Zum 200.ten Geburtstag von Johann Wilhelm Loew

4. Juli 2012

Allgemeiner Bericht

Ein langes und erfülltes Leben eines Stuhlsbeamten
Johann Wilhelm Loew
wurde als erster von zwei Söhnen des Johann Martin Loew(* 1784) und der Regine geb.Henrich(*1786) am 05.07.1812 in Reußmarkt geboren.
Nach dem Hermannstädter ev. Gymnasium begab er sich 1831 an das reformierte (ungarische) Kollegium in Nagyenyed. Dieser Schule war damals ein Kurs für angehende Juristen angeschlossen. Im dreijährigen Studium erwarb sich Johann Wilhelm eine Kenntnis des Rechts, die ihn befähigte, mit Erfolg in die Gerichtspraxis einzutreten.
Somit folgte Johann Wilhelm seinem Vater im Beruf, dem es gelungen war zur höchsten Beamtenstelle des Stuhles, zur Würde des Königsrichters aufzusteigen. Seine Liebe zur angestammten Heimat führt in bald nach Reußmarkt zurück, wo er 1836 seinen eigenen Hausstand gründete und Maria Ludovika, die Tochter eines Amtsgenossen seines Vaters, des Stuhlbeamten Georg Scherer, am 02. November 1836 heiratet.
1843 befand sich Johann Wilhelm noch auf der untersten Sprosse der Ämterleiter. Erst 1850 rückte er zum Assessor und 1852 zum Stuhlsnotär auf. Er wurde dann 1854 als Sekretär an das Oberlandesgericht berufen, rückte dann zum Oberstaatsanwaltsubstitut und schließlich zum Oberstaatsanwalt auf(1854-1863). 1863 übernahm er nach der Wiedervereinigung des Reußmarkter Stuhlgerichtes dessen Leitung und 1865 das Amt des Stuhlfiskals, das er bis zu seiner Pensionierung(1874) bekleidete.
Seine geringe Besoldung als Stuhlsbeamter und die Freude an der Landwirtschaft führten ihn neben seinen Amtsgeschäften zur Eigenbewirtschaftung seines Grundbesitzes. Die dabei gewonnenen Erfahrungen und die damalige Lage der bäuerlichen Wirtschaften machten ihn zum landwirtschaftlichen Schriftsteller und zum Freund und Berater der siebenbürgisch-sächsischen Bauern. 1845 war er einer der Mitbegründer des Siebenbürgisch-sächsischen Landwirtschaftsvereins, 1857-1861 dessen Vorstandsstellvertreter und 1861-1867 Vorstand des Vereins.
Darüber hinaus war er bis in sein hohes Alter sowohl im weltlichen als auch im kirchlichen Bereich gemeinnützig tätig. So vertrat er 1846 bis 1848 den Reußmarkter Stuhl als Abgeordneter auf den beiden Landtagen in Klausenburg, war Kurator des Mühlbacher evangelischen Kirchenbezirkes und von 1869 bis 1890 Mitglied des Landeskonsistoriums.
Er lebte im Heimatort Reußmarkt, über das neunzigste Jahr hinaus, umgeben von der Liebe seiner Kinder und Kindeskinder und getragen von der Achtung all derer, die sein Wirken gesehen und sein Wesen erkannt haben. Johann Wilhelm Loew starb in Reußmarkt am 23. August 1904 im Alter von 92 Jahren.
Zu vermerken ist, dass die Familie Löw ihren Namen bis zu Johann Wilhelm mit „ö“ in deutscher Schreibweise gebrauchte. Als Abgeordneter im Budapester Reichstag hat er dann die Schreibweise in Loew geändert. Seither gibt es in Reußmarkt zwei „Löw-Loew“ – Linien. Alle seine Nachkommen schreiben sich „Loew“.
(mit Auszügen aus: "Reußmarkt - wie es einmal war")

Simon Spielhaupter, München

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