Keisd - Informationen

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Zur Geschichte des Ortes

Die Marktgemeinde Keisd liegt etwa 650 Meter über dem Meeresspiegel, 20 Kilometer von Schäßburg entfernt, an der Landstraße in Richtung Kronstadt. Sie liegt an dem mittleren Lauf des Saubachs, der, von Radeln kommend, durch Bodendorf, Deutschkreuz und Keisd fließt und bei Teufelsdorf in die Große Kokel mündet.
Der Ortsname Keisd, rumänisch Saschiz, ungarisch Szászkézd ist magyarischen Ursprungs (Gustav Kisch) und kommt von "Kez" = Hand, für den Begriff Schutz oder Burg. Im Ortsnamenbuch für Siebenbürgen sind noch folgende Namen angeführt: lateinisch Kyzd, Kaysdy, Zaazkyzd, deutsch Keisd, Kaizd, Kaisd, rumänisch Chizduc Sasesc.

Die Marktgemeinde Keisd mit der Keisder Burg ist offensichtlich der älteste Sitz des politischen und kirchlichen Zusammenschlusses der sächsischen Ansiedler im umliegenden Gebiet gewesen, bis später Schäßburg das Übergewicht erlangte und nach Anerkennung als Stadt Sitz dieser Einrichtungen wurde. Sowohl der spätere Schäßburger Stuhl als auch das Landkapitel und das Dekanat wurden zuerst nach "Kisd" benannt (Ernst Wagner). Zum Kisder Landkapitel gehörten 24 Kirchengemeinden, einschließlich Schäßburg.

Die Sachsen besiedelten Keisd nach der Umsiedlung der dort lebenden Szekler Grenzwächter (1200-1223 bzw. 1264-1289). Der Ort wird in zahlreichen Urkunden erwähnt. Im folgenden ein kurzer chronologischer Überblick aus dem Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen (UB).

  • 1309 - Im Protokoll des Prozesses, den die sächsischen Landkapitel (Dekanate) gegen den Bischof Siebenbürgens und dessen Domkapitel vor dem Generalauditor des Kardinallegaten Gentilis in Ofen (heute Teil von Budapest) führten, wird außer Berthold decanus de Kyzd auch der Plebanus Georg de Kyzde erwähnt. Wenn demnach Keisd zu diesem Zeitpunkt einen eigenen Pfarrer besaß, muß der Ort schon mehrere Jahrzehnte bestanden haben (UB 314, S. 240).
  • 1337 - Anlaßlich eines Besitzstreites um Weißkirch bei Schäßburg werden die Söhne Daniel, Michael, Nikolaus und Petrus des Gräfen (comes) Werner von Kyzd erwähnt. (UB 540)
  • 1383 - Das Weißenburger Domkapitel bestätigt, daß Ladislaus, Sohn des 1356 erwähnten Jakob von Teufelsdorf, zugleich im Namen seines Bruders Nikolaus und des Johannes, Sohn des Nikolaus von Kyzd, "die an dem Bach, der mitten durch das Dorf Keisd fließt, gelegene Mühle" mit allen Einkünften und Rechten den "Gastsiedlern" (hospitibus) von Keisd verkauft hat. Als Vertreter der Siedlergenossenschaft tritt Plebanus Georg auf, der zugleich Decanus des Kisder Kapitels ist. - Es ist bezeichnend, daß der Grundherr von Teufelsdorf, 1356 noch als Gräf (comes) bezeichnet, in dieser Urkunde - UB 1236 - bereits als Adliger (nobilis) genannt wird, und daß die Siedlergemeinschaft bestrebt war, den Besitz der Gräfen, die sich zunehmend wie Adlige gebärten, aufzukaufen.
  • 1403 - Nikolaus, Sohn Sandors de Kysd, wird als adliger Zeuge erwähnt. (UB 1497)
  • 1407 - Der Bischof von Siebenbürgen regelt Kompetenzstreitigkeiten, die sich zwischen der aufstrebenden Stadt Schäßburg und dem Dekan des Kisder Landkapitels ergeben. (UB 1578)
  • 1419 - König Sigismund bestätigt auf Antrag des Szeklergrafen Michael von Nadesch der "civitate seu sede Zaazkyzd", also der Stadt oder des Stuhls Sächsisch-Keisd, das Recht, Streitsachen in erster Instanz zu entscheiden. Als Berufungsinstanz werden die Stadt Schäßburg, als letzte die Sieben Stühle bezeichnet. Der Entscheidung gingen offensichtlich Streitigkeiten mit Schäßburg voraus. Seither besitzt Keisd auch den "Blutbann", d.h. das Recht, Todesurteile zu fällen und zu vollstrecken. (UB 1852)
  • 1455 - Pleban Bartholomeus de Kyszt tritt als Zeuge auf. (UB 2959)
  • 459 - Johannes wird als Plebanus des Zazkyzd erwähnt. (UB 3181)
  • 1467 - König Mathias Corvinus stellt in Keisd eine Urkunde aus. (UB 3561)
  • 1470 - Der siebenbürgische Woiwode gestattet den Einwohnern des "oppidum Zazkyzd", in Kriegszeiten die Hälfte ihres Aufgebotes zur Verteidigung der eigenen Burg zurückzubehalten. (UB 3825/26)
  • 1604 - Die kaiserliche Besatzung unter General Basta verursacht der Marktgemeinde Kosten in Höhe von 38 561 fl., das sind Goldgulden. (Teutsch 1,355)
  • 1608-1665 - Keisd wird von kaiserlichem und türkisch-tatarischem Militär wiederholt besetzt. (Siebenbürgische Chronik des Schäßburger Stadtschreibers Georg Kraus, 2 Bände, Wien 1862-64; Frontes Rerum Austriacarum 1, 3+4)
  • 1663 - Die Gemeinde wird von den Soldaten des Fürsten der Moldau, der ein Verbündeter der Türken ist, geplündert.
  • 1668 - Große Überschwemmung.
  • 3. Mai 1676 - Keisd wird durch einen Großbrand teilweise in Asche gelegt.
  • 25. April 1714 - Großbrand: ein großer Teil von Keisd wird zerstört, u.a. Pfarrhaus, Rathaus, Kirche, Turm; die Glocken schmelzen.
  • 15. März 1791 - Ein Großteil von Keisd wird erneut durch einen Brand zerstört.
  • 1852 - Größte Überschwemmung: die schönste Gasse der Gemeinde wird weggespült. Nachher entsteht hier der heutige Marktplatz.
  • 1882 - Gründung der freiwilligen Feuerwehr.
  • 1883 - Der evangelische Frauenverein wird gegründet.
  • 1901 - Bau eines neuen Gemeinde- und Doktorhauses.
  • 1908 - Bau des neuen Schulgebäudes mit Lehrerzimmer und Hausmeisterwohnung.
  • 1926 - Bau des Elektrizitätswerkes, (eines der ersten in Siebenbürgen).
Bevölkerung - Bei der ältesten Volkszählung von 1488 werden in Keisd 209 Wirte, 2 Mühlen, 7 Hauswirte ohne eigene Hofstelle und 8 Hirten gezählt. Im 15. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung, im 17. Jahrhundert nahm sie durch Krieg und wiederholte Seuchen wieder ab. Im 18. Jahrhundert wird ein Zuwachs verzeichnet, um 1900 folgt eine Stagnation, da einige Sachsen vor allem nach Amerika auswanderten. 1910 lebten 265 Keisder im Ausland.

Die evangelische Seelenzahl in Keisd:
1765 - 1008 Seelen
1883 - 1285 Seelen
1922 - 1351 Seelen
1941 - 1186 Sachsen bei 851 Rumänen, 35 Ungarn und 54 Sonstigen
1966 - 1103 evangelische Seelen
1978 - 1015 Seelen
1984 - bloß 841
1995 - nur noch 70 Seelen.

1914-1918 wurden in den Ersten Weltkrieg 177 Männer eingezogen, von denen 37 an der Front fielen. Im Zweiten Weltkrieg fielen von 250 eingezogenen Männer 53; 60 verblieben auswärts.
Im Januar 1945 wurden 220 Männer und Frauen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt, von denen 23 meist an Typhus starben.

Das Schulwesen - Bereits 1481 wird ein Schulmeister in Keisd erwähnt. Daß Keisd schon damals ein entwickeltes Schulwesen hatte, ist auch daraus ersichtlich, daß es in der Keisder-Burg einen Schulturm gab, so daß der Unterricht auch in Zeiten der Belagerungen fortgeführt wurde. Petrus des Kyst wird 1429 als erster Keisder Student an der Universität Wien immatrikuliert; bis 1505 besuchten weitere neun Keisder die gleiche Universität.

Das Gemeinschaftswesen - Keisd war in neun Nachbarschaften aufgeteilt, die je 18 bis 50 Höfe umfaßten. Zudem gab es die Bruder- und Schwesternschaften und den Frauenverein. Eine wichtige Rolle im Gemeinschaftsleben spielte die Blasmusik. Sie war weithin bekannt und errang Preise bei verschiedenen Musikwettbewerben.

Landwirtschaft und Gewerbe - Die Keisder Gemarkung hatte 1926, vor dem Zusammenschluß mit Klosdorf und Zoltendorf, 7 106 Hektar. Außer dem Anbau der in Siebenbürgen üblichen Kulturen wurden noch Hopfen-, Obst- und Weinbau betrieben.
Das Gewerbe entwickelte sich ziemlich früh: Schon im 16. Jahrhundert waren die Keisder Zünfte Mitglied der Landesunion der Zünfte. Dadurch erwirkte Keisd, daß der siebenbürgische Woiwode Christoph Bathori der Gemeinde 1577 das Jahrmarktprivileg erteilte. Neben Kürschner-, Schuster-, Schmied- und Faßbinderzunft hatte die Töpferzunft eine große Bedeutung. Die kobaltblaue Keisder Keramik gehört mit zum Besten der siebenbürgischen Töpferkunst.

Die Keisder Burg - Sie ist eine der bedeutendsten Bauernburgen Siebenbürgens und wurde um 1343 (Steininschrift) südwestlich vom Ort auf dem Burgberg errichtet. Der Standort bot einen guten Überblick: herannahende Feinde oder Feuer konnten sofort im Ort gemeldet werden.

Die Kirche - Die Stephanskirche wurde 1493-1503 auf den Mauern einer im gotischen Stil gebauten älteren Kirche errichtet. Um auch bei Überraschungsangriffen, wenn die Burg nicht mehr zu erreichen war, gewappnet zu sein, wurden Kirche und Turm als Wehrkirche ausgebaut. Von den Pfarrern, die hier gepredigt haben, wurden sieben, davon zwei gebürtige Keisder, ins Bischofsamt gewählt. In Keisd sollen insgesamt sieben Kirchen und Kapellen gestanden haben, davon sind heute außer der Stephanskirche vier nachweisbar.

Verwaltung - Nach Auflösung des Königsbodens (1876) gehörte Keisd zum Großkokler Komitat mit Schäßburg als Vorort; nach der kommunistischen Verwaltungsordnung gehörte die Gemeinde zunächst zum Rayon Schäßburg, Region Kronstadt; seit der Verwaltungsreform von 1968 zum Kreis Mieresch. Keisd ist Sitz der Großgemeinde, der noch Klosdorf und Zoltendorf (Mihai Viteazul, früher Zoltan) angehören.
Wer mehr über Keisd wissen möchte, kann die Ortschronik "Keisd, eine Marktgemeinde in Siebenbürgen", Autor: Fr. P. Menning, bei M. Bodendorfer, Telefon (02262) 4685, käuflich erwerben.

Die HOG in Deutschland
Zur HOG Keisd gehören zur Zeit 294 Familien. Die Heimatortsgemeinschaft wurde beim zweiten Keisder Treffen, am 6. Oktober 1986, durch die Wahl eines Vorstandes gegründet. Die HOG ist ein eingetragener Verein und veranstaltet jedes dritte Jahr ein Treffen. Der Vorstand kommt mindestens einmal im Jahr zusammen. Alle sechs Jahre finden Neuwahlen statt. Als HOG-Publikation erscheint einmal im Jahr das "Keisder Heimatblatt" mit Meldungen, Berichten sowie Beiträgen zum Brauchtum und zur Ortsgeschichte. 1995 wurde das erwähnte Heimatbuch veröffentlicht. Die HOG beteiligt sich jährlich mit einer Trachtengruppe am Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl.
Während des kommunistischen Regimes in Rumänien hat sich die HOG für die Hilfe der Landsleute in Keisd eingesetzt. So wurden mit Spenden und Beiträgen über 400 Pakete und zwei Lastwagen mit Hilfsmitteln nach Keisd geschickt. Zudem werden jährlich Pakete für die Weihnachtsbescherung der Kinder zusammengestellt. Hilfssendungen wurden auch in Zusammenarbeit mit dem Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen, der Diakonie und dem Roten Kreuz organisiert. In den nächsten Jahren ist die Renovierung der Kirche in Keisd geplant, woran sich die HOG finanziell beteiligen wird. Zur Zeit leben etwa 60 Sachsen in Keisd, die keinen eigenen Pfarrer haben und von auswärts, meist von Schäßburg aus, seelsorgerisch betreut werden.
Um die Traditionen von Keisd auch hier weiterzuführen, wurden in Westhausen und Mössingen, wo mehrere Keisder wohnen, Nachbarschaften gegründet.


von Michael Hamlescher


erschienen in der Siebenbürgischen Zeitung, 15. Dezember 1996

Monografien

  • Keisd. Eine Marktgemeinde in Siebenbürgen im Wandel der Zeit.

    Schriften der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung, Bd. 20. Herausgegeben von der Heimatortsgemeinschaft Keisd e.V. 248 S.

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Einladung zum Keisder Heimattreffen 28.-29. September 2013 in Dinkelsbühl

Einladung zum Keisder Heimattreffen 28.-29. September 2013 in Dinkelsbühl
http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/hog/13531-keisder-zum-25-mal-beim-heimattag.html

700-Jahr-Feier der Kirchengemeinde Keisd

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