Europa schiebt Deutsch auf Abstellgleis

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.

Johann
schrieb am 12.04.2008, 07:30 Uhr (am 12.04.2008, 07:43 Uhr geändert).
Ich hatte ja vermutet, dass man zwei verschiedene Organisationen durcheinanderbringt:

1. EU, Europäische Union:
"Der Europäische Gerichtshof (EuGH), auch Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften mit Sitz in Luxemburg ist das rechtsprechende Organ der Europäischen Gemeinschaften."

2. Europarat, hier sind neben allen EU Ländern, auch Russland, Türkei, Ukraine etc. Mitglied:
"Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) ist ein aufgrund der Europäischen Menschenrechtskonvention eingerichteter Gerichtshof mit Sitz in Straßburg, der Akte der Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung in Bezug auf die Verletzung der Konvention in allen Unterzeichnerstaaten überprüft." (Quelle: Wikipedia)

Bei dem Artikel den tschik verlinkt hat, ging es aber um die EU (Deutschland als Zahlmeister, D als der größter Profiteur wird immer verschwiegen!) und nicht um den Europarat. Daher mein Hinweis auf die Gegebenheiten in der EU.
Nichts dagegen, wenn man sich für Sprachenvielfalt einsetzt, aber man sollte sich doch mit Realitäten und nicht Verschwörungstheorien auseinandersetzen.


tschik
schrieb am 12.04.2008, 08:10 Uhr
Johann schrieb:

Bei dem Artikel den tschik verlinkt hat, ging es aber um die EU (Deutschland als Zahlmeister, D als der größter Profiteur wird immer verschwiegen!)....


Hallo Johann,
ich bin nach wie vor der Meinung, dass kein Land der EU so viele Errungenschaften auf dem Altar des geeinten Europa, geopfert hat. Profiteure sind die Banken und Multis und nicht das Volk. Das ist die Realität und keine Verschwörungstheorie.
Oder siehst Du das anders?
Misch 39
schrieb am 12.04.2008, 09:21 Uhr
Also "Realitäten und keine Verschwörungstheorien" sind: wenn z.B. aus einem Geschäft für Spielwaren und Kindermoden ein "Toy shop-Fashion für Kids and Teens" wird und die Deutsche Bahn AG für "Rail&Fly" wirbt und zu "Happy Weeks" bittet oder VW mit "Diesel at it's best" preist usw, auf fast allen Handelswaren nur noch auf englisch geworben wird. Dann ist das wie Wilfried Böhm -jahrzehnte lang Mitglied im Deutschen Bundestag und Europarat- screibt: "Überschätzung des Fremden, Mangel an Selbstwertgefühl und Missachtung der eigenen Sprache haben ein groteskes Ausmaß angenommen...Hauptverantwortung tragen einige Großunternehmen, die Mächtigen in den Medien und nicht zuletzt die Kultusminister...Die Vernachläßigung der deutschen Sprache schlägt sich auch in der offensichtlichen Unfähigkeit nieder, sie in den europäischen Gremien ihrer realen Bedeutung in Europa gemäß durchzusetzen..."
Warum kann man in Deutschland nicht, wie in Frankreich und anderen Ländern, eine zielbewusste Politik zum Schutz der eigenen Sprachkultur betreiben. Das muss nicht immer sofort als "nationalistische Politik " interpretiert werden.
The history of Igor
schrieb am 12.04.2008, 15:20 Uhr
Ja, aber Misch, wer treibt denn diese Prozesse an? So wie das teilweise dargestellt wird ist es eben eine Verschwoerung der (europaeischen) Elite...aber das ist irrsinnig. Man kann hier nicht mit dem Finger auf eine Gruppe zeigen, die am Niedergang der deutschen Sprachen herrumbaut (was sowieso so nicht der Fall ist). Der Druck der Globalisierung ist sicherlich massgeblich daran beteiligt, und in Deutschland sind diejenigen, die am lautesten vom Niedergang der deutschen Sprache schreien auch gleichzeitig diejenigen, die die globalisierte Wirtschaft gutheissen. Da muss man sich halt Gedanken machen ob es da einen Zusammenhang gibt.
gloria
schrieb am 12.04.2008, 20:39 Uhr (am 12.04.2008, 20:41 Uhr geändert).
Ich hoffe und wünsche,dass die deutsche Sprache auch in der EU nicht an Wichtigkeit verliert.Es ist die schönste Sprache der Welt-für mich,es ist meine Muttersprache!!!
Und wir sollten unser Möglichstes tun,dass unsere deutsche Sprache auch weiterhin wichtig bleibt.
Elsi
schrieb am 12.04.2008, 21:20 Uhr (am 12.04.2008, 23:39 Uhr geändert).
Johann: Es geht darum, ob sie auch Verkehrssprache in den europäischen Institutionen ist.

Stimmt, in de EU ist Deutsch schon längst Amtssprache (es sind insgesamt 23), jedoch hat hier die „Arbeitssprache“ (auch "Verkehrssprache") den höheren Status.
Laut einer Verordnung, können die einzelnen EU-Organe unter den Amtssprachen, Arbeitssprachen auswählen. Diese entwickeln sich evtl. in Richtung Verkehrssprache Europas; deshalb ist es vielleicht wichtig für die Zukunft der deutschen Sprache, dabei zu sein. Englisch und Französisch herrschen als EU-Arbeitssprachen vor. England investiert große Summen in seine Sprachexportpolitik und Frankreich bietet u.a. jungen EU-Beamten Gratissprachkurse in diversen Schlössern an der Loire an… Deutschland dagegen hat eine „Initiative Deutsche Sprache“ gegründet (mit von der Partie ist auch das Goethe-Institut), mit Hilfe derer die Bundesregierung die deutsche Sprache stärken will.
Deutsch ist übrigens anerkannte Arbeitssprache in Organen wie Kommission und Ministerrat, wird aber kaum verwendet. ( 2000 schlossen Frankreich und Deutschland ein „Abkommen“ zur gegenseitigen Unterstützung ihrer Sprachen ab, da auch das Französische längerfristig gefährdet ist.)
Mitgliedsstaaten, deren eigene Sprachen nicht zu den Arbeitssprachen gehören, ziehen Englisch als einzige Arbeitssprache vor. Sogar Österreich ist pragmatisch und wählt nicht Deutsch, sondern Englisch als Arbeitssprache. Die Verwendung einer einzigen Arbeitssprache wäre effektiver, viel sparsamer und würde die Entscheidungsprozesse verkürzen. Mit der Sprachenvielfalt wird man der kulturellen Vielfalt Europas gerecht, eine tiefgehende Kommunikation zw. Europas Bürgern ist allerdings schwieriger und die Entscheidungsprozesse langsamer. Im Parlament kann jede Amtssprache verwendet werden und EU-Bürger können sich in der Sprache ihrer Wahl an EU-Institutionen wenden. Jedes offizielle Dokument wird in alle EU-Sprachen übersetzt.
Zur auswärtigen Kulturpolitik Deutschlands, deren wichtigstes Mittel die Pflege der deutschen Sprache und Kultur mittels Goethe-Instituten ist: jahrzehntelang wurde gespart, es wurde gekürzt und geschlossen. Das Auswärtige Amt zog sein Sprachangebot zurück und überließ es privaten Anbietern. Erst seit kurzer Zeit wurde das Budget der Goethe-Institute erhöht (es ist anzunehmen, dass es auch einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den beiden Entwicklungen gibt) und von den 83 Ländern, in denen es die Goethe-Institute gibt, fließt etwa die Hälfte der Mittel an Institute in Westeuropa. Geplant ist der Aufbau von Vertretungen in China und Indien(!), im Oman, Jemen und Libanon.
Johann
schrieb am 12.04.2008, 21:27 Uhr (am 12.04.2008, 21:37 Uhr geändert).
Das Denglisch finde ich auch bescheuert, am schlimmsten, finde ich, treibt es die Deutsche Telekom.
Diese Auswüchse werden freiwillig gemacht, niemand und schon gar nicht von der EU zwingt ein deutsches Unternehmen oder eine Privatperson dazu.

Die deutsche "Opferrolle" wird vor allem daran festgemacht, dass Deutschland jährlich ca. 2 Milliarden € mehr in den Haushalt der EU einzahlt, als es wieder rausbekommt.

Die indirekten ökonomischen Vorteile werden aber wohlweislich verschwiegen. Mehr als zwei Drittel der deutschen Exporte gehen in die EU, fast 500 Milliarden €. Holland ist meines Wissens das einzige Land, das über längere Zeit einen Überschuss mit Deutschland erwirtschaftet.

Dass derjenige, der am meisten profitiert, auch den größten Beitrag zahlt, ist doch nur gerecht.

Die EU hat aber weitaus andere politische und kulturelle Vorteile, die in Geld gar nicht messbar sind z.B. kann Europa nur vereint internationalen Krisen bestehen. Über 60 Jahre Frieden in Europa sind auch keine zu vernachläsigte Errungenschaft, um nur zwei Vorteile hervorzuheben.

@tschik Sag doch konkret, welche Errungenschaften hat D auf dem europäischen Altar geopfert?

Es sind vor allem deutsche Banken und Multis, die von der EU profitieren und nicht rumänische.
Wo arbeiten den Deutsche, nicht bei deutschen Firmen?
Dass die Manager in den Vorständen unvreschämte Gehaltssteigerungen in den letzten Jahren durchgesetzt haben, geschenkt. Aber die meisten Personalkosten kassieren doch noch immer ganz normale Menschen!
Elsi
schrieb am 12.04.2008, 21:54 Uhr (am 12.04.2008, 22:12 Uhr geändert).
Johann: "Das Denglisch finde ich auch bescheuert, am schlimmsten, finde ich, treibt es die Deutsche Telekom.
Diese Auswüchse werden freiwillig gemacht, niemand und schon gar nicht von der EU zwingt ein deutsches Unternehmen oder eine Privatperson dazu."

Denglisch ist u.a. Imponiergehabe und auch Generationsbarriere. Denglisch spricht insbesondere die Elite und nicht zu vergessen, dass Sprache/Sprachverbot durchaus ein Mittel der Machtausübung ist...Englisch ist die "global language" ... Denglisch wird natürlich keinem aufgezwungen, aber die reine Freiwilligkeit ist es nun auch nicht, wenn man als Unternehmer das Denglisch für den Absatz von Produkten und Dienstleistungen nützt, weil man sich bessere Marktchancen davon verspricht - insoweit würde ich Igor durchaus zustimmen.
pedimed
schrieb am 12.04.2008, 22:20 Uhr
Für was brauchen wir Denglisch,haben wir doch lieber unsere gefüllten Ardeii und unsere streichbar verarbeiteten Vinete auch in Deutschland.Schließlich gibt es ausser den Ardeii auch noch Paprika(pulver) und auch noch die Iute zum Geschmackaufbessern.Auch die Blaufrucht kann man in Scheiben schneiden und ähnlich einem Wienerschnitzel zum geschmackvollen Essen zubereiten,die Auberginen kann man dann den Franzosen zukommen lassen. HaHaHa,dass die anderen auch lachen!mfG pedimed
Elsi
schrieb am 12.04.2008, 22:36 Uhr (am 12.04.2008, 22:37 Uhr geändert).
pedimed - inzwischen erntet man in Rumänien vorwiegend "Auberginen", die aus dem Hybrid-Saatgut des Giganten Pioneer stammen, schöne, große, geschmacksneutrale aber extrem resistente Früchte...nicht "Blaufrüchte"...Guck dir mal bei Gelegenheit den extrem interessanten Film "We feed the world" von E. Wagenhofer (Österreicher)an...Dir wird das Lachen vergehen.
xix
schrieb am 12.04.2008, 22:44 Uhr (am 12.04.2008, 22:47 Uhr geändert).
"Dass derjenige, der am meisten profitiert, auch den größten Beitrag zahlt, ist doch nur gerecht." sagt Johann.
Das wäre es, wenn zwischen den beiden Dingen (deutscher Export und Einzahlung in die EU-Kasse) ein direkter kausaler Zusammenhang bestünde. Ist aber nicht so. Diejenigen ausländischen Firmen, die deutsche Waren importieren, kaufen diese nicht weil D soviel in die EU einzahlt. Und umgekehrt ist es genauso, D zahlt ja nicht soviel ein damit der Export floriert. Ausserdem ist es gar nicht so sicher, dass D "am meisten" profitiert, das ist sehr relativ und lässt sich meines Erachtens gar nicht so präzise bestimmen. Und schließlich ist es auch ganz egal ob D viel oder minder viel profitiert, es gibt nunmal die meisten Menschen mit Deutsch als Muttersprache in der EU und diesem Umstand ist zu Rechnung zu tragen, obs nun einigen "germanophoben", verkalkten EU-Beamten gefällt oder auch nicht. Keine Panik, Deutsch wird nicht verschwinden, eher dann andere "Randsprachen". Nicht jeder zweitrangige Zwergstaat muss der EU seine Sprache aufzwingen. Auch hier ist Anpaasung gefragt.
pedimed
schrieb am 12.04.2008, 23:23 Uhr (am 12.04.2008, 23:26 Uhr geändert).
es gibt nunmal die meisten Menschen mit Deutsch als Muttersprache in der EU und diesem Umstand ist Rechnung zu tragen, Dass was ich mit diesem Link der deutschen Bevölkerung weltweit zukommen lassen will und hoffe, daß auch EU-Representanten sich ihr Gewissen darauf einstellen und der Sprache Luthers, Goethes, Schillers,Lessings, und auch aller anderen deutschsprachigen Schrifstellern (z.B.Herta MÜLLER)(Karin GÜNDISCH) gerecht werden.nfU pedimed
The history of Igor
schrieb am 13.04.2008, 00:59 Uhr (am 13.04.2008, 01:02 Uhr geändert).
pedimed schrieb:
[...]der Sprache Luthers, Goethes, Schillers,Lessings [...]


Eine ernstgemeinte Frage: Ist es merkwuerdig, dass man deutsche Kultur immer noch hauptsaechlich mit eben jenen Personen in Verbindung bringt und es eigentlich zeitgenoessische, internationale deutsche Kultur als solches nicht mehr gibt; d.h. deutsche Kultur ist vergangenheitslastig. Was meint ihr? Wo sind die internationalen kulturen Impulse aus Deutschland? Wann gab es den letzten grossen deutschen Bestseller (verzeiht mir das Denglisch (und meine denglische Tastatur))? Woran liegt es?
tschik
schrieb am 13.04.2008, 04:44 Uhr
An der "Entnazifizierung", plötzlich war alles "deutsche" verpöhnt.
getkiss
schrieb am 13.04.2008, 05:49 Uhr
@Johann:"Über 60 Jahre Frieden in Europa sind auch keine zu vernachläsigte Errungenschaft, um nur zwei Vorteile hervorzuheben."
Was ist mit Ex-Jugoslawien, Nordirland, Baskenland, etc.?
getkiss

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.