Sara Dootz - Nachrichten

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Ruhe in Frieden

Erstellt am 03.07.2022, 17:26 Uhr von Bir.Kle. (Chef) und am 04.03.2023, 02:08 Uhr geändert.
Es gibt unter uns Menschen faszinierende Ausnahmeerscheinungen - wenngleich nur äußerst wenige, aber es gibt sie.
Mahatma Gandhi, Martin Luther King oder Nelson Mandela gehören zweifelsohne dazu.
Es gibt überdies auch außergewöhnliche und besondere Menschen, die keine großen Persönlichkeiten der Menschheitsgeschichte sind und niemals Berühmtheit erlangen, sondern ein unscheinbares, bescheidenes und bodenständiges Leben führen oder führten - wohlwissend, worauf es wirklich ankommt und was das Wesentliche im Leben ist. Menschen, die bereits nach einer kurzen Begegnung nachhaltigen Eindruck und tiefe Bewunderung hinterlassen.
Sara Dootz war so ein Mensch. Sie begnügte sich mit dem, was sie besaß, stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden und war sich stets bewusst, wo ihre Wurzeln sich befinden.
Im November 1936 in Deutsch-Weißkirch (Viscri) geboren, hat sich im Mai 2022 der Kreis ihres oft entbehrungsreichen aber erfüllten und glücklichen Lebens geschlossen, als sie in ihrem geliebten Heimatdorf für immer eingeschlafen ist.
Tränen liefen mir über die Wangen, als ich in der Siebenbürgischen Zeitung vom 05. Juli 2022 von ihrem Tod erfuhr.
Als ich im Jahr 2013 an einer von der HOG Bistritz-Nösen organisierten Reise teilnahm, besichtigten wir unter anderem auch die monumentale Kirchenburg in Deutsch-Weißkirch.
Dort wurde mir das Glück zuteil, Sara Dootz persönlich zu treffen. Wie ich bereits andeutete: Sie wusste, worauf es ankommt. Unser Reisebus parkte mitten im Dorf und wir mussten vor ihrem Haus nicht lange warten, ehe sie in schlichter, jedoch gepflegter Erscheinung durch das Tor schritt und uns begrüßte. Sie war mit sich selbst im Reinen und hatte es nicht nötig, sich aufzutakeln und herauszuputzen, bevor sie eine Reisegruppe empfing. Gemeinsam schlenderten wir zu der malerischen, auf einer Anhöhe thronenden Kirchenburg.

Als "Burghüterin" wie wir Siebenbürger Sachsen sagen, führte sie uns bestens gelaunt, charmant, kompetent und sehr auskunftsfreudig durch "ihre" Kirchenburg. Ihre Ausführungen gestaltete sie sachlich und humorvoll zugleich. In ihrer erzählfreudigen Art ging sie auch auf Anekdoten und Begebenheiten aus ihrem Privatleben ein.
Es schien ihr immer wieder aufs Neue eine Ehre zu sein, den neugierigen Besuchern stolz und zugleich auch demütig "ihre" Kirchenburg vorstellen zu dürfen und aus ihrem ereignisreichen Leben und ihrem Alltag zu berichten.
Während der Führung sagte sie unter anderem folgende Sätze, die mich tief beeindruckt haben und mir unvergessen bleiben werden:
"Wir haben hier in der Kirche keinen elektrischen Strom. Aber den brauchen wir auch nicht. Wir zünden einfach ein paar Kerzen an und haben einen wunderschönen Gottesdienst."
Wer eine derart genügsame und demütige Einstellung an den Tag legt, kann nur ein glücklicher und zufriedener Mensch sein! Jammern, Klagen und Trübsal waren ihr fremd - stattdessen: Begeisterung, Optimismus und Lebensfreude.
Wir in unseren westlichen Überflussgesellschaften, wo wir stets auf hohem Niveau klagen und jammern, sollten uns daran gefälligst ein Beispiel nehmen!

Die Begegnung mit Sara Dootz ist eine unvergessliche Bereicherung. Ich bin sehr dankbar, dass ich sie - wenngleich leider nur kurz - persönlich kennenlernen durfte und bedauere zutiefst, sie nie mehr in Deutsch-Weißkirch wiederzusehen.

Aber ganz aus der Welt ist Sara Dootz nicht. Ich bin sicherlich nicht der einzige Besucher, bei dem sie bleibenden Eindruck hinterlassen hat und in Erinnerung bleiben wird.
Darüber hinaus scheint sie ihren edelmütigen Charakter vererbt zu haben: Ihre Tochter Caroline Fernolend, die mit Einsatzfreude, Leidenschaft und Tatkraft viel bewegt, ist gleichermaßen beeindruckend.

Möge Sara Dootz, die auch im Tod ihrem geliebten Heimatdorf verbunden geblieben ist, in der Heimaterde in Frieden ruhen und mögen viele Besucher an ihrem Grab innehalten und eine Blume niederlegen.

Ihren Angehörigen wünsche ich in den Stunden der Leere und des Schmerzes viel Kraft und Zuversicht.

Erzählungen von Sara Dootz über ihr Leben sind (von Werner Schmitz) schriftlich festgehalten worden. Das daraus entstandene Buch heißt Mit der Sonne steh' ich auf
Die Sonne erwacht jeden Morgen aufs Neue - Sara Dootz leider nicht mehr.