Kleinprobstdorf - Informationen

Übersicht über die Informationen auf dieser Seite:

Die Wehrkirche in Kleinprobstdorf - Daten und Fakten

1. Kirche
Die gotische Saalkirche wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Chor (5,60m x 4,80m) sowie Langhaus (13,60m x 7,30m) werden außen von Strebepfeilern gestützt. Die Kirche erhielt 1763 einen neuen Dachstuhl; eine weitere Erneuerung des Kirchendaches wurde 1977 vorgenommen.

1.1 Chor
Der Chor ist mit einem Spitzbogen-Kreuzgewölbe überwölbt und wird durch Spitzbogenfenster im gotischen Stil erhellt.
Im Jahr 1730 wurde über dem Chor ein hölzerner Turm (Dachreiter) erbaut; er wurde im Jahr 1854 abgetragen.
Das Taufbecken stammt aus dem Jahr 1840.

1.1.1 Altar
Der Altar stammt von 1874. Sein Hauptbild zeigt Jesus Christus mit Kelch. Das Gemälde erstellte der Hermannstädter Maler Carl Dörschlag. Die Tischlerarbeiten am Altar führte der Tischler Johann Bortmess aus Hermannstadt durch.

1.2 Langhaus
Das Langhaus ist mit einer einfachen flachen Stuckdecke überzogen. Im Giebel auf der Westseite befindet sich ein rundes Fenster (Radfenster). Das Westportal sowie das Südportal sind in gotischem Stil gestaltet.

1.2.1 Orgel
Eine kleine Orgel vom Orgelbauer Georg Wachsmann wird 1726 erwähnt. 1877 baute der Hermannstädter Wilhelm Hörbiger eine Orgel mit einem Manual, einem Pedal und 8 Registern.
Im Jahr 1926 erfolgte eine Instandsetzung durch den Orgelbauer Wegenstein aus Temeschwar.
1992 wurde die Orgel an die Musikakademie in Kronstadt verkauft.

2. Glockenturm
Ein Glockenturm aus Holz (Dachreiter über dem Chor) wird 1730 erwähnt. Im Jahr 1854 wurde der heutige Glockenturm 6,30 Meter vom Chor entfernt errichtet. Der viergeschossige Turm hat neugotische Spitzbogenfenster sowie Spitzbogenfriese an den oberen Rändern der Geschosse.
Das Erdgeschoss ist ein schmales Tor (Durchgang). In der Glockenstube hängt die "Große Glocke" aus dem 14. Jahrhundert, die "Mittlere Glocke" aus dem 15. Jahrhundert sowie die Totenglocke.
1873 fanden Reparaturen am Turmdach statt, 1950 erfolgte eine weitere Turmdachreparatur, wobei ein Blitzableiter angebracht wurde. 1977 wurden Reparaturen am Turm durchgeführt.

3. Ringmauer
Die Ringmauer mit polygonalem (vieleckigem) Grundriss wurde 1764 anstelle eines älteren Mauerrings erbaut, also zu einem Zeitpunkt, als die Kirchenburgen und Wehrkirchen in Siebenbürgen als Wehr- und Verteidigungsbau längst ausgedient hatten.
Da die siebenbürgischen Kirchenburgen mit ihren Wehreinrichtungen vielerorts identitätsstiftend sind, liegt wahrscheinlich darin der Grund, warum die Kleinprobstdorfer diesen mit zahlreichen Schlüsselscharten versehenen Mauerring errichteten.
Kleinprobstdorf bildet hierbei keine Ausnahme; auch anderenorts wurden in diesem Zeitraum noch Wehrbauten errichtet. So wurde beispielsweise der Bering in Hamruden im Jahr 1784 mit einem Wehrgang versehen.


Hinweis / Quellenangabe:
Die Daten und Informationen, die ich (Uwe Schuller) hier mit meinen eigenen Worten wiedergegeben habe (verfasst am 27. November 2011), habe ich den folgenden Büchern entnommen:
- "Atlas der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und Dorfkirchen - Band 1"
- "Die Kirchenburgen der Siebenbürger Sachsen"
Der Autor beider Bücher ist Dr. Hermann Fabini; beide Werke sind im Monumenta-Verlag erschienen.

Interessenten können die Bücher hier käuflich erwerben: www.siebenbuerger.de/shop/fabini.html

Ortsgeschichte

Ortsgeschichte: Kleinprobstdorf
aus den Aufzeichnungen von Rektor Johann Schnell

Im schönen Siebenbürgen, dem Lande des Segens, der Fülle und der Kraft, das wie ein Garten anzuschauen ist, hat vor Zeiten ein kleines Häuflein deutscher Einwanderer, gefolgt dem Rufe des ungarischen Königs Geisa II (1141-1161), die kleine Siedlung "Kleinprobstdorf" gegründet. Sie liegt am rechten Ufer der großen Kokel, 11 km von Mediasch entfernt, gegenüber dem Eisenbahnknotenpunkt Kleinkopisch (Copșa Mică / Kiskapus).
Angeschmiegt an den Kokelhöhenzug ist Kleinprobstdorf umschlossen von mit Reben bekränzten Bergen und herrlichen Obstgärten und bietet ein bewundernswertes Bild.
Seine Hochwürden, der große Sachsenbischof Dr. Georg Daniel Teutsch, nannte es gelegentlich bei der Generalkirchenvisitation im Jahre 1878 das "kleine Jerusalem".
In unmittelbarer Nähe erhebt sich der Höhenpunkt "die Burgkuppe", der Lage und den Funden nach eine alte Agathyrsen und Römerburg, deren Grundmauern weit rückwärts reichten, in einst mächtige Wälder, wo deren Bewohner Schutz und Zuflucht vor ihren Feinden fanden. Die Burgkuppe gewährt eine prächtige Aussicht über das schöne breite Tal des Târnava-Dornbach-Kokelflusses, weit hinein in das Tal des Weißbachflusses und auf das am linken Ufer sich entwickelnde Industriezentrum mit seinen zahlreichen Fabrikanlagen.

Zur Gründung Kleinprobstdorfs fehlen schriftliche Aufzeichnungen. Der Name besagt jedoch, dass Kleinprobstdorf eine Besitzung der Hermannstädter Probstei des heiligen Ladislaus gewesen sei. Der deutsche Name ist 1496 erstmalig nachweisbar.

Älter als der deutsche Name ist der ungarische Name "Kis Ekomezö". Daraus ist anzunehmen, dass die Gemeinde bei der Gründung der Probstei bereits bestand und der Probstei als Besitzung zugewiesen wurde. Die Gründung der Hermannstädter Probstei erfolgte um das Jahr 1190 unter König Bela III.
Wahrscheinlich ist schon bei der Gründung die Probstei mit Besitzungen ausgestattet worden, um in der Lage zu sein, ihre Aufgabe als kirchliches Führungsorgan aller deutschen Siedler Siebenbürgens zu erfüllen. Der Probst war schon 1212 vom König ernannt. Er unterstand in rechtlichen Angelegenheiten dem König von Ungarn, als Geistlicher dem Erzbischof von Gran-Esztergom.
So kam Kleinprobstdorf zusammen mit Großprobstdorf und Reussen samt einer Salzgrube in Salzburg als Schenkung an die Hermannstädter Probstei. Auch Probstdorf bei Agnetheln war ursprünglich eine Besitzung der Probstei, doch ist dieser Ort schon frühzeitig von ihr losgelöst worden.
Im Laufe der geschichtlichen Entwicklung stellte sich heraus, dass die Pröbste ihre Aufgaben nicht erfüllten. Der Probst war meistens ein Magyare (Ungar), der sein Amt als gutes Einkommen betrachtete und meistens nicht im Lande anwesend war. Aus seinen Besitzungen, also auch aus Kleinprobstdorf, bezog er den Zehnten und hatte dafür die Verpflichtung, durch einen Vikar (Stellvertreter als Pfarrer) für die geistliche Betreuung zu sorgen.
Kleinprobstdorf ist dem Bulkescher Kapitalverband angegliedert gewesen. Im Jahre 1424 wurde von König Sigismund die Probstei aufgelöst, weil durch die Sorglosigkeit der Pröbste die Pflichten vernachlässigt wurden. Die Aufhebung wurde 1426 durch den Papst bestätigt. So wurde Kleinprobstdorf eine Besitzung der Stadt Hermannstadt. Es war nicht eine freie Stuhlgemeinde, sondern stand in einem abhängigen, hörigen Verhältnis zur Stadt Hermannstadt und musste an diese Steuern abliefern. Welche sonstigen Dienstleistungen noch verlangt wurden, ist nicht bekannt. Da die Obrigkeit der Stadt aus Volksgenossen bestand, war die Lage der Gemeinde eine bedeutend günstigere als die anderer untertäniger Gemeinden.

Im Jahre 1456 musste die Gemeinde einen Hattertstreit mit Feigendorf bzw. Fägendorf (Micăsasa) bestehen, was auf eine Ausweitung der Bevölkerung schließen lässt. Der strittige Hattertteil gehört heute der rumänischen Gemeinde Kesseln (Chesler, Kesslos). Es ist bemerkenswert, dass schon im Jahre 1503 Rumänen erwähnt werden, die am sogenannten "Kesselgrund" auf Kleinprobstdorfer Hattert wohnhaft sind. Wahrscheinlich sind diese erwähnten Rumänen, die Hirten der Sachsen waren, die Gründer der Gemeinde Kesseln gewesen und haben sich den Kesselgrund angeeignet. Es ist dies ein für Kleinprobstdorf weit abliegender, bergiger und schwer zu bearbeitender Hattertteil.

Aus dem 15. Jahrhundert stammt auch eine alte von Meister Leonardus gegossene kunstvolle Glocke, deren Vorhandensein auf Wohlstand der Bewohner schließen lässt.

Seit 1320 unternahmen die Türken wiederholte Angriffe auf Ungarn, welche besonders Siebenbürgen schwer trafen und verwüsteten. Die Türkenzeit und vor allem die inneren Wirren des 17. Jahrhunderts - Bischof Dr. Georg Daniel Teutsch kennzeichnet sie als "die Zeit der Schrecken ohne Ende".
Im Jahr 1659 lagen die Türken bei Großprobstdorf, später bei Blasendorf (Blaj) im Lager; der Kuruzenaufstand 1681 sowie die Kuruzenkriege müssen auch Kleinprobstdorf argen Schaden zugefügt haben und Verwahrlosung mit sich gebracht haben. 1595 gab es zehn wüste Höfe in Kleinprobstdorf.

In der Mitte der Gemeinde steht die Kirche. Sie ist im gotischen Stil gebaut. Das zeigen die beiden steinernen Spitzbogen-Eingangsportale und das Chor der Kirche mit Spitzbogendecke und Spitzbogenfenstern. Höchstwahrscheinlich ist diese Kirche in den erwähnten schweren Jahren zerstört worden und bloß das Chor und die Grundmauern des Mittelbaues mit den Eingangsportalen sowie eine steinerne Rosette, genannt "das Auge Gottes" waren übriggeblieben. Wann die Kirche wiederhergestellt wurde, ist nicht bekannt. Doch ist sie durch den Umbau verunstaltet worden. Die Fenster haben eine ganz besondere Form und die Decke ist ein einfacher, flacher Plafan.

Das "Auge Gottes" ist auf der Rückseite des Giebels eingemauert worden. Bestimmt hat auch diese Kirche einmal ihre Burgmauern gehabt, die aber in eben derselben Zeit der Schrecken ohne Ende dem Erdboden gleichgemacht wurden, da sie vielleicht noch nicht vollkommen ausgebaut oder zu einfach waren, um dem Ansturm der Feinde standzuhalten.

Die Reformation hat in Kleinprobstdorf erst in den Jahren 1543-1550 stattgefunden.

Welche Verwahrlosung die Türkenzeit und die Wirren des 17. Jahrhunderts der Gemeinde zugefügt haben, beweist die bedauerliche Feststellung von Bischof Christian Barth während einer Visitation im Jahr 1650: Dass der Pfarrer von Kleinprobstdorf 15 Jahre hindurch niemals gepredigt hatte.
Zu seiner Verantwortung konnte er nur sagen, dass er ja für die geistlichen Dienste einen Prediger besoldet. Nach dem "Catalogus Pastorum" des Kirchenbuches war es Pfarrer Mathias Wädt Schönensis (aus Schönau), gestorben 1656. Tatsächlich scheint das Pfarreinkommen nicht sehr groß gewesen zu sein, da dem Pfarrer nur eine Zehnquart (ein Viertel des Zehnten) zukam.

Bis zur Aufhebung des Hörigkeitsverhältnisses blieb die kleine Gemeinde Kleinprobstdorf eine Besitzung der Stadt Hermannstadt. Später war sie den "sieben Richtern" gehörig.

Das älteste Kirchenbuch "Matrikel" beginnt als Taufmatrikel seit 1772, Totenmatrikel seit 1705 und Trauungsmatrikel seit 1728. In diesem findet sich aufgezeichnet "Numerus Pastorum huic Exclesia Probsdorffu unoris ex Libro Caituli descriptus per Andream Thellmann Ano 1727", zu deutsch: Namensverzeichnis der Pfarrer der Kleinprobstdorfer Kirchengemeinde, herausgeschrieben aus den Büchern des Capitels durch Andreas Thellmann im Jahre 1727.
Er beginnt mit dem Jahre 1564. Ohne Jahreszahl führt er aus der vorreformatorischen Zeit noch an : Duns Conradus, Michael Petrus, Georgius und Johannes, von dem er glaubt, dass er der letzte vor der Reformation war, ungefähr 1542-1544. Es folgen dann:

Demus Elias, † 1564
Petrus Hadesch, † 1594
Mathias Mortesdorfer, † 1601
Stefani Valentini, † 1603
Jonas Langevallensis, † 1632
Mathias Wädt Schönenis, † 1656
Johannes Kefstenus, † 1672
Johannes Ludwig, † 1709
Johannes Gierling, † 1716
Johannes Saur, † 1728
Valentin Stampus, † 1686
Michael Regens, † 1694
Andreas Thellmann, † 1736

In dem zweitältesten "Kirchenbuch der Christ-Evangelischen Gemeinde Kleinprobstdorf" aus dem Jahr 1793 hat der damalige Ortspfarrer Johannes Andrae diesen "Catalogus Pastorum" weitergeführt und ist bis zur Gegenwart 1950 ergänzt worden.
Michael Maetzius, bis 1743
Stefanus Jekelius, bis 1780
Stef. Josephus Maetzius, bis 1793
Johannes Andrea, -
Samuel Brandt, bis 1861
Josef Barth, bis 1864
Simon Schuller, bis 1889
Daniel Kasemieresch, bis 1900
Johann Weinrich, bis 1904
Johann Müller, bis 1934
Andreas Guttner, seit 1935

Ebenso ist die Namensliste der selbstständigen Diaconen-Prediger erhalten und durch Rektor Johann Schnell ergänzt worden.
Michael Rampelt, 1719
Thomas Wolff, bis 1728
Johannes Welter, bis 1755
Michael Schullerus, † 1756
Michael Gregorius, 1786-1809
Samuel Fielker, bis 1810
Georg Anner, bis 1820
Samuel Albrecht, bis 1873 (letzter selbstständiger Prediger)
Johann Melzer, 1874-1887 (als Prediger-Lehrer)

Seither hat Kleinprobstdorf lediglich den Ortspfarrer.

1726 wurde durch den Orgelbauer Georg Wachsmann ein einfaches Orgelwerk gefertigt.

Auf der wiederhergestellten Kirche hat über dem Chor ein hölzerner Glockenturm gestanden, der im Jahre 1730 erbaut und gedeckt und im Jahr 1733 mit Brettern umschlagen wurde. Sowohl Kirche als auch das Chor hatten Schindeldach. 1731 wurde das Chor erneut mit Schindeln gedeckt.

1744 vererbte Michael Czek, ehemaliger Decimater (Einheber des Zehnten), eine neue schöne Kanne aus Zinn für das Abendmahl.

Später vererbte Maria Hellena von Ehrenburg der Kirche einen silbernen, in- und auswendig vergoldeten Kelch. Wer diese edelgesinnte Frau war, ist unbekannt. 1763 wurde die Kirche mit einem neuen Dach versehen und mit Dachziegeln gedeckt. 1764 wurde auf Betreiben des Pfarrers Stefan Jekeli die heutige Ringmauer errichtet. Sie ist bloß eine Nachahmung.

1827 wird eine neue Schule gebaut.

1852 vererben Michael Scharbo und dessen Ehegattin Katharina ein neues Taufbecken.

1854 wurde der hölzerne Turm abgetragen und der neue Glockenturm gebaut. Der Aufbau kostete ohne Material 1700 fl. Warum schon 1873 das Turmdach gründlich ausgebessert werden musste, ist unbekannt. Wahrscheinlich hatte dasselbe durch Blitzschlag arge gelitten, da der Turm keinen Blitzableiter hatte. Und ohne diesen ist er auch weiter geblieben, trotzdem des öfteren Blitzgefahr bestand.
Am 30. August 1935 fing die vor dem Pfarrhaus stehende Tanne den Blitz auf und verschonte den Turm.
Am 20. August 1945 aber wurde das Turmdach getroffen. Unter furchtbarem Krach wurde es seiner Ziegel beraubt. Es dauerte fünf Jahre, bis dasselbe 1950 wiederhergestellt und mit einem Blitzableiter versehen wurde.
Altar und Altarbild stammen aus dem Jahre 1874. Das Altarbild ist ein Ölgemälde von Professor Carl Dörschlag aus Hermannstadt. Das von Elisabetha Werner aus Kleinprobstdorf gewidmete Gemälde stellt Jesus mit dem Abendmahlkelch dar und ist in den Farben rot und blau gehalten.

Die heutige Orgel ist 1877 vom Orgelbauer Wilhelm Hörbiger aus Hermannstadt erbaut worden und kostete 1400 fl.

Am 27. September 1879 löste sich ein bedeutender Teil des Berges oberhalb der Weinberge ab und deckte viele Weinberge ein.

Am 3. Oktober 1880 ereignete sich an einem Sonntagmorgen ein Erdbeben.

1889 wurde der erste Christbaum in der Kirche errichtet und erfreute alle vom kleinsten Kinde bis zum ältesten Greis mit seinem hellen Lichterglanz.

1894 wurde der Predigerhof, neben dem Schulhof gelegen, an Johann Schörwerth 77 für den Preis von 800 fl.(Gulden) verkauft. Den Erlös benötigte man zur Erweiterung des Schulhauses. Ende September 1895 war die Erweiterung in seiner heutigen Größe vollständig durchgeführt. Den Verkauf des Predigerhofes hat man später oft bereut, da man ihn sehr benötigte.

1907/08 wurde die Grundzusammenlegung (Kommasation) durchgeführt; sie kostete 12400 Kronen.

Kleinprobstdorf, 1 km von der Hauptverkehrstaße, 1,5 km vom Eisenbahnknotenpunkt Kleinkopisch (Copșa Mică / Kiskapus) entfernt, war von diesem so wichtigen und notwendigen Verkehrsweg durch die große Kokel getrennt und bei Hochwasser vollkommen abgeschnitten.
Im Jahre 1902/03 wurde endlich der ungestörte Verkehr hergestellt durch den Bau einer Holzbrücke über die Kokel. Leider hatte diese nur eine Lebensdauer von zehn Jahren. Das außergewöhnliche Regenjahr 1912 ließ den Wasserstand derart hoch steigen, dass der Oberbau der Großprobstdorfer Brücke unzerstört mitgerissen wurde und gegen unsere Brücke prallte. Langsam aber dennoch fiel leider auch diese Brücke dem Hochwasser zum Opfer. Sie wurde am 9. September 1912 in den Abendstunden zerrissen und fortgeschwemmt. Sie erwies sich als unzuverlässig, da sie beim Steigen des Wassers in der Kokel ans Ufer gezogen werden musste. Sie kostete 1000 Kronen. Der Personenverkehr erfolgte mittels eines Kahnes an einem Drahtseil. So konnte es auf die Dauer nicht bleiben.

1923 wurde eine neue Brücke gebaut und am 28. November eingeweiht. Sie kostete 392462,12 Lei. Brückenmeister waren Filip und Müller aus Elisabethstadt.
1916 wurde das Schulglöckchen sowie eine der großen Glocken für Kriegszwecke abgenommen. Da die Glocke Altertumswert hatte - sie stammte aus dem 15. Jahrhundert, wurde sie wieder zurückgeschickt, leider gesprungen. 1922 wurde sie bei "Schieb" in Hermannstadt umgegossen und alsdann wieder zu ihrer Bestimmung auf den Turm gezogen.

1918 wurden die 28 Orgelpfeifen der äußeren Reihe ebenfalls für Kriegszwecke demontiert. 1926 ersetzte sie der Orgelbauer Wegestein aus Temeschburg durch neue Pfeifen.

1923 spendete Petrus Schneider, Werkführer in Hermannstadt und gebürtiger Kleinprobstdorfer, ein neues Schulglöckchen, wodurch das alte, liebe Glockengeläute wieder hergestellt war.

Am Neujahrestage 1928 wurde die in der Kirche angebrachte Gedenktafel für die Gefallenen des 1. Weltkrieges (1914-1918) eingeweiht.

1931 wird mit dem Aufbau des sächsischen Gesellschaftshauses (Saal) begonnen und der Rohbau angeführt. 1938 war der Bau ausgefertigt.

Am 1. Januar 1960 beträgt die Seelenzahl 469 Seelen; sie ist also im Laufe von zehn Jahren um 112 Seelen gestiegen.

Von den ältesten Familiennamen aus 1672-1722 leben heute nur noch:
- Fronius alias Lang Hannes
- Klein alias Henes
- Kraus alias Henes
- Roth alias Schoger
- Schörwerth : heute unter dem Spitznamen:
· Matti, nach einem gewissen Mathias Schörwerth
· Tumes, nach einem gewissen Thomas Schörwerth
· Dans, nach einem gewissen Daniel Schörwerth
· Auch lebt noch eine Linie Schörwerth als Klein Hans
· Die Linie Schörwerth alias Schneider ist ausgestorben.
- Schneider alias Untch und Klein Honnes
- Ziegler alias Tinkes

Alle übrigen sind ausgestorben. Einzelne Namen - Auner, Schoger, Schuster, Stamp - sind Zugewanderte.

Die Gesamtzahl beträgt am 1. Januar 1960:
Deutsche : 463 Seelen
Rumänen : 215 Seelen
Ungarn : 10 Seelen


Urkunden über Kleinprobstdorf
(aufgrund deren die Ortsgeschichte geschrieben wurde)

Die römischen Ziffern stehen für den Band, die arabischen für das Jahr und die Seiten.

1. Quellen zur Geschichte Siebenbürgens aus sächsischen Archiven I, 1880-221, 378
2. Urkundenbuch I-1982-1; II 166, IV 217, 225.
3. Georg Daniel Teutsch: Geschichte der Siebenbürger Sachsen II 237, III 17, 20, 25. XI-325, XIII-247, XXI-292, XXVII-39, 66, 78, 111, XXX-433, XXXVII-104, 258.
4. Georg Daniel Teutsch / Friedrich Teutsch: Geschichte der Siebenbürger Sachsen I-76, 117, II-195.
5. Friedrich Teutsch: Geschichte der Evangelischen Kirche in Siebenbürgen I-8, 45, 91, 456.
6. Wolf Haltrich: Zur Volkskunde der Siebenbürger Sachsen - 426.
7. "Korrespondenzblatt" des Vereins für siebenbürgerische Landeskunde XXXII – 123.
8. Verhandlungen und Mitteilungen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaft XVIII-21, 47, 64

1651 (Archiv III, Seiten 17 und 20)
Bei der Kirchenvisitation wird festgestellt, dass der Pfarrhof fast in Trümmern liegt. Seine Instandsetzung wird befohlen. Es wird festgestellt, dass der Pfarrer seit 15 Jahren nicht gepredigt hatte. Er habe seinen Prediger dafür gedungen, redet er sich aus. Die Gemeinde hätte diese Nachlässigkeit des Pfarrers verschwiegen und wird daher mit 5 Kronen und 20 fl. bestraft. Außerdem wird der Pfarrer mit 10 fl. bestraft, weil er bei seiner Krankheit zur Zauberei Zuflucht genommen hatte.

1651 (Archiv III, Seite 25):
Bei der Kirchenvisitation wird festgestellt, dass die "Hans Matthesin" aus Kleinprobstdorf ein Sprüchlein gegen die Gelbsucht weiß.

1712 (Archiv XXXII, Seite 104):
Es lassen sich in Kleinprobstdorf 17 sächsische Familien, 2 rumänische Familien und 2 Witwen feststellen.

1496 (Quellen 1880, Seite 221):
Der deutsche Namen "Kleinprobstdorf" ist erstmals nachweisbar.

1191 (Urkundenbuch I 1892, Seite 1):
Die Gründung der Hermannstädter Probstei wurde am 20.12, 1191 durch den Papst Coelestin III bestätigt.

1359-1859 (Urkundenbuch II, Seite 166):
Zuerst erwähnt als Schenkung an die Hermannstädter Probstei: Kleinprobstdorf, Großprobstdorf, Reussen und 1 Salzgrube in Salzburg.

1424 (Urkundenbuch IV, Seite 217):
Die Probstei wurde von König Sigismund aufgelöst.

1426 (Urkundenbuch IV, Seite 225):
Die Aufhebung der Probstei wurde durch den Papst bestätigt.

1456 (Archiv XXX, Seite 433):
Die Gemeinde musste einen Hattertstreit mit Feigendorf (Micasasa) bestehen.

1503 (Quellen I 1880, Seite 378):
Es werden Rumänen erwähnt, die im sogenannten "Kesselgrund" auf Kleinprobstdorfer Hattert wohnhaft sind.

1659 (Georg Daniel Teutsch, Seite 237):
Gegen Ende Dezember lagerten die Türken bei Großprobstdorf, später bei Blasendorf (Blaj).

1716 (Archiv XXVII 110, Seite 111):
Der Richter und die Geschworenen von Goßprobstdorf legen dem Bürgermeister von Hermannstadt die Prozessakten vor in einem Rechtsstreit wegen Ehrenbeleidigung zwischen Thomas Scherwert aus Kleinprobstdorf und Georg Schuster. Georg Schuster hatte Thomas Scherwert der Zauberei beschuldigt.
Die Gemeinde Kleinprobstdorf schrieb an den Hermannstädter Bürgermeister, dass sie alle die Frau des Scherwert in der Gemeinde nicht dulden wollen, bis sie sich nicht als ehrlich vor dem Magistrat rechtfertigt habe. Auch die Großprobstdorfer klagen, dass Scherwert sie verflucht hätte, aber auch die Seelsorger seiner Gemeinde. Ob in diesem Prozess ein Urteil gefällt wurde, ist unbekannt.

1720 (Archiv XXVII, Seite 39):
Die Prozesse der Bewohner von Reussen, Seiden, Bulkesch, Großprobstdorf und Kleinprobstdorf wurden auf dem Wege der Berufung vom Hermannstädter Bürgermeister gerichtet.

1721 (Archiv XXXII, Seite 258):
Eine Steuerkommission stellt fest, dass Kleinprobstdorf ein sächsisches Dorf ist, das zu den Sieben Stühlen gehört. Die Häuser sind aus Holz. Die Bewohner müssen keine Robotten leisten. Seit altersher wohnen Rumänen in diesem Ort, die auch zum Königsboden gehören und deren Häuser aus Ruten sind. Es lassen sich 19 Häuser zählen.

1724 (Archiv XXVII, Seite 66):
Zwei berüchtigte Räuber werden im Wald von Kleinprobstdorf erschossen; ihre Leichen werden nachher am Galgen aufgehängt.

1730 (Archiv XI, Seite 325):
Zehntrecht: Nach Aufhebung der Hermannstädter Probstei bezog der Stadtpfarrer von Hermannstdt die früher dem Probst zugehörigen Zehntteile der Probsteigüter Reussen, Großprobstdorf und Kleinprobstdorf und außerdem 125 Gulden bar aus den Einkünften der Probsteigüter.

1730 (Korrespondenzblatt XXVII, Seite 123):
Es wird erwähnt, dass der Sachsengraf aus Zehntteilen von Kleinprobstdorf 100 ungarische Gulden bezieht.

1736 (Archiv XXVII, Seite 78):
Ein Dieb aus Kleinprobstdorf wird für drei Jahre ins Hermannstädter Zuchthaus zur Zwangsarbeit gebracht.

Archiv XXI, Seite 229
Es wird erwähnt, dass die Rosette an der Kirche in Kleinprobstdorf schönen, gotischen Stil zeigt.

Archiv XIII, Seite 247
Unter den archäologischen Funden ist angegeben, dass in Kleinprobstdorf Reste von rhnoc.tihork und cerv.Caprolus gefunden worden sind und eine Axt, die sich im Brukenthalmuseum befindet.

Urkunde 1721 (Archiv XXXII, Seite 258):
Stellt fest, dass die Häuser der Sachsen aus Holz gebaut sind. Die ältesten aus Ziegel errichteten Häuser, die heute noch stehen und Spitzgiebel tragen, sind folgende:

1798 Haus Nr.35 - aufgebaut durch Michael Dohler, renoviert 1925 durch Petrus Grigori; Verlust des Spitzgiebels.

1813 Haus Nr.18(35) - mit der Inschrift: "Gott segne dieses und wend' all Unglück draus"; Daniel Schneider
1817 Haus Nr.31 (46) - Inschrift: Martin Wagner - Georgus Seiler Zimmermann
1822 Haus Nr.23 (53) - Stefan Schneider
1827 Haus Nr.18 (57) - ohne Inschrift
Auf Hof Nr.41 (36) steht ein aus der alten Zeit stammendes Haus mit Spitzgiebel. Das letzte Holzhaus Nr. 87 (80) wurde 1957 durch Neubau abgelöst.


Kleinprobstdorf

Kleinprobstdorf - meine kleine Welt;
Grüß Gott, wem es hier gefällt.
Kleinprobstdorf, süße Heimat mein,
dir leb' und sterb' ich, dir allein.

(An meinem 72. Geburtstag am 31. Januar 1966 - Johann Schnell)

Vollständige Literaturliste (Ortsmonografien, Belletristik etc.) anzeigen

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