Eintrag Nr. 7505

Ein liebenswerter Ort,
Eine lebhafte Kinderschar die neugierig ins Leben gestartet ist, etwas zögernd die hand der Mutter loslassend über die Schwelle des Kindergartens und der Schule schreitet, wissbegierig horcht von herzen lacht und bei Gelegenheit in aller-schönsten Tönen singt , das ist für mich Kleinalisch.
Er kommt nicht von ungefähr, der Frohsinn ,die Offenheit und das Vertrauen in den Tag. Die Menschen in Kleinalisch lebten an einem wuderbaren Ort, gesegnet von den umliegenden Bergen und Wäldern, sie haben den Segen der Natur in Fülle entgegengenommen und dadurch ihr Leben erleichtert, die Gemeinschaft genährt und sich gegenseitig geholfen.
Insbesondere ist mir der Freudenumzug nach einem Hochzeitsfest in Erinnerung geblieben.
Wenn zwei junge Menschen zueinander finden ist es wirlich immer ein schönes Ereignis die Hochzeit feiern zu können. In Kleinalisch erstreckte sich dieses Fest fast über eine Woche lang. Der krönende Abschluß war der Tag danach. Das jung vermählte Paar wurde zusammen mit den Braut-frauen, einem großen Vorrat an Hochzeitsgebäck und Wein auf einen Wagen geladen, gefolgt von den anderen Hochzeitsgästen ging es dann los zum Umzug durchs Dorf. Es war ein wahrhafter Freudenumzug weil alle sehr gut gelaunt zum teil singend und scherzend von Haus zu Haus gingen. Dieser Umzug eigentlich "betteln" genannt, hatte den Sinn, dem jungen Paar die Begründung des eigenen Hausstandes zu erleichtern. Das war auch tatsächlich so, denn aus jedem Haus wurden kleine Gaben hervorgebracht. Es gab alles was zum täglichen Leben gehörte von den Leuten geschenkt, eine Henne, eingekochte Lebensmittel wie Tomatensaft oder Marmelade, einen Korb voll Kartoffeln, Mais, Getreide, einen Besen selbstgekochte Seifenstücke und auch sogar liebevolle kleine Handarbeiten wie Deckchen und gehäckelte Taschen, dazu gab es als Dank das Hochzeitsgebäck aus dem Wagen und natürlich ein Glas Wein. Der Umzug wurde von Haus zu Haus immer lustiger denn die Hochzeitsgäste warteten mit ihrem besten Wein auf und somit geriet das ganze Dorf in heitere Stimmung. Ich habe es erlebt dass vor leuter Übermut und Freuede mit dem Wagen des jungen Paares noch eine Spritztur in die Weiberge gmacht wurde. Die schöne Aaussicht und die Freude an der Tier und Pflanzenwelt der Umgebung war ein wirklicher Genuss. Lustig ging es dan auch beim Abladen der gesammelten Güter zu. Mit Freude und mit Übermut wurde sortiert und abgeladen. Ein Sack voll Kartoffeln landete dabei manchmal auf dem Speicher und der Kommentar dazu lautete dann etwa "da wird sich schon alles finden, nur witer so". Von dem Freudenumzug ermüdet und auf jeden Fall ganz hungrig wurde das Abschlußessen serwiert, es gab geriebene Bohnen mit frischem Brot und was sonst noch dzugehört. Das war ein Gaumenschmauß denn so gut wie nach der Hochzeit schmeckten Bohnen sonst nie. Die älteren weisen Männer ließen es sich auch nicht nehmen dem jungen Paar noch gute Ratschläge für die Ehe zu geben. Ein witziger Kleinalischer sagte mal zum jungen Ehepaar"mit euch will ich unter vier Augen reden", nach kurzer Pause und eindeutiger Handbewegung sagte er "meine Aaugen mache ich dabei zu" und so wurde eine Hochzeitsfest mit viel guter Laune und erfüllen der Tradition beendet. Diese Hilfsbereitschaft und die Für-sorge der Dorfbewohnen füreinander ließ auch die Kinder aus Kleinalisch so lustig, unbeschwert und fröhlich den Alltag genießen. Nun sind sie überall in Deutschland und der Welt verteilt, in ihren Herzen lebt aber bestimmt das Gefühl der Geborgenhein in der Gemeinschaft weiter und wenn sie es dort bewahren wir ihnen alles Liebe und Gute widerfahren.

Schuster

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