Untergang des siebenbürgischen Judentums

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.

bankban
schrieb am 30.05.2011, 19:15 Uhr (am 30.05.2011, 19:17 Uhr geändert).
Dieser Tage sind es 67 Jahre, dass in Nordsiebenbürgen 1944 die Deportation der seit dem 2. Mai gettoisierten jüdischen Bevölkerung begann. Ungarn war zwar seit Mitte März von den Deutschen besetzt, doch war es die ungarische Legislation, welche die Juden außerhalb des Rechtsschutzes setzte und es war die ungarische Verwaltung (Bürokraten, Politiker, Amtsdiener, Gendarmen), welche die Gettoisierung und die Deportation von über 100.000 Juden in atemberaubender Geschwindigkeit durchführte. Die nordsiebenbürgischen Juden erlitten also das paradoxe Schicksal, dass sie von jener ungarischen Macht dem Tod ausgeliefert wurden, zu deren Kultur sie in der Zwischenkriegszeit treu geblieben waren, sehr zum Verdruß der rumänischen Obrigkeit. Die südsiebenbürgischen Juden sind, obwohl die rumänischen Behörden etwa 2.000 Juden aus dem Arader Raum nach Transnistrien deportiert und dort ermordet hatten, dem Holocaust weitgehend entkommen.
Die Deportation der Juden Nordsiebenbürgens wurde von Teilen der ungarischen Öffentlichkeit und Bevölkerung, aber auch etwa von Teilen der nordsiebenbürgisch-sächsischen begrüßt und gutgeheißen.
Die Ermordung die nordsiebenbürgischen Juden kann als ein Programmpunkt des ungarischen Nationalismus zur Durchsetzung bzw. Erreichung der ungarischen ethnischen Homogenität betrachtet werden. Diese wurde zwar nicht erreicht, weil der Krieg kurze Zeit später zu Ende war. Doch erleichterte die Entfernung dieser Juden aus Siebenbürgen später der neuen-alten Obrigkeit, der rumänischen nämlich, die Erreichung der rumänischen ethnischen Homogenität in Siebenbürgen (was weithin gelungen ist).
Der Holocaust der nordsiebenbürgischen Juden zeigt also exemplarisch nicht nur die mörderischen Ergebnisse des modernen Nationalismus, sondern auch die nationale Homogenisierung, also die Durchsetzung der ethnischen Einfarbigkeit, in einer einst vielfarbigen, da multiethnischen Region Ostmitteleuropas.
lucky_271065
schrieb am 30.05.2011, 19:25 Uhr (am 30.05.2011, 19:34 Uhr geändert).
@ bankban
Danke für diese Erinnerung.
Persönlich hat mich im vorletzten Sommer ein Besuch Elie-Wiesel-Geburtshaus in Sighetul Marmatiei (heute jüdische Gedenkstätte) zutiefst beeindruckt.

Besonders auch der dort ausgestelle Brief eines rumänischen Pfarrers, der die Verhaftung und den Abtransport der Juden mit viel Mitgefühl und Bedauern beschreibt. Auch, wie etliche rumänische Bauern aus seiner Pfarrei ihren jüdischen Nachbarn auch als sie schon verhaftet und zusammengetrieben waren noch Lebensmittel brachten, für ihre Reise... Elie Wiesel kam ja damals selber (mit 15?) nach Auschwitz. Und war einer der Überlebenden.

en.wikipedia.org/wiki/Elie_Wiesel

Englisch

ro.wikipedia.org/wiki/Elie_Wiesel

Rumänisch

de.wikipedia.org/wiki/Elie_Wiesel

Deutsch

Elie Wiesel (* 30. September 1928 in Sighetu Marmației, Rumänien) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Überlebender des Holocausts. 1986 erhielt Wiesel, als Verfasser zahlreicher Romane und sonstiger Publikationen, u. a. auf Vorschlag von Mitgliedern des Deutschen Bundestags, den Friedensnobelpreis für seine Vorbildfunktion im Kampf gegen Gewalt, Unterdrückung und Rassismus. 2003 wurde Wiesel zum Vorsitzenden der Internationalen Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien, kurz Wiesel-Kommission, berufen. Neben anderen Einflüssen spiegelt Wiesels Denken auch sein eingehendes jahrzehntelanges Talmudstudium, unter anderem bei den Rabbinern Mordechai Schuschani (Paris) und Saul Lieberman (New York), wider. Wiesel ist überzeugter Zionist und ein Verfechter und Befürworter der Souveränität des Staates Israel.

Speziell für Dich, Mynona. Ich konnte es nicht lassen. Verzeih mir! ;-)
bankban
schrieb am 30.05.2011, 19:51 Uhr
Es gab wohl recht viele rumänische Bauern, die nachts den flüchten wollenden Juden (gegen Bezahlung, versteht sich) zur Flucht über die Grenze verholfen haben. Das war natürlich einfacher, wenn man in Grenznähe wohnte.
lucky_271065
schrieb am 30.05.2011, 20:00 Uhr (am 30.05.2011, 20:02 Uhr geändert).
Manchmal gab es auch noch ganz andere Hilfe seitens einiger Rumänen (wobei ich nun beileibe nicht polarisieren will, ich hoffe, auch seitens der Ungarn oder Sachsen gäbe es Beispiele zu berichten):

"Un Schindler de Romania"

stiri.rol.ro/traian-popovici-un-schindler-de-romania-678853.html

Dies bezieht sich allerdings auf die Bukowina...

www.adevarul.ro/locale/cluj-napoca/Parintele_Nicula-Schindler_de_sub_Feleac_0_385762005.html

Dieses auf Klausenburg.
Mynona
schrieb am 30.05.2011, 20:10 Uhr
Was willst du mir damit sagen?
lucky_271065
schrieb am 30.05.2011, 20:46 Uhr
Dass einer der berühmtesten und geachtetesten heute lebenden Juden Friedensnobelpreisträger und Zionist in einer Person ist. ("Nur die Zionisten und die Nazis und die Stalinsiten betrachteten die Juden als Volk"). Ich dachte, das lässt Dich die Sache vielleicht nochmals überdenken?
gerri
schrieb am 30.05.2011, 20:53 Uhr (am 30.05.2011, 20:55 Uhr geändert).
@ bancban meint:
"Die Deportation der Juden Nordsiebenbürgens wurde von Teilen der ungarischen Öffentlichkeit und Bevölkerung, aber auch etwa von Teilen der nordsiebenbürgisch-sächsischen begrüßt und gutgeheißen."

Nicht glaubenswürdig,da die siebenbürger Sachsen selber zu der Zeit auf der Flucht oder kurz davor waren,da hat man bestimmt andere Sorgen als sich um die Deportation der Juden zu freuen.Damals und heute sind es immer die Gleichen die schüren und sich dann wundern wenn sie mal in Arsch getreten wurden.Eine alte Masche die Nationen gegeneinander aufzubringen.

Geri

Mynona
schrieb am 30.05.2011, 20:54 Uhr (am 30.05.2011, 20:55 Uhr geändert).
Nein,bestimmt nicht.Zionist ist Zionist.(Der Nazi wird ja nicht ausgeschlagen somit).Auch wenn er Friedensnobelpreisträger ist.Obama ist auch Friedensnobelpreisträger....
cäsar
schrieb am 30.05.2011, 21:00 Uhr
Zitat des Lucky:
. ("Nur die Zionisten und die Nazis und die Stalinsiten betrachteten die Juden als Volk").(Zitatende)
Dieser Satz stimmte vielleicht bis zum Holocaust. Danach sind bei der obigen Aussage ernsthafte Zweifel anzumelden.

ave
bankban
schrieb am 30.05.2011, 21:06 Uhr
gerri: die Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen begann im September 1944. Im Mai dachten wohl nur die wenigsten daran, selber zu fliehen/fliehen zu müssen.
Diejenigen, die aktive Mitglieder des Volksbundes, überzeugte Nazis und Hitlerverehrer waren (wie etwa Robert Gassner), werden wohl kaum traurig gewesen sein, dass die Juden weg waren.

Zu Gassner vgl.: http://www.egoisten.de/benesch_st/gassner/gassner.html
Dort auch dieses Gassner-Zitat von 1942: "Am 19.02.1943 zitiert die Siebenbürgische Deutsche Zeitung Gaßner erneut: „Durch das hinterlistige Treiben des internationalen Judentums war die Heimat ganz vergiftet worden.“ Und am 11.02.1944 berichtet dieselbe Zeitung: „Gaßner stellte fest, dass gerade auch in dieser Stadt, in der es vor rund 80 Jahren noch keinen einzigen Juden gab, dieser Bevölkerungsanteil heute unglaublich anmaßend und herausfordernd sich benehme..... Ziehen wir aus diesen Tatsachen die sich für uns ergebenden Folgerungen.“

Diese „ Folgerungen“ waren, dass allein aus Bistritz und Sächsisch Regen im Frühjahr 1944 ca. 14 000 Menschen jüdischen Glaubens ghettoisiert und dann in die Konzentrationslager, überwiegend nach Auschwitz – Birkenau abtransportiert wurden."
lucky_271065
schrieb am 30.05.2011, 21:15 Uhr
@ Cäsar
Zitat des Lucky:
. ("Nur die Zionisten und die Nazis und die Stalinsiten betrachteten die Juden als Volk").(Zitatende)


Das Zitat stammt eigentlich von Mynona- bloss, damit ich jetzt nicht noch von Dritten missverstanden werde.
Henny
schrieb am 30.05.2011, 21:15 Uhr
. ("Nur die Zionisten und die Nazis und die Stalinsiten betrachteten die Juden als Volk").(Zitatende)
Dieser Satz stimmte vielleicht bis zum Holocaust. Danach sind bei der obigen Aussage ernsthafte Zweifel anzumelden.

Tja cäsar... "verklicker" das mal der Mynona denn diese Aussage stammt von ihr nicht von lucky!

Viel Glück!
Mynona
schrieb am 30.05.2011, 21:18 Uhr
Danke Henny,mir muss man nichts "verklickern",ich kann selber denken:-)
aurel
schrieb am 31.05.2011, 08:19 Uhr (am 31.05.2011, 08:20 Uhr geändert).

@bankban
Erreichung der ungarischen ethnischen Homogenität betrachtet werden. Diese wurde zwar nicht erreicht, weil der Krieg kurze Zeit später zu Ende war. Doch erleichterte die Entfernung dieser Juden aus Siebenbürgen später der neuen-alten Obrigkeit, der rumänischen nämlich, die Erreichung der rumänischen ethnischen Homogenität in Siebenbürgen (was weithin gelungen ist).




Wieso setzten Sie gleichwertig die Deportation und Ermordung von Juden durch die Ungarn mit der "Entfernung dieser Juden aus Siebenbürgen später durch die neue-alte Obrigkeit, der rumänischen nämlich"



Wie hat diese "neue-alte rumänische Obrigkeit" die Juden aus Siebenbürgen "entfernt" ?!

Ich kann es nicht glauben, fast jedes Kommentar von Ihnen, auch wenn für den einfachen Leser den Anschein der Objektivität hat, ist absolut Tendenziös.
Mynona
schrieb am 31.05.2011, 09:23 Uhr
Ich kann es nicht glauben, fast jedes Kommentar von Ihnen, auch wenn für den einfachen Leser den Anschein der Objektivität hat, ist absolut Tendenziös.

Na klar,dür dich nicht,bist ja ein Dreifell....

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.