Der starke Galter.

Auf dem linken Altufer besaß die Gemeinde einen Hattert, auf den um eine Zeit auch die Nachbargemeinde Fintina Anspruch erhob. Eines Tages kam es deswegen auf dem Feld jenseits des Alt zwischen den Männern der beiden Ortschaften zum Streit, der in eine wilde Schlägerei ausartete. Da die Galter in der Minderheit waren, drohte ihnen eine Niederlage, und dann hätten sie auch das strittige Gebiet verloren.
Knoaden (2), der auch anwesend war, stand abseits von der Schlä­gerei, sperrte Mund und Augen auf, und staunte über die sich prügelnden Männer. „A ... ä . . . ä . . ." waren die einzigen Laute, die er hervorstieß, wenn ein Galter in die Knie ging. Als einer sei­ner Landsmänner ihn so gleichgültig herumstehen sah, wo doch seine Gefährten Prügel einsteckten, schlich er sich von hinten an ihn heran und versetzte ihm unversehens ein paar derbe Schläge über den Rücken.
„Sah dor, se hunn na uch af mech geschleon!" (3) stellte Knoa­den überrascht lest. Erst jetzt griff er in die Schlägerei ein. Den Kaltenbrunnern blieb nun nichts anderes übrig, als den

Kampf­platz schleunigst zu verlassen, denn wen Knoaden traf, der blieb unweigerlich liegen.
„Lichter Krappel wat te bäst ! Te seihst, mer bekunn Prijel — en hälfst es net!" (4) beschuldigten ihn darauf die Galter.
No woram soll ich schleon, wunn ich net garjert bä gewießt! (5) rechtfertigte er sich.

Das war der starke Knoaden. Erst mußte er sich aufregen, um dann alles zusammenzuschlagen.
1 Rum. Was willst du!
2 Dickschädel.
3 Sieh an, sie haben nun auch auf mich eingeschlagen!
4 Einfältiger Mensch, der du bist! Du siehst, daß wir Prügel bekom­men, hilfst uns aber nicht!
5 Nun wie sollte ich zuschlagen, wenn ich nicht geärgert worden war!

Otmar Filp

erhalten und übernommen von jemandem aus dem Siebenbürger-Internet-Chat!

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