Gesucht:/gefunden: die globale Lösung

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Lavinia
schrieb am 05.04.2009, 00:14 Uhr
The history of Igor schrieb:
"Mittlerweile finden in London G20 Demonstrationen statt, das kapitalistische System produziert mehr und mehr Arbeitslose, und die 20 reichsten Staaten kommen zusammen um angeblich eine 'globale' Lösung zu finden. Und siehe da! Die Lösung wird - wie durch ein Wunder - hervorgebracht! Sind diese Ereignisse nicht ungemein wichtig? Das, was 'ganz normale' Menschen betrifft: Arbeitslosigkeit, Frustrationen, Wut."


Wir haben die neoliberale Wirtschaftspolitik mit ihren Rationalisierungs- und Modernisierungsmaßnahmen, der Entwicklung arbeitsplatzvernichtender Technologien im Namen der Erhaltung eines steten Wirtschaftswachstums akzeptiert, d. h. wir haben der Vernichtung vieler Arbeitsplätze zugestimmt. Folglich haben wir auch die zunehmende soziale Polarisierung in Kauf genommen und damit die „Gefahr“ immer heftigerer Konflikte. Das was in London und Straßburg gerade passierte, ist erst der Anfang – meiner Meinung nach.
Die Gewalt ist ein innewohnendes und untrennbares Bestandteil des Neoliberalismus. Seine ‚Konfliktlösungsstrategie’ ist die eines Rambos. Der kämpft nicht für irgendwelche, wenn auch vorgeschobene Werte, sondern erfüllt, als ‚Elitetruppe’ eine technische ‚Mission’, egal wo auf der Welt, um egal wessen (wirtschaftliche) Interessen präzise und technisch hochgerüstet zu sichern. Auch im eigenen Land und gegen die eigenen „einfachen Leute“.
Ich glaube, dass das, was nicht nur heute und nicht nur auf den Straßen Londons und Straßburgs passiert, ein Aspekt dieses Rambo-ismus ist (Staatsorgane provozieren Gewalt) Ein anderer ist beispielsweise die Veralltäglichung von Gewalt, die die Verschärfung von Überwachungsgesetzen …) der Bezug Freund-Feind, die Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen wird (bewußt) ausgeblendet, es geht um die ‚technische Ausführung’ eines Auftrages, es geht um das Austesten von (technischer)"Machbarkeit". Das Wissen darüber wird für die nächste Zukunft gebraucht...
The history of Igor
schrieb am 05.04.2009, 01:11 Uhr
Lavinia, was das ganze noch viel schlimmer macht ist die Tatsache, dass sich die Medienwelt und andere auf individuelle Gewaltakte stürzen (z.B ein paar Jugendliche schmeißen die Scheiben der RBS ein; oh Gott oh Gott oh Gott!), aber die systematische Gewalt die von Neoliberalismus ausgeht (durch Banken, Firmen, Ausbeutung der Entwicklungsländer und finanziell schwachen Gesellschaftsgruppen) komplett ignoriert wird.
Joachim
schrieb am 05.04.2009, 15:55 Uhr
Ich liefere mir mit einigen Gewerkschaftlern in letzter Zeit
als sehr hitzige Auseinandersetzungen.
Und ich werfe Ihnen vor, trotz besseren Wissens, sich an diesem Prozeß sehr stark beteiligt zu haben.
Lavinia hat dies hier sehr gut beschrieben und auf den Punkt gebracht. Erlaube mir bitte, das ich Deinen Kommentar hier, bei meinen Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaftlern benutzen darf. Ich hätte es nämlich nicht so gut artikulieren können.
Mit freundlichem Gruß
Joachim
Lavinia
schrieb am 05.04.2009, 23:03 Uhr (am 05.04.2009, 23:26 Uhr geändert).
Joachim - klar doch!
Danke übrigens für Deine Fürsprache.(thread Carl Gibson verunglimpft...) Ich kann sie würdigen und denke, dass sie im Moment gerade ganz gut kommt.
Lavinia
schrieb am 15.04.2009, 18:58 Uhr (am 15.04.2009, 18:58 Uhr geändert).
The history of Igor schrieb:
"Mittlerweile finden in London G20 Demonstrationen statt, das kapitalistische System produziert mehr und mehr Arbeitslose, und die 20 reichsten Staaten kommen zusammen um angeblich eine 'globale' Lösung zu finden. Und siehe da! Die Lösung wird - wie durch ein Wunder - hervorgebracht! Sind diese Ereignisse nicht ungemein wichtig? Das, was 'ganz normale' Menschen betrifft: Arbeitslosigkeit, Frustrationen, Wut."

Ich bin wahnsinnig muede Politikern zuzuhören, die vorgeben, Lösungen zu haben. Die Staatsverschuldung hilft nur die Illusion zu verlängern, dass man das abgetakelte System noch irgendwie retten könnte. Es ist natürlich ein Akt der puren Verzweiflung, denn der Patient ist schon längst hirntot, aber man stellt ihn dem Volk zur Schau, um die sozialen Konflikte zu deckeln und die Eskalation der politischen Auseinandersetzung möglichst hinauszuschieben.
Und was machen wir?
Die 'Zeit steht still' und in diese Stille hinein denkt einer (thread Finanzkrise) ob es vielleicht opportun ist, mit Schweinehälften zu spekulieren...
Andererseits...irgendein verrrückter Typ hat mitgezählt und errechnet, dass ein (amerikanisches) Individuum 3000 Mal am Tag mit irgendwelchen Konsumbotschaften umworben wird. Ist es demnach erstaunlich, dass die Menschen sich der Logik des Marktes beugen, die stänig neue Bedürfnisse erfindet (und in die Regale stellt) und die sie zu gierigen und fleißigen Konsumenten degradiert? Um in der Folge dann die neoliberale Mantren herunterbeten...?




seberg
schrieb am 16.04.2009, 00:45 Uhr
Ja, Menschen mit Lösungen sollte man mit Skepsis begegnen…
getkiss
schrieb am 16.04.2009, 18:31 Uhr
Lavinia schrieb: ..... Ist es demnach erstaunlich, dass die Menschen sich der Logik des Marktes beugen, die stänig neue Bedürfnisse erfindet (und in die Regale stellt) und die sie zu gierigen und fleißigen Konsumenten degradiert? Um in der Folge dann die neoliberale Mantren herunterbeten...?

Man muss sich dieser Logik nicht beugen. Die entgegengesetzte Lösung findet sich im fernen Osten. Aber nicht in China, sondern in Nord-Korea. Versucht mal nach dieser Lösung zu Leben, dass Flugticket dorthin ist doch erschwinglich....Oder nach eigener Lösung leben?
Lavinia
schrieb am 16.04.2009, 22:44 Uhr (am 16.04.2009, 23:27 Uhr geändert).
Ach was: eigentlich ist der obige Beitrag keines Kommentars würdig...

Adine
schrieb am 17.04.2009, 09:21 Uhr
Was ist an dem <<obigen Kommentar>> denn so schlimm?
Getkiss vertritt seine eigene Meinung.
Und daß er eine eigene Meinung hat,besagt doch auch,daß er nicht einer dieser Nachplapperer ist,die jede Torheit unserer Gegenwart gedankenlos akzeptieren.
Wer zwingt uns wirklich sich der Logik des Marktes immer und überall zu beugen?
Individuelle Lösungen gibt es auch.
seberg
schrieb am 17.04.2009, 09:41 Uhr
getkiss schrieb: Man muss sich dieser Logik nicht beugen. Die entgegengesetzte Lösung findet sich im fernen Osten. Aber nicht in China, sondern in Nord-Korea. Versucht mal nach dieser Lösung zu Leben, dass Flugticket dorthin ist doch erschwinglich....Oder nach eigener Lösung leben?

Ja getkiss, nach eigenen Lösungen leben, natürlich, was denn sonst?, je „eigener“ desto besser, Partikularisierung statt Globalisierung, je partikularisierter und kontrollierter desto besser…
Aber warum schickst du Lavinia gleich so giftig nach Nordkorea? Das klingt wie früher das „dann geh doch nach drüben (in die DDR), wenn’s dir hier nicht gefällt“, als ob Macht nicht überall korrumpiert und Machthaber nicht immer und überall zu Missbrauch und Skrupellosigkeit neigten, Politiker… Banker…Wirtschaftsbosse, etc., überall auf der Welt, ganz global, je globaler desto mächtiger und skrupelloser, überall verstehen sie sich auf das gleiche Prinzip des Ausnützens primärer, basaler, materieller Lebensbedürfnisse des „Volkes dort unten“, egal ob dies schon am Hungertuch nagt oder schon oder noch übersättigt und gierig zu immer neuen und billigen Bedürfnisebefriedigungen sich verführen lässt bis hin zur Teilnahme an der Perversion spekulativer Geschäfte, von dem du ja auch etwas verstehst, wenn ich dich richtig verstanden habe…und womit du dich der Logik des Marktes längst selbst gebeugt hast…
Nicht zufällig hat Brecht Zitate wie z.B. ‚Was ist schon ein Bankeinbruch gegen die Gründung einer Bank’ oder ‚Zuerst kommt das Fressen und dann die Moral’ dem kleinen Kriminellen Macky Messer in den Mund gelegt, den man aber genauso gut als skrupellosen und mächtigen Staatenlenker sich vorstellen kann…gleichsam vom Bankeinbruch zur Gründung derselben…
Eigene Lösungen, ja…allerdings muss man dazu den eigenen Kopf einschalten, auch wenn’s weh tut, also selbst nachenken – aber eben möglichst nicht grad über die beste spekulative Anlage in Aktien, bonds, Schweinehälften oder was auch immer so materiell bis kriminell – gel getkiss?
Keine Macht für niemand – das wäre der paradiesische Zustand mit Engelsmusik, auch wenns nie so ganz klappen wird…
Lavinia
schrieb am 17.04.2009, 16:13 Uhr (am 17.04.2009, 21:21 Uhr geändert).
Guck mal:

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/472315
seberg
schrieb am 18.04.2009, 09:37 Uhr
Ich bin untröstlich, Lavinia: also auch unter der schönen spanischen Sonne gibt es sie nicht - die guten Banker?!
Johann
schrieb am 18.04.2009, 10:47 Uhr (am 18.04.2009, 10:48 Uhr geändert).
Lieber Seberg,

gute Banker findest du in jeder Bank und zwar sowohl in Spanien als auch in D.
Was würdest du sagen, wenn man solche pauschale Urteile über deinen Berufsstand tätigt?
Unter allen Folterknechten dieser Welt waren Personen deines Berufsstandes vertreten und werden dies auch in Zukunft sein!
Ich finde dieses Argumentationsniveau einfach infantil, im besten Fall pubertär, eines Erwachsenen unwürdig!

All die Möchtegern Revoluzzer, die einfache Lösungen en passant formulieren, unterschätzen sowohl die Komplexität der modernen Welt als auch die Leistungsfähigkeit eines freiheitlichen Staatensystems.

Was wir brauchen sind keine Revolutionen, sondern eine langfristig orientierte Weiterentwicklung des bestehenden System. Sehr altertümlich, "das Bohren dicker Bretter". Dies ist aber nicht "sexy", zumal in einer Zeit, in der jede Mode und jede noch so kleine Änderung als "Revolution" verkauft wird. Drunter macht man´s nimmer.
seberg
schrieb am 18.04.2009, 11:03 Uhr (am 18.04.2009, 11:10 Uhr geändert).
@Johann:Zur Komplexität der Welt/Wirklichkeit gehört, dass man ironische Distanzierung versteht, zu würdigen und zum Nutzen der Wahrheitsfindung zu nützen weiß, für dich offenbar eine befremdliche Beschäftigung...du düsterer „Sachlichkeitsheld“, der nur die Unterscheidung zwischen Entweder-Oder kennt, als drittes vielleicht noch die leberwurstbeleidigte Beleidigung des „lieben“ seberg... Wo habe ich irgendetwas von "Revolution" geschrieben oder gemeint...?
Thema war der Artikel in der Süddeutschen...
Johann
schrieb am 18.04.2009, 12:02 Uhr (am 18.04.2009, 12:38 Uhr geändert).
A ja, jetzt war alles nur noch Ironie!
Bankräuber und Bankgründer in einen Topf hast du nicht geworfen und jede pauschale Kritik des Kapitalismus hast du auch nur ironisch begleitet.
Sorry hab dich falsch verstanden.
Das mit den "Revolution" ging doch nicht gegen dich, sondern war mein Beitrag zu dem Thema dieses Threads, wieder mein Fehler. Nächstes mal werde ich es besser kennzeichnen, damit es keine Verwechselungen gibt. Dies ist ja angebracht, wenn nicht einmal du als der ausgewiesene "Differenzierungskünstler" dieses Forums damit klar kommst

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