Tuchfabrik Scherg

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bootsmann
schrieb am 12.01.2009, 06:36 Uhr (am 12.01.2009, 06:37 Uhr geändert).
Unsere Großeltern haben in den 30er Jahren im Haushalt des Tuchfabrikanten Scherg in Kronstadt gearbeitet. Der Mann war auf Hilfe angewiesen, da er wohl ein Nervenleiden hatte.
Er soll dann wohl noch geheiratet haben und danach sind die Großeltern wieder in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. So hat es uns eine Tante mitgeteilt.
Wer weiß etwas über die Familie "Scherg", die ja nach unseren Recherchen damals schon Schmutzler hieß, oder?
Würde mich freuen, etwas über die Familie Scherg oder Schmutzler zu erfahren, bisher habe ich nur Infos über Emil Schmutzler, der aber wohl nicht der Arbeitgeber gewesen sein kann.

Bootsmann
grebes
schrieb am 14.01.2009, 14:43 Uhr (am 14.01.2009, 14:45 Uhr geändert).
Hallo bootsmann,
ich könnte dir vielleicht bei den Recherchen über diese Familie helfen und dir etwas über sie erzählen, über den Mann z.B., der angeblich ein „Nervenleiden“ hatte und dann tatsächlich noch eine Frau aus „niedrigem Stande“ geheiratet und mit ihr auch noch mehrere Söhne und damit Erben gezeugt hat – zum Entsetzen eines Teils der standesbewussten und erbgeilen Großfamilie (Buddenbrooks lassen grüßen ), die in den dreißiger Jahren natürlich noch nichts vom heraufziehenden „Zusammenbruch“ in Siebenbürgen ahnte und dass es dann sowieso nichts mehr zu erben geben wird. Die meisten Angehörigen dieser Familie sind irgendwo im „Dunkel des Zeitgeschehens“, manche auch im tiefsten Elend und unbeschreiblichem Leid verschwunden, andere leben wer weiß wo, die kommunistischen Verbrecher und ihre mehr oder weniger klammheimlichen und dümmlichen Sympathisanten hatten leichtes Spiel, solche Leute mit einem nur kleinen Stoß endgültig in das „Haus des Aides“ zu befördern und sich dieser Tat auch noch als Klassen-„Kampf“ um der „Gerechtigkeit“ willen zu rühmen. – Alles Komödie, wenn’s nicht so tragisch wäre, jedenfalls absurd, denn wirklich revolutionäre Veränderungen brauchen keine Gewalt, sondern Geist.
Schergs (die mit dem unlesbaren Schriftsteller Georg Scherg NICHT verwandt sind!) und Schmutzlers sind übrigens zwei verschiedene, aber verschwägerte Familien gewesen.
Du kannst bei Interesse mich über mein hiesges Postfach kontaktieren. Wie hießen deine Großeltern?
grebes
siebenschläfer
schrieb am 14.01.2009, 18:18 Uhr
Hallo grebes,

gibt es eine Verwandtschaft zwischen der Tuchfabrikantenfamilie und dem ehemaligen Kronstädter Pfarrer Georg Scherg (1863-1943)?

Im Voraus danke für deine Antwort,
siebenschläfer.
Landler (Moderator)
schrieb am 15.01.2009, 00:46 Uhr (am 15.01.2009, 00:51 Uhr geändert).
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Karl
schrieb am 15.01.2009, 09:36 Uhr (am 15.01.2009, 09:40 Uhr geändert).
grebes schrieb: Schergs (die mit dem unlesbaren Schriftsteller Georg Scherg NICHT verwandt sind!)
grebes


Unlesbar wahrscheinlich für das Niveau und die Geduld von grebes... nicht aber für viele Fans von Georg Scherg.

Als gestandener, vielerfahrenen Intelektueller mit vielseitigen Interessen und Siebenbürger Sachse konnte und wollte vielleicht Georg Scherg m.E. bewusst nicht á la Simmel, Konsalik & Co. schreiben (deren spätere Bücher sich mehr an das konsumfreudige Publikum wenden, das oft nur in den Ferin liest), sondern wendet sich an "echte" Leseratten, Interessierte und Intelektuelle, denen eine gewisse Komplexität und zu deutende Struktur der Sprache Spaß macht.

Seine Texte dokumentieren akribisch Verfolgung, Verrat, Freud und Leid in Siebenbürgen.

Wenn man die Bücher Georg Scherg´s kennt, kann man nur sagen, daß grebes da viel verpasst hat...
grebes
schrieb am 15.01.2009, 16:29 Uhr (am 15.01.2009, 16:40 Uhr geändert).
siebenschläfer schrieb: Hallo grebes,

gibt es eine Verwandtschaft zwischen der Tuchfabrikantenfamilie und dem ehemaligen Kronstädter Pfarrer Georg Scherg (1863-1943)?

Im Voraus danke für deine Antwort,
siebenschläfer.


Hallo siebenschläfer,
Pfarrer Georg Scherg(1863-1943) war ein Vetter zweiten oder dritten Grades vom Seniorchef der Tuchfabrik Wilhelm Scherg(1855-1930). Die beiden verband eine enge Freundschaft. Für den Fabrikanten war der Pfarrer die einzige und eine sehr wichtige Vetrauensperson, eine Art "Berater" in ethischen Fragen, die über das Persönliche und Familiäre hinausging: Anfang des vorigen Jahrhunderts wurden für den streng protestantischen Scherg, der dem alten Weltbild der Zunftordung anhing, die moralischen und sozialethischen Fragen des immer rücksichtsloseren kapitalistischen Wirtschaftens zu einem Problem und vermutlich zu inneren Konflikten (es gab damals massive Aufkäufe kleinerer und schwächerer Textilunternehmen, heute würde man "feindliche Übernahmen" dazu sagen). Vermutlich auch auf den Einfluss des Pfarrers gingen die in Siebenbürgen damals einmaligen umfangreichen sozialen Einrichtungen des Unternehmens zurück: Arbeiterwohnungen, Kantine, Freizeiteinrichtungen usw. – Merkwürdig: In einer Ansprache zum 100-jährigen Bestehen des Unternehmens 1923 (Siebenbürgen gehörte inzwischen zu Rumänien) hatte Scherg in das Typoskript zunächst düsterer Vorausahnungen über die künftige Entwicklung hineingeschrieben, sie dann aber mit Tinte wieder durchgestrichen und nur den Satz über sein (wankendes?) Vertrauen auf Gott stehen gelassen. Eine Art unternehmnspolitischer Zweckoptimismus?
grebes

PS: Eine ausführliche und mit vielen Details ausgestattete Geschichte des Unternehmens Scherg kann man hier nachlesen:
Maja Philippi: "200 Jahre Familie Scherg in Kronstadt", zu finden in der Zeitschrift für Siebenbürgische Familienforschung (des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, Sektion Gnealogie). Es handelt sich allerdings mehr um eine Geschichte des Unternehmnes und weniger der Familie.
siebenschläfer
schrieb am 15.01.2009, 20:06 Uhr
Grebes, vielen Dank für die ausführlichen Erklärungen.
bootsmann
schrieb am 16.01.2009, 16:14 Uhr
Hallo Grebes,
ich habe großes Interesse mehr über die Familie Scherg zu erfahren. Die Großeltern kamen aus Oberneudorf und brauchten Geld, da die Scheune abgebrannt war. Sie hatten wohl zunächst versucht, in der Fabrik selbst Arbeit zu bekommen. Die Heirat war wohl dann auch der Grund, dass die Großeltern nicht mehr weiter beschäftigt wurden.
Mich würde es natürlich interessieren in welchem Jahr Herr Scherg geheiratet hat und wie alt er war. Natürlich interessieren auch all die anderen, mit der Familie zusammenhängende Dinge, nur so kann man sich ein gesamt Bild machen.
Gruß Bootsmann
bootsmann
schrieb am 16.01.2009, 16:33 Uhr
Hallo Landler,

danke für den Link.

Bootsmann

Administrator
schrieb am 19.01.2009, 22:45 Uhr (am 19.01.2009, 22:46 Uhr geändert).
Da es in dieser Diskussion hier zu unsachlichen und beleidigenden Äußerungen kam, wurden einige Beiträge die mit dem Thema nichts zu tun hatten, entfernt. Wir bitten alle Teilnehmer die Forenregeln zu beachten. Vielen Dank für euer Verständnis.
assi.d
schrieb am 08.06.2009, 19:28 Uhr
Hallo,
zur Familie Scherg werden im Band 27, Siebenb. Archiv von Balduin Herter beinahe 200 Seiten abgedruckt...
Da sollte doch war zu finden sein!
Gruß
Assi

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