Kommunismus, Menschenrechte, Dissidenz in Rumänien – Aufklärung, Analyse, Bewertung

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Carl Gibson
schrieb am 14.07.2009, 11:06 Uhr (am 14.07.2009, 11:21 Uhr geändert).
Kommunismus, Menschenrechte, Dissidenz in Rumänien – Aufklärung, Analyse, Bewertung

Hier ist das neue Thema, Johann!

Den hier formulierten Text, hatte ich bereits vor einem halben Jahr ausgearbeitet,ihn aber noch nicht als "Thread" eingebracht,

da ich mich hier nicht dem "Inquisitor"- oder "Hexenjäger"-Vorwuf aussetzen wollte.

Jetzt hat der antisemitische "Judas"-Artikel des ADZ-Redakteurs Werner Kremm aus Temeswar in Rumänien neue Fakten geschaffen.

Ich bin der Meinung, dass "wir" hier im freien Westen die Aufklärung des Kommunismus betreiben sollten,
ohne diese
unkritisch obskuren Kräften aus Rumänien zu überlassen.


"Zur Aufklärung kommunistischer Verbrecher in Rumänien während der Diktatur nach 1945

Schuldig ist, wer von einem Verbrechen erfährt, und es nicht zur Anzeige bringt, strafrechtlich ebenso wie moralisch, besonders wenn es um politische Verbrechen geht, um „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.

Nach der kommunistischen Machtübernahme in den Staaten Osteuropas ist viel passiert. Einiges wurde niedergeschrieben, wissenschaftlich ausgewertet und „aufgearbeitet“. Über andere Verbrechen ist vorerst Gras gewachsen.
Damit es nicht so bleibt, damit Unrecht gesühnt wird und nicht nachträglich noch belohnt, sollten alle diejenigen, die von noch „unaufgeklärten Fällen“ politischen Machtmissbrauchs in der kommunistischen Diktatur seit 1945 in Rumänien oder anderswo wissen, zur Aufklärung dieser Verbrechen beitragen – etwa nach dem Vorbild der NS-Aufarbeitung in der Bundesrepublik Deutschland.

Eine „Vergangenheitsbewältigung“, ganz egal ob „individuell“ oder „kollektiv“, kann nur gelingen, wenn alle Fakten offen gelegt , wissenschaftlich ausgewertet und moralisch gewertet werden.

Als ich in meinem „Testimonium authenticum“ die Berichterstattung aufnahm, indem ich darüber berichtete, was ich in einer mehrjährigen Oppositionszeit in der Ceausescu-Diktatur erlebt hatte, musste ich feststellen, dass ein Einzelner die gewaltige Materie mit den „vielen unbekannten Opfer-Schicksalen“ allein nicht bewältigen kann.

Deshalb bedarf es eines „Forums im Forum“, wo jedermann „Fälle“ darstellen und in die allgemeine Diskussion einbringen kann, wenn er von kommunistischem oder sonstigem Machmissbrauch weiß und wenn er zur Aufklärung ungelöster Schicksale beitragen kann.

Das ist jedoch kein Aufruf zur Denunziation, zum Bilderstrum oder zur Wahrheitsfindung in Sinne von mittelalterlicher Inquisition und Hexenjagd.

Jeder sollte bei den reinen Fakten bleiben und die Beweise nennen.
Gerüchte sollen keine in Umlauf gebracht werden.

Ganz im Gegenteil. Es kommt darauf an, Gerüchte zu entkräften und aus der Welt zu schaffen.

Doch das ist Sache der wissenschaftlichen Diskussion, die erst einsetzen kann, wenn ausreichend Quellenmaterial vorliegt.
Jedes menschliche Opfer-Schicksal ist wert, analysiert und gewürdigt zu werden. Und jedes totalitäre Verbrechen, ganz egal ob von braunen oder roten Ideologien motiviert, ist wert, „aufgearbeitet“ zu werden.

Jedermann aus der breiten Bevölkerung kann durch sein konstruktives Hinzutun dabei mithelfen, Verborgenes aufzuklären und so zu mehr Gerechtigkeit beizutragen, indem er aussagt, was er über ungesetzliche Dinge und Machtmissbrauch weiß.
Damit wird die Arbeit der Bundesbehörde zur Aufarbeitung der Unterlagen der Staatssicherheit, die in Rumänien von der CNSAS wahrgenommen wird, ergänzt und erleichtert werden.

Im dem von Präsident Basescu in Auftrag gegebenen „Report zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien“ werden zahlreiche Fälle angesprochen, wo Regimegegner unter „rätselhaften Umständen“ ums Leben kamen. Überall dort, wo offene Fragen blieben, muss noch mehr Aufklärung abhelfen."

Ich werde die Konsequenzen aus den bisherigen Diskussionen ziehen und ab sofort nicht mehr mit "Anonymen" diskutieren.

Carl Gibson

S.IRENE
schrieb am 12.09.2009, 10:28 Uhr
Hier der Abschlussbericht der Präsidialkommission.

Wer nicht alles lesen will: Anhand des Inhaltsverzeichnisses bestimmte Themen auswählen.
Ilona
schrieb am 12.09.2009, 18:56 Uhr
Hallo S. Irene,
dieser Bericht scheint älteren Datums (2006?) zu sein? Die Rumänen haben es vorgezogen, eine überarbeitete und ergänzte Fassung des Endreports zur Analyse der kommunistischen Diktatur seit 1945 "nicht" im Internet zu veröffentlichen. Weshalb wohl?
Eine neue Druckfassung in rumänischer Sprache soll existieren?
getkiss
schrieb am 12.09.2009, 22:11 Uhr (am 12.09.2009, 22:12 Uhr geändert).
Lese zur Zeit "Das Leben einer Akte" von Johann Lippet.
Erinnert mich an so einiges, erlebtes.

Wer hat es gelesen? Wenn hat es, wie, beeindruckt?
S.IRENE
schrieb am 13.09.2009, 00:13 Uhr
Hallo Ilona, es ist möglich, dass mehrere Fassungen existieren. Auf Seite 4 wird darauf hingewiesen, dass der Bericht ergänzt werden kann.

Worüber berichtet wird, ist dennoch interessant, z. B. über Deportationen, bewaffneten antikommunistischen Widerstand, Arbeiterproteste, nationale Minderheiten oder über die Methoden der Secu.

Es wird eingestanden, dass die Aufarbeitung der Diktatur in Rumänien fehlgeschlagen ist (S. 172):

"(...) în România iniţiativa oficială a instrumentării unui aşa-zis 'proces al comunismului' a eşuat în derizoriu, majoritatea anchetelor demarate la finele anului 1991 cu privire la crimele fostei Securităţi au fost stopate (...), iar procurorii[,] care s-au ocupat de asemenea cazuri[,] au fost îndepărtaţi din sistem sau marginalizaţi."

"(...) in Rumänien ist die offizielle Initiative für einen sogenannten 'Kommunismus-Prozess' lächerlich fehlgeschlagen, die Mehrheit der gegen Ende des Jahres 1991 in Bezug auf die Verbrechen der Securitate eingeleiteten Untersuchungen wurde gestoppt (...) und die Staatsanwälte, die sich mit solchen Fällen beschäftigt hatten, wurden aus dem System entfernt oder abseits gestellt."
getkiss
schrieb am 14.09.2009, 12:24 Uhr (am 14.09.2009, 12:37 Uhr geändert).
Aufklärung, Analyse, Bewertung?

"Din timp in timp, mereu la vreme de campanie electorala, oasele Revolutiei si ale Mineriadei din 13-15 iunie, invelite in foi de dosare nesolutionate, sunt plimbate prin fata camerelor de filmat, sfidator pentru spiritele celor care nu si-au gasit dreptatea si, deci, linistea."

"Von Zeit zu Zeit, immer in Zeiten von Wahlkampagnen, werden die Knochen - der Revolution und der Bergarbeiteraktionen vom 13-15 Juni - eingepackt in Blätter der nicht gelösten (Rechts-)Fälle, vor den Film-Aufnahmekameras spazierengeführt, eine Beleidigung für die Seelen derer, die nicht ihr Recht und als Ergebnis, nicht ihre Ruhe gefunden haben".

Dies ist die Einleitung zu einem Beitrag von Constantin Racaru, heute, in Ziare.com:
www.ziare.com/actual/opinii/09-13-2009/doua-dosare-electorale-884250

Heute, es ist der 14. September 2009, fast 20 Jahre nach der rumänischen Erhebung gegen den Kommunismus im Jahre 1989.

In der Einleitung zum "Raport Final" steht:
"Nu există încă un document oficial al statului român în care să se
ceară iertare victimelor terorii comuniste pentru imensele şi prin nimic meritatele lor
suferinţe."
Es existiert noch nicht ein offizielles Dokument des rumänischen Staates, in dem um Vergebung von den Opfern des kommunistischen Terrors für deren unermessliche und durch nichts zu rechtfertigenden Qualen gebeten wird.

Und ebenda:
"A sosit din plin momentul ca această stare de
amnezie sistematic întreţinută să înceteze. Recuperarea memoriei dar şi identificarea
responsabilităţilor sunt indispensabile funcţionării unei comunităţi politice democratice."
Die Zeit ist voll da, um diese systematisch gepflegte Amnesie aufhören sollte. Die Wiederherstellung der Erinnerung, aber auch die Nennung der Verantwortungen, sind nicht vernachlässigbar für das Funktionieren einer demokratischen politischen Gemeinschaft.

So geschrieben in dem Dokument das sich selbst als Finale Rechenschaft (oder ähnlich) tituliert. Aus diesem Anlass, hatte der Präsident Basescu im rumänischen Parlament die kommunistische Herrschaft als ein kriminelles System verurteilt.

Die kriminellen Machenschaften in der Revolution 1989 und der "Mineriade" 1990 hatten zahlreiche Strafangelegenheiten zur Folge. Weniger die Verantwortlichen des fast 40 jährigen kommunistischen Terrors. Ausser ein paar Ausnahmen, wurden diese Dossiers bis zum heutigen Tag nicht von einem Gericht beurteilt, viele Strafsachen wurden niedergeschlagen.

Und jetzt soll der eben darum in Reserve und Ruhestand geschickte General Voinea wieder aktiviert und mit der "schnellen Lösung" der Fälle betraut werden. Fälle, die von ihm selbst 18 Jahre lang verschleppt wurden.

Diese Entscheidung wurde von dem selben Präsidenten Basescu getroffen. Kurz vor der Präsidentenwahl.

Wie schrieb schon Caragiale in seinem "Verlorenem Brief":
"Es soll sich ändern, aber nichts gewechselt werden".

Und wir sollen uns wegen fehlender Restitution von unterschlagenen Gütern wundern?

Es geht gar nicht mehr um Rechtsprechung. Die Verhöhnung geht weiter.

Wie lange noch? Bis die durch fette Renten alimentierte Verantwortlichen des Terrors durch einen natürlichen Tod sich eines Urteils entziehen? Wurde einer der Hauptverantwortlichen, N. Ceausescu samt Gattin, eben darum vorschnell "standrechtlich" liquidiert?

Und die EU
guckt zu
bei dem
makabren Theater.

Nicht zu vergessen,
die Aktionen
des "Horch und Guck"
werden heute
unter Gesetzesmantel gebracht
von demokratischen Parlamenten
zum "Schutze des eigenen Volkes".

Oder vor dem eigenen Volk?

Die Frage ist offen.

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