Repser Burg in Gefahr!? – Sanierung sorgt für heftige Kritik

14. November 2010

Nachrichten aus dem Heimatort

Bürger sehen historische Burgruine durch Bauarbeiten gefährdet / Von Lars Ulbricht
Bernd Wagner nimmt kein Blatt vor den Mund: „Die bauen dort riesige Wege, so groß wie eine Autobahn und erst der Parkplatz, wie bei Carrefour!“ Der Heldsdorfer Tischler ist wütend und wird auch im weiteren Gespräch nicht ruhiger. Ursache sind die umfassenden Bauarbeiten, die im Zuge der Sanierung an den Ruinen der Burg über Reps/ Rupea stattfinden. Diese Arbeiten an dem alten Gemäuer, das im Jahr 1324 als Castrum Kuholm das erste Mal urkundlich erwähnt wurde, überhaupt als Sanierung zu bezeichnen, geht ihm gegen den Strich: „Die Firma hat überhaupt keine Ahnung von der Sanierung solcher Kulturdenkmäler. Die machen die Mauern mit Zement kaputt, indem sie überall Zementmilch reinspritzen. Zement! In eine über tausend Jahre alte Burg!“

Schaut man sich die Bauarbeiten an der Burgruine auf dem Basaltberg über dem kleinen verschlafenen Städtchen an, so ist man wirklich erstmal über die Großflächigkeit der Erdarbeiten und den Umfang der Erneuerungen erstaunt. Auch im Inneren der Burg wird gebaut, es werden Betonfundamente gelegt, die wohl eine Bühne halten sollen. Auch die vorderen, ehemals ruinösen, Gebäude wurden neu bedacht und werden nutzbar gemacht.

Touristische Attraktion
Offensichtlich soll die Ruine nahezu vollständig wiederaufgebaut und als touristisches Ziel erschlossen werden. Auf der Bautafel erfährt man, dass die Arbeiten eine „Sanierung und Ausweitung der touristischen Infrastruktur in der Stadt Reps“ zum Ziel haben. Insgesamt sollen dafür 30,82 Millonen Lei (7,18 Millionen Euro) ausgegeben werden. Davon kommen der Großteil – gut 20.2 Millionen Lei (4,7 Millionen Euro) – als Fördermittel über das REGIO-Programm der Europäischen Union, 3,1 Millionen Lei (722.500 Euro) sind Mittel aus dem Staatshaushalt und weitere 7,5 Millionen Lei bezahlen die Stadt Reps/ Rupea und die umliegenden Gemeinden selber.
Bernd Wagner steht mit seiner Kritik nicht allein, hat er doch einige Gleichgesinnte um sich geschart, die auch einen Internetauftritt betreiben, bei dem sich 89 Unterstützer eingetragen haben. Alle haben Angst, dass am Ende der Bauarbeiten die Burgruine aufgebaut und zwar touristisch nutzbar ist, aber die Einmaligkeit der Anlage vollständig verloren und „wegbetoniert“ ist.

Ein Denkmal kaputtsanieren
Dass diese Angst nicht unbegründet ist, bestätigt auch der deutsche Architekt Jan Hülsemann, der für den Mihai-Eminescu-Trust schon verschiedene Restaurierungen in Siebenbürgen geleitet und auch für die Leitstelle Kirchenburgen der Evangelischen Kirche A. B. als Experte tätig ist: „Die Sanierungsmaßnahmen scheinen vollkommen überzogen zu sein. Mein Eindruck ist, dass hier mit sehr viel Geld ein Denkmal ‘kaputtsaniert’ wird.“ Er erklärt, dass die Verwendung von Zement und Beton in historischen Bruchstein- und Ziegelmauerwerken sich als prinzipiell falsch erwiesen hat.
Hülsemann warnt, dass auch im Falle der Repser Burg die Reparaturbauteile aus dem sehr harten und spröden Beton langfristig von dem weichen und bewegungsreichen historischen Mauerwerk abreißen und irreparable Schäden hinterlassen werden. Auch das Verpressen von Zementmilch sieht er äußert kritisch, da der Zement langfristig zum Auseinandersprengen des Mauerwerks führen wird.
Hülsemann weist sehr energisch auf internationale Standards bei der Sanierung von Denkmälern hin. Demnach ist laut Charta von Venedig jede Maßnahme verboten, die das Gesamtbild des Denkmals beeinträchtigt. Deshalb ist schon die Anlage des Parkplatzes genau vor der Burg ein Frevel und unvereinbar mit dem Denkmalschutz. Die Charta von Venedig ist eine schon 1964 getroffene internationale Vereinbarung zur Denkmalpflege, die Rumänien damals allerdings nicht unterschrieben hat.
Das beauftragte Bukarester Unternehmen, Romair, hat wohl auch kaum Erfahrung mit der denkmalgerechten Sanierung, dafür aber in der Errichtung von touristischer Infrastruktur. So baute es unter anderem Schi-Anlagen in Sinaia und modernisierte Parkanlagen in Bukarest. In Reps selber erhoffen sich die Menschen von der Baumaßnahme, die erst im Jahr 2013 zu Ende sein soll, dass mehr Touristen in den Ort kommen und dadurch auch etwas Geld in Reps bleibt. Eine Frau im Ort antwortet auf diesbezügliche Fragen ganz klar: „Die Steine da oben? Gut, wenn sie endlich zu was nütze sind, schauen Sie sich hier bei uns um. Hier gibt es doch sonst nichts!“ Und wirklich, Reps hat seinen Bewohnern nicht mehr viel an ökonomischem Fortkommen zu bieten. Die meisten Einwohner versuchen mittels Landwirtschaft über die Runden zu kommen.
Wenigstens ein Repser Unternehmen gibt es aber doch, das ganz gut vorankommt. Der Chef der Teppichfabrik, Karl Hellwig, ist auch gleichzeitig als Vertreter der deutschen Minderheit im Stadtrat vertreten. Er erklärt, dass die Baumaßnahme alle erforderlichen Genehmigungen, auch vom Denkmalsschutz, hatte, als es den politischen Gremien vorgelegt wurde. Auf Nachfrage will sich das Bürgermeisteramt selbst nicht zu den Baumaßnahmen äußern.
Bernd Wagner jedenfalls ist sich sicher: „Was Türken und Tataren nicht schafften, werden jetzt diese Bauarbeiter anrichten.“ Dabei verweist der Hobbyhistoriker auf die Bedeutung gerade der Burg Reps für die Geschichte der Siebenbürger Sachsen: „Im Jahre 1324 haben hier die Sachsen um ihre Freiheit gekämpft, drei Wochen haben sie den Heeren standgehalten. Die Sachsen haben damals verloren, aber ihre Privilegien konnten sie bewahren.“ Damals, vor fast siebenhundert Jahren, hatten aufständische Sachsen um den Gräfen Henning von Petersdorf sich gegen den siebenbürgischen Woiwoden Thomas aufgelehnt und auf die Burg Reps zurückgezogen. Der Aufstand wurde dadurch ausgelöst, dass Thomas als Graf von Szolnok und als Woiwode von Siebenbürgen zugleich auch Comes von Hermannstadt sein wollte. Die Ursprünge der Burganlage auf dem markanten Vulkankegel reichen aber viel weiter zurück und sind nicht eindeutig geklärt.
Für diesmal allerdings scheint kein Sachsenaufstand zu nahen: „Leider sind unsere Leute noch nicht aufgewacht“, sagt Wagner.
Allgemeine Deutsche Zeitung, vom 10.11.2010
www.adz.ro/m101110.htm#2


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