Heimattag - Heimatverlust

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Anna
schrieb am 12.05.2008, 14:54 Uhr
Gefühle beim Wiedersehen des Heimatdorfes Rothberg nach 29 Jahren Abwesenheit

Verloren

Wenn man den Mittelpunkt verloren,
von dem man seine Kreise zog,
fühlt man sich aus der Bahn geworfen,
getrieben nur in fremdem Sog.

Verloren zieht man neue Bahnen,
die nicht mehr wie die Kreise rund,
versucht zurück und kann doch ahnen,
zu groß der Abstand, die Seele wund.
der Ijel
schrieb am 12.05.2008, 15:51 Uhr (am 12.05.2008, 15:53 Uhr geändert).
Heimatverlust

heimvaterlust,lustvaterheim
verhalte ist um, erhaltet visum
heirate evtl ums,hamlet et virus
halves reim tut, harte viel mut,
haste viel turm, lahme vier tuts

nix fuer UNGUT

bankban
schrieb am 13.05.2008, 12:31 Uhr
Ich finde beide Gedichte sehr interessant -
und einseitig. Während im ersten nur Negatives
aufgelistet und die Vergangenheit verklärt wird
(und nicht danach gefragt/angedeutet wird, ob es nicht
auch an einem selbst liegen kann, dass/wenn man sich
nach 29 Jahren immer noch "im fremden Sog" sich fühlt
//Stichwort Integration!//), dagegen dekonstruiert der Verf. des zweiten Gedichts alles, degradiert alles
zu einem zweckverbundenen Handeln, dreht und wendet alles
hin und her - ohne zu bedenken, dass es "zwischen" den einzelnen Taten auch etwas Spirituelles, Nicht-greifbares und Melancholisches geben könnte (eben das, was im ersten Gedicht überfließt und zu stark vorhanden ist). Bankban
Anna
schrieb am 13.05.2008, 19:31 Uhr (am 13.05.2008, 19:45 Uhr geändert).
Das Gedicht ist ein Gefühl, dass ich empfand, als ich vor dem Grab meines Großvaters stand und mich danach durch den Abendverkehr mit dem Auto ins Zentrum von Hermannstadt quälte. Da entstand auch das Bild vom "fremden Sog". Das Rothberg meiner Kindheit hat mich geprägt, mich stark gemacht für die Welt draußen und war in meiner Erinnerung sicher idealisiert. Dieses Rothberg habe ich verloren, diesen Mittelpunkt. Dass man immer noch versucht, sich an "das Nest im Kopf" zu klammern, hat rein gar nichts mit mangelnder Integration zu tun. Die Bahnen nur von diesem Mittelpunkt sind nicht mehr rund und mit "Zurückwollen" ist wieder nur zurück in die Erinnerung gemeint.
der Ijel
schrieb am 16.05.2008, 15:22 Uhr (am 16.05.2008, 15:22 Uhr geändert).
Danke bankban für den Versuch unsere Gedichte zu rezensieren. Es ist Dir stückweise gelungen

dreht und wendet alles hin und her - ohne zu bedenken,
Denke selbst daran dass dies ein flüchtiger Versuch war etwas "Anagrammatisches" zu bauen.
Solltest Du, oder andere Leser interesse an dieser Art von Literatur finden, bin ich bereit einen Pfad hierfür gesondert aufzumachen.
Wir können darin Beispiele von Martin Opitz, bis Oscar Pastior, und eigene behandeln.
Fazit: Das wort Heimatverlust von Anna als Titel verwendet, war für mich nun mal reizend und inspirativ.
Eine weitere Version unter dem Titel habe ich bereit
Wittl
schrieb am 16.05.2008, 22:50 Uhr (am 16.05.2008, 23:13 Uhr geändert).
Zwee Wochen.... wor der Ijel krunk????
Nea schreewt e wedder, Gott soa Dunk!!
bankban
schrieb am 17.05.2008, 08:26 Uhr
Liebe Anna, ich denke, du brauchst dich nicht zu "rechtfertigen" - zumindest war es nicht mein Ziel,
durchs Geschriebene dich anzugreifen. Was du allerdings
bedenken solltest, ist, dass das Gedicht nunmehr nicht dein
alleiniges Eigentum ist - höchstens noch im rechtlichen Sinne. Denn jetzt ist es jedem zugänglich und jeder
liest es nach seinen eigenen Kenntnissen, Einstellungen etc. Und da kann dann kein Autor mehr kommen, und sagen, das habe ich aber nicht so gemeint... (Das ist ja das Schöne an der Literatur). Und ich habe versucht, das auszudrücken, was es in mir bewegt hat. Ganz interessant fand ich übrigens den zeitlichen Zusammenhang: Treffen in Dinkelsbühl (was ja irgendwie der Gemeinschaftskohäsion dienen soll) und zugleich den Titel des Threads: "Heimatverlust", also das Gegenteil einer Zusammengehörigkeit. Demnach bröckelt eben doch jedes Jahr ein Stückchen weg vom sächsischen Volk (wie in jener Siebenbürgischen Elegie von Meschendörfer)... Bankban
der Ijel
schrieb am 17.05.2008, 12:39 Uhr (am 18.05.2008, 06:26 Uhr geändert).
Heimatverlust

1.Heimat die ich nicht verlor
dort bist du, noch immer da
du bist es die mich verlor.
Ich blieb dir nicht nah.

2.Könnte es sein dass du noch rufst,
könnte es sein dass du es bist
die mich oft und öfter sucht?
mich den Einzelnen vermisst?

3.Der Väter Tüchtigkeit und Fleiß
verschafften uns Erstrecht,
andere Väter ließen fallen es, wer weiß
ob das gut war oder schlecht?

4.Über Alpen und Karpaten.
Horizont weit lichtumwunden
Heimat die wir vorher hatten
heimgesucht und nicht gefunden.

5.Klein, und kleiner wird die Welt
Wurzelsaft von dem ich lebe,
Völkchen das zusammenhält
Ideal nach dem ich strebe.

6.Strebe Völkchen auch nach vorn,
über Alpen und Karpaten
horizontwärts blicke ohne Zorn.
Fühlst du Heimat, dich verraten?

7.Zähle Heimat, wieviel Söhne sind
dir heut neugeboren?
Wer versteht sich als dein Kind?
Wer hat Heimat nicht verloren?

8.Heimat willst mich wieder haben?
Lebendig oder Tot.Ich bin bereit.
Meine Seele kannst du nicht begraben,
sie fliehet über jedes Morgenrot.
der Ijel 17. Mai 2008
Anna
schrieb am 21.05.2008, 17:11 Uhr (am 21.05.2008, 17:14 Uhr geändert).
Heimweh

In meine Seele sind gebrannt
seidiges Gras in Kiefernwäldern,
Täublinge im Buchenhain,
am First der Häuser Schwalbennester
und Störche auf dem Rain,
In meinem Herzen trage ich
einen großen hellen Raum
mit Kachelofen an der Wand
und bunter Truhe dicht daneben,
ein großer Tisch,
der in der Mitte stand,
und rings um ihn das Leben.
Anna
schrieb am 21.05.2008, 17:19 Uhr
Grenzgängerin

Ich ließ einen Teil meiner Seele zurück
im kleinen Dorf zwischen sanften Hügeln.
Der andere Teil suchte sein Glück,
von der großen Welt liess er sich beflügeln.
Getrennte Seelen haben es schwer,
sie suchen sich, möchten sich vereinen.
Es gelingt nur im Grenzland, nachts im Traum,
wenn beide vor Sehnsucht weinen.
der Ijel
schrieb am 24.05.2008, 12:05 Uhr
Joi Anna, eränner mech
doch bitte net ze oft,
un da old vergångan Zegt.
Ech hu geliawt, gewort geoackert
uch gehofft, bas Hegt -----
de Zeakonft hoet sich åfgehången.

Ech liawen noch
und hun ze oackern,
ar wordån vu fräschem ugefongen
-----
irest as de Hoffneng bliwen

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