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Popescu
schrieb am 03.01.2011, 17:48 Uhr
Schön langsam kommen wir der Sache schon näher. Ich bin vollständig damit einverstanden, dass es nirgends eine alleinige Schuld gibt. Nun wird aber eine Entschuldigung von einer Seite verlangt, dann wird nachgewiesen, dass es eine solche sogar gibt. Meine Frage (aus Unwissenheit) ist bezüglich der Existenz von Entschuldigungen der Anderen. Es wäre schön auch etwas von einer Entschuldigung seitens Sachsen, Ungarn und Székler gegenüber der anderen, jahrhundertelang unterprivilegierten Ethnieen, zu erfahren. Oder Entschuldigungen seitens Englands, Frankreichs, Russlands, der Türkei usw. Auch wenn ich nun zerfleischt werde bin ich der Meinung, dass Rumänien (bzw. die rum. Fürstentümer) und die Rumänen noch zu den Unschuldigsten in der Geschichte Europas, über all die Jahrhunderte, zählen.
bankban
schrieb am 03.01.2011, 17:56 Uhr
Hat hier einer einen Comedian engagiert?
Johann
schrieb am 03.01.2011, 18:00 Uhr (am 03.01.2011, 18:01 Uhr geändert).
Für die Rumänen galt und gilt noch immer das Jugendstrafrecht, da sie noch nie Erwachsen, sprich nie ein souveränes, historisches Subjekt waren.


CaptainSmollet
schrieb am 03.01.2011, 18:02 Uhr (am 03.01.2011, 18:03 Uhr geändert).
Nun wird aber eine Entschuldigung von einer Seite verlangt, dann wird nachgewiesen, dass es eine solche sogar gibt. Meine Frage (aus Unwissenheit) ist bezüglich der Existenz von Entschuldigungen der Anderen.
Momendemal. Die Baragandeportation sowie die Unterdrückungen der deutschen und anderen Minderheiten in Rumänien geht auf die Kappe der damaligen rumänischen Regierung. Dafür, dass man Unschuldige kollektiv für etwas "bestrafen" wollte, was ihnen individuell auch nicht nachgewiesen hat, kann netmal das Dritte Reich etwas. Die rumänische Regierung die dann die Entschuldigung geleistet, ausgesprochen, was auch immer, hat, war dann allerdings nicht eine Ilici-Regierung, sonder die bisherige Opposition. Inwiefern man die Unterdrückungen den Repräsentanten der Regierung die sich tatsächlich entschuldigt hat, vorwerfen kann, ist 'eh diskutabel, aber wenigstens kam endlich mal was. Entschuldigungen sind bestenfalls symbolische Gesten auf moralischer Ebene.
auch wenn ich nun zerfleischt werde bin ich der Meinung, dass Rumänien (bzw. die rum. Fürstentümer) und die Rumänen noch zu den Unschuldigsten in der Geschichte Europas, über all die Jahrhunderte, zählen.
Man muss die Leute and den Möglichkeiten messen. Der Adolf hatte andere Möglichkeiten wie Ceausescu oder Milosevic. Letztere haben allerdings im Rahmen ihrer Möglichkeiten, beeindruckend viel Unheil angerichtet und Leid verbreitet.
Demjenigen der sich als politischer Häftling "la canal" zu Tode schuften durfte und/oder von der Securitate gefoltert wurde, wird es herzlich egal gewesen sein, dass es anderswo, zahlenmässig schlimmer gewesen ist.
bankban
schrieb am 03.01.2011, 18:03 Uhr
Huhu, das wird hier immer schöner. Johann, du wirst schmoren... in der rumänischen Hölle... das sehe ich jetzt schon...
Popescu
schrieb am 03.01.2011, 18:27 Uhr
Mein Taufpate war Virgiliu Ionescu, 1944 Generaldirektor der Griviţa Werke Bukarest. Auf besondere Empfehlung Gheorghiu Dej's "la canal" deportiert. Auch in den Bărăgan sind Angehörige meiner Familie deportiert gewesen. Das Schicksal der Brüder meiner Mutter habe ich schon breit geschildert. Die materiellen Werte die wir verloren haben sind wahrscheinlich höher als diejenigen jedes anderen von hier. Ich brauche keine Belehrungen. Ich bleibe dabei, die Schuld liegt in weit höherem Maße in Deutschland als in Rumänien oder bei den Rumänen.
seberg
schrieb am 03.01.2011, 18:32 Uhr
Und trotzdem fällt es mir immer noch schwer, vor wem auch immer hier stramm zu stehen!
Johann
schrieb am 03.01.2011, 18:40 Uhr (am 03.01.2011, 18:46 Uhr geändert).
Popescu schrieb:
"Die materiellen Werte die wir verloren haben sind wahrscheinlich höher als diejenigen jedes anderen von hier."

Da sie hier sehr moralisch argumentieren, dürften streng genommen nur die Güter zählen, die moralisch einwandfrei erworben wurden. So gesehen könnten einige Nachfahren von einfachen sächsischen Bauern leicht mithalten

"Ich bleibe dabei, die Schuld liegt in weit höherem Maße in Deutschland als in Rumänien oder bei den Rumänen"

Da haben Sie Recht. Beide haben Schuld aus sich geladen, die Deutschen aber wesentlich mehr und für die meisten Verbrechen kommen auch keine mildernde Umstände in Frage, da die Deutschen nur in sehr begrenztem Maße das Jugendstrafrecht in Anspruch nehmen können.
CaptainSmollet
schrieb am 03.01.2011, 18:41 Uhr (am 03.01.2011, 18:42 Uhr geändert).
Ich bleibe dabei, die Schuld liegt in weit höherem Maße in Deutschland als in Rumänien oder bei den Rumänen.
da ich Kollektivschuld rundweg ablehne, sehe ich die Situation absolut anders. was die Minderheitenunterdrückung angeht hat nur die jeweilige rumänische Regierung Schuld.
Johann
schrieb am 03.01.2011, 18:47 Uhr
Es gibt aber eine kollektive Haftung!
Diese hat in einem einigermaßen angemessenen Umfang nur die BRD genüge getan.
Ado
schrieb am 03.01.2011, 19:07 Uhr
Kleiner "Einwurf": Wer hat nach 1945 die Enteignungen vorgenommen??--Der rumänische ( kommunistische) Staat !! Oder ?

Wer hat die Siebenbürger Sachsen dafür "entschädigt " ??--Der deutsche Staat!!..Soviel zum Thema Schuld und Verantwortung dafür übernehmen ...
Popescu
schrieb am 03.01.2011, 19:32 Uhr
Das Stammstehen-Fordern ist eher eine preußisch-deutsche Angelegenheit. Wenn ich was fordere, dann nur, dass man den Balken im eigenen Auge auch mal sehen sollte, wohlwissend dass jeder einen Splitter im Auge hat.
Sollte die Warnung an Johann auch meinetwegen ergangen sein, kann ich nur sagen, dass mir seine Beitrage ausgesprochen gut gefallen.
Darüber was die rumänischen Regierungen, insbesondere diejenigen nach 1944, verbrochen haben, sind wir uns m.E. ziemlich einig. Nur haben darunter nicht ausschließlich die SBS, die Banater oder Ungarn zu leiden gehabt. Die Rumänen sind zu diesen Regierungen nicht in derselben Art und Weise gekommen wie die Deutschen zu ihrem Führer. Dass das dritte Reich für die Maßnahmen, die diese rumänischen Regierungen trafen, nichts kann, mag sein, dafür aber, das Rumänien zu diesen Regierungen kam, sehr wohl.
Bezüglich :“ Man muss die Leute and den Möglichkeiten messen. Der Adolf hatte andere Möglichkeiten wie Ceausescu oder Milosevic. Letztere haben allerdings im Rahmen ihrer Möglichkeiten, beeindruckend viel Unheil angerichtet und Leid verbreitet.“: Richtig, nur hinter Hitler stand das deutsche Volk, teilweise bis zum 9.05.1945. Man könnte auch die Einstellung eines Graf Stauffenberg oder Erwin Rommel bis tief in die Kriegsjahre hinein analysieren. Bei Milosevic wird’s ähnlich gewesen sein – ich weiß es nicht. Mir ist von einer Begeisterung einer nennenswerten Anzahl von Rumänen für die kommunistischen Regierungen nichts bekannt, bin aber schon 1969 abgehauen (aber wahrscheinlich wissen manche von Ihnen genaueres). Bin für jede Aufklärung (und Beantwortung meiner Fragen) sehr dankbar, erwarte sie aber nicht tatsächlich. Man wechselt das Thema, man weicht irgendwie aus und meint am Ende :“Denen haben wir es aber jetzt gegeben“.

Wie Rumänien zum kommunistischen Staat wurde, sollte auch ohne Diskussion, klar sein.
Die Verstaatlichungen betrafen alle, nicht nur Deutsche und Ungarn.
Der deutsche Staat hat die SBS und sonstige deutschstämmige entschädigt – richtig. Und wer hat Tschehen, Slovenen, Slovaken, Polen, Yugoslaven, Ungarn, Rumänen, usw. entschädigt?
Wieso gab es für die „neuen Bundesländer“ einen Solidaritätsbeitrag und für die oben erwähnten Völker nicht? Wieso musste jeder „Gastarbeiter“ diesen Solidaritätsbeitrag leisten? Dies sind keine Fragen auf deren Antwort ich warte, es sind nur so Anregungen zum Nachdenken. Ob es moralisch vertretbar ist derartig über alles was „rumänisch“ ist herzufallen?
Und jedes "Schlechtmachen" des Rumänischen schadet uns nur, denn die Eingeborenen hier sehen in uns, ob es uns passt oder nicht, nichts anderes als RUMÄNEN.
bankban
schrieb am 03.01.2011, 19:40 Uhr (am 03.01.2011, 19:49 Uhr geändert).
"Mir ist von einer Begeisterung einer nennenswerten Anzahl von Rumänen für die kommunistischen Regierungen nichts bekannt"... wie konnte sich das Regime dann solange halten? glaubst du, die Mehrheit der rumänischen Bevölkerung hatte die politische Richtung etwa der 70er/80er Jahre nicht gutgeheißen? gerade als sie so nationalistisch wurde?

"jedes "Schlechtmachen" des Rumänischen schadet uns nur,"
das stimmt. allerdings auch jedes Schlechtmachen als solches. Dagegen war ich schon immer. Auch wenn ich andererseits auch dafür bin, die Tatsachen beim Namen zu nennen.
Ath68
schrieb am 03.01.2011, 19:48 Uhr
Popescu schrieb:
Der deutsche Staat hat die SBS und sonstige deutschstämmige entschädigt – richtig

Moment mal, Popescu, ich habe mikrige 1500 Euro Entschädignug für mein Elternhaus mit Grund und Boden bekommen. Das war ein normales sächsiches Haus und eine Fläche Feld(ich weiss die ha nicht), aber von dem hatten meine Eltern gut gelebt in den 30er Jahren. Das nennst du Entschädignug?
Popescu
schrieb am 03.01.2011, 19:49 Uhr
Wie gesagt, ich weiß es nicht, denn ich bin 1969 abgehauen und habe praktisch keine Beziehungen mehr nach Rumänien unterhalten. Diese Regime haben sich nicht dadurch gehalten, dass genügend viele zu ihnen standen. Ohne die wirtschaftliche Katastrophe in diesen Staaten und ohne einen Gorbatschow hätten wir höchstwahrscheinlich noch die Verhältnisse von vor 25 Jahren, bilden wir uns ja nichts ein auf das "wir sind das Volk".

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