "parteiinternen Argumentation", kann ich etwas abgewinnen. Denkmäler gibt es wohl keine oder wenige in der Öffentlichkeit!! Dafür aber genügend Strassen und Plätze die ihren Namen tragen.
Um Gottes Willen es geht nicht um das uneheliche Kind!! Irgendwie cringi (so oder so ähnlich)sagt man wohl heute dazu wenn Geschwister (Halbschwester in diesem Fall) vom selben Erzeuger völlig andere Namen tragen.
Schönen tag noch.

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