Einsturzalarm in der einmaligen Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgens

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Reblaus
schrieb am 27.02.2016, 22:48 Uhr
tja, eine reaktion
verstehst du?
hier und wie zuvor bei dir,
wie man in den wald ....usw usw (gibts bestimmt auch auf ungarisch)
reißt euch am riemen und wir können normal diskutieren
getkiss
schrieb am 28.02.2016, 00:10 Uhr
wir können normal diskutieren
ich nehme an das kann man mit @bankban, auch wenn man verschiedener Meinung ist.
Aber in das "wir" würde ich keinen "Reaktionär" einbeziehen!
Reblaus
schrieb am 28.02.2016, 00:33 Uhr
ich nehme an das kann man mit @bankban, auch wenn man verschiedener Meinung ist.
Das dachte ich auch, bis zu seiner Beleidigung als Korinthenkacker.

Aber in das "wir" würde ich keinen "Reaktionär" einbeziehen!
Gut, dann schließe ich dich aus dem "wir" aus.
Brombeer
schrieb am 28.02.2016, 13:29 Uhr (am 28.02.2016, 13:34 Uhr geändert).
bankban,

vielen Dank für die Veröffentlichung dieses interessanten Artikels.

Die wichtigste der gestellten Fragen ist für mich Frage 5. Für mich gehört sie an die erste Stelle:

Gibt es ein Konzept, wieso und für wen Deutschland Millionenbeträge in Siebenbürgen ausgeben soll, wenn dort die sächsische Gemeinschaft demnächst auf weniger als 10.000 Personen fallen wird?


Mittelfristig werden sich Siebenbürger bzw. Geldgeber damit abfinden müssen, dass der Erhalt dieser einmaligen Bausubstanz nicht mehr kirchlichen Zwecken dient, sondern eine historische Bedeutung hat. Insofern ist die Anzahl der dort ansässigen sächsischen Gemeinschaft von nachrangiger Bedeutung. Die Möglichkeiten des Gottesdienstbesuchs sind nach meiner Beobachtung ganz gut geregelt. Kleinbusse bringen die meist älteren Gläubigen, zu einigermaßen intakten Versammlungsstätten, was zudem auch einer pastoral-seelsorgerischen Versorgung zugutekommt.

Was den Erhalt der weltberühmten siebenbürgischen Kirchenburgen betrifft, so sind die hierfür angelegten Mittel nach meiner Auffassung sehr sinnvoll, denn diese Bauwerke zeugen hoffentlich noch Jahrhunderte von einer einmaligen Kultur. Leider werden heutzutage sehr viele Gelder in kurzlebige, sinnentleerte Zwecke investiert, sodass mir der Erhalt dieser bald 1000-jährigen Geschichtsmonumente doch sehr viel wertvoller erscheint.

Nun aber zur Qualität der kostenintensiven, erhaltenden Maßnahmen.

In einem von mir oft besuchten, siebenbürgischen Ort steht eine bekannte Kirchenburg. Seit ich diesen Ort vor 13 Jahren zum ersten Mal besuchte, wurden dort mehrmals finanzielle Zuwendungen zum Erhalt dieses Bauwerks gespendet. Ein nicht unerheblicher Teil dieser Maßnahmen ist so unfachmännisch ausgeführt, dass die zunächst verschönert erscheinenden Bauteile in wenigen Jahren wieder hässlich und ungepflegt anzusehen sind.
So wurden dort z.B. Räume zu Übernachtungszwecken für Touristen eingerichtet. Die dazu erstellten Duschen bekamen bei den Böden ein Gefälle hin zur Rückwand und nicht nach vorne zum vorhandenen Ablauf. Da es keine Bediensteten gibt, die die aufgelaufenen Wasseransammlungen beseitigen könnten, sind die Konsequenzen auch für Laien vorstellbar.

Die die Wehranlage umschließenden Mauern liegen nahe eines Bachs und sind daher eigentlich permanent einer unterschiedlichen Wasserzufuhr ausgesetzt. Hier wäre zunächst eine Drainage notwendig und sodann eine qualifizierte Feuchtwandsanierung herzustellen. Beides geschieht nicht, eher werden die von Feuchtigkeit gezeichneten Wände, natürlich mit sich wiederholendem Effekt, neu überstrichen.

Die Erkenntnisse qualifizierter Substanzerhaltung werden dort nicht angewandt. Welche Gründe das hat, ist mir allerdings nicht bekannt. Geldmangel kann man nicht gelten lassen, denn sich ständig wiederholende Sanierungen sind letztlich teurer als einmalig richtige. Die Ursache für die genannten Einstürze sind nach meinem laienhaften Verständnis unter Anderem auf die seit der Auswanderung aufgetretene Grundwasser-situation zurückzuführen.


bankban
schrieb am 28.02.2016, 14:42 Uhr (am 28.02.2016, 14:45 Uhr geändert).
q brombeer:

1. Vielen Dank, dass Sie sich ausführlich und sachlich mit meinem Beitrag auseinandersetzen.
2. Ihr Beispiel bestätigt den Tenor des verlinkten Artikels und meine Aussage, dass der rumänische Staat bzw. die Gesellschaft dort nicht in der fachlich-moralischen Lage sei, solche Restaurationen (zumal: flächendeckend: in allen baufälligen Kirchenburgen!) fachgerecht auszuführen.
3. Für mich haben Sie meine Frage noch nicht beantwortet: wieso soll Deutschland (zumal: ohne Konzept) eine solche Kirchenburglandschaft, die von und für 200.-300.000 Personen aufrechterhalten wurden, ebenfalls aufrechterhalten, wenn es nur noch eine Gemeinde von 5.000 Personen gibt, welche diese Landschaft benutzt/braucht (und zudem nicht in dem Maße braucht wie die frühere Gemeinde)? Wäre es da nicht sinnvoller, nur ein Hand voll Burgen vorbildlich, dafür von Grund auf und picobello zu sanieren? Denn die wenigen Touristen brauchen keine 300 Kirchenburgen und um dem geschichtlichen Andenken genüge zu tun, tun es 5 Burgen ja auch...
(Ich weiß, dieser Gedanke/Vorschlag ist schmerzhaft, denn jeder von uns hat eine Kirchenburg, die ihm besonders am Herzen liegt, aber alleine aus nostalgischen Gründen alle Kirchenburgen auszuschmücken wie Requisiten in einem Schaufenster, geht nun mal nicht...)
Brombeer
schrieb am 28.02.2016, 15:57 Uhr
bankban schrieb:

. . . wäre es da nicht sinnvoller, nur ein Hand voll Burgen vorbildlich, dafür von Grund auf und picobello zu sanieren? Denn die wenigen Touristen brauchen keine 300 Kirchenburgen und um dem geschichtlichen Andenken Genüge zu tun, tun es 5 Burgen ja auch...


Werte/r bankban,

Ihre Frage ist m.M. nach berechtigt und es ist überdies zu fragen, wie lange sich der Ver-waltungsaufwand der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien im bestehenden Umfang aufrechterhalten lässt.

Es besteht ja durchaus der Trend, nur eine begrenzte Menge Kirchenburgen „in Schuss“ zu halten, wenngleich es schon mehr als eine Handvoll sind. Eine entsprechende Auswahl finden Sie auf der nachstehend ausgewiesenen Quelle:

http://kirchenburgen.org/die-leitstelle-stellt-sich-vor/

Neben den bausubstanziellen Gegebenheiten sollten die aufrechterhaltenen, sozialen Ver-bindungen in den Heimatort berücksichtigt werden. In dem von mir benannten Ort kom-men alljährlich in den Sommermonaten von ehedem (vor der großen Auswanderungswelle Anfang der 90-er-Jahre) ca. 550 Deutschstämmigen ca. 80 in die „Heimatferien“. Nicht wenige haben in den letzten Jahren erhebliche Mittel in ihre siebenbürgische Immobilie investiert. Man kann sagen, dass sich ein kleiner Boom entwickelt hat. Auch in sozialem Engagement hat sich Vorbildliches entwickelt.

Richtig aber - und so habe ich Sie verstanden – kann auf Dauer tatsächlich nur eine begrenzte Anzahl von Objekten langfristig in vorzeigbarem Zustand erhalten werden.
Es wäre sinnvoll, wenn sich die zur Verfügung stehenden Mittel in noch weniger Verwaltungsaufwand erschöpfen würden und die Bauvorhaben mit international erfahrenen, Fachleuten rechtzeitig abgeglichen werden könnten. So wären halbsanierte Objekte nicht dem Verfall preisgegeben.
Slash
schrieb am 29.02.2016, 10:58 Uhr (am 29.02.2016, 11:00 Uhr geändert).
Ich sitze still am Nachbartisch und lausche nachdenklich Worte, die für mich klingen, als hätte man sie letztes Jahrhundert drapiert und in ein Korsett der Sachlichkeit geschnürt. Worte, die beinahe wie die Synchronisation eines Jane Austen Films wirken. Zusätzlich hallt in meinen Ohren das Zitat "Nicht Sieg sollte der Sinn einer Diskussion sein, sondern Gewinn" wider.

Ich will mich gar nicht in diese Diskussion groß einmischen, denn ich finde keinen Sieg, geschweige denn einen Gewinn darin. Nur einen kleinen Gedanken dazwischenstreuen, sei mir kurz erlaubt...

Solange das Fundament der HOGs - und wie sie alle heißen -, aus einem suboptimalen Gemisch der Generation 60 Plus mit guten 2/3 aller Mitglieder besteht, in der die Zahl der unter 40 Jährigen nicht selten kaum 2% erreicht, laufen der Zerfall und die Einsturzgefahr Hand in Hand mit jenen der Kirchenburgmauern.
Dass gut, gerne und viel diskutiert wird, davon habe ich mich selber in der Seniorenrunde bei den Vereinssitzungen überzeugen können… Doch das allein, wird auf beiden Seiten das Sterben an Altersschwäche wohl kaum aufhalten....

Nichts für ungut, hier geht`s ja noch durch, wenn`s Spaß bereitet, aber mit dieser „Altsprach“ macht man die Junge nur noch mehr abspenstig und holt sie nicht ins Boot...
Slash
schrieb am 29.02.2016, 11:45 Uhr
Übrigens, ich möchte bitte nicht als respektlos gegenüber der älteren Generation verstanden werden... Denn ich ziehe ehrlich meinen Hut, daß trotz des hohen Alters, dieser Personenkreis sich engagiert, den langen Weg zur Sitzung antritt und sich teils noch mit den features eine PC oder Laptops auseinandersetzt! Aber...
Reblaus
schrieb am 29.02.2016, 13:13 Uhr
Jedes Kulturdenkmal, das heute zugrunde geht, ist für alle Zeit verloren. Was wir nicht retten, kann nie mehr gerettet werden. Was wir jetzt versäumen, kann keine künftige Generation nachholen. Vor dieser Aufgabe gibt es kein Ausweichen. Nicht der Glanz einiger durchrestaurierter Großobjekte darf in dieser Zeit oberstes Ziel der Denkmalpflege sein, sondern allein die Substanzerhaltung möglichst vieler historischer Zeugnisse über eine Periode höchster Gefährdung hinweg. Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz, 8. 11.1985.
gehage
schrieb am 29.02.2016, 13:25 Uhr (am 29.02.2016, 13:25 Uhr geändert).
Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz, 8. 11.1985.

eine bescheidene frage an ein laushirn: ist das deutsche nationalkomitee für denkmalschutz für alle kulturdenkmäler dieser welt zuständig?

nichts für ungut...
Henny
schrieb am 29.02.2016, 13:58 Uhr
Einige Fragen beschäftigen mich sehr...in letzter Zeit immer häufiger.
Warum geht durch dieses "Soxsen-Volk" immer dann ein Aufschrei nach Erhaltung, Instandsetzung, Wiederaufbau wenn ein Turm, eine Kirche oder eine Burgfestung eingestürzt ist? Warum ist bei einigen Kirchenburgen der Aufschrei heftiger und lauter als bei Anderen? Sind sie nicht alle gleich? Wo machen "wir" den Unterschied, welche erhalten werden sollte, durch welche Zahlungen und Finazierungen?

Hab heute das hier entdeckt: Senndorf-Jelna Comoară ascunsă într-o veche biserică din Transilvania


Hat hier einer seinen Senf dazu gegeben? Solche Beispiele gibt es zu Hauf in Siebenbürgen! Ist doch traurig oder?
Haiduc
schrieb am 29.02.2016, 15:40 Uhr
In Senndorf ist das Dach der Kirche leider schon Mitte/Ende der 80er Jahre eingestürzt, nachdem viele Jahre zuvor schon jemand dort eingedrungen ist und randaliert hat. Die Lufbildaufnahmen aus 1991? hier im Ortschaftenbereich zeigen schon das eingestürzte Dach. Eine ergreifende Geschichte gibt es hier zu lesen.
Einige Dörfer in der Umgebung haben ihre Kirche den Orthodoxen übertragen, was zumindest deren Erhalt sicherte. An die Dacheindeckung aus verzinktem Stahlblech gewöhnt man sich irgendwann. Wenn ich mir aber die Aufnahme von Senndorf ansehe, so entsteht ein komisches Gefühl. Einerseits Traurigkeit, andererseits entdecke ich eine gewisse Schönheit, Erhabenheit, wie sich die Natur zurück holt, was ihr gehörte selbst wenn dort ein Gotteshaus steht, das nach Kräften versucht zu widerstehen.

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