Bußd bei Mediasch - Informationen

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Historisches

Buzd-Bußd

Als freie Königsbodengemeinde des Mediascher Stuhls und zum Mediascher Kirchenkapitel gehörig, lässt sich Bußd 1359 erstmals urkundlich nachweisen. Der Ort, dessen Bezeichnung sich vom althochdeutschen Personennamen Bozo herleitet, entstand an der Wende des 13. Jahrhundert. 1516 wird Buz als freie Gemeinde des oberen Mediascher Suhls mit 30 Wirten, 2 Hirten, einem Müller und einem Schulmeister angeführt.

Kirchengrundriss ...
Kirchengrundriss
1532 hatte das Dorf aber schon 61 Wirte. Anfänglich und zur Zeit des Kirchenbaus war die Gemeinde wenig volkreich, wodurch sich auch die geringen Abmessungen der kleinen Saalkirche erklären, die am Westhang eines Berges gebaut wurde, zu dessen Füßen sich im Tal das Straßendorf hinzieht. Noch im 14. Jahrhundert entstand der aus dem Achteck fünfseitig geschlossene Chor mit der nördlich angebauten Sakristei, der Saal erst zu Beginn des 15. Jh. Für die zwei Bauphasen der gotischen Saalkirche sprechen auch die Stilunterschiede sowie das bedeutende Ansteigen des Saalfußbodens gegen Osten dem Chor zu, der über einige Stufen erreicht wird.

Bei gleichzeitiger Entstehung beider Bauteile hätte man die Kirche wohl nicht auf einer schiefen Ebene errichtet, sondern das Terrain entsprechend angegraben, um einen ebenen Standort zu schaffen. Das Chorgewölbe besteht aus einem rechteckigen Kreuzgewölbejoch und einem östlich anschließenden Stichkappengewölbe mit Sandsteinrippen, deren Profil seitlich je zwei flache Kehlungen aufweist. Die Schlußsteine bilden flache, unverzierte Scheiben, die früher wohl bemalt waren. Von den vier Chorfenstern hat das nordöstliche schmale sein Maßwerk behalten. Das der übrigen, früher zweigeteilten Fenster ist ausgebrochen. In der Nordchorwand ist eine Sakramentnische eingesetzt, deren Spitzbogenschluß mit Dreipaßdurchbruch verziert ist. Daneben führt ein rechteckiger Eingang in die Sakristei, dessen Türsturz einen doppelten Schulterbogen zeigt.

Die schmale, tonnengewölbte Sakristei und ihr in Stein gefaßter Eingang entstanden zugleich mit dem Chor. Im Chorschluß ist der Fußboden mit Steinplatten belegt, unter denen wir die alte mensa mit sepulcrum , die Steinplatten des ehemaligen Altartisches entdeckten.

Bleistiftzeichnung des Kirchturms ...
Bleistiftzeichnung des Kirchturms
Den Triumphbogen bildet ein breiter, starker, abgetreppter Spitzbogen, der auch dem Chorturm als Stütze dient. Der breite Saal wirkt niedrig, da seine ursprüngliche Höhe beim Umbau im 19. Jh. bedeutend verringert wurde. Dieser erfolgte, dem am Westgiebel angeschriebenen Datum nach, 1846. Der Saal trägt heute eine flache Stuckdecke. Der Westgiebel ist jenen der Bauhäuser nachgestaltet, mit einem Krüppelwalmdach und der Inschriftennische darunter.

Damals wurden auch die steinernen Emporen eingebaut, die vier jetzt rundbogig geschlossenen Saalfenster vergrößert. In der Nord- und Südfront liegen sich zwei schmucklose Eingänge gegenüber, in der Westfront das in einem Risalit vorgelagerte schönverzierte und proportionierte spätgotische Spitzbogenportal, dessen Gewände und Archivolte in drei Birnstäben zwischen Hohlkehlen gegliedert sind, die von zylindrischen, kannelierten Basen aufsteigen, wie sie ähnlich das Bogeschdorfer Portal besitzt. Die Kannelüren sind durch schmale Stege getrennt. An den Kämpferpunkten verbindet ein Gesimse alle Gewändeglieder und dient den Stielen der Eichenblätter als Auflager, die das Kapitelfries bilden, als feingemeißelte Girlande, die, nur an den erhabenen Punkten der Birnstäbe angewachsen, frei zu schweben scheint.

Der Risalit läßt darauf schließen, daß das Portal erst nach Vollendung des Baus angefügt wurde. Ende der 15. Jh. wurde die Kirche wehrbar gemacht, indem man über den steinernen Chor, als dem am höchstgelegenen Bauteil, drei Wehrgeschosse in leichtem Ziegelbau ausführte, wie es für viele Kokeltaler Kirchen charakteristisch ist. Die an den Berghang gebaute Kirche machte die Chorbefestigung notwendig, um über die Bergkuppe hinweg das Anrücken des Feindes aus dem Nachbartal verfolgen und ihn unter Beschuß nehmen zu können. Die verhältnismäßig dünnen Ziegelmauern der drei Chorgeschosse sind durch schlanke, gerade, nicht abgetreppte Strebepfeiler gestützt, die sich an der Basis des dritten Geschosses zu Rundbögen zusammenschließen. Auf diesen Bögen ruht die 25 cm vor die Mauerflucht des Chorturmes vorgeschobene Wand des dritten Geschossenes, in den Intervallen die Grußweitem wirken die Bögen wie ein Architekturornament.

Die durch Balkenplattformen getrennten Geschosse werden über ein im Südwesteck zwischen Chor und Saal angebautes Treppentürmchen erreicht, dessen untere Hälfte einen runden, die obere pentagonalen Querschnitt hat. Die vom Kirchhof aus betretbare Wendeltreppe ist aus Ziegeln gemauert. Die Südwand des Chorturms hat keine Schießscharten, in den Ostwänden und der Nordwand liegt je eine innen ausgeweitete, oben rundgemauerte Nische mit schmalem Schießschlitz in der Außenseite der Mauer, um vor allem die gefährdeten Ost- und Nordseiten zu schützen. Auf der Mauerkrone des Chorturms, über dem zweiten Geschoß, ruhen die Eichenbalken des Dachstuhls auf, dessen elegante, wohlproportionierte Form der Kirche den malerischen Akzent gibt. Leider ist die lange, an der Ostmauer angebrachte Inschrift heute nicht mehr entzifferbar.

Die Kirchenburg, ein einfacher unregelmäßig-vieleckiger Bering, der sich dem Gelände anpaßt, entstand in der ersten Hälfte des 15. Jh. und umschließt einen engen, der kleinen Bevölkerungszahl angemessenen Burghof. Die ursprüngliche Höhe der aus Stein und Ziegeln geführten Ringmauer war etwa 6-7 m, heute ist sie stellenweise im Osten noch 4-5 m hoch und nach innen, gegen den Burghof zu, abgestützt, da hier der Druck des Erdreichs vom ansteigenden Osthang her erfolgte. Stellenweise lassen sich noch Schießscharten und Gußlöcher feststellen, zu deren Bedienung ein Wehrgang die Mauer innen umgab, von dem aber keine Spur mehr vorhanden ist.

Kirchenansicht mit Pfarrhauswand ...
Kirchenansicht mit Pfarrhauswand
Zwei Türme schützen die gefährdeten Punkte; im Norden, am Ausläufer des Bergrückens, führt ein Fahrweg zur Einfahrt unter dem Nordostturm, der heute als Ruine dasteht. Die Ansätze des Tonnengewölbes der Einfahrt sind noch zu erkennen, die Höhe des Turmes läßt sich nicht bestimmen, er war wohl dreigeschossig und außen mit einem Fallgatter verschließbar, wie noch vorhandene Gleitrinnen beweisen. Im Nordwesteck stand ein dreigeschossiger Wehrturm mit holzverschaltem Wehrgang, auf einem Bild von Schlichting aus 1850 noch sichtbar. Er fiel 1890 einem Erdbeben zum Opfer. An seine Stelle trat das Burghüterhäuschen. Im Wehrganggeschoß dieses Turmes hingen ehemals zwei vorreformatorische Glocken. Die Größere trug die in Siebenbürgen so verbreitete Inschrift "o rex gloriae veni cum pace", die Kleinere die vielsagende Invokation:"O Maria tuere plebem busdanam" - O Maria, schütze das Volk von Bußd ! Eine steile, gedeckte, holzverschalte Treppe führt den Westhang hinauf, an dessen Fuß auch das von einer niedrigeren Mauer umschlossene Pfarrhaus liegt.
Viehbrandzeichen

Monografien

  • Monografien/Bücher

    nicht bekannt

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