Freikauf der Rumäniendeutschen in den Jahren des Kommunismus

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Landler (Moderator)
schrieb am 28.06.2007, 14:51 Uhr (am 28.06.2007, 14:52 Uhr geändert).
Kürzlich fand eine Tagung zum „Freikauf der Rumäniendeutschen in den Jahren des Kommunismus“ in Berlin statt. Neben der „offiziellen“ Aussiedlung der Deutschen aus Rumänien, für die der kommunistische Staat Kopfgeld vom deutschen Staat kassierte, fanden in den achtziger Jahren verstärkt Schmiergeldzahlungen statt. Wie konnte dieses System in einem totalitären Staat funktionieren? Welches sind die Dimensionen dieses modernen Menschenhandels? Wohin sind diese Gelder geflossen? Das waren einige der Fragen, denen in der Tagung nachgegangen werden sollte.
Mehr über die Referenten hier:Quelle

War jemand dort dabei? Kennt jemand die Ergebnisse der Tagung?

"Jurnalul National" beschaeftigte sich kürzlich auch mit diesem Thema:
Vânduţi de comunişti, ameninţaţi de securişti
Paul Milata
schrieb am 05.07.2007, 14:33 Uhr (am 05.07.2007, 14:54 Uhr geändert).
Sehr geehrter Herr "Landler",

die Tagung präsentierte die bisherigen Ergebnisse der noch jungen Beschäftigung mit dem Thema und ermöglichte den Austausch der Forscher aus Rumänien und Deutschland.

Alle Vortragenden befanden, daß die Forschungsschwerpunkte richtig gelegt seien, die wichtigsten Fragen aber noch nicht beantwortet sind, wie z.B.:
- Identität zahlreicher deutscher und rumänischer öffentlicher und privater Vermittler von Ausreisegenehmigungen;
- Anzahl und soziale Struktur (Alter, Beruf) der Ausreisenden, nach Ausreisejahr;
- Höhe und Ziel der öffentlichen und privaten Zahlungen und Schmiergelder;
- Anzahl der bei der illegalen Ausreiseversuchen ermordeten Rumäniendeutschen (Grenzgänger).

Von einer moralischen Beurteilung der Aktion (Menschenhandel, Ende der deutschen Kultur in Rumänien, etc.) wurde von allen Vortragenden bis auf weiteres Abstand genommen.

Als entscheidendes Hindernis erwähnten alle Vortragenden die ausgesprochene Zurückhaltung der Betroffenen, die die weitere Forschung im Keime zu ersticken droht. Anwesende Betroffene begründeten diese Haltung mit der immer noch grassierenden Angst vor rumänischen Beamten, und der Meinung, daß viele dieser nach 1989 Entscheidungsträger der rumänischen Wirtschaft und Politik geblieben sind oder wurden. Die Forscher antworteten, daß solche Ängste nicht immer begründet sind, sowie daß eventuellen Informanten natürlich Anonymität angeboten wird.

Paul Milata






tschik
schrieb am 06.07.2007, 00:16 Uhr
Hallo allerseits,
um dieses Problem zu lösen, sollte man den "privaten Freikauf" vom "staatlichen" trennen.
Es soll ein Abkommen zwischen D und RO gegeben haben, dass 11000 Saxen/Jahr a 8000 DM/Stück, ausreisen durften.(Quelle Volksmund)
Das ergibt die stolze Summe von: 88 000 000,- DM/ Jahr.
Über die Jahre kann man weiter hochrechnen.
mutapitz
schrieb am 06.07.2007, 14:04 Uhr
tschik schrieb:
... dass 11000 Saxen/Jahr a 8000 DM/Stück, ausreisen durften.(Quelle Volksmund)


Achtung:
nicht 11000 Sachsen/Jahr sondern Rumäniendeutsche
(es waren dann schließlich rund 14 000/Jahr)

und nicht immer 8.000 DM/Expl. Es handelt sich nämlich nicht um einen festen Zeitpunkt, sondern eine Zeitspanne, in der die Beträge nach oben gingen (entsprechend der allgemeinen Teuerungsrate ?)

Die Argumentation ist dabei auch zu bedenken. Es handelte sich keinesfalls um einen "Preis" je Landsmann, sondern um "eine Entschädigung für die Investitionen des Landes" in diese Personen (Schulbildung oder einfach "Menschwerdung").

Grüße vom mutapitz


tschik
schrieb am 06.07.2007, 18:37 Uhr
mutapitz schrieb:

Achtung:
nicht 11000 Sachsen/Jahr sondern Rumäniendeutsche
(es waren dann schließlich rund 14 000/Jahr)

und nicht immer 8.000 DM/Expl. Es handelt sich nämlich nicht um einen festen Zeitpunkt, sondern eine Zeitspanne, in der die Beträge nach oben gingen (entsprechend der allgemeinen Teuerungsrate ?)

Die Argumentation ist dabei auch zu bedenken. Es handelte sich keinesfalls um einen "Preis" je Landsmann, sondern um "eine Entschädigung für die Investitionen des Landes" in diese Personen (Schulbildung oder einfach "Menschwerdung").

Grüße vom mutapitz



Hallo mutapitz,
Du scheinst informiert zu sein aber galt die "Entschädigung" nicht pro Nase? Egal wie alt?
Tach
Robert (Administrator)
schrieb am 07.07.2007, 07:56 Uhr (am 07.07.2007, 22:58 Uhr vom Moderator geändert).
tschik schrieb: ... galt die "Entschädigung" nicht pro Nase? Egal wie alt?


Was man so hörte, gab es einerseits eine inoffizielle Zahlung vom Staat (BRD), diese war wahrscheinlich diejenige welche die Bildung des "Verkauften" berücksichtigt hat. Zusätzlich gab es noch eine weitere Zahlung vom "gekauften" Ausreisewilligen die war pro Nase (bzw. Kind oder Erwachsener) und höchstwahrscheinlich auch abh. von der Nase demjenigen der die Fäden im Hintergrund gezogen hatte. Man wurde also doppelt bezahlt.
Interessant ist auch wie die Kontaktaufnahme der "Vermittler" mit den zahlwilligen Landsleuten vonstatten ging. Von den Geldübergaben ganz zu schweigen. Mafiöse und filmreife Strukturen! Kann jemand dazu etwas schreiben?

Übrigens: einen bebilderten Rückblick auf die oben genannte Tagung der "Vereinigung der Banater Schwaben Landesverband Berlin und Neue Bundesländer e.V." gibt es auf der Homepage des Veranstalters: http://www.banater-schwaben-berlin.de
lori
schrieb am 08.07.2007, 15:17 Uhr
Hallo Leute,

es fällt mir schwer sachlich zu bleiben... sind wir denn hier im Kindergarten? Es tummeln sich in diesem Thread gestandene Leute gar Profis herum und man tut so "parcå ploua". Was bitte muss erforscht werden verehrter Herr Milata? Machen sie sich nicht lächerlich....wennn überhaupt, dann in den Securitate Archiven.

Helmut Kohl hat in einem Interwiew nach seiner Amtszeit sinngemäss gesagt,(das habe ich aber auch an anderer Stelle geschrieben)- ich glaube es war ein Interwiew mit dem leider von uns gegangenen geschätzten Journalisten Gauss- dass er bei der Hinrichtung des Ehepaars Ceauşescu absolut kein Mitleid empfand, weil er sich noch sehr gut erinnern könne als sie nach Bonn kamen und es zuging wie auf einem türkischen Basar. (gemeint waren die Verkaufshandlungen über die Aussiedler aus Rumänien)Die Geschichte mit dem schwarzen Koffer und dem vielen Geld hat sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so abgespielt. Das ist die eine, die zwischenstaatliche Seite. Dazu kann man auch im Spiegel Archiv der 80ger Jahre recherchieren Titel:"die gekauften Deutschen"

Die andere Seite, die war sozusagen eine private jedoch wahrscheinlich vom rumänischen Staat tolerierte. Danach wurden zusätzlich Gelder (D-Mark und Lei), über die 60ger Jahre habe ich es gehört, über die 80ger weiss ich es bestimmt, an bestimmte Vertrauensmänner gezahlt. Die Frage ist ob das Geld von den lokalen Securitate- Bonzen aufgeteilt wurde oder auch diese nach Bukarest flossen. Es spricht vieles dafür, dass Bukarest alles wusste und die Devisen in die Haupstadt flossen, während die Lei- Beträge bei den Mittelsmänner blieben. Diejenigen die ich als Vertrauensmänner titulierte, waren nicht mehr aktive Securitate - Ofiziere, aber hatten die entsprechenden Kontakte. Die Aktion verlief nach dem Schneeballsystem von Seiten der Ausreisewilligen, bei der Geldübergabe empfahl er dem Vertauensmann einen anderen Ausreisewilligen, der seinerseits einen anderen usw.. Es zählte nur Cash etwa 5000 pro Person plus Lei die etwa für minderjährige Kinder gezahlt wurden. Die ganze "Hilfe" besta
nd darin, dass der Dossier zügig bearbeitet wurde, und dass dafür einer der die ofiziellen Kriterien(ZB:Verwandtschaftsgrad) erfüllte, wahrscheinlich zurückgstellt wurde. Dem Geld wurde sozusagen Vorrang gegeben!Berufskategorien spielten m.E. keine Rolle. In der regel wurden auch Rentner bevorzugt.

Aber nochmals die Frage: Was bitteschön gibt es hier noch zu forschen?

Gruss
Lori

mutapitz
schrieb am 09.07.2007, 13:35 Uhr (am 09.07.2007, 13:44 Uhr geändert).
tschik schrieb:
... aber galt die "Entschädigung" nicht pro Nase? Egal wie alt?


Richtig, es handelte sich bei den Zahlungen der Bundesrepublik um eine Pauschale je Person. Deshalb nannte ich neben der Schulausbildung auch die Menschwerdung.

Die Zahlungen von Privatpersonen an rumänische Verbindungsleute waren unterschiedlich hoch, angeblich je nach Ausbildung. Mir sind zwei Fälle gut bekannt und da gab es Zahlungen von DM 20.000 für einen Frührentner, dessen noch arbeitende Frau und einen Sohn/Schüler. Genauso viel wurde kurze Zeit darauf für zwei junge Ingenieure und deren minderjährige Kinder gezahlt. Sozusagen als Sonderangebot, weil gute Kunden (im Normalfall hätte dieses "Paket" mehr gekostet).

Das mit der Bevorzugung dieser Personen gegenüber anderen, die bessere "Voraussetzungen" hatten, kann ich nicht bestätigen. Diese Personen hatten alle Verwandschaft "1. Grades" in Deutschland. Aber: Wahrscheinlich hätte es wegen des cash auch geklappt, wenn bloß eine entfernte Erbtante in Deutschland gelebt hätte.


lori
schrieb am 09.07.2007, 17:58 Uhr
Hallo Allerseits,

die "staatliche Seite" scheint geklärt.Dort wurde je nach Ausbildung bezahlt.

Bevorzugung(private Seite): Ausschlaggebend war ua. das Verwandtschaftsverhältniss.(Verwandte 1. Grades) Hatte ZB: eine Familie nur die Mutter(Oma) in D, und den Rest der Familie in Ro(also nehmen wir mal an 4 Geschwister, eine "Schwiegermutter und weitere 2 Schwägerinnen, die Ihrerseits ja Verwandte 1. Grades des Ehepartners waren, hatte er es schwer ohne Schmiergeldzahlungen davonzukommen.

Angenommen es war umgekehrt alle in D, und nur einer in RO hatte er gute Chancen ohne Schmiergeld auszureisen. Mit Bevorzugung meine ich, dass letzterer wahrscheinlich hintenanstehen musste.

Es ist mir auch ein Fall bekannt wo der Mittelsmann kein Geld annehmen wollte, weil der Ausreisewillige keine Verwandten ersten Grades in D hatte!

Es ergibt sich daraus folgende Vermutung: der rumänische Staat hat auch die "privaten" Zahlungen gedeckt und war sehr vorsichtig um selbst nicht von deutscher Seite entdeckt zu werden, deswegen lies er so wenig wie möglich "auffällige"(die, die wenige bis gar keine Verwandten hatten) weg!Denn: in D wurde ja alles registriert. Aber, das ist mir auch zu Ohren gekommen, dass sich der eine oder andere Landsmann verplappert hatte.(bei der Arbeitssuche: "ich habe Schulden ,ich muss arbeiten")

Gruss
Lori
getkiss
schrieb am 09.07.2007, 19:11 Uhr
lori schrieb: Hallo Allerseits,

die "staatliche Seite" scheint geklärt.Dort wurde je nach Ausbildung bezahlt.

Bevorzugung(private Seite): Ausschlaggebend war ua. das Verwandtschaftsverhältniss....

Angenommen es war umgekehrt alle in D, und nur einer in RO hatte er gute Chancen ohne Schmiergeld auszureisen. Mit Bevorzugung meine ich, dass letzterer wahrscheinlich hintenanstehen musste.

...
Es ergibt sich daraus folgende Vermutung: der rumänische Staat hat auch die "privaten" Zahlungen gedeckt und war sehr vorsichtig um selbst nicht von deutscher Seite entdeckt zu werden, deswegen lies er so wenig wie möglich "auffällige"(die, die wenige bis gar keine Verwandten hatten) weg!....
Gruss
Lori


Das mit dem Verwandschaftsverhältniss und "alle in D" - letzter dort gebliebener, stimmt. Bis ich nicht der letzte war, war keine Rede von Formularen. Und nachher auch nicht, bis ich nicht herausgefunden hatte, wie man vor die "regionale Komission" kam. Deren Leiter war einer der Sekretäre des Kreisparteikomitees, der Edi Eisenburger war auch Mitglied der Komission in Kronstadt.

An mich ist man nie direkt getreten wegen Schmiergeld. Nur damals als das Dekret erschien, das man die Ausbildung bezahlen muss, wurde ich zur Polizei gerufen, und der Leiter der Passabteilung drückte mir einen Handgeschriebenen Zettel, ohne Behördenmerkmal oder Unterschrift, bzw. Stempel, in die Hand. Darauf stand wieviel ich, bzw. meine Frau zu zahlen hätte. Ich erklärte, ich habe keine Valuta. Auf die Bemerkung, ich sollte das Geld von meinem Bruder beschaffen (die Eltern waren damals noch in Rumänien) schilderte ich dessen nicht rosige finanzielle Situation, so das klar war, ich kann nicht zahlen.


Als dann meine ganze Familie "drüben war" meldete ich mich zur Audienz bei besagtem Sekretär, kam nach einer Prüfzeit vor die Komission und nach weiterer Wartezeit bekam ich die "Formulare". Gezahlt habe ich nichts, obwohl ab und zu einer oder anderer Parteimitgliedkollege mir zu verstehen gab, so ginge es leichter. Da gab ich immer die selbe Antwort wie auch oben beschrieben....und die wurde womöglich auch weitergeleitet.

So bin ich halt "durchgerutscht" - andere haben möglicherweise viel Geld gezahlt. Aber ich kam nur nach sehr langen Wartezeit raus....
getkiss
Robert (Administrator)
schrieb am 09.07.2007, 21:14 Uhr (am 09.07.2007, 21:15 Uhr vom Moderator geändert).
Folgender Beitrag von Erwin Ottschofski erreichte uns über E-Mail mit der Bitte um Veröffentlichung in diesem Thread:

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Menschenhandel „Ja“ oder „Nein“?

Ich bin kein Schriftsteller und kein Akademiker sondern ein Zipser, der in Rumänien in einem sächsischen Dorf 1937 geboren wurde. Mein Vater war rumänischer, ungarischer und zuletzt deutscher Soldat und ist 1945 bei der Invasion in der Normandie gefallen "für das Deutsche Vaterland", wie es damals hieß. Wir waren 1944 nach Oberösterreich geflüchtet, sind im Herbst 1945 zurückgekehrt und als wir in unsere Häuser wollten, waren diese besetzt und wir standen da, ohne nichts auf der Straße.

Ich war am 20.06.07 von den Banater Schwaben in Berlin zu einer Debatte über die Gelder, die dem rumänischen Staat von der deutschen Regierung und auch von Privatpersonen bis 1989 gezahlt wurden, um die Ausreise von Rumänien in die BRD zu ermöglichen, eingeladen. Die Vorträge von Prof. Anton Sterbling, Ernst Meinhard, und Hannelore Baier waren sehr interessant und sie haben alle versucht etwas Klarheit in der Frage zu schaffen, ob es Menschenhandel war und wenn ja, wer waren die Schuldigen, wenn nein, war es dann eine Familienzusammenführung, aber dann, warum sind auch Deutsche ausgesiedelt, die keine Angehörigen in der BRD hatten? Die Vorträge haben keine Klarheit gebracht und werden es auch nicht bringen können, weil die darin verwickelten Personen der Staatsbehörden von Rumänien und der BRD kein Interesse haben, sich den schwarzen Peter zuzuschieben. Die BRD wollte die Deutschen aus Rumänien als Arbeitskräfte und Rumänien hat die Gelegenheit genutzt Geld zu bekommen. Offiziell im Interesse des Landes, inoffiziell hatten die damaligen Regierenden von Politik, Securitate usw. die Möglichkeit etwas beiseite zu legen in ihrem eigenen Interesse.

Ich stelle mir eine andere Frage: Haben die damaligen Politiker der BRD eigentlich nachgedacht, wenn sie so einem Handel beginnen, wie er zu Ende gehen wird? Wird der Handel ein Kern der Korruption werden und was ist mit der seelischen und moralischen Seite dieser Menschen? Meine Meinung ist, dass man diesen Handel nie hätte beginnen sollen, um so die Interessen der Menschen deutscher Nationalität aus Rumänien zu schützen. Nachdem wir 1956 die Häuser wieder bekommen haben, hat ein Aufschwung in unserem Leben begonnen, nicht so rasant wie in der BRD, aber es ging langsam aufwärts. Wir konnten wieder lachen, uns unterhalten, es wurden Kirchweihen, Hochzeiten gefeiert, man konnte auch die Bräuche weiter pflegen, wir hatten Schulen in der Muttersprache usw. Zu diesem Zeitpunkt wäre es gut gewesen, wenn die Regierung der BRD Kontakte aufgenommen hätte mit den Deutschen aus Rumänien, ihnen Hilfestellung geleistet hätte und mit den rumänischen Behörden verhandelt hätte, damit sie uns mehr Rechte und Freiheiten geben, um nicht auszuwandern.

Das Geld, das bis 1989 von der BRD den rumänischen Behörden gezahlt wurde für den Freikauf der Deutschen, um in die BRD zu kommen, hätte man einsetzen können, um die Menschen zu bewegen dort zu bleiben. Die deutsche Minderheit, Sachsen und Schwaben waren für die rumänische Bevölkerung auf dem Lande und in den Fabriken ein Vorbild wegen ihrer Leistungen und wegen ihres Könnens, das sieht man in Hermannstadt was ein Deutscher Bürgermeister und wenige noch dort lebende Sachsen bewirken können. Hätte die Auswanderung nicht begonnen, könnten wir heute neben Hermannstadt auch noch viel andere Städte und Dörfer aus Siebenbürgen und dem Banat dergleichen erwähnen, die den Anfang des Aufschwunges begonnen haben.

Natürlich wir die dort Lebenden waren auch schuld für den Beginn der Auswanderung, wir haben nicht den Mut gehabt dort zu bleiben uns besser zu organisieren und somit der rumänischen Regierung zu beweisen, dass wir auch ein Teil Rumäniens sind, eine Minderheit die respektiert und geachtet werden muss. Wir haben die Auswanderung eingeschlagen und gedacht, wir kommen zurück in die alte Heimat die unsere Vorfahren einmal verlassen haben, um besser zu leben, ohne Schwierigkeiten, aber so einfach war der Anfang auch nicht, bis wir uns zurecht gefunden haben. Die Behörden haben uns dabei geholfen und dafür müssen wir auch dankbar sein, aber es wurde nichts unternommen, um dort zu bleiben und somit haben wir den falschen Weg eingeschlagen, dem das Heimweh in den Seelen der Aussiedler hinzukommt, das bis am Ende des Lebens für einige Generationen unvergesslich bleiben wird.

Ich möchte mit meinen Bemerkungen alle Aussiedler zu einer ehrlichen Debatte einladen, mit allem was mit der Aussiedlung zu tun hat: Gelder bis 1989, illegalem Auswandern, Stellungnahme zu meiner Behauptung. Die Frage ist warum das alles? Ganz einfach, dass unsere Nachkommen sagen können, dass unsere Großeltern, Eltern und wir, nach all dem, was die Rumäniendeutschen erleben mussten in der Zeit des Zweiten Weltkrieges den Mut hatten, die Geschehnisse zu klären und somit der Geschichte ein wahres Bild zu hinterlassen.

Berlin 04.07.07.
Erwin Ottschofski
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Knobler
schrieb am 10.07.2007, 21:35 Uhr
In dem Buch: "Die glücklichen Augen" von Erwin Wickert, Botschafter von 1971 bis 1976 in Rumänien, wird von Seite 500 bis 504 das Thema behandelt. Das Buch ist in der Deutschen Verlags-Anstalt ISBN 3-421-05152-6 erschienen.
lori
schrieb am 14.07.2007, 04:42 Uhr
Hallo Allerseits,

Verehrter Herr Ottschofski,

alle meine Sympathien gelten im Moment Ihnen. Es spielt überhaupt keine Rolle, dass Sie kein Akademiker sind. Jeder der etwas zu sagen hat, ist herzlich willkommen.

Übrigens: einen Akademiker habe ich anscheinend verscheut...aber wenn man allles immer wieder "erforschen" will, stehen mir die wenigen Haare die ich habe, zu Berge. Ich frage mich, was bitteschön wollen die eigentlich erforschen und wer bezahlt diese Seminare. Der Sachverhalt ist doch sonneklar:alle haben moralisch versagt, die BR. Deutschland, die Ausreisewilligen und die Vertreter der Rumänen sowieso. Und - oh Wunder!!- keiner will darüber reden. Es werden Seminare darüber abgehalten, dass die Leute nicht reden wollen!!! Ergebnisse einer möglichen Forschung -ich bin mal etwas arrogant- kann jeder der sich nur ein bisschen mit der Materie befasst(hat) vorhersagen!

Über Sinn und Unsinn der Aussiedlung können wir lange debbatieren-es ist halt wie es ist, das Rad der Zeit kann man nicht zurüchdrehen. Deswegen sind die von Ihnen angesrochenen Möglichkeiten(Aufschwung, Förderung statt Kauf) nicht mehr relevant!Ich bedanke mich für Ihr Schreiben und verbleibe mit

freundlichem Gruss
L.Elekes

lori
schrieb am 14.07.2007, 04:51 Uhr
Kollege Getkiss,

ich weiss nicht mehr genau ob du aus dem Kreis Arad oder Temeswar stammst. Vom Hörensagen weiss ich jedoch, dass in Temeswar die Abzocke am grössten war.Weniger mafiös(unter Vorbehalt) waren sie im Kreis Mures und Bistritz,. Vom letzteren weiss ich das Ausreisewillige extra den Wohnsitz wechselten (ZB. aus Mediasch oder Hermannstadt)um dort den Antrag zu stellen oder wie wir sagten: "einreichen"!

Gruss
Lori
gk
schrieb am 14.07.2007, 11:50 Uhr
lori schrieb: Es werden Seminare darüber abgehalten, dass die Leute nicht reden wollen!!! Ergebnisse einer möglichen Forschung -ich bin mal etwas arrogant- kann jeder der sich nur ein bisschen mit der Materie befasst(hat) vorhersagen!Genauso wie jeder, der sich nur ein bißchen umschaut, sieht, daß die Sonne sich um die Erde dreht, und diese - man muß doch nur den Horizont betrachten - eine Scheibe ist. Was muß man da noch erforschen!!! Da wollen uns seit Jahrtausenden die Akademiker (je mehr wir davon verscheuchen, desto besser!!!) was von Planeten erzählen und behaupten gar, die Erde sei eher von kugelförmiger Gestalt. Da rollen sich doch einem die wenigen Zehennägel, die man hat, auf!

Selig sind die geistig Genügsamen, denn sie werden nicht geplagt von Wissensdurst, Fragen oder gar Zweifeln!

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