"Der Erlenk" ist eine Ballade mit geschichtlichem Hintergrund zum Thema 13 Dörfer

24.01.2010, 03:38 Uhr

mar

"Der Erlenk" ist eine Ballade mit geschichtlichem Hintergrund zum Thema 13 Dörfer

Der Erlenk
(Roder Dialekt)
1. Am Hihrejörten blēst der Wänd.
Den Naiwel dreift a iewerd Feeld,
dürch wieste Waunert
blēst a an der Heeld.
Mir wåire Käänd.

2. Eus Jrüß wörd nuinzig Sommer old
sä nam eus meat åf t Feeld,
areannerst teu dich wieder ?
Sä hüt eus uch åldest arzolt
ech schreiwen et neu nieder.

3. Am Schådden stemd der Kreach,
am Brütsåck, håtte’ mir
zem Essen uch jenech.
Bä der dätcher Wied mir såissen,
åf Mettuch, eus Brüt dråi åissen.

4. Ech schlief am Schådden ean,
åls Känd kåint iech dot bold,
ålles kit mir an de Seann,
uch wä am Dram åldaist
hürt wä de Jrüß arzolt,
wä et froier wēr jewaist.

5. Åf diesem Plåtz, såit sä,
steamd aist far lunger Ziet
a jrüß Jebåi mät hühem Daur
mät Suillen störk uch wied,
dätch Achien steamden auch dervaur
asünnan wößen nieman häi.

6. Jrüß Schöören Stoll uch Vhei
Knīcht uch Jesåint wos viell derbäi.
Der Erlenk håt uch sen Jandåren.
Asü hiess et an den Joihren
dått sä net frau Jebooren
såindern Jobagen woiren.

7. Mīr hün dot sålwest net arlaiwt
eus hüt et auch mean Jrüß arzolt.
Dot Jeut, dem Erlenk soll et hü jehürt.
Det Raicht jenuun, hot di sech mät Jewolt
an soit : vüm Kieneng diet mir neu jebīrt.

8. Der Kieneng wos der Herr am Lamd,
der Erlenk når an der Jemain
der Jeboor mät Frau uch Käänd
mät Vhäi, uch blüsser Hamd
muesst oarbern, hört, far ean allain.

9. Bäs åf Nåimört uch Berkenyesch
se sä Zefueß jejungen.
Bä de Jietern, bä de Schoifen,
am Åren uch amt dreeschen
hü sä dertois jeschloifen.

10. Am November 1842 a Berkenyesch
dem Erlenk drusche sä det Kauren,
deu äs eus Kupesjrüß,
dä em Trinni hieß,
bä der Oarbert dåi jebauren.
Der Daufschien dot bewies.

11. Ois druizan Jemainen dēden,
sech Jebooren dråi zesümen,
an ziugen bä de Kaiser bäs kē Wäänen:
Dått sä a Gottes Nümen, dem Erlenk
häråmen nieman waillen dänen.

12. Der Kaiser hüürt sä sålwest ün
an schätcht sä froindlich haimen,
Raicht jehüt, uch dunnich net bekün,
vün dem taurfte’ sä når draimen.
Di launk Prozeass fing åf dot ün.

13. Asü wos dot, an der older Ziet
huit se mer frau mer hün et jeut,
asü wä mer hä seatzen
am Schådden bä der Wied,
mir daunken Jåit mät frühem Meot,

14. niuch hü’ mer uch eus dåchlich Brüt
jenießen et mät Daunkjebait.
Ihr wärt niuch dinken drün
bän ech dråi düt
wot äs eus huit det Laiwen wairt.

15. Ech friecht de Jrüß dråi niuch
an wal et weaßen,
wör der Erlenk häihear ziuch
wot wos uch, mät den Stüwen
wi hüt dä öijereaßen ?

16. Et kwam dråi a Kräch, mät Mööcht
der Kaiser hüt, ken de Husaren,
hainderdtoisend Roussen bröcht
de Såksen oalles uch de Bloich,
wåiren keen de Madjaren.

17. De Luit ois der Jemain
dä hün den Erlenk dütjeschlån,
mät Schwaiwel uch det Hois verbråit,
de Mooren eajereaßen
uch bäs keen Eapeschderf jedrån.

Mih kam ech huit net weaßen,
mih weal ech uch net soin.

*Adelshof in der Nähe von Klausenburg.
Höchberg Sept. 99 m. hedrich



Der Edling
(Ballade aus Rode)
1. Über Herrengärten weht der Wind
den Nebel treibt vom Walde, er
vom Frühjahr bis zum Winter
zur wüsten Weinberghalde her.
Wir waren Kinder.

2. Unsere Großmutter,
wurde neunzig Sommer alt,
sie nahm uns mit auf ‘ s Feld
-erinnerst du dich wieder?
Sie hat uns oft auch was erzählt.
Ich schreibe es nun nieder.

3. Im Schatten stand, der Krug
im Quersack hatten wir
zum Essen auch genug,
bei der alten Weide saßen
Zu Mittag, unser Brot wir aßen.

4. Ich schlief im Schatten auch bald ein,
als Kind, den sorgenlosen Schlummer
wie konnte es denn anders sein?
Noch hör’ ich wie im Traum
Großmutter erzählen, von
ihres Lebens Freud’ und Kummer.

5. Auf diesem Platz, sagt’ sie,
stand einst vor langer Zeit
ein stolzer Bau mit hohem Tor,
mit Säulen dick und breit,
starke Eichen standen auch davor
solche wachsen nicht mehr heut.

6. Stall und Vieh der Speicher viel.
Da waren auch des Edlings Schergen.
Das Volk zu knechten war ihr Ziel,
vor denen, gab es kein verbergen.
Unsere Alten haben viel erzählt,
von Knechtschaft und Jobagen,

7. dass sie nicht freie Bauern,
sondern Diener, halbe Sklaven waren
Das Gut, dem Edling hat es gehört.
zum Herren hatte der sich selbst gewählt
und schrie: Der König hat es mir gewährt.

8. Der König war der Herr im Land
der Edling nur im Dorf und Komitat
der Bauer doch mit Frau und Kind,
mit Vieh und bloßer Hand
Frohndienst für ihn zu leisten hat’.

9. Bis auf Neu-Markt und Berkenyesch
sind sie zu Fuß gegangen
zur Erntezeit, und dreschen draußen
im Stall bei Vieh und Schafen,
haben sie gewohnt und auch geschlafen:

10. Im November 1842 in Berkenyesch
dem Edling druschen sie das Korn
dort ist unsere Ur-Großmutter
welche Trinni hieß*
an der Arbeit auch geboren.
Der Taufschein es bewies.

11. Aus dreizehn Dörfern taten,
sich Bauern dann zusammen
und zogen vor den Kaiser bis nach Wien.
Dass sie in Gottes Namen,
dem Edling nicht mehr wollen dienen.

12. Der Kaiser hörte sie selbst freundlich an
und lies sie fröhlich ziehen,
Recht erkämpft, doch keiner es bekam
sie mussten weiter knien.
Der lange Prozess darauf begann.

13. So war das in alten Zeiten
heut sind wir frei und haben es gut
wie wir grad sitzen hier
im Schatten unserer Weiden,
wir danken Gott mit frohem Mut,

14. noch haben wir unser täglich Brot
genießen es mit Dank und Freude.
Ihr werdet denken dran,
bin ich dann tot
wie wertvoll ist das Leben heute.

15. Ich fragte Großmutter dann noch
und wollte es gerne wissen,
wohin der Edling von hier zog?
was war denn mit dem großen Bau,
wer hat den abgerissen ?

16. Es kam dann ein Krieg mit Macht
der Kaiser gegen die Husaren
hat hunderdtausend Russen hergebracht,
die Sachsen und Walachen
waren gegen die Madjaren.

17. Unsere Leut’ und Knechte haben
das Haus mit Schwefel dann verbrannt
den Edling tot geschlagen
die Mauern abgerißen
und bis nach Epeschdorf getragen.

Mehr kann ich heut nicht wissen
mehr will ich auch nicht sagen.

* Urgroßmutter meines Vaters mütterlicherseits
Katharina Kopes, geb. in Berkenyesh am 21. Nov.1842
Sie war Zeit ihres Lebens unter dem Namen
“Berkenyescher Kupestrinni” bekannt,- - - -und reiten konnte sie
wie ein Husar. Fotographie von 1911 vorhanden
auch Faksimile Urkunde, Seite X. Original in Gundelsheim
Übersetzt am 3. März 2001
Bad Aibling m. hedrich.

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