Künstler von europäischem Rang: Reinhardt Schuster

4. Mai 2007

Allgemeiner Bericht

Reinhardt Schuster, der aus Brenndorf bei Kronstadt stammende Maler und Grafiker, präsentiert seine Arbeiten im Mai dieses Jahres gleich in zwei Ausstellungen. Im Rahmen des „Kultursommers Rheinland-Pfalz“ in Andernach sind seine Werke vom 4. bis 24. Mai in der Villa Herfeldt, Koblenzer Straße 12, zu sehen. Die Vernissage findet am 4. Mai um 18.00 Uhr statt.
Während des Heimattages der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl werden Schusters Bilder am 26. und 27. Mai im Kunstgewölbe der Spitalanlage, Dr.-Martin-Luther-Straße 6, gezeigt. Die zweitägige Ausstellung mit dem Namen „Wandlungen“ wird am Samstag, dem 26. Mai, 10.30 Uhr, eröffnet.

In den Bildern und Zeichnungen Reinhardt Schusters offenbart sich der Wille, seiner Kunst eine eigene Grundlage zu geben, indem er die urspezifischen Ausdrucksmittel der Malerei und Zeichnung nach neuen Möglichkeiten untersucht und so zu einer eigenen Figuration gelangt. In der Malerei kommt ein System seriell-tonaler Farbanordnung auf der Fläche zur Anwendung, nicht als Demonstration einer Methode, sondern als Mittel zu einem umfassenden Ausdruck. In den Zeichnungen entsteht alles aus der flächenbezogenen Linie und deren vielfältigen Möglichkeiten. „In meinen Bildern ist nichts beliebig und das setzt voraus, dass der Zufall in der Kunst nicht Methode sein kann“, erklärte der Künstler seine Arbeit. Das Bild auf der Rückseite dieser Zeitschrift, „11. September 2001“ ist keine Illustration des tragischen Ereignisses, sondern Schuster versteht es als „ein Mahnbild“, das uns an die Ungeheuerlichkeit der Tat erinnert und zugleich auffordert, sie auch immer wieder aufs Neue zu verdammen.
Reinhardt Schuster: 11. September 2001, Öl auf ...
Reinhardt Schuster: 11. September 2001, Öl auf Leinwand, 120 x 90 cm, 2001.
Vordergründig ließe sich in Schusters Kunst nicht bestimmen, ob er von einer formalen oder inhaltlichen Überlegung ausgegangen ist, stellt der Kunstkritiker und Publizist Franz Heinz fest, der auch die Ausstellung in Dinkelsbühl eröffnen wird. Das eine überlappe das andere nicht nur in der Bildgestaltung, sondern bereits in der Bildidee. Viele Bilder seien zwar gesellschaftlich engagiert – Schuster weicht der Realität nicht aus – dennoch sei die kämpferische Kunst nicht seine Sache. Die Denkrichtung gehe dabei von der konkreten Situation aus, vom Erlebten und Erduldeten, vom Zeitgeist und Ungeist der Zeit. In der Gestaltung hingegen werde alles auf eine andere Ebene gehoben, in einen anderen Horizont verlagert. Schusters Kunst sei ehrlich, hatte der Kunstkritiker Günther Ott schon 1993 festgestellt, denn der Künstler „bildet die äußere Wirklichkeit ja nicht ab, seine Kunst ist Wirklichkeit“.

Herausragende Entwicklung

Die Ausstellung Reinhardt Schusters, die im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2007 in Andernach gezeigt wird, hat eine lange Vorgeschichte. 1980 lernte Reinhardt Schuster in Bukarest den gebürtigen Andernacher Dr. Christoph Jacobs, Mitarbeiter der deutschen Botschaft, zuständig für Kultur und die deutsche Minderheit, kennen. Dieser verfolgte Schusters künstlerisches Werk über die Jahre und stellte fest: „Es zählt für mich zum Originellsten und Eindrucksvollsten, das die bildende Kunst in dem Europa zu bieten hat, das heute auch Rumänien und damit Siebenbürgen einschließt.“ Im Rahmen des Kultursommers 2007 ergab sich nun die Möglichkeit „die innere Notwendigkeit mit der zufälligen Gelegenheit zu kombinieren, und Schusters Werke in meiner Heimatstadt Andernach zu zeigen“, so Jacobs. Der Kultursommer ist der Beitrag des Landes Rheinland-Pfalz zum Programm der Kulturhauptstädte 2007 Luxemburg und der benachbarten Großregion sowie Hermannstadt. Im Rahmen des 16. Kultursommers vom 1. Mai bis 3. Oktober werden etwa 220 Projekte präsentiert.

Wurzeln in Brenndorf

Reinhardt Schuster wurde am 1. September 1936 in Brenndorf geboren. Ersten Kunstunterricht erhielt er schon 1952, während der Schulzeit, bei Hans Mattis-Teutsch, der Franz Marc sowie den avantgardistischen Künstlergruppen „Der Sturm“ und „A bis Z“ nahe stand und in Rumänien ein konsequenter Wegbereiter der Moderne war. Von 1953 bis 1957 besuchte Schuster das Kunstlyzeum in Bukarest und studierte von 1958 bis 1964 Malerei an der dortigen Kunstakademie „Nicolae Grigorescu“. Prägend für ihn war die Begegnung mit der rumänischen und – den Zeitumständen entsprechend in begrenztem Maß – internationalen Moderne. Vor allem von seinen Farben geht eine raumfüllende Klangwirkung aus. Für Beliebigkeit ist kein Platz, alles geschieht bewusst und durchdacht. Die Bilder entstehen nicht im Schnellverfahren, auch wenn sie aus wenigen einfachen Bildelementen zusammengesetzt sind.
Reinhardt und Valentina Schuster bei der ...
Reinhardt und Valentina Schuster bei der Ausstellungseröffnung am 13. Oktober 2005 im Haus des Deutschen Ostens in München. Foto: Petra Reiner
1983 siedelte Schuster nach Deutschland aus und lebt heute in Düsseldorf und Bonn. Von 1985 bis 2004 war er Dozent für Malerei am Düsseldorfer Lernort Studio, zurzeit betreut er die Artothek des Gerhart-Hauptmann-Hauses in Düsseldorf.

Sorana Scholtes

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