Goldstaub

Der alte Kirchenvater in Nadesch erzählt, daß ihm in seiner Jugend einmal etwas begegnet sei, wodurch er leicht hätte ein steinreicher Mann werden können. Wie er nämlich in einen Wald, den die Nadescher Bun zu besitzen (in Richtung Bun, deutsch Freudendorf, rum. Boiu; Anm. H. G. Baier), geht, sieht er in dem abschüssigen Bachufer den Henkel irgend eines Gefäßes aus der Erde vorstehen. Er versucht, sich in den Besitz desselben zu setzen und klimmt den steilen Ort hinan. Eben hat er den Henkel gefaßt, da verliert er den Boden unter den Füßen und rutscht sammt dem Gefäß, daß ihm in den Händen bleibt, hinunter. In demselben findet er aber Nichts als einen gelblichen Staub und wirft es deshalb als unwerth bei Seite. Hätte er es behalten! denn nachher erfuhr er von den Leuten, daß der gelbe Staub sicherlich Goldstaub gewesen sei.

Publiziert von H. G. Baier

Siebenbürgische Sagen, gesammelt und mitgetheilt von Friedrich Müller, Gymnasiallehrer in Schäßburg, Johann Gött Verlag Kronstadt, 1857, Seite 73-74.
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