Quo vadis Europa ?

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sibihans
schrieb am 11.07.2011, 21:13 Uhr
Geld ohne Wert – die Wirtschaftsblase

Normalerweise war es mal so gedacht, dass für jede Banknote die gedruckt wurde, ein physischer Wert wie Gold hinterlegt ist. Im Jahr 1792 bestimmte zum Beispiel der Kongress der USA, dass eine Münze mit einem Silbergehalt von 24,05 Gramm einen Dollar entspricht. Ein fester Wert also und bis zum heutigen Tage sind diese Münzen auch gleichzeitig das einzigste Geld, welches von der Verfassung der Vereinigten Staaten anerkannt wurde. Für das Drucken sogenannter Banknoten, griff von 1815 bis 1914 die Golddeckung. Zwar gab es diese auch schon vor 1815, doch entstand im genannten Zeitraum durch England eine weltweit gültige und stabile Währung: Eine Unze Gold entsprach genau 3 Pfund, 17 Schilling und 9 Pence. Dieser Wert war über fast 100 Jahre konstant. Heute wäre das nahezu undenkbar, bei diesem unübersichtlichen, schnellen Finanzmarkt.
Gedrucktes Geld als Kriegswerkzeug und Illusion

Plötzlich brauchten die Staaten aber Geld für zwei Weltkriege. Mit dem vorhandenen Kapital hätte man die Kriege nämlich ganz schnell beenden müssen. Also kamen die Kriegsfürsten auf die Idee, die Golddeckung aufzuweichen, womit fortan nur noch für 30% des neuen Geldes Gold hinterlegt werden musste. Die Geburtsstunde des „Leerwertes“, wenn man so will. Es wurden Geldwerte gedruckt, die gar nicht vorhanden waren. Mathematisch gesehen waren zu diesem Zeitpunkt also 70 Prozent aller Banknoten vollkommen wertlos, nur ein Stück Papier mit etwas Tinte drauf. Blickend aus dem humanen Winkel, hüllt sich die Ironie bereits im Verborgenen der eigentlichen Handlung: Man entfernt sich von einem sicheren, funktionierenden Kreislauf, um eine Zerstörung zu ermöglichen. Wieder einmal wird deutlich, dass der Mensch sich aufgrund seiner Boshaftigkeit nicht weiterentwickelt hat.




"Was kommt noch auf uns zu?"


Zwar assoziiert der Mensch mit Geld nur zu gerne Lebenssicherheit, doch ist dies nichts weiteres als ein Wunschdenken, eine Art Märchen. Die gesamte Wirtschaft, der Tagesablauf der Menschen, sogar teilweise die Glücksgefühle des Homo sapiens bauen auf diesen nicht vorhandenen Wert auf. Unlängst ist eine Abhängigkeit entstanden – der Mensch ist zum Sklaven seiner selbst geworden. Wenn wir schon auf einem Phantom aufbauen, dann könnten auch gleich alle Menschen im Wohlstand leben, Millionäre sein! Spielt es jetzt noch eine Rolle, ob da mal paar Millionen mehr gedruckt werden oder nicht? So oder so ist kein realer Wert mehr gegeben. Sie sagen, dass sei Utopie? Zugegeben, Sie haben recht, doch sollten Sie sich damit anfreunden: Willkommen in der Realität!
Vollkommen gleich, wie viel Leistung die Gesamtheit auch erbringt, der Finanzmarkt kann all das in sekundenschnelle endgültig zerstören. Mit Dämonen zu pokern, kann nicht gut gehen, denn im Gegensatz zum Fantasiespiel mit leeren Werten hat die menschliche Leistung ihre Grenzen. Dass diese unlängst von vielen bereits überschritten wurde, im Wahn, man „gesellschaftlich“ gesehen nicht genug Leistung erbringen würde, macht die Erkrankung in Form von Modekrankheiten nur allzu deutlich.


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cäsar
schrieb am 12.07.2011, 20:47 Uhr
Hallo,

Wenn jemand die Rückkehr zum physischen Gold fordet(aus meiner Sichtein absoluter Blödsinn)sollte er mir folgende Frage beantworten; Wann hat das Gold einen "realistischen Preis"(in Anführungszeichen weil Preise nie realistisch sind) bei etwa200-300USD vor etwa 10 Jahren, oder heute bei 1500USD? Oder will man den Goldhandel nur für die Zentralbanken zulassen, die ihn dann diktieren würden?

Ich höre den einen oder anderen schon grölen aber die Schuldenkrise hat auf jeden Fall, man kann es drehen und wenden wie man will, auch mit der Einstellung zum Wirtschaften in den Südländern zu tun!Während die einen Sirtaki tanzen und Siesta machen, buckeln die anderen.Wie ich schon sagte I, E, Gr,Port, haben im Euroraum nichts zu suchen. Dies war mir aber schon vor 10 Jahren klar! Schaut Euch mal die Anfänge des Euro an- ich sage dies mal ohne zu recherchieren- keiner dieser Staaten hat die Maastricht Kriterien eingehalten( unter:3%Neuverschuldung, 60%Gesamtschulden, 3%Inflation)Allerdings D auch nicht und deswegen konnte und kann es bis heute nicht gegenüber den Sündern forscher auftreten!

ave
Mynona
schrieb am 12.07.2011, 23:18 Uhr
Ich höre den einen oder anderen schon grölen aber die Schuldenkrise hat auf jeden Fall, man kann es drehen und wenden wie man will, auch mit der Einstellung zum Wirtschaften in den Südländern zu tun!Während die einen Sirtaki tanzen und Siesta machen, buckeln die anderen

Ach ja,du meinst die Deutschen buckeln?Und Südländer sind faul?Täusch dich da mal nicht.

Laut OECD-Studie landet Deutschland im internationalen Arbeitsstunden-Vergleich nur auf dem vorletzten Platz!

Durchschnittlich arbeitet ein Angestellter hierzulande 1390 Stunden im Jahr (Platz 24). Weniger als die Deutschen arbeiten nur die Holländer.

Tja und Überraschung!!!!in dem Ranking auf Platz 1 liegen:die Griechen.
Sie arbeiten laut OECD 2119 Stunden im Jahr.

Auf Platz zwei: die Ungarn, gefolgt von Polen und Tschechen.

Grund für das schlechte Abschneiden der Deutschen: die massive Kurzarbeit.
Im Lauf der Jahre hat sich die Arbeitszeit hierzulande nach und nach reduziert. Arbeitete ein Angestellter 1994 noch durchschnittlich 1547 Stunden pro Jahr, waren es 2004 noch 1442 und 2008 1430 Stunden.


Anchen
schrieb am 12.07.2011, 23:53 Uhr

Ein Referat von

Carlos A. Gebauer - Über den Gesetzentwurf zum europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM)

Klingt nach echter „Vor“-Sorge der Verantwortlichen.

gehage
schrieb am 13.07.2011, 07:26 Uhr
wird schon so sein mynona, aber es kommt auch drauf an, wie viel man in den stunden in denen man "arbeitet" auch arbeitet, gell? wie "produktiv" man ist. früher in R. haben wir auch 6 tage in der woche "gearbeitet", und...

nichts für ungut...
Mynona
schrieb am 13.07.2011, 09:17 Uhr
Klar gehage,ich bin nur absolut gegen solche Schubladen ,wie "faule Südländer" und wir ach so "fleissigen Deutschen".
The history of Igor
schrieb am 13.07.2011, 11:05 Uhr
Man darf vor allem nicht vergessen wie unglaublich zufaellig das Bankrottgehen sein kann.

Griechenland ist von heute auf morgen als 'Junk' abgeschrieben worden, waehrend Deutschland ein Aufbluehen erlebt gerade weil ihre Schulden in zwei verschiedenen Momenten gestrichen wurden:

1949 und 1990.

1949 war die Stunde Null (weshalb das Wirtschaftswunder geschehen konnte) waehrend im Jahr 1990 die Griechen (ironischerweise) auf die Kriegschulden (die bei einer Wiedervereinigung hinfaellig geworden waeren laut den 40er-Jahre Vertraegen) verzichteten.

Mit Stereotypen hat das nichts zu tun, sondern mit der Zufaelligkeit des neoliberalen Wahnsinns.
gehage
schrieb am 13.07.2011, 11:58 Uhr (am 13.07.2011, 12:04 Uhr geändert).
ok mynony, ich bin auch gegen schubladendenken, ok. aber soll man nun deswegen die wahrheit nicht sagen dürfen? ich spreche da aus erfahrung, weil ich von hier von D. aus, in verschiedenen länder berufsbedingt war, und kann das einigermaßen einschätzen. und ich war nicht nur in "südländer"...es ist wahrscheinlich auch nicht generell so, weil es solche und solche gibt, aber ein bissl was ist schon dran..

nichts für ungut...
The history of Igor
schrieb am 13.07.2011, 13:44 Uhr
Gehage,

Diese Stereotypen erklaeren natuerlich nicht die finanziellen Wege auf der diese Situationen zustande gekommen sind. Ich habe versucht anzudeuten, dass 'Erfolg' und 'Misserfolg' unwahrscheinlich kontingent sind und eben nicht auf groben Stereotypen basieren (Wie sonst wuerde man die grossen Krisen der 1870er und 1920er/30er in Deutschland erklaeren? War auch kontingent und von Weltwirtschaftsentwicklungen abhaengig).
gehage
schrieb am 13.07.2011, 15:59 Uhr
@igor

ach so, nein? aha. unsereins soll bis 65+ arbeiten, damit er die volle rente kriegt und die griechen gingen bis vor einem jahr mit vollen bezügen mit 58 in rente. das sind keine stereotypen sondern fakten! woher also das geld nehmen um sich das zu leisten wenn man es nicht erwirtschaftet hat? macht es klick? aha, richtig! schulden machen! das ist nur ein aspekt. natürlich gibts auch andere beispiele und die wirtschaftskriese hat auch das ihre beitragen. ist schon klar! aber war die wirtschaftskriese nicht global? wieso hats nur (ich nenne nun keine länder) erwischt. reiner zufall gell? also nicht auf pump leben und nur das ausgeben was man erwirtschaftet! gilt für alle, auch für D. ist aber leider nicht so...

nichts für ungut....

The history of Igor
schrieb am 13.07.2011, 23:44 Uhr
@gehage

Wie ich bereits angedeutet habe, waere Deutschland hochverschuldet wenn die Kriegsschulden nach dem Zweiten Weltkrieg nicht einverlangt worden waeren. Hinzu kommt - relevanterweise - die gestrichene Schuldensumme gegenueber den Griechen die mit der Wiedervereinigung hinfaellig geworden waere, wenn denn die Griechen nicht freundlicherweise darauf verzichtet haetten. Dann waere sicher diese Situation anders gewesen.

Und zur weltpolitischen Finanzkrise nur so viel: Dass es Griechenland erwischt hat liegt groesstenteils daran, dass Banken (ja, Banken, nicht etwa 'die Griechen' oder 'der oeffentliche Dienst') wissentlich in und mit einem korrupten System investiert haben. Das hat nichts aber auch gar nichts mit dem Rentenalter der Griechen zu tun.
Anchen
schrieb am 14.07.2011, 00:37 Uhr (am 14.07.2011, 00:38 Uhr geändert).
Griechenland hat, so wie ich es ergoogeln konnte, nicht auf seine Forderungen verzichtet...

Historiker: Deutschland hat sich vor Reparationen gedrückt

Die Aufnahme Griechenlands in die EU war an bestimmte Kriterien geknüpft, diese sind zum Teil scheinbar elegant umgangen worden. Es ist ein bischen wie bei Henne und Ei : War die Zusicherung der EU und der Ratingagenturen, daß in Griechenland nun investiert werden kann oder die Banken, die in und an Griechenland Kredite vergeben haben, um überhaupt Investitionen tätigen zu können, Mitschuld an der jetzigen Misere ? Oder aber ist es ein System, welches nicht funktioniert ?

Griechenland braucht Hilfe - hortet aber Gold

Griechenland hat noch kürzlich seine Goldreserven aufgestockt. Dies zeigt nicht unbedingt großes Vertrauen in den Euro.

walter-georg
schrieb am 14.07.2011, 05:07 Uhr (am 14.07.2011, 05:13 Uhr geändert).
Die wirtschaftliche Lage Griechenlands, aus der sich seine Zahlungsunfähigkeit ergibt, ist auf eine Vielzahl von Gründen zurückzuführen. Hier nur einige davon:

a. Zu geringe Steuereinnahmen: Dank eines korrupten politischen Systems werden Steuerhinterziehungen kaum kontrolliert. Wird einer ertappt, werden die Beamten "geschmiert". An die Ultrareichen - z.T. Milliardäre - traut sich keiner heran.

b. Fehlen einer Schwerindustrie.

c. Zu starke Orientierung auf den Tourismus. Dort wiederum hat man die Übersicht verloren - besonders auf den zahlreichen Inseln.

d. Zu hohe Ausgaben für Militärausrüstungen.

e. Viel zu hohe Renten (z.B. erhält eine einfache Postangestellte über 3.000 €). Dazu gesellen sich noch sehr hohe Witwenrenten.

f. Zu viele zusätzliche Löhne und Gehälter.

g. Ein zu stark aufgeblähter Staatsapparat.

h. Vernachlässigung der eigenen Landwirtschaft.

i. Zu niedrige Produktivität.

Dies alles innerhalb kürzester Zeit in den Griff zu kriegen, ist m.E. ein Ding der Unmöglichkeit. Ob die wiederholten Finanzhilfen da was bringen???

P.S. Ob die Reparationszahlungen Deutschlands da was gebracht hätten, ist zu bezweifeln. Diese Gelder hätten m.E. eine zusätzliche Aufblähung des Staatsapparates zur Folge gehabt - wegen der Vetternwirtschaft.
The history of Igor
schrieb am 14.07.2011, 08:03 Uhr
Anchen,

Du hast recht. Griechenland hat die Schulden nicht erlassen, aber Deutschland hat 1990 argumentiert, dass diese Schulden das Land vernichtet haette und es daher, trotz griechischer Forderungen, nicht gezahlt haben:

Guardian

Wahrscheinlich war es richtig, dass Dtld die Schulden nicht mehr gezahlt hat, aber ein bisschen historisches Verstaendnis waere doch wertvoll.

Walter-Georg,

Die Groesse des Staatsapparats hat nichts mit den Kreditagenturen zu tun. Die Kreditagenturen und ihre Berichte existieren unabhaengig davon. Mittlerweile kritisiert ja auch die EU den Einfluss dieser Agenturen, die von heute auf morgen, ein Land vermuellen koennen (so wir jetzt Irland).

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