Pressebericht über Friedrich Wächter

Schmitten. Vernissage im Seniorentreff "Silbergrau": Professor Friedrich Wächter zeigt jetzt in den hellen, freundlichen Räumen im Herzen von Schmitten seine Bilder. "Ein Physiker als Maler" heißt der Titel der Ausstellung und darin enthalten sind bereits Beruf und Hobby des 81-Jährigen.

Seine erste Ausstellung organisierte er bereits im zarten Alter von neun Jahren, obwohl seine Mutter ihn vom Malen abbringen wollte. Hintergrund: In der Nachbarschaft gab es einen heruntergekommenen Maler, der nicht als Vorbild für den jungen Friedrich Wächter dienen sollte. Während dieser ersten Schau verkaufte er sogar bereits ein Bild – sein einziges, wie Wächter berichtete, denn später habe er viele seiner Werke verschenkt.

"Die Kunst, die er nie professionell ausgeübt hat, zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben", eröffnete Utta Dommes die Vernissage. Die Maltechniken reichen von Tempera über Acryl bis hin zum Aquarell, die Motive vom Landschaftsbild über Blumengebinde bis hin zu einem modernen, abstrakten Bild, das völlig konträr ist zu den übrigen Werken. "Phönix aus der Asche" nennt Wächter diese Arbeit. Es sei eine spontane Reaktion gewesen, die ihn zu diesem Bild veranlasst hätte.

Eine weitere Erklärung dazu gab der Professor nicht. Dafür erzählte er viele interessante Geschichten zu seinen übrigen Exponaten. So taucht ein Motiv immer wieder auf: Das Kirchenkastell seiner Heimatgemeinde Agnethen in Siebenbürgen. In Aquarell, Tempera und Acryl kann man es bewundern, an einem Sommertag, mit Ehefrau Ilse im Vordergrund oder in einer Vollmondnacht. "Die Kirche war der absolute Mittelpunkt in Agnethen", erzählte der Professor. Alle Aktivitäten hätte man unter dem Deckmantel der Kirche durchgeführt, weil sie bei den Rumänen gefürchtet gewesen sei.

Auch von seiner Gefangenschaft berichtete der Professor. Hier hätte ihm die Malerei das Leben gerettet, gab Utta Dommes den Inhalt eines Gesprächs mit dem 81-Jährigen wieder. Er habe nachts gemalt, habe Gefangene auf Bestellung porträtiert und die Russen hätten dies akzeptiert. Nach seiner Heimkehr im Jahr 1948 studierte er anfangs Mathematik, dann Physik, obwohl letzteres zur damaligen Zeit ein reines Prominentenfach gewesen sei. 1950 heiratete er die Biologin Ilse und bekam mit ihr vier Kinder. 1967 durfte er nach Deutschland reisen – endlich, nachdem er fast zwei Jahrzehnte um seine Ausreise ersucht hatte.

Beruflich wurde er 1972 an die Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität berufen, wo er bis 1988 lehrte. 1985 kam er "der sehr guten Luft wegen" nach Schmitten. Eindrucksvolle Landschaften, Berge und Wälder hat der Physiker auf seinen zahlreichen Auslandsreisen – unter anderem Italien, Schweden, Holland – zu Papier gebracht. Dem Keukenhof in Holland widmete der Hobbykünstler sogar ein großformatiges Acryl-Bild. Und auch zu diesen Bildern hatte er jeweils die passende Historie parat. "Ein Geschichtsbuch kann nicht spannender sein", staunte Utta Dommes über die sehr ausführlichen Erinnerungen des Malers. Vor allem über seine Heimat in Siebenbürgen erzählte er gerne. Auch über die Schwierigkeiten, die er dort hatte, und über die Eigenarten. So sei es beispielsweise verpönt gewesen, Hochdeutsch zu sprechen, verriet Wächter, obwohl es in der Schule gelehrt wurde. Die Menschen kultivierten ihre eigene Mundart, die sogar von Straße zu Straße anders sein konnte.

Porträts sind ebenso unter den Werken von Friedrich Wächter zu finden. Seine Enkel, Steffi Graf und einen Pfarrer kann man derzeit im "Silbergrau" als Gemälde bewundern. Der Pfarrer hätte ihn in jungen Jahren in Richtung Philosophie missionieren wollen. Aber der hätte sich die Zähne an ihm ausgebissen, schmunzelt der Physikprofessor. Die Ausstellung ist noch bis einschließlich 7. November im Seniorentreff zu sehen. Ein Blumen-Stillleben hat der Künstler der Institution zur Verlosung zur Verfügung gestellt. Die Lose können während der Öffnungszeiten, montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr, erworben werden. Jedes Los kostet einen Euro, die Ziehung wird am Freitag um 17 Uhr sein.

(aus Frankfurter Neue Presse, 01.11.2003)

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