Zeidner Anekdote: "Zweckentfremdet"

Theateraufführung in Zeiden! Ich weiß nicht mehr, war es die Hermannstädter Truppe oder die aus Temeschburg. Eine anspruchsvolle Tragödie wird gegeben: "Gyges und sein Ring" von Friedrich Hebbel. Nun weiß die Deutschlehrerin ja, dass das Tragische leicht ins Komische kippt, wenn nicht alles reibungslos und der Stimmung entsprechend läuft, und sitzt deshalb bei solchen Aufführungen angespannter im Saal als sonst. Alles läuft gut, die Jugend auf dem Balkon folgt aufmerksam der Handlung. Die letzte Szene: Die Hauptheldin ist getäuscht und betrogen worden und tötet sich mit einem schwertartigen Messer. Leider macht die Schauspielerin das ziemlich ungeschickt, nämlich mit dem Gesicht zum Publikum, und das Messer verschwindet sozusagen unter ihrem Arm. Die trockene Replik eines der Jugendlichen auf dem Balkon: "Deöt as dèt Breitmöèssèr!" Aus war es mit der Tragik, aufglucksendes Lachen auf dem Balkon, strafende Blicke aus dem Saal nach oben! Zum Glück erlöst uns der kräftige Applaus, in dem das Rumoren auf dem Balkon untergeht.

Katharina Unberath, Fürth

"zeidner gruß"
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