Heute, 11. Januar, vor 80 Jahren, Kollektivtrauma

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charlie
schrieb am 28.01.2025, 09:10 Uhr
Hat der Krieg wirklich den Holocaust mit sich gebracht? Oder war der Zugriff auf Millionen Juden einer der Gründe für den Eroberungskrieg?
bankban
schrieb am 28.01.2025, 21:21 Uhr
@ charlie: das ist der Streit zwischen den Strukturalisten und den Intentionalisten in der Holocaustforschung. Ich tendiere zu den ersteren.
lauch
schrieb am 29.01.2025, 23:25 Uhr
Hallo Bankban,
Das sehe ich natürlich ganz anders. Ich glaube nicht, dass ein Buch mich umstimmen würde. Das Beispiel Trianon ist aus meiner Sicht ein starkes Gegenargument.
charlie
schrieb am 30.01.2025, 15:25 Uhr
Das ist eine feine, akademische Diskussion. Tatsache ist, dass die Vernichtung der Juden keinen militärischen Zweck erfüllt hat.
bankban
schrieb am 30.01.2025, 21:47 Uhr
Das sehe ich natürlich ganz anders.

Das wird die Forschung erschüttern.
Nicht.
lauch
schrieb am 31.01.2025, 21:19 Uhr
Hallo Allerseits,

Bankban und Charlie, ich glaube nicht, dass man Traumata irgendwie messen bzw. gewichten kann, obwohl ich mir vorstellen kann, dass Wissenschaftler auch darauf eine Antwort haben. Diese Story habe ich in etwa vor 20 Jahren hier erzählt. Etwa Anfang de 80ger Jahre kam ein Idiot aus dem Ministerium zuständig für die nationalen Minderheiten zu mir in die Klasse und benahm sich furchtbar. Ich könnte seinen Namen nennen, aber heutzutage ist man mit Anzeigen sehr schnell. Vom Namen her war er Banater Schwabe. Er war Deutschlehrer im Lyzeum für Deutschsprachige in Bukarest. Danach vergass ich ihn, bis ich mit seinem Bruder zu tun hatte, den ich zumindest als anständig wahrnahm. Die Jahre vergingen, und plötzlich so Mitte der 90er war er Attachê bei der rumänischen Botschaft in Deutschland. Dass einer soweit "nach oben fällt" hätte ich in meiner damaligen Naivität nicht geglaubt. Ich war sehr wütend, so dass ich ihm gerne die Fressse poliert hätte, damals und später auch noch. Heute ist er tot. Es ist nichts mehr zu machen. Was ist Trauma? Was ist Rachegefühl? Ich würde sagen es ist ein Rucksack, mal leichter, mal schwerer den wir mit uns tragen.
Oder noch so ein interessantes Beispiel: grosse Diskussion wegen der Deportation in der SBZ. Da schreibt jemand in einem Leserbrief, dass er/sie in "Russland" schöne Jahre erlebt hat, wenn ich mich recht entsinne, vielleicht hat er/sie sogar von den "schönsten" geschrieben.
Peter Otto Wolff
schrieb am 01.02.2025, 11:58 Uhr (am 01.02.2025, 12:09 Uhr geändert).
Hallo Lauch, da ich Dich anhand des Umfelds im pädagogischen Milieu verorte, wird dir der lateinische Spruch "de mortuis nihil nisi bene" bekannt sein. Bin mir ziemlich sicher, dass ich Klassenkollege, ja Bankkollege deines Traumata-Subjekts in Bukarest war, 11 Jahre lang. Waren darüber hinaus auch nach der Schulzeit privat befreundet. Beruflich haben wir ganz andere Wege eingeschlagen, er war ein guter Lehrer, das kann ich beurteilen. Wir hatten eine renommierte Deutschlehrerin, Frau Käthe Conrad von Heidendorff, was mehreren Kollegen zu einem guten Studium im Lehrerberuf verhalf. Mehrere wurden selbst Uni-Professoren, Botschafterin RO, Trägerin Bundesverdienstkreuzes DE, 2 Deutschlehrer unserer ehem. Schule, einer davon dein Subjekt. Du müsstest wissen, dass es zu der Zeit in RO, aus Überzeugung oder pro forma, die Bestrebung gab, einen gewissen %-Satz von Angehörigen der Minderheiten in öffentliche Ämter zu hieven. Zumal wenn jemand nicht ausgereist war, wie ich, 1980. So kam wohl auch mein Kollege zur Würde eines RO-Attache in DE, nachdem er vorher Unterstaatssekretär im Kultusministerium war. Wobei, nach meiner Erinnerung war er/seine Familie eine/r der Ersten aus der Klasse, die einen Ausreiseantrag stellten, nie genehmigt! Meines Wissens war er auch nicht beim Verein "ochiul si timpanul". Ja er hatte einen älteren Bruder, ihm intellektuell überlegen, auch konzilianter, im TV tätig als Sprachlehrer Deutsch.
lauch
schrieb am 01.02.2025, 21:19 Uhr
Sehr geehrter Herr Wolff,

Ich bin geflasht, bzw.kann ich Ihnen sagen, dass mir die Spucke wegbleibt, wenn Ihre Behauptungen stimmen. Eines vorweg, die Foren hier sind aus meiner
Sicht tot und wenn ich hier etwas schreibe, dann idR. vom Handy, weil ich selten etwas Wichtiges mitteilen kann und weil die Echokammer doch fast "schalldicht" ist. Sie haben mich "genötigt" den PC nochmal einzuschalten. Alle Achtung!!! Ich gehe hier ein grosses Risiko ein, weil ich Sie nicht zwingen kann mir zu antworten, aber ich möchte Sie bitten, das zu tun. Nein, ich bin nicht im Unterrichtswesen tätig, den Spruch kenne ich, und der ist auch dazu da um ihn zu ignorieren. Es geht hier nicht um Funktionen, politischen Überzeugungen, um Berufsethos, um Bewahrung einer Position (obwohl, vielleicht doch!)sondern um schlicht und einfach BENEHMEN. (die 7 Jahre von zu Hause, wie Rumänen das oft sagen). Diese sieben Jahre erlaube ich mir in diesem Moment auch zu vergessen.
Also, das A........ hiess Nikolaus Kleininger und er hatte einen Bruder namens Thomas. Er kam nach TG. MUREȘ (Neumarkt) in meine Klasse, es dürfte 1982 oder 83 gewesen sein. Vielleicht wissen Sie es Herr Wolff genauer, ich weiss nicht wieso, von wem, aber sein Alter war damals 37 Jahre. (so meine ich mich zu erinnern) Wie zu der Zeit im kommunistischen System üblich standen alle stramm und gaben dem "tovarăș din minister" (Genosse aus dem Ministerium) "Begleitschutz" wenn er von Klasse zu Klasse ging. Bis jetzt alles normal. Bis er zu uns in die Klasse kam (wir waren gerade mal 11 SchülerInnen)! Die Direktorin stand praktisch auf Zehenspitzen obwohl sie auch zu einer ultraautoritären und dummen Sorte Mensch gehörte. Aber damals war die ganze Gesellschaft, nach dem Führerprinzip oder nennen wir es Unterordnungsprinzip durchdekliniert. Und dieser Kleininger fing an mit der LehrerInnen zu reden, mit der Direktorin und plötzlich wie aus der Tarantel gestochen, fasste er mir und einem Kollegen ins Haar und fing an wie ein Verrückter zu schreien "Genosse Lehrerin was ist mit diesem Haar"? (in rumänischer Sprache) Bis dahin hatte höchstens meine Mutter mir eine Ohrfeige verpasst. Aber so etwas...bis heute verstehe ich es nicht, zumal es äusserst selten Probleme mit den Frisuren gab. Ab und an wurde ein Kollege ermahnt zum Friseuren zu gehen, ich aber nie. Ich hoffe Herr Wolff, dass Sie ein gewisses Mass an Verständnis aufbringen, wenn man sich darüber aufregt ("Fresse polieren" im letzten Beitrag) wenn solche Saftsäcke nach "oben fallen". Wenn ich mich recht entsinne war er (oder der Bruder!? manchmal verwechsele ich sie) bei der KONRAD ADENAUER Stiftung in Rumänien tätig.
Herr Wolff es ist interessant wie das Leben spielt. Ich hoffe dennoch Sie nicht zu arg in Ihrem Klassenkameraden enttäuscht zu haben. Der Vorgang ist aber 1zu1 so geschehen, dafür kann ich nun wirklich nichts.

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