Alzener Pfarrersknecht als des Teufels Furhmann

Der Pfarrer von Alzen besuchte vor Jahren jede Woche zweimal das "Kasino in Leschkirch", von wo der Kutscher ihn um Mitternacht abholte. Dies war nun letzterem höchst unangenehm, denn er mußte gerade zu der unheimlichen Zeit ganz allein über die Altmühlbrücke fahren, über diese glücklich hinüber, muß man einen Augenblick halten, damit sich die Pferde verschnaufen. Nun würde diese Regel ein Kutscher zu mitternächtlicher Stunde nicht immer innehalten, zumal wenn der Herr nicht dabei ist, aber die Pferde sind nun einmal so dressiert, da hilft keine menschliche Angst — sie bleiben eben stehen.

Einmal, es war wunderschöner Mondschein, aber kühl, deswegen hatte man auch des Pfarrers Mantel auf den Rücksitz gelegt, fährt er wieder zur Abholung. Auf der bestimmten Stelle hält der Wagen an, da löst sieh Von der Brücke eine stumme Gestalt los, den Hut in der Hand, schwingt sie sich auf den Rücksitz und legt den Mantel um. Der Kutscher ist stumm vor Schreck, denn er meint, auf dem Kopf des Fremden zwei Hörnchen gesehen zu haben, seine Hände zittern, daß er kaum die Zügel halten kann. Nach dem Fremden sich umzusehen, wagt er schon gar nicht. Die Pferde jagen in rasendem Galopp bis an den Ort der Bestimmung. Endlich stehen sie, der Kutscher wendet sich behutsam um, die Angst vor dem Teufel hatte sich ein wenig gelegt, nun fiel ihm aber der ihm anvertraute Mantel ein: dieser lag auf derselben Stelle, wohin er ihn gelegt, vom Teufel keine Spur.

In den nächsten Tagen erzählte man sich in allen "Zechen,", des Pfarrers Knecht sei des Teufels Fuhrmann gewesen, und es fehlte nicht viel, so wäre er seinem Herrn durchgegangen, um nicht mehr in diesen Fall zu kommen.

Quelle: Siebenbürgische Sagen, Herausgegeben von Friedrich Müller 1857, 1885; Neue erweiterte Ausgabe von Misch Orend, Göttingen, 1972, Nr. LXXVIII., S. 77

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