Heimat

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Asterix
schrieb am 02.07.2011, 14:01 Uhr (am 08.08.2011, 23:18 Uhr vom Moderator geändert).
Was ist Heimat? Wo ist Heimat? Wo ist meine Heimat?

Ist Heimat Siebenbürgen oder ist Heimat Deutschland, oder keines von beiden. Vielleicht weiß ich auch gar nicht wo meine Heimat wirklich ist. Ist es die Alte oder die Neue?

Also machen wir uns auf die Reise zu erforschen und zu ergründen wo ist Heimat. Die Heimat eines Türken ist vielleicht Adana oder Istanbul, die eines Franzosen ist vielleicht Paris oder Muelhausen, eines Engländer vielleicht London. Aber wo ist die Heimat eines Siebenbürgers? Ist sie nun Hermannstadt, Mediasch, Kronstadt oder Wurmloch oder ein anderes ……loch ? Ich weiß es nicht so genau, sagt der/die eine/r oder andere, ich bin Hin und Her gerissen, wie ein Ausländer. In Deutschland ein Ausländer, in Rumänien ein Westdeutscher und unter den Siebenbürger darf ich keine einheimischer Westdeutsche/r sein, sondern muss um dazu-zu-gehören, so sein wie es die Sachsen erwarten(und muss auch sächsisch sprechen), denn sie haben nach 30-40 oder mehr Jahren nicht gelernt zu akzeptieren und zu respektieren, dass ein gebürtiger Sachse/Sächsin bzw. Siebenbürger/in, sich weiter entwickelt hat und anders denkt, fühlt und handelt und nicht unbedingt so großen Wert auf den Dialekt legt(sei es sächsich, bayerisch oder honolulisch). Also wo ist nun meine Heimat? Da, dort oder nirgendwo, im Niemandsland?

Antwort:

Heimat sieht für jede/n anders aus!
Heimat ist da wo ich mich gut und wohl fühle! Und da ich 27 Jahre in Hermannstadt lebte und inzwischen 24 Jahre(bald die gleiche Anzahl von Jahren wie drüben) in Augsburg lebe, bin ich in Augsburg zuhause und da ist meine Heimat. Meine Heimat ist Bayern. Und heute singe ich mit Stolz die deutsche Landeshymne, die bayerische Hymne und nächste Woche am Augsburger Rathausplatz auch die europäische Hymne.

Heimat empfindet jeder Mensch anders. Es ist auch jedem selbst überlassen, wo er sich zuhause fühlt, wo seine Heimat ist. Wichtig ist nur, die Entscheidung eines anderen zu akzeptieren und zu respektieren. Andere zu akzeptieren und zu respektieren kann man aber nur, wenn man mit sich selbst im Einklang ist. Wenn ich weiß wer ich bin, wo ich hin bzw. zu-gehöre(zu mir selbst), bin ich in der Lage, die Entscheidung und Meinung des/der anderen anzunehmen(akzeptieren, respektieren).

Erst muss ich für mich Klarheit schaffen, wer ich bin, in welche Gesellschaft gehöre ich bzw. in welcher fühle ich mich wohl(die eine, die andere oder beide, oder gar keine), erst dann kann die Vergangenheit aufarbeiten werden, Grenzen gesetzt werden und entscheiden wo meine Heimat ist.

Das habe ich gemacht und für mich selbst entschieden, Augsburg und Bayern ist meine Heimat(im Grunde war ich a nur 27 Jahre auf Reise, nach Siebenbürgen und bin nun wieder Heim gekehrt). Meinen verstorbenen Eltern wurde oft gesagt, weil sie nicht immer oder mit jedem sächsisch sprachen: „Habt ihr vergessen von wo ihr gekommen seid?“ Nein sie hatten es nicht vergessen. Auch ich habe es nicht vergessen und werde es auch nie vergessen können, weil es ein Teil meiner Vergangenheit, ein Abschnitt meines Lebens ist. Aber ich habe für mich entschieden nun eine Augsburgerin, eine Bayerin zu sein. Den sächsischen Dialekt habe ich nicht sprechen gelernt(auch wenn ich eine gebürtige Siebenbürgerin bin)und werde ihn auch nicht Lernen(so wie sich der eine oder die andere Sächsin dass vorstellt). [... Name von Administrator entfernt] mir sagte: „Was bist du für eine Siebenbürgerin, wenn du nicht sächsisch sprechen kannst?“. An diesem Beispiel kann man den Angriff auf mich als Person, als Persönlichkeit, als Mensch, die Erniedrigung, Behandlung von Oben nach Unten, erkennen. Das gleiche Verhalten, wird sie auch bei anderen Menschen anwenden, egal ob Siebenbürger/in, Sächsin/Sachse, Ausländer/in oder Einheimische. Und bei solch einem Umgang miteinander, braucht sich keine/r Wundern, wenn er links liegen gelassen wird. Von mir(als gebürtige Siebenbürgerin) aber auch von den anderen Menschen und den Einheimischen.

Und wer das so nicht akzeptieren will oder kann, muss noch an sich arbeiten, der ist in der Entwicklung und in der Vergangenheit stecken geblieben und befindet sich in einer Sackgasse. Der möge aber bitte nicht auch die weiter Entwickelten, zurückziehen oder zurückhalten(wollen). Jeder geht seinen eigenen Weg. Jeder trifft die Entscheidung für seinen eigenen Weg selbst.

Ich bin eine gebürtige Siebenbürgerin und eine(halbe)Augsburgerin. Wenn ich in ca. 20-30 oder 40 Jahren sterben werde, dann kann ich sagen, ich bin eine Augsburgerin(voll und ganz). Den Rest meines Lebens, gehe ich davon aus, in Bayern zu Leben. Meine Identität ist deutsch(nicht siebenbürgisch), deswegen fühle ich mich als Deutsche, Augsburgerin und Bayerin. Hier bin ich dahoam!!!
Wanderer
schrieb am 02.07.2011, 14:21 Uhr
Im Beitrag: Von Volkstum und Volksgemeinschaft!
Versucht Johannes Mumbauer zu erklären was Heimat ist.
Ein sehr interessanter Beitrag.



JOHANNES MUMBAUER

Von Volkstum und Volksgemeinschaft!

Diese Blätter wollen der Heimat und dem Heimatgedanken dienen. Was aber ist „Heimat"?

Die meisten Leser dieser Zeilen werden geneigt sein, treuherzig zu versichern, Heimat sei der geographische Punkt, also das Land oder der Gau, das Tal, der Berg oder die Ebene,. die Stadt oder das Dorf, so einer auf die Welt gekommen ist — also kurz die Geburtsstätte. Nicht wahr, das ist doch „einfach"? So? Mit dieser ganz äußerlichen Bestimmung will man die Frage abgetan sein lassen? Bedenkt man nicht, daß der Ort, wo einer geboren wurde, von ganz zufälligen Umständen abhängen kann? Und die Heimat, das Höchste und Heiligste, was der Mensch — nach seinem Gott und seiner Religion — auf dieser Erde hat, sollte der Bestimmung des Zufalls anheimgegeben sein? Nimmermehr! Hier walten höhere Geschicke ob. Ich kenne einen Herrn, der einen klangvollen literarischen Namen hat und uns eine Reihe guter Romane geschenkt hat, der heute als Gymnasialdirektor in Magdeburg wohnt. Dieser Mann, dessen Vater ein Deutschschweizer und dessen Mutter eine Reichsdeutsche war, wurde als Sohn eines evangelischen Missionars in irgend einem weltfernen Negerdorfe in Innerafrika geboren. In diesem Negerdorf, wo man ihm sogar einen Negernamen beilegte, verlebte er, betreut von einer Negeramme, seine ersten Kinderjahre. Dann wurde er von seinen Eltern, die in Afrika blieben, nach Europa geschickt, damit er europäische Kultur und Bildung lerne, und zwar zu Tanten nach Süddeutschland. Von dort kam er dann längere Zeit zum Gymnasialstudium nach der Schweiz, besuchte danach deutsche Universitäten, nachdem sein Vater nach Rheinhessen in der Nähe meiner Heimatstadt Kreuznach übergesiedelte Stätte fand, als er infolge seiner Philologenlaufbahn in die verschiedensten Gedelt war, wo der Sohn immer wieder seigenden Deutschlands, für eine Reihe von Jahren sogar nach Rom verschlagen wurde, um schließlich in Sachsen, in Magdeburg hängen zu bleiben. — Was, meint man wohl, ist die Heimat dieses Mannes? Oder was wird er als seine Heimat betrachten? Sicherlich nicht dieses Negerdorf in Afrika. Aber vielleicht die Schweiz, aus der sein Vater stammt? Nein? Auch nicht Magdeburg, wo er nun schon seit vielen Jahren mit seiner Familie wohnt und wo er amtlich wirkt — er fühlt sich in der sächsischen Umgebung gar nicht „heimisch". Er erklärt vielmehr ohne jedes Schwanken als seine Heimat den rheinhessischen Winkel, wo er im Hause seiner Eltern die bestimmenden volksmäßigen Eindrücke erhielt. Dort ist seine Heimat, Weil er daselbst mit seinem innersten Wesen hineingewachsen war in eine — Gemeinschaft.

Hier stoßen wir auf den Kern unserer Frage: die Heimat wird bestimmt durch geistige Momente, nicht durch mehr oder minder zufällige Äußerlichkeiten. Nicht die topographische Lage des Geburtsortes, auch nicht das kürzere oder längere Weilen und Wohnen an einem Platze oder in einer Gegend macht die Heimat aus, sondern das geistige Einwurzeln in einem Volkstum, weiter gesagt einem bestimmten Menschentum, kurz einer seelischen Gemeinschaft. Die Heimat eines Menschen ist da, wo er geistig und seelisch hingehört; und diese Zugehörigkeit, die nicht durch räumliche, materielle, ökonomische Faktoren bedingt werden kann, ist nur möglich in einer Gemeinschaft — einer kleineren oder größeren. Und hier liegen auch die wesentlichen Grundlagen des Volkstums, das nur aus dem Begriff und dem Bewußtsein der Heimat erwachsen kann.

Von der Gemeinschaft ist wohl zu unterscheiden die Gesellschaft. Die beiden werden oft gedankenlos verwechselt, gehören aber ganz getrennten Gebieten des Seins an. Gesellschaft ist etwas Materielles, Gemeinschaft etwas Seelisches; Gesellschaft ist zufällig, Gemeinschaft notwendig; Gesellschaft ist zeitlich bedingt und auflösbar, Gemeinschaft ewig und unauflöslich; Gesellschaft wird von Menschen gemacht, Gemeinschaft ist gottgewollt. Wahre Gemeinschaft ist Schicksal, das man nicht herbeiführen und wählen kann, während man eine Gesellschaft nach Belieben gründen und ihr beitreten kann. In der Gemeinschaft verbindet ein geistiges Band, in einer Gesellschaft die egoistischen Zwecke und Interessen.

Die kleinste, aber ursprünglichste, wichtigste und notwendigste Gemeinschaft ist die Familie, der von Gott selber gestiftete und gewollte Bund, die man mit Recht „die Zelle" aller menschlichen Gemeinschaftsbildung genannt hat — was freilich die heutige Menschheit vielfach zu verkennen scheint; der Verfall der menschlichen Gemeinschaft rührt her vom Verfall der Familie. Urheimat eines jeden Menschen, der ins Gemeinschaftsleben einbezogen wird, ist die Familie. Sie entsteht ja nicht aus selbstsüchtigen Zweckinteressen (ein Vater z. B., der seine Kinder zu seinem persönlichen Vorteil mißbraucht, wäre ein entarteter Vater), sondern wird durch sittliche, geistige, seelische Bande zusammengeschweißt nach dem Willen des Schöpfers. Wer in seine Familie hineingeboren ist, gehört untrennbar zu ihr; denn er hat sich diese Gemeinschaft nicht gewählt, sondern er wurde für sie und in sie bestimmt von höherer Macht. Ein Vater kann sich nicht lossagen von seinen Kindern, und die Kinder können sich nicht lossagen von ihren Eltern: mag auch ein entarteter Sohn gegen den Willen der Eltern das Vaterhaus verlassen, er gehört trotzdem noch zur Familie; denn aus einer gottgewollten Gemeinschaft kann man nicht austreten wie aus einer Skatgesellschaft. O selige Heimat der Familie! Und selig, wer noch die Familie zur Heimat hat! Er kann seelisch nie arm werden. Ähnlich wie mit der Familie verhält es sich mit den übrigen Gemeinschaften, die zur Heimat werden können. Der Kreis des Gemeinschaftslebens weitet sich mit der Gemeinde, der Stadt= oder Dorfgemeinde, zu der der Einzelne durch Geburt oder Wahl in jedem Falle schicksalsgemäß gehört; denn auch diese Gemeinde ist ein für sich bestehendes überindividuelles Wesen, für das entsprechend alles gilt, was von der Gemeinschaftsverpflichtung und dem seelischen Segen der Familie gesagt wurde. Jene „Zelle" entwickelt sich dann weiter zu immer größeren Gemeinschaften, die alle in ihrer Art notwendig, weil gottgewollt sind. Wir kommen da in konzentrischem, organischem Wachstum zu Stamm (Volksstamm, wie z. B. Franken, Pfälzer, Allemannen, Bayern, Sachsen usw., auch kleine Gruppen, wie z. B. Ahrbewohner, Eifler, Moselaner, Westerwälder, Hunsrücker U. dgl. kommen in Betracht), und im Zusammenschluß der verschiedenen Stämme zum Volk, der größten Gemeinschaft unter der Menschheit. Das Volk ist nun heute zumeist zusammengeschlossen im Staatenvolk; aber der Staat ist an sich nicht gleichbedeutend mit Volk und Volkstum. Das geht schon daraus hervor, daß es Staaten mit mehreren Völkern gibt (wofür die Neuverteilung der Territorien nach dem Weltkrieg eklatante und seltsame Beispiele bietet), so dann aber und vor allem aus der Erkenntnis, daß der Staat seinem Wesen nach keine Gemeinschaft, sondern eine Gesellschaft im oben festgelegten Sinne ist und sein kann. Heimat können nur Familie, Gemeinde, Stamm und Volk werden, weil und insofern sie wahre Gemeinschaften sind, und zwar in dem Maße, wie der einzelne innerlich mit ihnen verbunden ist. Diese innerliche Verbundenheit vollzieht sich vor allem durch und in dem Komplex jener Gegebenheiten, die wir Kultur zu nennen pflegen. Wenn hier von Kultur die Rede ist, so meinen wir das im umfassendsten Sinne geistiger Bildung — Bildung natürlich nicht als Summe verstandesmäßiger Kenntnisse, sondern als innerer Besitz aller derjenigen Kräfte, Strebungen und Güter, die den Menschen aus dem Naturhaften, Triebhaften, Ungeistigen emporheben zum Geistigen; und wieder nicht unterschiedsloser, gleichmachender Besitz, sondern abgestuft nach Berufs= und Lebenskreisen, so daß die Eigenständigkeit der Bauernkultur neben der Stadt= (Großund Kleinstadt) Kultur, der Industriearbeiterkultur neben der der sog. Intellektuellen selbstverständliche Voraussetzung ist. Da, wo nun dieser Kulturbesitz, sei es in Familie, in Gemeinde, in Stamm, in Volk, innerlich angeeignet, wo das ganze Wesen und dessen Ausdruck von ihm geprägt wird, da ist eines jeglichen Heimat. Heimat ist der besondere Typus der Landschaft, in der wir eingewurzelt sind; Heimat ist die Sprache, man pflegt zu sagen der Dialekt, der betreffenden Gegend; Heimat ist die Religion und die Kirche, in der wir aufgewachsen sind, ihre Liturgie, ihre Riten, ihr Frömmigkeitsausdruck; Heimat sind das Recht und die Rechtsanschauung eines Stammes samt ihrer Ausprägung in den ökonomischen und sozialen Verhältnissen; Heimat sind die eigentümlichen Bauten und die Bauweise einer Gegend einschließlich der Siedlungsart; Heimat ist die volkstümliche, stammesgemäße Kunst eines Gaues, die sich (man nennt das heute „Kunstgewerbe") bis auf die kleinsten Gegenstände des täglichen Gebrauchs erstrecken kann; Heimat sind die Volksbräuche, die Feste, Gewohnheiten eines bestimmten Umkreises, sofern sie wirklich auf volksmäßiger Tradition beruhen und nicht, wie das heute törichterweise vielfach versucht wird, künstlich hineingetragen sind. Man könnte diese Aufzählung leicht fortsetzen; das Angeführte dürfte aber genügen zur Bezeichnung dessen, was gemeint ist. Alles, was das Hineinwachsen in solche kon= krete „Kultur" fördert, ist heimisch, ist heimatlich. Alles aber, was dem analysierenden Nivellierungsprozeß einer angeblichen, tatsächlich nicht vorhandenen, weil unmöglich sog. „allgemeinen Kultur" Vorschub leistet, ist unheimisch und heimatwidrig. Damit ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß es auch ein gesamtvölkisches Heimatgefühl, eine große deutsche Heimat, ein deutsches Volkstum über den Umfang der einzelnen Stämme und Gemeinden hinaus gibt; vielmehr ist dieses die notwendige Folgerung, jenes aber die Voraussetzung. Das gesamtdeutsche Heimatbewußtsein als das Gemeinschaftsgefühl eines innerlich verbundenen Volkes kann nur entstehen auf der Grundlage jener angedeuteten Heimatswerte in den kleineren Gemeinschaftsbildungen, innerhalb deren die seelische Anlage zum Heimatlichen an ganz konkrete Dinge und Kräfte anknüpfen kann. So erwächst aus dem rechten Familiensinn, aus der Anhänglichkeit an die Dorf* oder Stadtgemeinde, aus dem echten Stammesbewußtsein das wahre Volkstum, die Liebe und Treue zur großen Volksgemeinschaft, von der man nicht einseitig nur. persönliche Vorteile erwarten darf, sondern der man auch im Bewußtsein einer höheren Berufung zu dienen, und, wenn nötig, unter Opfern zu dienen bereit sein muß — nur so kann die Gemeinschaft in ihren einzelnen Stufen gedeihen. „Der ist in tiefster Seele treu, wer die Heimat liebt wie Du."

Wir sprechen hier vom Kreise Ahrweiler aus. Wessen Heimat ist dieses schöne Land? Nur derjenigen, die in ihm geboren sind? Oder derjenigen, die seit Jahrzehnten in ihm ansässig sind und in ihm ihre Geschäfte treiben? Nach allem hier Gesagten: nein! Heimisch bei uns sind alle, deren Seelen in die Seele dieser gesegneten Gaue an der Ahr, am Rhein, in der Eifel tief hineingetaucht und mit der Art und der Kultur dieses Landstriches lebendig verwachsen sind. Das gilt aber nicht nur von den Eingeborenen, die — auch das muß einmal gesagt werden — in gar nicht so' seltenen Fällen jenen unheimatlichen Nivellierungs= und Angleichungstendenzen einer undeutschen Talmikultur recht bedenkliche Konzessionen gemacht haben und ihrer heimischen Sonderart zu entsagen bereit waren, sondern es gilt auch und mit gleichem Recht von denjenigen Eingewanderten, die sich in den Geist dieses Landes und dieses Volkes wesenhaft eingelebt haben und selbstlos diesem Volkstum dienen. Durch diesen Dienst haben sie sich hier das Heimatrecht erwerben. Möge nur ein edler Wettstreit entbrennen: wer dem heimischen Wesen am treuesten ist, der ist ein wahrer Heimatmensch.

Wer aber kann nun mit kurzem, knappem Wort sagen, was Heimat ist? Vielleicht hat es der Dichter Wilhelm von Scholz in ahnungsvollen Versen am tiefsten so ausgesprochen:

Eine Heimat hat der Mensch,
Doch er wird nicht drin geboren. —
Muß sie suchen traumverloren.
Wenn das Heimweh ihn ergreift.

Aber geht er nicht in Träumen,
Geht er achtlos ihr vorüber,
Und es wird das Herz ihm plötzlich
Schwer bei ihren letzten Bäumen.
Mynona
schrieb am 02.07.2011, 15:09 Uhr
Eine Heimat hat der Mensch,
Doch er wird nicht drin geboren. —


So ist es.
gerri
schrieb am 02.07.2011, 18:21 Uhr (am 02.07.2011, 18:23 Uhr geändert).
@ Hallo Asterix,so ein Klagelied könnten viele schreiben,ist deine Person so wichtig damit wir uns das Alles anlesen müssen?
Auch wenn du kein sächsisch sprichst,solche gab es in Kronstadt auch,heraushöhren werden die Einheimischen es auch bei deiner größter Anstrengung.
Im Inneren hat ein jeder Mensch Heimweh,auch wenn er meint das seine Heimat dort ist wo es ihm (finanziell) gut geht.
Nach 34 Jahren kann ich auch sagen,das die Einheimischen nach manchem Duell,einen Menschen der seine Herkunft nicht verleugnet eher schätzen wie einen der nicht weiß wem er angehöhrt.Der eine ist standhaft,der Andere unzuverlässig.

Gruß, Geri
Mynona
schrieb am 02.07.2011, 18:35 Uhr (am 02.07.2011, 18:35 Uhr geändert).
...heraushöhren werden die Einheimischen es auch bei deiner größter Anstrengung

gerri,da muß ich dir wiedersprechen,bei mit hört es niemand raus,ganz ohne Anstrengung...

Im Inneren hat ein jeder Mensch Heimweh,auch wenn er meint das seine Heimat dort ist wo es ihm (finanziell) gut geht.

Die Heimat ist nie da wo es einem nur finanziell gutgeht.Und "Heimweh"haben auch nur die Älteren,weil eben für sie dort die Heimat ist und nicht hier.
Wenn es um Siebenbürgen(oder auch Rumänien)geht kann ich höchstens von Sehnsucht sprechen,da geht es dann um die Landschaft,die orte die man kennt und was man mit freunden erlebt hat.Aber das ist alles im Wandel und die Clique von einst gibt es nicht mehr....also Heimweh nach was?

Nach 34 Jahren kann ich auch sagen,das die Einheimischen nach manchem Duell,einen Menschen der seine Herkunft nicht verleugnet eher schätzen wie einen der nicht weiß wem er angehöhrt.Der eine ist standhaft,der Andere unzuverlässig

Wer/was man ist sollte man nie verleugnen,das schätzen Menschen jeglicher Herkunft.Das hat aber nichts mit Standhaftigkeit/ oder mangelnder Zuverlässigkeit zu tun finde ich.
gerri
schrieb am 02.07.2011, 22:23 Uhr
@ Mynona,mancher meint das von sich,aber wenn du willst sag ich dir auch aus welcher Gemeinde du ausgewandert bist....
Die Jüngeren geben sich Mühe und lernen Dialekte und Sprache
leichter,aber manchmal höhrt man das dicke "L" doch raus aber dafür braucht man sich doch nicht schämen.

Gruß, Geri
Mynona
schrieb am 02.07.2011, 22:33 Uhr (am 02.07.2011, 22:36 Uhr geändert).
@Gerri,das sagst du mir weil du das weißt ,aber nicht weil du das heraushörst...;-)
Sogar meine Cousine(in D geboren,meine Tante ist aus Russland direkt nach D gekommen nach dem Krieg)sagte das letztens noch und wunderte sich ,da meine Cousinen ,Cousins, die jünger sind als ich ,eben doch diesen sächsischen "Einschlag"haben.
Ich spreche Deutsch aber auch ohne irgendwelche regionalen "Färbungen";-)(oft wird ja auch schwäbisch oder bayrisch angenommen)
Natürlich braucht man sich nicht zu schämen wenn das anders ist,aber ich persönlich finde es auch schrecklich wenn jemand Englisch spricht mit stark deutschem Akzent zB.

Dafür aber spreche ich ganz komisch sächsisch-also da übertrag ich oft Begriffe aus dem Deutschen...:-)
walter-georg
schrieb am 02.07.2011, 22:39 Uhr (am 02.07.2011, 22:57 Uhr geändert).
Der Begriff Heimat ist m.E. sehr schwer zu definieren. Damit habe ich mich in meinem Buch "Zwischen drei Welten" gründlich auseinandergesetzt und bin zur Schlussfolgerung gekommen, dass meine Wenigkeit - bestimmt sehen dies viele meiner Landsleute anders - praktisch nie eine Heimat hatte! Würde ich dieses Buch neu schreiben, wäre sein Titel bestimmt Heimatlos. Weshalb?

Wenn man genau nachdenkt, waren wir doch Fremde in einem Land, das uns nie gehört hat. Dass sich Unsereiner dort wohl gefühlt hat, mag ja sein, nicht aber, dass er den Ort, in dem er gelebt hat, als den seinigen bezeichnen konnte. Da standen immer Welche mit dem Messer in der Tasche - egal, ob Ungarn oder Rumänen - und haben gehofft, die Anderen von der politischen Führung abzulösen. Und wir, die SBS? Wir waren eine Minorität, die immer versucht hat, sich irgendwie [i durchzuwursteln...

In Siebenbürgen haben sich viele von uns damit abgefunden, dass ihre wahre Heimat im heutigen Deutschland liegt und auch gehofft - als sich die Gelegenheit ergab - in die alte Heimat zurück zukehren. Dass dem nicht so war, wissen wir in der Zwischenzeit alle...

Was ist also Heimat?????????????????????????????????????????

Vor kurzem kam eine türkische Schülerin nach dem Unterricht zu mir und wollte wissen, ob sie nun nach der Einbürgerung eine Deutsche sei.

"Natürlich, bist du ab diesem Datum eine deutsche Staatsbürgerin", habe ich ihr geantwortet, "aber gewiss keine Deutsche. Du wirst ein Leben lang eine Türkin bleiben." Da war die mehr als froh. Ihr Gesicht fing an zu strahlen! Schließlich antwortete sie:

"Vielen, vielen Dank! Jetzt kann ich meiner Oma und meinem Opa in der Türkei sagen, dass ich noch immer Eine von ihnen bin!"

Dies hat auch mit Heimat zutun! In Deutschland wird bewusst nicht zwischen Nation und Nationalität unterschieden. So soll vielleicht der Begriff Heimat umgangen werden... Dies finde ich schade, denn so wissen Millionen von Menschen mit Migrationshintergrund nicht, ob sie hier überhaupt eine Heimat haben. Tatsache ist, dass die - wie wir, die SBS, übrigens auch - in diesem Land Fremde sind. Aber vielleicht ist dies ja auch so gewollt...
Henny
schrieb am 03.07.2011, 00:14 Uhr (am 03.07.2011, 00:16 Uhr geändert).
Und in der Heimat, ja, da ist es doch am Schönsten
Wo meine Wiege stand, wo ich gespielt als Kind
Und in der Heimat, ja, da ist es doch am Schönsten
Hier wo auch Vater und Mutter zu Hause sind.


Ein "Heim" kann man sich überall auf der Welt schaffen... ich denke aber eine "Heimat" hat man nur einmal! Zumindest für unsere Generation wird es noch Geltung haben.... für unsere Kinder nicht mehr....
Mynona
schrieb am 03.07.2011, 00:58 Uhr
"Unsere wahre Heimat ist der gegenwärtige Augenblick.

Im gegenwärtigen Augenblick zu leben, ist ein Wunder. Auf dem Wasser zu schreiten, ist es nicht. Das Wunder besteht vielmehr darin, im gegenwärtigen Augenblick über die grüne Erde zu gehen, den Frieden und die Schönheit kosten, die jetzt genau zur Verfügung stehen.

Wir müssen nur Mittel und Wege finden, unseren Körper und Geist zurück in den gegenwärtigen Augenblick zu bringen, damit wir das berühren können, was uns erfrischt und heilt und wunderbar ist."
walter-georg
schrieb am 03.07.2011, 01:23 Uhr
@ Henny: Die von dir zitierte Strophe ist bestimmt (fast) jedem SBS bekannt. Ich möchte ihr hiermit auch keinesfalls widersprechen!

Nein, als wir noch in Siebenbürgen lebten, waren wir fest davon überzeugt, dass dieses Gebiet unsere Heimat ist!!! Vielleicht war dies auch gut so. Schließlich hatten wir dort unser Zuhause, konnten dazu noch eigene Sitten und Bräuche pflegen, und uns sogar gegen die Rumänen wehren, weil die in "unseren" Dörfern oft eine Minderheit darstellten.

Leider hat uns allen das Regime von Ceauşescu aufgezeigt, wie gebrechlich unser Dasein in Siebenbürgen doch war! Dies kannten wir bis zu dem Zeitpunkt nicht! Die Gründe dafür sind vielfältig, Tatsache war jedoch, dass dieses Regime uns praktisch in Sachen Kultur - also Identität - ausrotten wollte!!! Erst zu dem Zeitpunkt musste unsereiner einsehen, dass DAS mit der Heimat nicht ganz stimmte...

Das war bestimmt für viele unserer SBS ein Schock! Plötzlich war die Heimat keine mehr!!!

Genau da wollte ich hin, indem ich behaupte, dass wir eigentlich keine Heimat hatten. Die Ankunft in Deutschland hat uns dann auch noch aufgezeigt, dass wir auch hier keine haben! Praktisch werden wir seitens dieser Gesellschaft bloß toleriert! Ob das mit Heimat was zutun hat...?

Du deutest an, dass dies - höflicherweise drückst du es nicht so direkt aus - nur noch von unserer Generation so gesehen wird, nicht aber von unserem Nachwuchs. Da kann ich dir nur Recht geben. Lass` es mich abschließend in diesem Sinn zu einer rumänischen Formulierung kommen, die ich diesbezüglich angebracht finde: Sântem o generaţie de sacrificiu...

Henny
schrieb am 03.07.2011, 01:58 Uhr
Sântem o generaţie de sacrificiu...
Ist das denn nicht jede Generation? Auf ihre Art und Weise und mit ihren eigenen "sacrificii"??
Wer weiß schon was unsere Kid's erwartet?
Hoffen tun wir immer das Beste... dies taten unsere Eltern und deren Eltern... erst recht diejenigen die Siebenbürgen aufbauten.
walter-georg
schrieb am 03.07.2011, 02:21 Uhr (am 03.07.2011, 02:25 Uhr geändert).
@ Mynona: Es scheint so zu sein, dass du Siebenbürgen schon in jungen Jahren verlassen und danach große Teile deines Lebens abseits dieses Landstriches verbracht hast. In einer ähnlichen Lage bin ich. Der Unterschied zwischen uns Beiden besteht allerdings darin, dass deine Bindung zu diesem Gebiet geringer ist - aus welchem Grund auch immer -, wie es bei mir der Fall ist.

Vielleicht ist es so, dass du viel früher nach Deutschland ausgewandert bist als ich, dir demzufolge auch diese Bindung fehlt. In meinem Fall war es so, dass ich mich nach dem Abi noch in Rumänien befand (Bukarest), jedoch nicht mehr in Siebenbürgen. Da erst habe ich gemerkt, aus welch` geordneter in welch` chaotische Gesellschaft ich hineingeraten war!!!

Aus "Heimatliebe" habe ich mich nach dem Studium nach Siebenbürgen zurückverlangt - was mir dann auch gelungen ist -, aber nach acht Jahren meiner Abwesenheit aus dem "Heimatland" - es waren die Zeiten der Auswanderung - musste ich einsehen, dass meine Ziele, die darin bestanden, der künftigen sächsischen Generation mein inzwischen angesammeltes Wissen weiter zu geben, nicht mehr praktikabel waren. Dies war schon eine Enttäuschung..., die mich bis zuletzt gezwungen (???) hat, das Land auch zu verlassen.

Warum schreibe ich dies alles an deine Adresse? Nun:
Wir Beide sind viel in "unserem Kosmos" umhergewandert. Du warst u.a. in Paraguay und der Dominikanischen Republik; ich ... u.a. acht Jahre in Bukarest. Wo immer ich vorbeigekommen bin, musste ich merken, dass man mich zwar mit Respekt behandelt hat, mich jedoch nie als Einen der Ihrigen behandelt hat!

Das letzte Beispiel kommt von Tobago - wo ich in den Osterferien zu Gast war: Dort habe ich zufällig einer Diskussion beigewohnt, in der ein einheimischer Schwarzer - mit einer Schweizerin verheiratet - sich bei unserer Reiseleiterin - eine Deutsche aus Schwaben und mit einem Einheimischen verheiratet - beklagte, dass er dem üblichen Rassismus ausgesetzt sei. Da erst habe ich verstanden, dass es diesen Begriff auch gegen die Weißen gibt...

Anschließend habe ich die Schwowin gefragt, ob sie, die sich schon seit 1994 dort befindet, Tobago als ihre neue Heimat empfindet. Die Antwort war kurz: "Man kann nur eine Heimat haben - wenn überhaupt. Anscheinend habe ich keine!"

Vielleicht sollten wir darüber mal nachdenken...
walter-georg
schrieb am 03.07.2011, 02:46 Uhr (am 03.07.2011, 02:52 Uhr geändert).
@ Henny: Natürlich sind wir alle eine Opfergeneration. Doch dies meinte ich in diesem Fall nicht. Beispiel: Mein Vater kam zwei Jahre vor mir her und hat mir ca. 1.000 DM vererbt. Ich habe vor kurzem meinem Sohn eine Wohnung überschrieben, also "vererbt". In Siebenbürgen hätte das Ganze "etwas anders" ausgesehen... Wenn unsere Eltern hier geboren, aufgewachsen und sich hätten entfalten können, würde dieser Begriff (generaţie de sacrificiu) meinerseits auch nie erwähnt werden. In diesem Sinne war meine Andeutung zu verstehen.

P.S. Mir ist nicht bekannt, ob du Mutter bist. Sollte dem so sein - wovon ich ausgehe -, wirst du meine Äußerungen - und Andeutungen - bestimmt noch besser verstehen.
walter-georg
schrieb am 03.07.2011, 03:36 Uhr
@ Asterix: Sicher hat jeder Mensch in der heutigen Gesellschaft viel zu tun - es sei denn, er ist arbeitslos. Wenn Sie sich dann wiederholt mit ganz unterschiedlichen Themen in diesem Forum äußern - dazu noch mit recht langen Beiträgen (!!!) -, sind Ihre Chancen relativ gering, dass sie von Erfolg gekrönt sind.

Wir leben in einer ziemlich hektischen Welt. Wenn da jemand noch etwas Zeit hat, in dieses Forum hereinzuschauen, so wird er/sie bestimmt keine so langen Beiträge lesen, wie es die Ihrigen sind...

Vielleicht sollten Sie auch aufpassen, dass die Beiträge für die Mehrheit verständlich sind! In diesem Forum gibt es nämlich - wie in anderen auch - auch viele Teilnehmer ohne Hochschulabschluss. Demzufolge wurden Ihre Beiträge - davon gehe ich mal aus - von ziemlich Wenigen überhaupt gelesen.

Sicher gibt`s auch die Anderen: Der Erste (seberg) fühlt sich als "Zeus" der Zweite (bankban) als "Germanist", der Dritte (Johann) als Philosoph und der Vierte (Shimon) als Missionar. Selbstverständlich gibt es auch noch den Fünften... Unsere "Welt" ist halt bund. Aber nun zu Ihren Anschauungen:

So viele Themen in einer so kurzen Zeit aufzufächern, ist eher ungewöhnlich. Woher kommt dies? Womit hat es was zu tun? Ist der Mann pötzlich weg...? Ich weiß es nicht, aber seltsam ist es schon. Also: Was bedrückt Sie praktisch?

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