Balkan Express

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schomborer
schrieb am 19.01.2009, 23:47 Uhr

ORF2 strahlte am 18 01. den Dokufilm "Balkan Express" über
Temeswar /eine "Erfolgsstory"!/.
Erstaunlich, wie man die Stadt praesentiert - Zitat :

" Für die mehrheitlich rumänische Bevölkerung war es immer selbstverständlich mit den deutschen, ungarischen und serbischen Minderheiten friedlich zusammenzuleben und sich von der Sprache und der Kultur des jeweils anderen, bereichern zu lassen. "Multikulturalität, Multikonfessionalität, gegenseitiger Respekt, das ist der Zauber von Temeswar."

Seit wann aber ist hier leider nicht erwaehnt. Man erzaehlt uns leider nicht, daß vor dem Ersten Weltkrieg in der Stadt eine
deutsch- ungarische Mehrheit lebte! Und überhaupt : in keiner
einzigen Stadt, die von der rumaenischen Armee Ende des Ersten Weltkrieges erobert wurde und sich auf dem Gebiet der
K.u.K. Monarchie befand gab es irgendwelche "rumaenische Mehrheit"!
Nachdem viele - die damalige Mehrheit - nichtrumaenische
Einwohner der Stadt unterdrückt, verfolgt, verjagt, deportiert
oder getötet wurden klingt es ein bißchen komisch von einem
"friedlichen Zusammenleben" zu reden !

Inzwischen aber redet man immer wieder ein bißchen über die
Revolution /1989/. Viele haben etwas zu sagen. Etliche davon sind wirklich Helden der Revolution, andere haetten lieber an der anderen Seite gekaempft, wieder andere hatten mit Temeswar überhaupt nichts zu tun...
Doch der Auslöser der ganzen Revolution, die international bekanntgewordene Hauptfigur, die damals in Temeswar eine Heldenrolle gespielt hatte : der Pfarrer - heute Bischof - László Tőkés wird in diesem Film überhaupt nicht erwaehnt !!!

Wir können nur hoffen, daß diese Fehler zum 20.-jaehrigen
Jubilaeum der rum. Revolution korrigiert werden.
lori
schrieb am 20.01.2009, 00:24 Uhr
Hallo schomborer,

In Rumänien muss die ganze Geschichte korrigiert werden!Es sei denn, dass in jeder der von Dir genannten Städten die Dako-Romanen das Primat der Rumänen rechtefertigen können! Der Dako- Romane existiert aber nur im Bewusstsein der Rumänen, denn real....sind erhebliche Zweifel anzumelden! Aber dafür haben wir einen anderen Thread!

Gruss
Lori
Che
schrieb am 20.01.2009, 01:00 Uhr
schomborer schrieb:
..........................................................
,,Nachdem viele - die damalige Mehrheit - nichtrumaenische
Einwohner der Stadt unterdrückt, verfolgt, verjagt, deportiert
oder getötet wurden klingt es ein bißchen komisch von einem
"friedlichen Zusammenleben" zu reden !´´
..........................................................

Schlimm das ganze. Was aber noch schlimmer ist, die rumänische Bevölkerung kann sich (m.E. zu Recht) über genau die gleiche ,,Behandlung´´ seitens K.u.K beklagen. Wo soll das enden? Irgendwie klingt das ganze nach billigem Populismus und Stammtischparolen, von Korrekturen ist die Rede, für manche hier wird erst Ruhe geben wenn gar kein Rumänien mehr auf die Landkarte gibt... Aber wenns Spass macht und die ewige Frust dadurch gemildert wird... ELORE! Jedem das Seine!

lori
schrieb am 20.01.2009, 02:08 Uhr
Hallo Allerseits,

Che eine Bitte: bitte anständig zitieren. Es geht hier nicht um Frust gar Revanchismus, zumindest nicht bei mir.(ELÖRE hättest du Dir ruhig ersparen können) Aber wenn sich Medien, Wissenschaftler ua. zu Multiplikatoren der rumänischen Geschichtsfälscher machen, gebieten wir hier mit unseren bescheidenen Mittel Einhalt! Ausserdem klingt Deine Argumentation nach dem Motto "so wie Du mir so ich Dir". Wir sind jedoch im 21. Jahrhundert und wir könnten mit der Wahrheit, oder sagen wir mal Sichtweisen, lockerer umgehn ohne zu lügen!Zur KuK Monarchie kann ich Folgendes sagen:1) So unterdrückt können die Rumänen gar nicht gewesen sein, denn mit wem hätte sich wohl Altrumänien "vereinigen" können.(Ich meine sprachlich- kulturelle Entwicklung.Auf anderen Ebenen sah es schlechter aus, aber davon waren auch andere bäuerliche Schichten betroffen)2)Es hat über 100 Jahre gedauert bis eine Währung(Euro)wieder in mehreren Sprachen beschriftet wurde. Ich besitze auch heute noch KuK Kronen mit Beschriftungen in mehreren Sprachen(ich glaube es sind 7)darunter auch in rumänischer Sprache. So gesehen, sind die Rumänen bestimmt nicht die grossen Opfer,so wie sie uns das heute glaubhaft machen wollen!

Gruss
Lori
CaptainSmollet
schrieb am 20.01.2009, 11:07 Uhr (am 20.01.2009, 11:09 Uhr geändert).

[...]
Nachdem viele - die damalige Mehrheit - nichtrumaenische
Einwohner der Stadt unterdrückt, verfolgt, verjagt, deportiert
oder getötet wurden klingt es ein bißchen komisch von einem
"friedlichen Zusammenleben" zu reden !

in Temesvar nach 1918 viele verfolgt, verjagt und deportiert?
mit Betonung auf "viele".
Also ich kannte eine Reihe von Zeitzeugen von damals, inklusive meine selige Großmutter (Generation 1902). Die Story konnte jedoch keiner bestätigen. Wobei, was heisst bestätigen, ich lese diese Aussage heute zum ersten Mal.

Was zum Thema Unterdrückung der Nationalitäten in Österreich-Ungarn angeht, empfehle ich diverse Publikationen des damaligen Bürgermeisters von Temesvar (de' Geml Jozsi), der sich selbst bei jeder gelegenheit als "ungarischer Patriot deutscher Herkunft" bezeichent hat und die Weigerung Schulen in deutscher Sprache im Banat zu eröffnen, mit der äußerst merkwürdigen Begründung, "es seien gar keine notwendig, da sie sowieso keiner haben will", abgetan hat.
Als Minderheit in Ungarn zu leben ist nicht wirklich dolle gewesen, sei es nun als Deutscher, Rumäne, Racz oder was-auch-immer.
The history of Igor
schrieb am 20.01.2009, 23:34 Uhr
Ich schliesse mich da CaptainSmollet an. Lori, Du uebertriffst Dich selbst wenn Du die Magyarisierungszeit als Vorreiter zum Internationalismus verkaufen willst.

Wobei Du - ohne es gross zu wissen - ganz zufaellig eine oft-benutzte Parallele zwischen Habsburg und der EU damit ins Spiel bringst (auch wenn Du das wohl gar nicht wolltest).

Das merkwuerdige Dakoromanische hat leider nichts mit der Realitaet der Vorkriegszeit zu tun (Erster Weltkrieg), und relativieren braucht auch ganz und gar nicht. Und anachronistisch braucht man das Ganze auch nicht betrachten (sprich: die Rumaenen haben schlimme Dinge im Kalten Krieg gemacht deshalb geht das von nach 1867 in Ordnung; das ist eine perverse und verwirrte Logik; ist falsch herum).

Uebrigens, wenn man schon das Ende der Multikultur in Timisoara verkuendet sollte man wohl doch ehrlich genug sein um die neue heranwachsende (und sicherlich auch teilweise problematische) Minderheit der Italiener erwaehnen. So tot ist die 'Multikultur' in 'Trevisoara' gar nicht.
Joachim
schrieb am 21.01.2009, 13:31 Uhr
Nicht umsonst haben sich das Banat und Siebenbürgen damals entschlossen von Ungarn weg und für Rumänien zu stimmen.
Gruß
Joachim
CaptainSmollet
schrieb am 21.01.2009, 14:20 Uhr (am 21.01.2009, 14:20 Uhr geändert).
Wohl kaum. Eine Volksbefragung fand nicht statt. Der Rest, und es ist durchaus fragwürdig ob Merheit oder nicht, hat für sich selbst gesprochen.
Was ein Referendum gebracht hätte, hat man (wo sonst auch) in Polen sehen können, wo, wenn das Ergebniss net gepaßt hat, man sich (natürlich polnischerseits) einen feuchten Kericht ums Ergebniss gekümmert hat.
getkiss
schrieb am 21.01.2009, 17:25 Uhr (am 21.01.2009, 17:32 Uhr geändert).
CaptainSmollet schrieb: Wohl kaum. Eine Volksbefragung fand nicht statt. Der Rest, und es ist durchaus fragwürdig ob Merheit oder nicht, hat für sich selbst gesprochen.
Was ein Referendum gebracht hätte, hat man ...


Do hat de Schwob schun immer gsaat:
De Hätt un de Hat, hat noch immer nix g´hat

@igor:Im übrigen ist der Ausdruck Timişoara für meine Ohren fremdsprachig, auch wenn der zu den jetzigen politischen Gegebenheiten passt.

Was die Mehrheitsverhältnisse und Bevölkerungszusammensetzung in Temeschburg und vielen banater Dörfern betrifft, so ist die Zahlenevolution nach dem ersten Weltkrieg statistisch klar. Die Mehrheitsverhältnisse haben sich stetig zu gunsten der rumänischen Bevölkerung verschoben, hin zur Mehrheit.
Die Beiträge die dies ignorieren, zeigen eben entweder von bewusster Geschichtsfälschung, oder das Hauptwort von ignorieren: Ignoranz.

Es gilt der Bonmot aus Kronstadt auch für Temeschburg:
Fragt der Auferstandene Ştefan cel Mare şi Sfînt:
Unde sunteţi moldovenii mei?
Da hallt es aus Kronstadt zurück:
Aici Măria Ta!!!
mit der Bemerkung das in Temeschburg zu erst Oltenier einwanderten, nach 1980 verstärkt auch Moldowener.

Selbstverständlich ist die Darstellung der Vertreibung durch Enteignung, etc. durch Schomborer unvollständig, im Sinne das dies erst nach dem 2. und nicht nach dem 1. Weltkrieg stattfand...
The history of Igor
schrieb am 21.01.2009, 17:45 Uhr
getkiss schrieb:
@igor:Im übrigen ist der Ausdruck Timişoara für meine Ohren fremdsprachig, auch wenn der zu den jetzigen politischen Gegebenheiten passt.


Ich wollte eigentlich Trevisoara im gesamten Kommentar benutzen um die sich veraendernden Umstaende der Stadt zum Ausdruck zu bringen. Im uebrigen, bevorzuge ich Temeswar statt Temeschburg.

getkiss schrieb:
Was die Mehrheitsverhältnisse und Bevölkerungszusammensetzung in Temeschburg und vielen banater Dörfern betrifft, so ist die Zahlenevolution nach dem ersten Weltkrieg statistisch klar. Die Mehrheitsverhältnisse haben sich stetig zu gunsten der rumänischen Bevölkerung verschoben, hin zur Mehrheit.
Die Beiträge die dies ignorieren, zeigen eben entweder von bewusster Geschichtsfälschung, oder das Hauptwort von ignorieren: Ignoranz.


Ja, ja, und wenn Du Dir meinen Beitrag nochmal anschaust, dann musst Du erkennen, dass ich gegen eine anachronistische Verarbeitung der Geschichte plaediere; d.h. es geht nicht um ein Abstreiten der Tatsachen nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg (wobei man die Nuancen der Geschichte vor allem - wie Du andeutest - nach dem Ersten Weltkrieg diskutieren kann), sondern darum, dass man nicht sagen kann: "Da etwas spaeter passiert ist (Banat in Rumaenien), geht das was vorher passiert ist (Banat als Teil Ungarns) in Ordnung". Eine solche Logik ist verkehrt herum und pervers.

Gruss.
getkiss
schrieb am 21.01.2009, 17:51 Uhr
@igor:""Da etwas spaeter passiert ist (Banat in Rumaenien), geht das was vorher passiert ist (Banat als Teil Ungarns) in Ordnung". Eine solche Logik ist verkehrt herum und pervers."

OK, verkehrt herum. Pervers(o) ist das selbe, aber nicht als Argument...
The history of Igor
schrieb am 21.01.2009, 17:57 Uhr
Solange Du mich jetzt nicht der Homophobie bezichtigst...
CaptainSmollet
schrieb am 21.01.2009, 18:20 Uhr (am 21.01.2009, 18:21 Uhr geändert).
getkiss schrieb: CaptainSmollet schrieb: Wohl kaum. Eine Volksbefragung fand nicht statt. Der Rest, und es ist durchaus fragwürdig ob Merheit oder nicht, hat für sich selbst gesprochen.
Was ein Referendum gebracht hätte, hat man ...


Do hat de Schwob schun immer gsaat:
De Hätt un de Hat, hat noch immer nix g´hat

na und? ändert nix daran, dass man nie sagen wird können "die Banater haben sich entschieden ..." . weil sie es nicht haben. Und in einem vereinigten Banat, hätte es keine Mehrheit für den Anschluss an Rumänien gegeben, alleine schon wegen den Serben.
lori
schrieb am 21.01.2009, 18:32 Uhr
Hallo Allerseits,

Kollege Igor etwas halblang bitte: ich verkaufe nichts, ich habe nur Feststellungen gemacht! Habe ich zum Thema Österreich- Ungarn etwas Falsches gesagt? Habe ich den Magyarisierungsdruck geleugnet? Beides nicht! Bei Dir ist jeder Satz der nicht in Dein Denkgebäude passt eine Relation. Was bitteschön habe ich den relativiert?

Wie das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien in Temeswar im Laufe der Geschichte war,weiss ich nicht, das ist sowieso eine subjektive Einschätzung, auch wenn sie von einem Historiker käme. Insofern habe ich auch schomborer nicht interpretiert. Was mich jedoch aufregt, ist die Wortakrobatik der rumänischen Geschichtsfälscher und deren Multiplikatoren, in diesem Fall der ORF! Zitat: "Für die mehrheitlich....usw". Das Wort "immer" in dem Zusammenhang ist irreführend! Ich gehe davon aus, dass die Rumänen auch in Temeswar wie auch in anderen siebenbürgischen/banater Städten - korrigiert mich, falls es falsch ist- erst in den 1970er Jahren die Mehrheit erreicht haben.Aus. Punkt. Schluss. Mehr will ich nicht sagen. Aber dem durchschnittlichen "Mitică", der glaubt in jeder siebenbürgisch/banatar Stadt seit 2000 Jahren dort zu leben und alle anderen "Einwanderer in seine Stadt" sind, ist kräftig zu widersprechen!!
Gruss
Lori
CaptainSmollet
schrieb am 21.01.2009, 19:24 Uhr

korrigiert mich, falls es falsch ist- erst in den 1970er Jahren die Mehrheit erreicht haben.Aus. Punkt. Schluss.

für Temesvar ist es definitiv nicht richtig.
1900 hatte der deutsche Anteil der Bevölkerung noch die absolute Merheit, knapp über 50%. in den 20ern dann nur noch relative Merheit (die Anzahl ist bis nach dem 2. WK nicht zurückgegangen sondern hat zugenommen, nur langsamer als bei anderen (Rumänen, die eben zugewandert sind)) und so um 1938 dürfte der rumänische Anteil mit dem deutschen gleichgezogen haben. Mehr als 50% dürften die Rumänen dann so um 1950 gehabt haben, was nicht zuletzt auf einen Schwund von gut 15000 der deutschen Bevölkerung zurückgehen dürfte, aufgrund von Krieg, Deportation und nicht zuletzt, fehlende Zuwanderung.

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