Setzlinge aus Cadolzburg gelangten unbeschadet nach Brenndorf

15. Juni 2003

Allgemeiner Bericht

Die Marktgemeinde Cadolzburg im Kreis Fürth, etwa 15 Kilometer westlich von Nürnberg, ist eine geschichtsträchtige Ortschaft, die vom 13. bis 15. Jahrhundert Residenz der hohenzollerischen Burg- und Markgrafen von Nürnberg, des späteren Fürstentums Ansbach, war.
Seit dieser Zeit besitzt Cadolzburg ein imposantes Schloss, das im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, seit den 80er Jahren aber wieder restauriert wurde und zu einem Burgmuseum eingerichtet werden soll. Von dem genannten Hohenzollerngeschlecht stammen die Markgrafen von Brandenburg, des späteren Preußen, und die Kaiser des Deutschen Reiches. Dem schwäbischen Zweig der Hohenzollern entstammte das rumänische Königshaus.

Cadolzburg blieb bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert Vorort des heutigen Kreises Fürth und war damit Sitz von Verwaltungs- und Gerichtsämtern.

Was hat all das mit Brenndorf zu tun? Ich habe im Auftrag des Marktrates die Geschichtschronik der Ortschaft verfasst, die 1993 erschienen ist. Bei meinen Forschungen stieß ich auf folgende für Brenndorf interessante Verbindung zu Cadolzburg.

Der mittelfränkische Markt war bis im 20. Jahrhundert berühmt durch seinen Obstanbau, dessen Erzeugnisse - Äpfel, Birnen, Kirschen, Weichseln, Stachel-, Johannis-, Him- und Erdbeeren - in Nürnberg und Fürth Absatz fanden. Die Tradition des Obstbaus, der hauptsächlich als Gartenbau betrieben wurde, ging auf die markgräfischen Schlossobstgärten zurück. In den 1840er Jahren legte der Cadolzburger Leonhard Haffner eine Obstbaumschule an. Das war zugleich die erste private Baumschule in Bayern. Für ihren Betrieb erhielt Haffner eine jährliche staatliche Förderung von 500 Gulden. In den Jahren 1849-1861 wirkte an der Baumschule auch ein namhafter Pomologe namens Jakob Dochnahl.

Die Cadolzburger Baumschule züchtete Bäumchen, Stecklinge und Sträucher, die sie in einem großen Gebiet absetzte, bildete Lehrlinge aus und hielt Lehrgänge in den Landgemeinden über Obstbau. Im Jahre 1859 rühmte sich Haffner damit, dass einer seiner Lehrlinge in Ungarn segensreich wirke und dass Stecklinge und Sträucher von ihm sogar bis nach Siebenbürgen gelangt seien. Zum Beweis dafür zitiert er aus einem Brief, den er aus Brenndorf erhalten hatte. Es heißt darin: „Ich danke für die mir im vorigen Jahr gesandten, schönen, trefflichen Stachel-, Johannis- und Himbeeren... Alles ist - weil sorgfältig verpackt - vollkommen und wohlerhalten angelangt, so dass nicht ein Zweiglein verdorben ist, und zwei Stachelbeeren haben auch schon Frucht getragen. Ich wünsche Ihren Baumschulanlagen gutes Gedeihen, die Anerkennung auch in weiter Ferne wird ihnen nicht fehlen.“

Man muss schon darüber staunen, dass die Kunde von der Cadolzburger Baumschule bis nach Siebenbürgen gedrungen und dass die Setzlinge bei den damaligen Verkehrsverhältnissen unbeschadet nach Brenndorf gelangten. In Brenndorf wäre zu ergründen, ob die importierten Beeren eine größere Verbreitung gefunden haben und ob in den heimischen Quellen darüber etwas verzeichnet wurde. In dem im Jahre 1898 erschienenen Buch „Das sächsische Burzenland“ befinden sich im Kapitel über Obstzucht keine konkreten Hinweise. Es heißt bloß allgemein, dass in letzter Zeit auf dem Gebiete des Obstbaus Fortschritte erzielt worden seien, dass es neben jeder Volksschule auch eine fachmännisch geleitete Baumschule gäbe, die mit einigen schön gepflegten Privatgärten beispielgebend wirkten. Wörtlich lesen wir darin: „Edle Obstbäumchen und Stecklinge der Beerenstäucher werden aus den Baumschulen unentgeltlich verteilt... In den Gemeinden Brenndorf, Neustadt, Tartlau usw. zeigen sich Ansätze zum Fortschritt. Wir finden hier bereits bessere Obstsorten...“ Die Beerenkultur nahm, wie wir aus den genannten Ausführungen weiter erfahren, namentlich in Heldsdorf, Marienburg und Zeiden immer mehr zu. „Der Beerenwein wird im Burzenland immer beliebter und verdient allgemeine Verbreitung zu finden. Diese Weine, besonders die Johannisbeerweine, sind größtenteils von vorzüglicher Güte.“

Zu erwähnen wäre noch, dass es in allen Burzenländer Gemeinden landwirtschaftliche Ortsvereine gab.

Dr. Michael Kroner

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