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lori
schrieb am 25.11.2009, 20:48 Uhr
Hallo Allerseits,

Nun glaubte ich Rumänien gut zu kennen. Pustekuchen! Zieht man die vergangenen 18-19 Jahre ab, haben die Rumänen aus meiner Sicht in Rekordzeit 42km Autobahn in Siebenbürgen(Umgehungsstrecke der Stadt Klausenburg Gilău- Turda)fertiggestellt. Ich weis nicht ob ich "Chapeau" (Hut ab) oder "Endlich"(versehen mit einem Seufzer) sagen soll!

servus
joyflight
schrieb am 26.11.2009, 09:49 Uhr (am 26.11.2009, 09:50 Uhr geändert).
bitte alle fakten auf den tisch bringen, denn ausser 42 km autobahn, haben sie auch noch fertiggestellt:

gründung einer komission zur eruierung des verbleibs der autobahngelder
(diese komission ist selbstredend bisher noch nicht erfolgreich gewesen - deshalb arbeitet sie weiterhin hart an ihrem ziel, ähnlich wie die autobahnbauarbeiter selber)

schliesslich ist die komplette finanzierung aus strukturförderung nämlich schon geflossen!
bankban
schrieb am 26.11.2009, 10:24 Uhr
Kollege Lori,

ich denke, das Thema Autobahn ist bestimmt ein wichtiges und interessantes Thema, zweifelsohne. Doch beschleicht mich ein mulmiges Gefühl bei dem wie du es hier einführst. Mit der Aussage, in 18-19 Jahren seien in Rumänien nur 42 km gelungen, scheinst du irgendwie das ganze Land in Kollektivhaft nehmen zu wollen. Nun, sei es drum, könnte ich ja sagen: wenn einer nicht differenzieren will und korrupte Politiker in Bukarest mit einer alten sächsischen Bäuerin in Siebenbürgen oder einer vereinsamten ungarischen Fabrikarbeiterin in Neumarkt, deren Kinder in Ungarn leben, oder mit irgendwelchen rumänischen Kindern in der Maramureschregion, deren Eltern in Spanien malochen, in einen Topf wirft ... ja ... dann kann ich das eh nicht ändern.
Worüber ich mich wundere (und dies ist selbst mir noch gestattet, nicht wahr?), ist jedoch, dass hier die Autobahn irgendwie als ein Nonplusultra gesehen wird. Versteckt-verdeckt scheint es mir, als ob du es dir wünschtest, ganz Siebenbürgen wäre von Autobahnen durchkreuzt wie das Ruhrgebiet. Kollege lori, im Laufe der verschiedenen Stellungnahmen in diesem Forum habe ich dich eher als jemanden kennengelernt, der gewisse Positionen von einem bewahrenden, beschützenden Standpunkt aus betrachtet. Meinst du nun nicht auch, dass der Reiz und die Schönheit Siebenbürgens für uns auch damit zusammenhängt, dass wir dort mehr unberührte Natur (z.B.), mehr Ursprünglichkeit vorfinden als im durchregulierten Deutschland? Meinst du nicht auch, dass ein Autobahnnetz es uns zwar ermöglichen würde, Neumarkt oder Kronstadt 2-3 Stunden schneller zu erreichen, dass dies jedoch insgesamt auf Kosten der Natur, der Lebensqualität und der Nachhaltigkeit gehen würde? Sicher, 2-3 deutsche Unternehmen mehr könnten dann angesiedelt werden - für 2-3 Jahre. Sicher, für die Bevölkerung vor Ort wäre das übergangsweise eine gute Gelegenheit, nicht nach Spanien auswandern zu müssen. Doch was käme danach? Nachdem diese Firmen die Bevölkerung ausgequetscht und weitergezogen sind nach Asien?
Verstehe mich bitte nicht falsch: ich will keiner Sozialromantik hinterherrennen und die Zustände verklären. Ich weiß auch, wie schwer die allermeisten es in Rumänien haben. Wie schwer sie zu kämpfen haben mit den hohen Energie- und sonstigen Preisen. Doch frage ich mich zugleich, ob nicht das von Dir anscheinend herbeigesehnte dichte Autobahnnetz ein zu hoher, nicht wiedergutmachender Preis wäre...
(Dass es beim Autobahnbau Korruptionsfälle gab wie etwa in Köln beim Bau von Müllverbrennungsanlagen, bei Siemens etc. usw. pp. - geschenkt. Deshalb nennen wir auch dieses Land nicht Bakschischdeutschland, oder?)
joyflight
schrieb am 26.11.2009, 10:41 Uhr (am 26.11.2009, 15:22 Uhr geändert).
und wenn ich sag fliegen ist umweltfreundlich, versteht mich keiner
;-)

edit: in doppelter hinsicht, es spart asphalt (umwelt sektionierung und versiegelung) und stau (benzin, CO2 und BSP-schaden)
dabei ist der stau der größte volkswirtschaftliche und psychische gesamtschaden
Sächsin
schrieb am 26.11.2009, 11:17 Uhr (am 26.11.2009, 11:21 Uhr geändert).
bankban schrieb:

"....von einem bewahrenden, beschützenden Standpunkt aus betrachtet. Meinst du nun nicht auch, dass der Reiz und die Schönheit Siebenbürgens für uns auch damit zusammenhängt, dass wir dort mehr unberührte Natur (z.B.), mehr Ursprünglichkeit vorfinden als im durchregulierten Deutschland? ..."

diese worte berühren mich, ihnen kann ich folgen - auch mit einer leisen wehmut, zumindest wärme, die hier in ihnen, bankban, anklingt, was ich sehr schön finde.
siebenbürgen hat einen wunderbar eigenen reiz, getragen wirklich von stiller, unberührter natur, welche auf ganz selbstverständliche weise von den menschen in ihr schweres alltagsleben einbezogen wird. es ist wie ein stilles miteinandergehen dort, man fühlt sich einsam, doch nicht allein, ein wenig melancholisch vielleicht, weil über allem dieser leise hauch des abschieds liegt.
jedenfalls, danke, bankban, für diese betrachtung, mit welcher ich konform gehe.
hanzy75
schrieb am 26.11.2009, 11:41 Uhr (am 26.11.2009, 11:45 Uhr geändert).
Das ist ja in der Tat sehr romantisch, wenn sich zwischen Mühlbach und Hermannstadt eine Blechlawine durch die Dörfer quält und bei der Einfahrt in die Stadt schonmal die eine oder andere Stunde flöten geht, weil der ganze Transitverkehr da durch muss.
Sächsin
schrieb am 26.11.2009, 12:10 Uhr
@hanzy75

nein, natürlich nicht.
aber ich denke, auch sie mit ihren 34 jahren, so nehme ich mal an, wissen schon, dass alles im leben wie der taler zwei seiten hat.
Georg Schnell
schrieb am 26.11.2009, 12:18 Uhr
Wünschenswert wäre eine Autobahn Nâdlag /Oradea > Hermannstadt> Kronstadt> Bukarest, dass dürfte wohl mit Umweltschutz zu vereinbaren sein, oder? Nimand möchte um Hermanstadt ein Netz aufbauen a la Ruhrgebiet. Wozu auch eine Autobahn; Sibiu-Marpod, Sibiu-Poiana,etc,etc....
Was lori sagen will und da hat er Recht, dass Fördergelder der EU verschwunden sind und die ROvinietta heute noch als Abzocke gilt.
Es bleibt die Hoffnung auf einen "Förderverein" der SBSaxen, die sich in der Rolle der Brückenbauer besonders verdient gemacht haben, auch in dieser Angelegenheit was zu unternehmen.
Johann
schrieb am 26.11.2009, 12:47 Uhr (am 26.11.2009, 12:49 Uhr geändert).
bankban schrieb:
"Deshalb nennen wir auch dieses Land nicht Bakschischdeutschland"
Um Gotteswillen, dann müsste man die Entwicklungen hier in D der letzten 20 Jahre nur auf andere zurückführen.

Ohne die fremden Einflüsse abzustreiten, so gibt es zur Balkanisierung und Sowjettisierung, bestehend aus Korruption, Machtmissbrauch und moralischer Verwahrlosung auch lokale Beiträge.
Daher ist Bimbesdeutschland die bessere Bezeichnung, zeigt sie doch unsere Weltoffenheit auch gegenüber früher hier nur geschmähten Regionen wie Balkan und Ostblock, gleichzeitig kommt auch das lokale nicht zu kurz, eben die Rio-Formel: global Denken und lokal Handeln, muss in der Bezeichnung sichtbar werden!
Lavinia
schrieb am 26.11.2009, 13:35 Uhr (am 26.11.2009, 13:36 Uhr geändert).
Ja, Johann, mit Tiefflügen kann man auch beeindrucken! Wegen mangelnder Autobahn, natürlich!
Gratulation hierfür!
bankban
schrieb am 26.11.2009, 15:37 Uhr
Zur Klarstellung: weder ging es mir (wie übrigens schon erwähnt) um die Bewahrung der negativen Eigenschaften des aktuellen Verkehrsnetzes in Siebenbürgen ( Hanzy) noch darum (durch die Verwendung des Begriffes Bakschisch) die in Deutschlands existierende Korruption "anderen" in die Schuhe zu schieben. Nur habe ich Verständnisschwierigkeiten mit loris wiederholt vorgetragenen Klagen darüber, dass in Rumänien der Autobahnbau so langsam vorangeht und wollte mal die andere Seite der Medaille aufzeigen. Hinweisen darauf, was alles verloren geht und verloren gehen kann, wenn Rumänien alles, schnell, 1 zu 1 vom Westen übernimmt. Selbstverständlich ist die Fertigstellung der Autobahn von Großwardein über Kronstadt nach Bukarest wünschenswert. Nur halte ich eben das herablassende Mokieren über das Tempo für nicht angebracht.
Bimbesrepublik? Meinetwegen. Keine Einwände gegen den Begriff.
Johann
schrieb am 26.11.2009, 18:03 Uhr (am 26.11.2009, 18:06 Uhr geändert).
Zweiter Teil:

Man kann und soll sowohl die Mißstände in Rumänien als auch in Deutschland kritisieren, natürlich sollten auch die Differenzen gesagt werden.

Dass die Korruption und Ineffizienz geradezu jahrhunderte alte Auswüchse in Rumänien haben, ist unbestritten. Knn also keine Diffamierung Rumäniens erkennen, wenn dies thematisiert wird.

Ein weiterer wichtiger Unterschied zu D, dort gibt es ja nur Ansatzweise so etwas wie einen Rechtsstaat, die Siemens-Manager bekommen dies gerade zu spüren, in Ro kaum denkbar.
Bimbesland ist noch nicht auf das Niveau vom Balkan angekommen.

Es gibt etwas wie Kollektivhaft und das ist gut so, auch heute noch zahlt D zu Recht Milliarden Beträge für die angerichteten Schäden.

Daher sollte auch jeder aktiv werden und das Feld nicht nur Politikern überlassen.
Politiker übernehmen nur die politische Verantwortung für Schäden, d.h. sie werden in den Ruhestand versetzt und kasieren dicke Pensionen. Haften tut immer das Land als Gesamtheit und damit jeder Einzelne!
schully
schrieb am 26.11.2009, 18:27 Uhr
@bankban:
ih finde, deine sicht der dinge ist ziemlich egoistisch. Rumänien sollte 100 jahre hinter Europa bleiben, damit es romantisch bleibt und wir im sommer in ruhe urlaub machen können. aus sicht der rumänen aber, stellt sich alles anders dar:
hunderte jahre alte häuser zerfallen in Mühlbach, Reußmarkt, Großpold, Săcel, Großau, Hermannstadt, die liste kann noch verlängert werden;
die Bukarester, welche unseren goldenen westen besuchen wollen, brauchen einen tag, um an die grenze zu Ungarn zu gelangen. ein Großwardeiner braucht bis ans Schwarze Meer anderthalb tage. ich habe von Mühlbach bis Oberwischau 10 stunden gebraucht;
jährlich zahlen alle autobesitzer eine abgabe(rovinietă), keiner weiss wofür;
Bechtel hat einen vertrag erhalten, ohne ausschreibung und festgeschriebene fristen;
transportminister Berceanu hat VOR den wahlen für die nächste legislaturperiode, also bis 2012, den bau von über 800km autobahn versprochen;
es gibt genug grund, sich zu ärgern und Rumänien der unfähigkeit zu bezichtigen. dabei müssen wir nicht Deutschland als vergleich nehmen, sondern Ungarn, Kroatien, Polen, die Tschechei usw.
servus
joyflight
schrieb am 26.11.2009, 18:45 Uhr
hi schully,
gerade der vergleich mit kroatien ist die erklärung der vignjetta: es geht um eine vorbezahlte spätere leistung für die bürger und transitierenden.

damit sind die scheinbar rückständigen europäischen länder anderen systematisch eigentlich weit voraus: das verhält sich nämlich wie bei einer kapitalgebundenen rente, wo einfach im voraus angespart wird, und im nachhinein "genossen" wird. dafür kann man die beiträge klein und effizient halten
;-)

und die versprecher von cincinal zu cincinal nochmal wiederholt - wenn juckt's im nachhinein? schliesslich gehts mit der autoindustrie endlich bergab, also werden in vielen jahren vielleicht sogar weniger strassen gebraucht - wer weiss.

servus
Fritzi
schrieb am 26.11.2009, 19:12 Uhr
Rumänien braucht gute Straßen wie die Luft zum Atmen.
Mich wundert, daß die Politik in Rumänienen nicht schon vor 15 Jahren erkannt hat, daß erst eine gute Infrastruktur einen dringend benötigten Aufschwung ermöglicht.
Autobahnen und gute Straßen müssen nicht unbedingt im Gegensatz zu romantischen Landschaften stehen.

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