Nürnberger Kathrengeball ein Volltreffer

18. Dezember 2012

Sonstiges

Nürnberger "Kathrengeball" war ein Volltreffer

„Den Nogl of det Heft getrofn“ – so hieß es im Stück, so hieß es im begeisterten Publikum, als die versierten Laienspieler der Nadescher „Theatertruhe“ am 10. November im Gesellschaftshaus Nürnberg-Gartenstadt den Bauernschwank „Kathrengeball“ zum Besten gaben. Die Uraufführung des Singspiels von Frida Binder-Radler im Beisein ihrer Söhne Wolfgang und Dietrich Binder (Augsburg) wurde ein runder Erfolg. Alida Henning inszenierte als Leiterin mutig ein weniger bekanntes Singspiel überzeugend und bot damit auch dem Chor „Vocalis“ eine prächtige Gelegenheit, sein Können unter der Leitung seines Dirigenten Wilhelm Stirner in Szene zu setzen.
Frida Binder-Radler (1908-1979), führte in einem Vorwort zur Aufführung gekonnt ihr Sohn Wolfgang aus, war eine begnadete siebenbürgisch-sächsische Künstlerin, Literatin, Kulturschaffende. Sie hat u. a. Sagen und Volkserzählungen aus dem Kaltbachtal aufgezeichnet, zahlreiche Gedichte (160, viele davon vertont) und 21 Bühnenstücke (davon sechs in Mundart) verfasst. Ihr Gesamtwerk habe er in 30 Bändchen veröffentlicht. Ihre Liebe zur ländlichen Heimat wird auch in „Kathreng“ deutlich, ebenso die sozial-politischen Veränderungen der leidvollen Umbruchzeit unseres Volkes (etwa die Frage: Bleiben oder Gehen?).

Szene aus dem Bauernschwank ...
Szene aus dem Bauernschwank „Kathrengeball“ mit Chor und Publikum. Foto: Lukas Geddert

Im Blatt zum Stück konnte man lesen: Wie in jedem Jahr wird in einem Dorf in Siebenbürgen in den 1970er Jahren das Fest zum Ende der Weinlese vorbereitet. Diesmal läuft allerdings einiges anders. Balthes, der Direktor der Staatswirtschaft, will den traditionellen Kathrengeball zugunsten eines Gallusfestes abschaffen. Dies, weil es im Dorf ohnehin keine Katharinen mehr gäbe. Die drei verwitweten und darüber sehr empörten Katharinen wollen die Tradition behalten, (wohl auch) weil dort stets jede Katharina ihren Partner gefunden hat. Tag um Tag auf ihre Liebschaften wartend, schmieden sie einen Plan, bei dem die beiden Neffen der Simen Threng, Juck und Karl, die aus Deutschland zu Besuch gekommen sind, ihre Liebschaften eifersüchtig machen sollen. Thes, das obligate Tratschweib des Dorfes, verbreitet die Nachricht umgehend. Dennoch geht der Plan auf. Nachbarn, Tratschtanten und Unvorgesehenes sorgen im Stück für zahlreiche Verwirrungen, zusätzliche Geschichten und heitere Begebenheiten. Am Schluss bekommen die Kathrinen, was sie wollen: neue Männer. Einer davon ist derjenige, der sich entschließt, nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren, sondern in der geliebten vertrauten Heimat zu bleiben.

Die Laienkünstler waren voll bei der Sache. Die Lust und Freude am Spiel war bei allen sichtbar und übertragbar. Der Schalk, insbesondere beim gerissenen Balthes, wirkte sehr authentisch, die Sprach- und Situationskomik gab dem Stück insgesamt den notwendigen Schwung. Dem Chor gebührt ein Extralob: Er bestritt die zahlreichen, zum Thema passenden Lieder in Mundart flüssig, stimmlich variabel und klar. Die zarten Klänge ebenso wie sein Erscheinungsbild – alle Frauen und Männer in Sonntagstracht – korrespondierte wohltuend mit dem der Bühne. Hier waren u. a. prächtige Originalbauernmöbel aus Siebenbürgen – von Werner Förderreuther freundlicherweise zur Verfügung gestellt – ein Augenschmaus.

Allen Aktiven auf der Bühne – Renate Baier, Rolf Donath, Reinhold Henning, Heidrun Kloos, Horst Kloos, Lisa Kloos, Reinhard Ludwig, Johanna Schneider, Heinrich Schorscher jun., Heinrich Schorscher sen., Corinna Taub, Alexandra Wolff, Astrid Wolff und nicht zuletzt Gerlinde Baier als Souffleuse – sei große Anerkennung für ihre bemerkenswerte Leistung ausgesprochen. Gerlinde Baier war dabei vom Publikum nicht zu hören, von ihren Spielern jedoch sicher und die Spieler mit ihren eingebauten schnurlosen Mikrofonen vom Publikum bestens. Wie auch der Chor. Der lang anhaltende Applaus im Saal war eine richtige Belohnung. Danke, Alida! Danke, ihr wackeren Schauspielerinnen und Schauspieler, Sängerinnen und Sänger!

Horst Göbbel

Aus: Siebenbürgische Zeitung (Online) vom 8. Dezember 2012

hgb

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