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Management ist (nahezu) omnipräsent

Erstellt am 20.05.2013, 19:37 Uhr von Bir.Kle. (Chef) und am 19.01.2015, 22:34 Uhr geändert.
Besonders übel ist es bei den Berufsbezeichnungen. Hier wimmelt es nur so von blasierten Blähwörtern. Heutzutage ist fast jeder ein "Manager":

Beispiele:
front desk manager (Pförtner)
facility manager (Hausmeister)

Überhaupt wird heute fast alles "gemanagt", beispielsweise liest oder hört man immer wieder grässliche Wörter wie "Zeitmanagement" (anstatt Zeiteinteilung), "Freizeitmanagement" (anstatt Freizeitgestaltung) oder "Urlaubsmanagement" (anstatt Urlaubsplanung). Doch es kommt noch perverser und widerlicher: "Familienmanagement" und "Beziehungsmanagement".

Was soll das eigentlich? Seit wann wird eine Familie oder eine Beziehung "gemanagt" - ohne Herzenswärme und berechnend - so, wie ein Wirtschaftsunternehmen verwaltet wird?
Oder ist es eher so, dass diejenigen, die solche hässlichen und dämlichen Ausdrücke verwenden, lediglich in sprachlicher Hinsicht verkommen sind?

Es gibt eigentlich nur einen Anglizismus, der noch widerlicher und ekelhafter ist als "Familienmanagement" und "Beziehungsmanagement":

"human resource management" (Das ist der "moderne" Ausdruck für die Personalbteilung).

"Menschliche Ressource" - Der Mensch wird als Ware betrachtet.
Menschenverachtender und menschenunwürdiger geht es nicht!

"Die Welt der Anglizismen – Aufgeblasen und abstoßend, bescheuert und beschämend, Gehabe und Getue"

Erstellt am 20.05.2013, 19:31 Uhr von Bir.Kle. (Chef) und am 29.09.2013, 17:05 Uhr geändert.
Vielleicht sollte man mal ein Wörterbuch herausbringen mit dem Titel "Die Welt der Anglizismen – Aufgeblasen und abstoßend, bescheuert und beschämend, Gehabe und Getue"
Bescheuerte und hässliche Anglizismen gibt es schließlich zuhauf. Ich habe einige Beispiele zusammengetragen, welche in ein solches "Wörterbuch" mit Sicherheit aufgenommen werden müssten:

Body Bag
Ein Anglizismus aus der Kategorie "beschämend". Dieses in der deutschen Sprache erfreulicherweise äußerst selten auftretende Wort ist ein Schuss in den Ofen, welcher von Werbef(l)achleuten fabriziert wurde.
Offenbar war den Werbefuzzis das gute alte Wort "Rucksack" zu altmodisch. Sie griffen deshalb auf "Body Bag" zurück, wobei ihnen offensichtlich nicht bewusst war, dass sie den Rucksack dadurch zum Leichensack umfunktioniert hatten. So kann's gehen, wenn man mit Sachen hantiert, mit denen man sich nicht auskennt – sie fliegen einem oft um die Ohren!


cash
Wenn man dieses Wort im deutschen Sprachgebrauch wahrnimmt, kann es nur eine passende Antwort geben: "Gesundheit!" (zumal sich "cash" ähnlich wie das Niesgeräusch anhört).
Bedenkt man überdies noch die Tatsache, dass die meisten Menschen beim Sprachgebrauch eine riesige Portion Bequemlichkeit an den Tag legen und stark zu Vereinfachungen und Verkürzungen neigen, verliert der Anglizismus "cash" jedwede Existenzberechtigung innerhalb der deutschen Sprache, zumal seine deutsche Entsprechung "bar" kürzer ist.


checken
Ein Allerweltsverb, das zur Verarmung der deutschen Sprache beiträgt. Ein Anglizismus, der ziemlich aggressiv wuchert und eine Vielzahl von Verben ins Abseits schiebt, beispielsweise:

prüfen, überprüfen, nachschauen, nachsehen, beurteilen, testen, kontrollieren, nachprüfen, inspizieren, untersuchen, begutachten, durchsehen

Es handelt sich bei "checken" um ein Homonym, das heißt, ein Wort mit mehreren Bedeutungen.
In seiner weiteren Bedeutung wird es vornehmlich von Jugendlichen häufig verwendet und lässt dadurch leider folgende Alternativen ein Schattendasein fristen:

verstehen, begreifen, erfassen, auffassen, erkennen, mitbekommen, durchschauen

In seiner dritten Bedeutung kommt es vor allem im Sport zur Geltung und bedeutet soviel wie "rempeln" oder "rammen".

Vor allem in den Ohren der Siebenbürger Sachsen hört sich dieses Verb eigenartig an, zumal sein Klang an die Bank in Rumänien, den "CEC", erinnert.
Somit bekommen die Wörter "einchecken" und "auschecken" für die Siebenbürger Sachsen eine völlig neue Bedeutung.

Was macht der Siebenbürger Sachse, wenn er eincheckt?
Ganz einfach: Er legt Geld auf sein Sparbuch beim CEC an!

Und was macht der Siebenbürger Sachse, wenn er auscheckt?
Ist doch klar: Er hebt Geld von seinem Sparbuch oder Konto beim CEC ab – oder wie er selbst sagen würde: Er gewinnt Geld beim CEC.


chillen
Dieses Verb lässt einen aufgrund seines Klanges irgendwie an Chili denken.
Genauso unverträglich wie Chili für das Verdauungssystem manch eines Zeitgenossen ist – genauso unverträglich ist das Verb "chillen" für die deutsche Sprache.
Auf meiner "persönlichen Ekelskala der Anglizismen" steht dieses Verb ganz weit oben.


Comeback
Insbesondere für die Siebenbürger Sachsen hört sich dieses Wort fürchterlich und zugleich aber auch lustig an.
Es klingt wie eine unvollständige und taktlose Aufforderung eines paarungswilligen Mannes an eine Frau: "Kam, bäck...!" ("Komm, bück...!").
Es fehlt nur noch – ganz klar – das Reflexivpronomen "Dich".

Wofür brauchen wir dieses Wort überhaupt in der deutschen Sprache? Es stehen uns die Wörter "Wiederkehr" und insbesondere das Wort "Rückkehr" zur Verfügung, welches dem Anglizismus "Comeback" in Sachen Länge ebenbürtig ist.
Für mich ist "Comeback" im deutschen Sprachgebrauch ganz eindeutig ein Schicki-Micki-Wort – nichts anderes als Gehabe und Getue.


cool
Dieses kleine Adjektiv ist (gemeinsam mit "geil", seinem gleichfalls beliebigen "Geschwisterchen") eine der größten Worthuren überhaupt. Beinahe überall biedert es sich an und ist sich für nahezu nichts zu schade.
Es würde den Rahmen sprengen, hier alle Adjektive aufzuzählen, welche von dieser Wortnutte hart "rangenommen" – um nicht zu sagen "kaputtgerammelt" – werden.

Hier einige "Opfer" des Adjektivs "cool":

1. abenteuerlich, atemberaubend, außergewöhnlich, außerordentlich, auffallend, aufregend, beeindruckend, bewundernswert, bemerkenswert, beachtenswert, eindrucksvoll, erstaunlich, fantastisch, faszinierend, fesselnd, genial, gigantisch, grandios, großartig, imposant, imponierend, interessant, kolossal, monumental, packend, phänomenal, sensationell, spannend, spektakulär

2. lässig, locker, entspannt, leger, salopp, gelassen, nonchalant

Wenn Jugendliche übermäßig oft das Wort "cool" um sich hauen, ist das gewissermaßen verständlich und unter "Jugendjargon" einzuordnen. Mitunter hört man dieses kleine Wörtchen jedoch auch aus dem Munde Erwachsener.
Das ist meiner Meinung nach hart an der Grenze zur Peinlichkeit; da gibt man sich offenbar mit dem "Anti-Aging"-Schwachsinn nicht zufrieden und versucht krampfhaft, auch im Sprachgebrauch jugendlich zu wirken.
Was sagt der pubertierende Rotzlöffel dazu? "Das ist voll uncool!"


downloaden
Ein Verbum, bei dessen Konjugation sich die "Streitfrage" nach der korrekten flektierten Form für die Bildung beispielsweise des Partizips, des Perfekts, des Plusquamperfekts und der Futur stellt.

Was ist denn nun richtig - "downgeloaded" oder "gedownloaded"?

Richtige Antwort: "Heruntergeladen"!
HERUNTERGELADEN, HERUNTERGELADEN und nochmals HERUNTERGELADEN!!

Die deutsche Sprache braucht das Verb "downloaden" genauso wenig, wie die Welt einen dritten Weltkrieg gebrauchen kann! Das Gleiche gilt übrigens auch für "uploaden"!


Handy
Dieses Wort ist eine in keiner Weise originelle oder charakteristische Bezeichnung für das Mobiltelefon. Stattdessen handelt es sich hierbei um ein beliebiges und langweiliges Allerweltswort, das theoretisch für alles herhalten könnte, was klein, griffig und handlich ist, beispielsweise Taschenmesser, Taschenuhr, Kompass, Kugelschreiber, Feuerzeug, Taschenlampe, Flaschenöffner, Portemonnaie, Schlüsselanhänger, Taschenrechner, Nagelknipser und vieles mehr.

Kurzum:
"Handy" ist nichts anderes als eine Art Wortschlampe. Wenn man dann auch noch bedenkt, dass die Mobiltelefone einstmals klobig wie Briketts waren, ist das Wort "Handy" die absolute Krönung der Ironie!

Die Bezeichnungen "mobile phone" (Großbritannien) sowie "cell(ular) phone" (USA und Südafrika) zeigen zweierlei:
1. Liebe zur Muttersprache, zumal es sich bei den Bezeichnungen um Wörter aus der Landessprache der jeweiligen Länder handelt.
2. Originalität: Beide Bezeichnungen sind charakteristisch und konkret – im Gegensatz zu der Wortschlampe "Handy".


Job
Dieses Wörtchen ist aufgrund seiner Kürze äußerst praktisch und auch was seine Aussprache betrifft, wirkt es kaum befremdlich. Es gehört im Grunde genommen zu der geringen Anzahl von nützlichen und sinnvollen Anglizismen.
Doch leider wird dieses kleine Wort viel zu häufig und meistens auch noch falsch verwendet, wodurch es zur Primitivierung und Verarmung der Sprache beiträgt.
Im deutschen Sprachgebrauch ist "Job" eigentlich hauptsächlich für Nebentätigkeiten vorgesehen, bei denen man sich ein Zubrot verdient. Das geht bereits aus den zusammengesetzten Wörtern (Komposita), in denen "Job" als Grundwort fungiert, hervor: Nebenjob, Ferienjob, Wochenendjob, Teilzeitjob, Halbtagsjob, Gelegenheitsjob, Aushilfsjob.
Eine Vollzeitstelle hingegen ist eine Arbeit oder Arbeitsstelle und kein Job.
Überdies hat auch kein einziger Mensch einen Job erlernt, sondern einen Beruf.

Das Substantiv "Job" scheint mit dem Verb "machen" geradezu "verheiratet" zu sein, zumal die beiden Wörter meistens als Paar auftreten. Zwei Allerweltswörter gehen eine Partnerschaft ein – beliebiger, farbloser und langweiliger geht es kaum! (Siehe hierzu auch "Keine Macht den "Machen"schaften!")
Der Scheidungsrichter könnte keinen besseren "Job machen", als diese beiden Wörter für alle Ewigkeit auseinanderzureißen!
Nicht nur, dass diese beiden Wörter blass und leblos sind – sie sind obendrein herabwürdigend und degradierend.
So hört und liest man oftmals Sätze wie:
"Der Minister hat einen guten Job gemacht."

Sicherlich ist das ein gutgemeintes Kompliment. Peinlich nur, dass man dabei ein Amt zu einem Job herabgesetzt hat!

Besser gewesen wäre:
"Der Minister hat sein Amt sehr gekonnt ausgeübt."
oder:
"Der Minister hat sein Amt äußerst kompetent wahrgenommen."

Auch im Sport werden dauernd "gute Jobs gemacht":
"Der Spieler XY hat in der Abwehr einen guten Job gemacht."

Fast nie liest man dagegen Sätze wie:
"Der Spieler XY hat in der Abwehr eine großartige Leistung abgeliefert (bzw. erbracht oder dargeboten)."

Wen wundert es da eigentlich noch, dass auch die Geschäftsführer in der Wirtschaft "gute Jobs machen"?
Dass ein Geschäftsführer sein Unternehmen erfolgreich geführt hat, liest man leider äußerst selten. (Das "leider" bezieht sich in diesem Falle nicht nur auf das Sprachliche, sondern auch auf den wirtschaftlichen Aspekt.)

Die absolute Krönung ist, dass mittlerweile sogar elektrische und elektronische Geräte wie beispielsweise Drucker keine Aufgaben mehr erledigen oder Aufträge ausführen – nein, sie tun stattdessen...na, schon erraten? Sie "machen Jobs"!
Genau genommen "macht" ein Drucker keine "Jobs" – im Gegenteil: Er vernichtet eher "Jobs". Wo einst mehrere Sekretärinnen notwendig waren, weil alles von Hand eingetippt werden musste, ist heute lediglich eine einzige nötig, um die auf ihrem Rechner gespeicherten Vorlagen und Vordrucke einfach nach Bedarf auszudrucken.

Fazit:
Ob beispielsweise Amt, Arbeit, Arbeitsplatz, Arbeitsstelle, Aufgabe, Auftrag, Beruf, Berufung, Beschäftigung, Betätigung, Leistung, Posten, Tätigkeit – all diese Wörter werden von einer Worthure namens "Job" erbarmungslos "rangenommen"!
"Arme beziehungsweise verarmende deutsche Sprache" kann man da nur noch sagen!


Oldie
Dieses Substantiv hat eine Gemeinsamkeit mit dem Wort "Handy": Es ist gleichermaßen unoriginell, nicht charakteristisch, sondern beliebig und farblos.
Mit diesem Wort bezeichnen wir ein altes oder älteres Lied, welches nach wie vor bekannt und beliebt ist.
Genauso gut könnte man dieses Wort beispielsweise auch für einen alten Mann (Rentner) oder für einen klapprigen und abgemergelten Gaul benutzen - und darüber hinaus generell für (nahezu) alles, was betagt ist.


Oldtimer
Ein dämlicher Anglizismus, mit dem noch nicht einmal ein englischer Muttersprachler etwas anfangen kann, zumal es auf englisch "veteran car", "classic car" oder "vintage car" heißt.


Public Viewing
Der englische Muttersprachler versteht unter diesem Begriff das öffentliche Aufbahren des Leichnams prominenter Personen oder Persönlichkeiten, damit sich die Öffentlichkeit von der/dem Verstorbenen verabschieden kann.
Da ist es geradezu peinlich und pietätlos, wenn man bedenkt, dass wir diesen Begriff für eine Horde alkoholisierter und grölender Menschen verwenden, welche sich vor einer Großbildleinwand eingefunden hat, um Fußballspiele zu gucken.


stylish
Ein Anglizismus, der dermaßen grässlich ist, dass mir die Worte fehlen! Wenn ich dieses Adjektiv im deutschen Sprachgebrauch höre oder lese, löst das in mir eine Empfindung aus, die einem Schlag ins Gesicht gleicht!


talken
Die deutsche Sprache braucht dieses Verb gleichermaßen dringend, wie die Menschheit die Pest und die Cholera.
Das Verb hört sich fast so an wie das Gackern der Hühner ("tåk, tåk, tåk"). Dementsprechend wird es im deutschen Sprachgebrauch zumeist verwendet, zumal die meisten der sogenannten "Talkshows" nichts anderes sind als ein Haufen aufgeplusterter und gackernder Hühner sowie krähender Hähne mit angeschwollenen Kämmen. Es wäre zudem überaus passend, diese Sendungen als "Kalkshows" zu bezeichnen in Anspielung auf die oftmals offensichtlichen Verkalkungen in den Schädeln mancher "Talkshow"-Teilnehmer.
Es gibt eine TV-Sendung namens "talk, talk, talk". Allein schon wenn ich diesen Namen höre, kommt bei mir schon das Gefühl auf, als ob ich mich mitten auf einer Hühnerfarm befände!


Teenager
Bei diesem Wort handelt es sich um eine Zusammensetzung aus einem Suffix, das in diesem Fall als Präfix fungiert ("-teen", von "fourteen", "fifteen", "sixteen" etc.), sowie dem Substantiv "Age". Scheinbar ein Kompositum ohne Auffälligkeiten.
Im deutschen Sprachgebrauch erinnert "Teenager" hingeschrieben stark an eine Komposition, bei der ein Aufgussgetränk als Bestimmungswort sowie das Verb "nagen" als Grundwort miteinander verwurstet wurden.
Aus diesem Blickwinkel betrachtet, haben wir es hier mit einem Oxymoron zu tun.


trampen
Dieses Verb gehört in die Kategorie "Schuss in den Ofen".
Mit diesem Wort meinen wir "per Anhalter mitfahren" beziehungsweise "mit einer Mitfahrgelegenheit mitfahren".
Tatsächlich bedeutet das Verb "to tramp" im Englischen soviel wie "trampeln" oder "stampfen".
Das, was wir mit dem Verb "trampen" meinen, heißt auf englisch "to hitchhike".

Wir vergewaltigen nicht nur die deutsche Sprache, indem wir Unmengen unnötiger Anglizismen in sie einfließen lassen; wir vergewaltigen auch die englische Sprache, indem wir – anstatt englische Begriffe korrekt zu übernehmen – gekünstelte Wortkonstrukte wie ebendieses "trampen" zusammenschustern, mit denen selbst ein Englisch-Muttersprachler nichts anfangen kann!


trendy
Es gibt nur einen Zusammenhang, in dem dieses Wort in der deutschen Sprache vonnöten ist; nämlich als an einen Schlichter gerichteter Imperativ, einen Konflikt zu beenden:
"Trenn die Streithähne!"


walken
Die deutsche Sprache hat dieses Verb in etwa so nötig wie ein Dreirad ein viertes Rad.
Seine Aussprache "uåk(en)" klingt ähnlich dem Quaken der Frösche – was alles über dieses Verb im deutschen Sprachgebrauch aussagt: Es ist ein überflüssiges Gequake, welches so aufgeblasen daherkommt wie ein Ochsenfrosch.
Warum müssen eigentlich manche Menschen im deutschen Sprachgebrauch "walken"? Was hindert sie daran, einfach zu gehen oder zu laufen?

Übrigens:
"walken" ist auch ein deutsches Verb und bedeutet in etwa "kneten".
Ein Reifen walkt beispielsweise, wenn der Druck in seinem Inneren zu niedrig ist.

Sollte irgendjemandem "walken" (im Sinne von "kneten") in der englischen Aussprache über die Lippen gehen, verdiente die-/derjenige es, eins auf den Mund "gewischt" zu bekommen.

Warum passen die meisten Anglizismen nicht in die deutsche Sprache?

Erstellt am 20.05.2013, 19:05 Uhr von Bir.Kle. (Chef) und am 11.06.2023, 01:00 Uhr geändert.
Dafür gibt es mehrere Gründe. Dieser Beitrag geht lediglich auf einen dieser Aspekte, die Aussprache, ein.

Der Großteil der Anglizismen wirkt in der deutschen Sprache aufgrund der andersartigen Aussprache gleichermaßen befremdlich und unangebracht wie ein Eisbär in der Kalahari!
Es gibt in der deutschen Sprache bekanntlich auch zahlreiche Fremdwörter, die aus anderen Sprachen stammen, beispielsweise aus dem Lateinischen. Diese fügen sich jedoch gut in die deutsche Sprache ein, zumal sie keine nennenswerten Besonderheiten bei der Aussprache aufweisen.
Eine der wenigen Eigenarten ist, dass bei der Buchstabenfolge "ti" das "t" wie ein "z" ausgesprochen wird. Beispiele: Information, Kommunikation, Inspiration, Kaution, Organisation, Institution, Option, Operation.

Was allerdings die englische Sprache anbelangt, so seien von der Vielzahl an Besonderheiten bei der Aussprache zumindest einige Beispiele von Buchstaben und Buchstabenfolgen angeführt, welche im Englischen ganz anders ausgesprochen werden als im Deutschen:

a
wie ä: Band, happy, glad, Standing
wie äi/ëi: Stage, trade, take, Game, play
wie a: fast, hard, last, Garden
fast wie o/å: Salt, walk, talk

ai
wie wie äi/ëi: Raider, raise, Train

e
wie e: help, West
wie i: Steven
fast wie ă: Steven

ea
wie ein langes i: Deal, Beat, clear, clean, Tear, easy
wie ä: heavy, Heaven, Thread
wie e: ready

ee
wie ein langes i: cheers, keep, Bee, Wheel, Feeling, Week

i
wie ei: Rider, white, nice, Timing
wie i: Hit, Milk, Skin, win

o
wie ou: hold, Host
wie o: lost, Blog

oo
wie a: Blood, bloody
wie ein langes u : look, cool, Tool, poor
wie o: Floor, Door

ou
wie au: out, Cloud, House, sour
wie u: Group

ow
wie au: Power, Shower, how
wie ou: Show, know

u
wie ju: duty, Computer
wie a: ugly, unplugged


Besonders auffällig:
Im Englischen gibt es für bestimmte Buchstaben oder Buchstabenfolgen sogar mehrere unterschiedliche Arten der Aussprache.
Nehmen wir beispielsweise den Vokal "a": Dieser wird im Deutschen immer als a ausgesprochen. Er wird lediglich in bestimmten Wörtern durch ein zweites a oder ein h beeinflusst, wodurch er langgezogen ausgesprochen wird, beispielsweise Aal, Paar, Haar, Zahl, mahnen.
Überdies wird er noch durch nachfolgende Doppel-Konsonanten beeinflusst, wodurch er kurz ausgesprochen wird: All, matt, platt, starr.
Im Deutschen variiert beim a also nur seine Länge bei der Aussprache – im Englischen hingegen ändert sich der gesamte Laut: Je nachdem, in welchem Wort das a vorkommt, wird es wie ein ä, ein äi, ein a oder gar fast wie ein o ausgesprochen (siehe dazu obige Beispiele).

(Hinweis: Für Fremdwörter gelten stets die orthographischen und grammatikalischen Regeln derjenigen Sprache, in der sie angewendet werden und nicht die Regeln aus jener Sprache, aus der die Fremdwörter ursprünglich stammen.
Demzufolge habe ich die englischen Substantive gemäß deutscher Rechtschreibung groß geschrieben, anstatt die im englischen Sprachgebrauch vorgesehene Kleinschreibung anzuwenden.
)