Der Obstbau in Dürrbach

Am Fuße der meist steil hängenden Weingärten, dort wo der Boden mehr eben und feucht war, legte der Bauer in Dürrbach seinen Obstgarten an. Dieser Obstgarten galt für die Bewohner der linken Seite als alleinige Versorgung mit Obst, für die anderen Bewohner der rechten Seite ein Zusatz der Versorgung. Ein abgegrenztes Gebiet war bei der Grundzusammenlegung eingezäunt worden. Auf diesem Gebiet waren 82 Parzellen mit Äpfel- und Birnbäume besetzt, ca. 1-2 Parzellen für je einen Besitzer („Bongert“ auf sächsisch). Am Fuße der Weingärten fand man noch den Nussbaum und vor allem die große blaue Bistritzer Hauszwetschke. Zwischen den Rebanlagen waren vereinzelt Aprikosen-, Pfirsich- und Quittenbäume zu finden. Als Abgrenzung der Obst- und Weinanbauanlagen standen an vielen Stellen eine Querreihe Johannes- und Stachelbeersträucher. Nicht selten waren auch Streifen mit Erdbeeren oder auch Zuckermelonen angepflanzt. Auf der großen Hutweide „im Grund“ waren früher kleine Parzellen Wiese. Um bei der Arbeit Schutz vor der brennenden Sonne zu finden, pflanzte man hauptsächlich Birnbäume. Nach der Grundzusammenlegung blieben diese Birnbäume noch Eigentum der früheren Besitzer, wenn auch die Fläche an die Gemeinde ging. Obstbäume veredeln, sowie Gemüsegarten anlegen, das lernte schon jedes Kinde in dem Schulgarten der Volksschule und ebenso die Pflege. Dennoch ließ die Pflege an manchen Stellen viel zu wünschen übrig, nur zu Gunsten des Weinbaues. In der Zeit von 1920 bis zum Beginn des Jahres 1940, kam, angeregt durch Kurse des Landwirtschaftsvereines und gefördert durch die Ackerbauschulabsolventen (Martin Klösler 40, Thellmann Michael 53, Michael Werner 127, und Michael Schatz 34) etwas Schwung in den Obstbau. Die Zahlen hinter den Namen bedeuten jeweils die Hausnummern. Richtungsgebend in Anlage und Pflege war der Westen, besonders aus Deutschland kamen viele Impulse. Es kam zu Entrümpelung der Alten Anlagen, es entstanden kleine Baumschulen im Ort. Es wurden alte Bäume durch Neue ersetzt. Aber es entstanden auch neben den früheren Anlagen von Schneider 41, Thellmann 53, Foisel 56 und Werner Michael 127 neue kleinere und mittlere Anlagen, besonders dort, wo eine Fläche schwer zu bearbeiten war. Außer genannten Obstarten gab es noch verschiedene Kernechte, also unveredelte und veredelte Zwetschenbäume, Kirschen, Weichsel und Himbeeren. Auch Maulbeerbäume in verschiedenen Fruchtarten und Geschmacksrichtungen. Bei den alten Sorten von Äpfel gab es einige sonst wo unbekannte Äpfel; z.B. der frühe Baumwollapfel, die Form war spitz und die Farbe rot geflammt sowie würzig-süß im Geschmack. Dann ein sehr geschmackvoller Herbstapfel, im Aussehen grün und plattförmig, auf dem Lager wurde er bald gelb mit gutem süßsaurem Aroma. Andere alte Sorten waren die Schmalzäpfel, Glasapfel, der rot gestreifte Johannisapfel und weißer Klarapfel. Als späte Sorte waren vertreten; die beiden Batulapfelsorten, weiß und rot. Sie hatten einen starken würzig-süßen Geschmack. Weitere alte Sorten waren; der Blauapfel, der auch ohne sorgsames Pflücken und Lagern, mit seinem lockeren süßsaurem Aroma bis in die Frühlingsmonate hielt. Der Poink mit seinen Riesenbäume, der Windauer Kannt und Windauer Winterapfel, der Lederapfel, der Wintergoldparmän, Der Bolken, Kronprinz, Cooks-Orange, weiße und rotgestreifte Maschansker und andere mehr… Die bekannten Sorten bei den Birnen waren, die kleine Hirtenbirne, Honigbirne, Isambart, gute Lomise, Blutbirne, Krautbirne, große und kleine Pfefferbirne, Tschippendorfer Birne. Die bekannten Winterbirnen waren Pastoren-, Oster- sowie Butterbirnen. Als Kernobst war am besten bekannt; die große blaue Bistritzer Hauszwetschke. Von den neuen Sorten sind zu nennen; bei den Äpfeln Jonathan, Delicius, Gustav-Dauer, Baumanns- Apfel. Bei den Birnen kam als Sorte die Kaiser Alexander dazu. Folgende Sorten kamen bei den Zwetschgen noch hinzu; the Clear, Wangenheimer, Italienische und die Sorte Anna-spät. Äpfel hatten bei guter Pflege und Lagerung einen wirtschaftlichen Wert und waren eine Bereicherung der Ernährung. Sie hatten einen sehr ausgeprägten Geschmack. Die Zwetschgen wurden im Backofen gedörrt und ein Großteil der Früchte wanderte in den Schnapskessel, insbesondere von den Männern, erst ein Schnaps und dann began die Arbeit. Die letzten süßen Zwetschgen ließ man am Baum einschrumpfen und dann wurde erst geerntet. Von den Hausfrauen wurde im Anschluss daran, es war schon Spätherbst, an Ort und Stelle im Freien der Powidl (eine feste Zwetschgenmarmelade) gekocht. Der Zweck dieser Arbeit war es, eine gute schmackhafte dicke Ware zu erzeugen, wobei das Wichtigste war, dass nichts anbrennen durfte. Gekocht wurde in Kupferkessel bei ständigem Rühren. Dabei gab es keine Pause und es dauerte oft bis tief in die Nachtstunden hinein oder auch bis in den Morgen. Bei dieser Arbeit kam es oft zu einer fröhlichen Zusammenkunft von freiwilligen Helfern und trotz vieler Arbeit freute man sich auf diese Zeit und auch heute erinnert man sich gerne zurück. In Dürrbach wurde dieses Ereignis als „Zibri kochen“ bezeichnet und das Ergebnis wurde dann in große Tonkrüge abgefüllt. Die Haltbarkeit hing von der Dauer des Einkochens ab, der Zibri war mindestens länger als ein Jahr haltbar. Er galt in verschiedenen Rezepten als eine beliebte und schmackvolle Fastenmahlzeit.

Michael Klösler

Heimatbuch, Mitarbeit von versch. Autoren

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