Zur Erinnerung an Pfarrer Walter Albert
Vor zehn Jahren, am 18. Januar 1994, verstarb mein lieber Mann, Pfarrer Walter Albert, im Alter von 83 Jahren in Schwebheim. Obwohl er schweren Herzens seine alte Heimat im Jahre 1982 verlassen hatte, fühlte er sich in der neuen Heimat wohlgeborgen. Doch mit seinem Herzen war er in Siebenbürgen.
Die Brenndörfer Zeit war sehr schwerwiegend für ihn. Kaum heimgekehrt aus der Kriegsgefangenschaft und diensttuend in Kronstadt bei der Schwarzen Kirche als Aushilfspfarrer, wurde er im Jahre 1953 nach Brenndorf beordnet. Er war der einzige alleinstehende Pfarrer aus dem Bezirk Kronstadt, der für die vakante Stelle nach dem Weggang von Pfarrer Fritz Nösner in Frage kam. Die Brenndörfer Pfarrstelle musste schnellstens besetzt werden.
Mit großem Elan machte er sich an seine Arbeit und nahm sie ernst. Eine große Stütze fand er in dem damaligen Presbyterium und dem Organisten Guido Copony. Freud und Leid teilte er mit den Brenndörfern, die in den Jahren seines Amtes von 1953-1959 unter großem politischem Druck standen. Trotzdem konnte die Kirchengemeinde Brenndorf Ziele erreichen, die vom damaligen Standpunkt nennenswert waren.
Am Anfang seiner Dienstzeit in Brenndorf ist auch die Gründung des Kirchenchores, unter Leitung von Guido Copony zu nennen, der seine Tätigkeit ehrenvoll und mit viel Freude durchgeführt hat.
Auf dem neuen Friedhof hatte man in dieser Zeit zu Ehren der Gefallenen im 2. Weltkrieg eine Gedenkstätte errichtet und fünf Zypressen gepflanzt. Außerdem wurde der alte Friedhof sozusagen über Nacht in einen Obstgarten umgewandelt, entgegen des Vorhabens und Planens der örtlichen Behörde (Sfat), dort einen Vergnügungspark zu errichten.
Rektor Schmidt erhielt nach seiner Zwangsevakuierung eine Wohnung im Pfarrhaus, welche bereits von der politische Gemeinde ins Auge gefasst worden war.
Es war ein Kampf um die Existenz der Kirche und ihrer Mitglieder. So war es nicht verwunderlich, dass vor allem nach der ungarischen Revolution (1956) auch die Regierung in Bukarest scharfe Maßnahmen traf, die auch für Brenndorf galten. Der Pfarrer, der gegen Mischehen, gegen Kollektivisierung, gegen Teuerungen war, der bei Rektor Schmidt ausländische Nachrichten hörte, der sich wunderte, dass Adenauer über den Ozean geflogen war, musste beseitigt werden. Fadenscheinige Anklagepunkte gegen ihn genügten, um ihn mit sieben Jahren Gefängnis und Vermögensentzug zu verurteilen. Dies geschah im Februar 1960. Mit Mühe gelang es Reinhard Wutschi und Erwin Olesch, die zwei Schweine aus dem Stall wegzuschaffen und zu verkaufen. Die Kleider jedoch musste ich zurückerstehen (außer dem Ornat, das Guido Copony heimlich zu sich genommen hatte). Da fand ich Mitleid bei der Geheimpolizei, die mir günstige Preise machte und zu dem Schweineverkauf schwieg.
Wie ich erst nach der Heimkehr meines Mannes erfuhr, kam er nach der Gerichtsverhandlung, wo er vor allem vom damaligen Kurator Otto Stamm tapfer und furchtlos verteidigt wurde, aus dem Zeidner Gefängnis nach Gherla. In diesem Gefängnis waren 80 Pfarrer in einem Raum. Überwältigend waren die Chöre der orthodoxen Pfarrer, die heimlich und leise gesungen wurden. In Gherla befand sich damals auch der Kronstädter Stadtpfarrer Möckel, allerdings in Einzelhaft. Man hörte nur das Rasseln der Ketten, wenn er zur Toilette geführt wurde. Sehen konnte man ihn nur beim Rundgang im Hof, wie er die Kugeln nachschleppte.
Die erste Nachricht von meinem Mann erhielt ich ein Jahr nach seiner Verurteilung aus dem Donaudelta, dem Ort Salcia, wohin ich auch Pakete schicken durfte, aber nur dann, wenn ich eine Karte von ihm erhielt. In Salcia und später in Periprava hatte er das Glück, mit bekannten Landsleuten zusammen zu sein. Mit ihnen konnte er sinnvolle und anregende Gespräche führen. Ihre Arbeit bestand darin, Erde von einem Ort zum anderen mit der Schubkarre zu transportieren. Es war für sie auch hier eine zermürbende Zeit, zumal ihnen falsche Nachrichten zugespielt wurden. Hauptsächlich handelte es sich um die Frauen daheim, die angeblich ihre Scheidungen eingereicht hätten. Darunter wurde auch mein Name genannt. – Aus den Paketen von daheim behielten die Aufsichter einige Lebensmittel für sich. Wehe, wenn ein Bild von der Frau oder der Braut im Paket vorgefunden wurde! Vor den Augen des Verurteilten wurde es zerrissen. Das tat weh.
In Brenndorf musste das Leben der Kirchengemeinde weitergehen. Vom Bezirkskonsistorium wurden Vertretungen entsandt, die Gottesdienste, Trauungen und Beerdigungen versahen. Die schriftlichen Arbeiten wurden mir überlassen. Doch nun wurde mir das heiße Eisen unter die Füße gesetzt, so dass ich Brenndorf verlassen musste. Mein Mann wurde nach viereinhalb Jahren durch eine Amnestie in die Freiheit entlassen. Er erhielt sofort die Zuteilung als Pfarrer nach Martinsberg, wo er seinen Dienst bis zur Pensionierung versah.
Mit großem Elan machte er sich an seine Arbeit und nahm sie ernst. Eine große Stütze fand er in dem damaligen Presbyterium und dem Organisten Guido Copony. Freud und Leid teilte er mit den Brenndörfern, die in den Jahren seines Amtes von 1953-1959 unter großem politischem Druck standen. Trotzdem konnte die Kirchengemeinde Brenndorf Ziele erreichen, die vom damaligen Standpunkt nennenswert waren.
Am Anfang seiner Dienstzeit in Brenndorf ist auch die Gründung des Kirchenchores, unter Leitung von Guido Copony zu nennen, der seine Tätigkeit ehrenvoll und mit viel Freude durchgeführt hat.
Auf dem neuen Friedhof hatte man in dieser Zeit zu Ehren der Gefallenen im 2. Weltkrieg eine Gedenkstätte errichtet und fünf Zypressen gepflanzt. Außerdem wurde der alte Friedhof sozusagen über Nacht in einen Obstgarten umgewandelt, entgegen des Vorhabens und Planens der örtlichen Behörde (Sfat), dort einen Vergnügungspark zu errichten.
Rektor Schmidt erhielt nach seiner Zwangsevakuierung eine Wohnung im Pfarrhaus, welche bereits von der politische Gemeinde ins Auge gefasst worden war.
Es war ein Kampf um die Existenz der Kirche und ihrer Mitglieder. So war es nicht verwunderlich, dass vor allem nach der ungarischen Revolution (1956) auch die Regierung in Bukarest scharfe Maßnahmen traf, die auch für Brenndorf galten. Der Pfarrer, der gegen Mischehen, gegen Kollektivisierung, gegen Teuerungen war, der bei Rektor Schmidt ausländische Nachrichten hörte, der sich wunderte, dass Adenauer über den Ozean geflogen war, musste beseitigt werden. Fadenscheinige Anklagepunkte gegen ihn genügten, um ihn mit sieben Jahren Gefängnis und Vermögensentzug zu verurteilen. Dies geschah im Februar 1960. Mit Mühe gelang es Reinhard Wutschi und Erwin Olesch, die zwei Schweine aus dem Stall wegzuschaffen und zu verkaufen. Die Kleider jedoch musste ich zurückerstehen (außer dem Ornat, das Guido Copony heimlich zu sich genommen hatte). Da fand ich Mitleid bei der Geheimpolizei, die mir günstige Preise machte und zu dem Schweineverkauf schwieg.
Wie ich erst nach der Heimkehr meines Mannes erfuhr, kam er nach der Gerichtsverhandlung, wo er vor allem vom damaligen Kurator Otto Stamm tapfer und furchtlos verteidigt wurde, aus dem Zeidner Gefängnis nach Gherla. In diesem Gefängnis waren 80 Pfarrer in einem Raum. Überwältigend waren die Chöre der orthodoxen Pfarrer, die heimlich und leise gesungen wurden. In Gherla befand sich damals auch der Kronstädter Stadtpfarrer Möckel, allerdings in Einzelhaft. Man hörte nur das Rasseln der Ketten, wenn er zur Toilette geführt wurde. Sehen konnte man ihn nur beim Rundgang im Hof, wie er die Kugeln nachschleppte.
Die erste Nachricht von meinem Mann erhielt ich ein Jahr nach seiner Verurteilung aus dem Donaudelta, dem Ort Salcia, wohin ich auch Pakete schicken durfte, aber nur dann, wenn ich eine Karte von ihm erhielt. In Salcia und später in Periprava hatte er das Glück, mit bekannten Landsleuten zusammen zu sein. Mit ihnen konnte er sinnvolle und anregende Gespräche führen. Ihre Arbeit bestand darin, Erde von einem Ort zum anderen mit der Schubkarre zu transportieren. Es war für sie auch hier eine zermürbende Zeit, zumal ihnen falsche Nachrichten zugespielt wurden. Hauptsächlich handelte es sich um die Frauen daheim, die angeblich ihre Scheidungen eingereicht hätten. Darunter wurde auch mein Name genannt. – Aus den Paketen von daheim behielten die Aufsichter einige Lebensmittel für sich. Wehe, wenn ein Bild von der Frau oder der Braut im Paket vorgefunden wurde! Vor den Augen des Verurteilten wurde es zerrissen. Das tat weh.
In Brenndorf musste das Leben der Kirchengemeinde weitergehen. Vom Bezirkskonsistorium wurden Vertretungen entsandt, die Gottesdienste, Trauungen und Beerdigungen versahen. Die schriftlichen Arbeiten wurden mir überlassen. Doch nun wurde mir das heiße Eisen unter die Füße gesetzt, so dass ich Brenndorf verlassen musste. Mein Mann wurde nach viereinhalb Jahren durch eine Amnestie in die Freiheit entlassen. Er erhielt sofort die Zuteilung als Pfarrer nach Martinsberg, wo er seinen Dienst bis zur Pensionierung versah.
Rita Albert