Johann Lauer promoviert als Politikwissenschaftler

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getkiss
schrieb am 30.01.2018, 04:53 Uhr
Und das von ein „Natur“-Wissenschaftler par excellence!

Da hat einer offensichtlich keine Ahnung, wie sehr der "Natur"-Wissenschaftler selbst auch von Methodologie abhängig ist. Offensichtlich meint der Zitierte, selbst mit seinem Fach irgendwie höher gestellt zu sein...?Dies ahnt man auch öfter beim Lesen seiner Beiträge - die Demut des Wissenschaftlers fehlt ihm.
"Guck nach bei Sokrates!"
seberg
schrieb am 30.01.2018, 09:21 Uhr
@Johann

Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte sein, dass wir grundsätzlich verschiedene Vorstellungen davon haben, was mit dem Begriff Komplementarität gemeint ist: während in deiner Arbeit die beiden methodologischen Komponenten der Komplementarität trotz ihres Gegensatzes offenbar durchaus kompatibel sind im Sinne ihrer bewussten methodologischen Verfügbarkeit und Anwendbarkeit, handelt es sich bei der Komplementarität in der Psychologie (wie sie hier vertreten wird) um zwei grundsätzlich inkompatible Komponenten, die nicht nur in ihrer Gegensätzlichkeit, sondern gerade in ihrer Ausschließlichkeit beachtet und akzeptiert werden müssen. Eben im Sinne des „Sowohl-als-auch“ trotz ihres gegenseitigen Ausschlusses. Prof. Walach sagt es so:

„Komplementäre Größen beschreiben nicht nur Gegensätze, sondern maximal inkompatible Sachverhalte
Link

Ich habe das so verstanden, dass es sich dabei um die zwei grundsätzlich inkompatible philosophischen Kategorien handelt, mit denen der Mensch als genuin konflikthaftes Wesen (wie jedes Lebewesen) umzugehen lernen muss:
1. Kategorie des individuellen Ich-Bewusstseins. Das Ich als Erkenntnis- und Täuschungs-Instanz auf der Ebene der zweiwertigen Logik (Naturwissenschaften).
2. Kategorie des ganz überwiegend unbewussten ontologischen (All-)Seins, welches sich der methodologisch bewussten Verfügbarkeit und Anwendbarkeit grundsätzlich entzieht.

Alles was lebt, einschließlich des Menschen als wohl bewusstseinsfähigstes Lebewesen, gehört beiden Kategorien an, bzw. "vereint" beide in sich, sie bilden geradezu das Wesentliche des Phänomens Leben.

Prof. Walach geht bei dem Begriff der Komplementarität vom Physiker Niels Bohr aus (1927), der den Begriff seinerseits für die von ihm beobachteten Phänomene auf der Quantenebene ursprünglich aus der Psychologie (s. z.B. Vexierbilder) entlehnt hatte.

Johann
schrieb am 30.01.2018, 11:15 Uhr
@ gustavo

Auch in der Politikwissenschaft ist es wie im Maschinenbau, wer sich fachmännisch äußern will, sollte sich seiner Grenzen bewusst sein. In der Regel überblickt man nur einen sehr kleinen Teil des Faches. Hier in diesem Thread diskutieren wir über einen Teil des Faches.

seberg schreibt:

"2. Kategorie des ganz überwiegend unbewussten ontologischen (All-)Seins, welches sich der methodologisch bewussten Verfügbarkeit und Anwendbarkeit grundsätzlich entzieht."

Angenommen das stimmt: Wieso können Freudianer trotz dieser grundsätzlichen Probleme unzählige Regale in Bibliotheken füllen und seit Jahrzehnten Tausende von Praxen betreiben ?

btw: Auch Kausalität ist etwas unsichtbares. Trotzdem kann man diese mit Hilfe einer logisch-mathematischen Methodologie erforschen sowie technisch anwenden.

Über Komplementarität haben wir unterschiedliche Auffassungen.
Shimon
schrieb am 30.01.2018, 11:47 Uhr
Über die Generalisten und die Spezialisten in der Politik befindet Rommel: "Ein Generalist ist ein Mensch, der von immer mehr immer weniger weiß, bis er schließlich von allem nichts weiß, und ein Spezialist ist ein Mensch, der von immer weniger immer mehr weiß, bis er schließlich von nichts alles weiß."
seberg
schrieb am 31.01.2018, 11:12 Uhr (am 31.01.2018, 11:27 Uhr geändert).
@Johann:

seberg schreibt:
"2. Kategorie des ganz überwiegend unbewussten ontologischen (All-)Seins, welches sich der methodologisch bewussten Verfügbarkeit und Anwendbarkeit grundsätzlich entzieht."
Angenommen das stimmt: Wieso können Freudianer trotz dieser grundsätzlichen Probleme unzählige Regale in Bibliotheken füllen und seit Jahrzehnten Tausende von Praxen betreiben?

Sie können das, weil „Freudianer“ - anderes als du suggerierst - die Komplementarität beider inkompatiblen Komponenten/Kategorien, 1. bewusst und 2. unbewusst, ernst nehmen und eben gerade nicht nur entweder auf das eine oder auf das andere setzen (wie du oben unterstellst), sondern sowohl bewusst funktionierende Methodologien (Kategorie 1: rational-naturwissenschaftlich) entwickeln und in Anwendung bringen, als auch unbewusst funktionierende Methodologien (Kategorie 2: intuitiv-phronetisch-sinnlich...usw.).
Viel Arbeit für Schreibtisch, Bibliothek und Praxis, da hilft keine noch so schöne Schaukasten-Systematik und Definitions-Präzision. „Freudianer“: Wissenschaftler, Philosophen, Künstler usw., wissen und empfinden es, dass die eigene menschliche Psyche, bzw. die eigene geistige-intellektuelle Potenz, ganz überwiegend (weit über 90%) dem Bereich des Unbewussten angehört, also unbewusst funktioniert und "free will" weitgehend Illusion ist. Wie heißt es so schön: in unserer intellektuell-rationalen Arroganz übersehen wir gerne, dass wir immer noch gewissermaßen die „Neandertaler von morgen“ sind.
Johann
schrieb am 31.01.2018, 18:04 Uhr (am 31.01.2018, 18:18 Uhr geändert).
seberg, man sollte zwischen Gegenstandsbereich (Ontologie) und Methodologie unterscheiden.
Du machst einmal eine ontologische Unterscheidung auf der Gegenstandebene zwischen bewussten und unbewussten psychischen Vorgängen.

Auf der Ebene der Methodologie zwischen „rational-naturwissenschaftlich“ (ich sage logisch-mathematischer Methodologie) und „intuitiv-phronetisch-sinnlich“ (ich spreche von einer sprachlich-interpretativen Methodologie)
.
Deine Behauptung

"2. Kategorie des ganz überwiegend unbewussten ontologischen (All-)Seins, welches sich der methodologisch bewussten Verfügbarkeit und Anwendbarkeit grundsätzlich entzieht."

impliziert, dass das Unbewusste schlicht und ergreifend weder erkannt noch verändert werden kann. Wenn Verfügbarkeit und Anwendbarkeit grundsätzlich ausgeschlossen werden, dann kann man diese Vorgänge weder erkennen noch Erkenntnisse in irgendeiner Form anwenden.

Solch eine allgemeine Behauptung kann man einfach widerlegen, indem man Gegenbeispiele bringt. Ich habe zwei Gegenbeispiele gebracht: Einmal gibt es Wissenschaftler, die unbewusste, psychische Vorgänge studieren und Praktiker, die mit Hilfe dieser Erkenntnisse diese behandeln. Ich habe nur die Freudianer unter den Psychologen genannt, da diese vor allem das Unterbewusste studieren und damit auftretende Probleme therapieren.

Kurz: Mit der Komplementarität kannst du meine Kritik nicht entkräften. Deine Behauptung ist so nicht haltbar. Wahrscheinlich meinst Du, dass man das Unterbewusste mit einer „intuitiv-phronetisch-sinnlichen“ Methodologie erforschen muss. Das ist eine völlig andere Aussage!!

btw. Auch dies eine unhaltbare Aussage, allerdings aus anderen Gründen

P.S. Dass du die Willensfreiheit abstreitest, eine naturalistische Position, überrascht mich.
Warum empörst du dich dann hier dermaßen, moralisches Handeln setzt nun mal die Willensfreiheit voraus.

Wir würden immer nur auf der "Neanderthaler-Ebene" verweilen. Da es aber eine, wenn auch kleine Entwicklung im Laufe der Jahrtausende gab, ist auch deine These über Willensfreiheit empirisch widerlegt
seberg
schrieb am 31.01.2018, 18:33 Uhr (am 31.01.2018, 18:52 Uhr geändert).
Johann schreibt:
"Dass du die Willensfreiheit abstreitest..."
Ich habe geschrieben:
"...weitgehend Illusion ist." Da bin ich halt Schopenhauerianer: der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.

...und ein "weites Feld".
Alles gut...?!
Henny
schrieb am 06.03.2018, 21:17 Uhr
@Johann...wenn du auf der Suche nach einem Nebenjob...auf Honorar-Basis bist, ich könnt dir was empfehlen.
lauch
schrieb am 07.03.2018, 21:34 Uhr
Hallo Johann,

herzlichen Glückwunsch. Repekt Hut ab.

Ich möchte dich nicht "betriebsfremd" beanspruchen, aber vielleicht kannst du mir etwas zur Methodik sagen. Es geht um die Bombardierung Dresdens im Februar 45! Ich formuliere es mal so: die Nationalisten behaupten ja vehement, dass wenn es um die Opfer deutscher Verbrechen geht, wird deren Zahl nach oben korrigiert, und wenn es um deutsche Opfer geht dann nach unten. Kannst du mir ansatzweise die Methode erklären die dahinter steht , dass die Zahl der Opfer von etwa über 200000 wenn ich mich recht entsinne in den 70er Jahren(Quelle SZ) aud heute "über 25000" beziffert wird.(Quelle ARD oder ZDF weiss ich nicht mehr genau) Dankeschön.
Apropos: der EWIG- BV ist weg. Du bist für mich ein guter Kandidat für die Nachfolge. denn den Weg der Erneuerung müsste auch der Verband beschreiten. Noch sind zu viele Fabritius Vasallen die dominieren.

servus
kleeblatt17
schrieb am 07.03.2018, 21:46 Uhr
Du bist für mich ein guter Kandidat für die Nachfolge
Wieso Nachfolger, lauch? Es wird keinen Nachfolger geben, Bundesvorsitzende ist und bleibt Herta Daniel, wie man hier nachlesen kann:

Eilmeldung: Dr. Bernd Fabritius wird Aussiedlerbeauftragter der Bundesregierung

Mit dem Ausscheiden von Dr. Bernd Fabritius als Verbandspräsident fallen seine Aufgaben laut Satzung der Funktion der amtierenden Bundesvorsitzenden Herta Daniel zu.
lauch
schrieb am 07.03.2018, 21:56 Uhr
Ja gut, was nicht ist, kann noch werden.
getkiss
schrieb am 08.03.2018, 11:33 Uhr
Ja gut, was nicht ist, kann noch werden.

Hast Du "Kleeblatt for Präsident" gemeint?
Johann
schrieb am 10.03.2018, 17:05 Uhr
@ lauch

Vielen Dank für deine Wünsche.

Dresden

Wissenschaft kann nur hypothetisches Wissen begründen, warum dies so ist, kannst du ausführlich in meiner Arbeit lesen.

Je nachdem welche Quellen zur Verfügung standen und welche Methoden benutzt wurden, können Wissenschaftler zu unterschiedlichen Zahlen kommen. Dies ist der Normalfall.

Dass es politische Kreise gibt, die an hohen Zahlen und andere, die an niedrigen Zahlen, ein Interesse haben, ist leider eine politische Realität.

Jeder seriöse Wissenschaftler würde ausdrücklich seine Quellen und Methoden offen legen, alle Untersuchungen, die dies nicht tun, kannst du in die Tonne werfen, auch wenn diese das Prädikat wissenschaftlich für sich beanspruchen.

Fabritius

Wir kennen uns nicht persönlich. Anscheinend hast du aus den verschiedenen Kontroversen, die ich hier im Forum mit Fabritius hatte, falsche Schlussfolgerungen gezogen.

Erstens bin ich aus verschiedenen Gründen an keinen Ämtern innerhalb des Verbandes interessiert, ich hatte welche von 1995 bis 2003.

Zweitens teile ich auch deine rein negative Bewertungen der Arbeit von Fabritius nicht.

Bernd war ca. 10 Jahre Vorsitzender, darunter mehr als die Hälfte im Doppelpack mit Frau Daniel. Deine Bewertung "EWIG-BV" kann ich nicht teilen, zumal sein Vorgänger, Volker Dürr, ca. 15 Jahre Vorsitzender war. Der Vorsitzende der Banater Schwaben sogar 25.

Fabritius hat meiner Meinung nach in seiner Amtszeit wesentlich mehr erreicht als Dürr.

Auch die Bezeichnung "Vasallen" für Fabritius-Unterstützer finde ich unangebracht.
lauch
schrieb am 17.03.2018, 18:25 Uhr
Hallo Johann,

der Rahmen "wissenschaftlich" ist bei dir sehr eng gesteckt. Das gefällt mir sehr gut und bestätigt mich in meiner Meinung, dass Geschichte keine Wissenschaft ist. Trotzdem hake ich nochmal nach: die Zahlen varieren, das kann ich noch durchgehen lassen, aber so stark, es geht doch grob um das zehnfache. Und sind Sendungen wie History a la Knopp in welcher immerhin Leute auftreten die sich Wissenschaftler/Historiker nennen, dann eher Unterhaltungssendungen?

Zum Thema Fabritius: Nein, nein ich ziehe ausschliesslich völlig unbeeinflusst, ich brauche weder Amplifikatoren noch Apologeten in der Kritik und Bewertung seiner Arbeit, die Schlussfolgerungen. Allerdings: dass es das Duo schon seit 5 Jahren gibt überrascht mich doch sehr. Ich empfand die Zeit als kürzer.
kleeblatt17
schrieb am 17.03.2018, 18:43 Uhr
1. Die Geschichte als wissenschaftliche Disziplin heißt Geschichtswissenschaft.
2. Herta Daniel ist seit November 2015 Bundesvorsitzende.

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