Von Württemberg nach Siebenbürgen

21. März 2009

Allgemeiner Bericht

In einem Brief vom 28.6.1913 erinnerte sich Josefa Bahmüller an die Auswanderung mit ihren Eltern und acht Geschwistern 1846 aus Plüderhausen (Rems-Murr-Kreis) nach Siebenbürgen:
»Liebe gute Kinder, ich setze euch zur Erinnerung an unsere Reise, was ich weiß von 12 Jahren an, wie es bei uns war im Jahr 1844, dass eine sehr große Teuerung war, indem der Hagel in sieben Feldern alles zerschlagen hatte. […] Oh, wenn ich nur denk, wie schwer es den armen Eltern und Großeltern war, die Heimat zu verlassen! Wie wir haben abreisen sollen, so war der arme Vater nicht da. Er war auf einmal in unser Haus zurück und wollte gar nicht mitkommen. […] Und wie wir in Bayern in Donauwörth ankamen und wir das neue Bretterschiff sahen, so wollte der Vater nicht einsitzen. Da kamen Herren und haben ihn beredet, er sollte sich doch nicht fürchten und so kamen wir bis nach Wien. […] Dann kamen wir nach Pest [Budapest], da suchte der Vater Fuhrleute. Vierzehn Tage sind wir auf der Donau kommen und vier Wochen zu Land, da war es auch sehr schlecht, kein Holz zum Feuer machen. Die Mutter musste mit Stroh uns ein wenig Suppe kochen für uns viele Kinder. Mit dem ungarischen Fuhrmann konnten wir kein Wort sprechen. Da kamen wir in so ein Räuberschank-Haus, da wollte man uns bei der Nacht unser bissel Geld nehmen. […] Wenn man uns das Geld gestohlen hätte, was hätten wir auf der Puszta gemacht? Keinen Schritt hätten wir weiter können, dort hätten wir vor Hunger sterben müssen. Mit dem Fuhrmann kamen wir bis Hermannstadt. Da bekamen wir einen Fuhrmann, der war von Alzen. Der gab uns das Nachtmahl und Frühstück und dann fuhr er mit uns […] in unsere Heimat.«
Zit. n.: Balduin Herter, Württembergische Einwanderer in Siebenbürgen um die Mitte des 19. Jahrhunderts, in: Beer/Dahlmann, Migration, S. 409.

Horst

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