Viehbrandzeichen, Siegel und Wappen von Brenndorf

1. Mai 2008

Allgemeiner Bericht

Als der Vorstand der Dorfgemeinschaft der Brenndörfer im Jahr 2005 beschloss den Umschlag der „Briefe aus Brenndorf“ farblich zu gestalten, stellte sich plötzlich die Frage, welches die historisch korrekten Farben des Brenndörfer Wappens sind, das auf der ersten Umschlagseite abgebildet wird. Da dies niemand genau wusste, wurde unser Familienforscher Hugo Thiess beauftragt, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Er hat in den letzten Jahren Material über Viehbrandzeichen, Siegel und Wappen von Brenndorf zusammengetragen und den folgenden Bericht verfasst. Auf dieser Grundlage wurde das neue HOG-Wappen entwickelt.
1. Das Viehbrandzeichen

Das Viehbrandzeichen der Gemeinde Brenndorf hat die Form eines Ringes, zweigeteilt durch einen senkrechten Stab. Im Signetbuch aller Brennzeichen, „damitt das vieh in allen gemeinden der Sieben Stüell geczeichnet wird, artig und eygentlich abgemahlt“, einem Klein-Folioband aus dem Jahre 1577, findet man auf den Seiten 117-130 mit dem Untertitel „Signa pecorum Districtus Barcen: alias Burczenland“ die Viehbrandzeichen aller Burzenländer Gemeinden (Abb. 1) aus den Jahren 1577, 17…, 1816 und 1826.
Abbildung 1: Viehbrandzeichen, 1577-1826 ...
Abbildung 1: Viehbrandzeichen, 1577-1826
In einem unvollständigen Queroktav-Bändchen, welches auf das 18. Jahrhundert datiert wird, sind u.a. auch die Brennzeichen des Kronstädter Distriktes abgebildet (Abb. 2). Vergleicht man nun diese beiden Dokumente, so geht hervor, dass sich das Brennzeichen im Laufe von 250 Jahren praktisch nicht verändert hat.
Abbildung 2: Viehbrandzeichen, 1826 ...
Abbildung 2: Viehbrandzeichen, 1826
2. Das Siegel

In dieser Form ist es auch in das Siegel unserer Heimatgemeinde übernommen worden. Die älteste bekannte Beschreibung des Siegels stammt von Lucas Joseph Marienburg aus dem Jahre 1813 (siehe weiter unten bei Wappen).

Abbildung 3: Siegel 1722 ...
Abbildung 3: Siegel 1722
Das älteste bekannte Siegel von Brenndorf stammt von 1722. Hermann Schmidts hat es im Ungarischen Staatsarchiv Budapest ausfindig gemacht, wo es unter dem Aktenzeichen Homagilia 138 registriert ist (Abb. 3).

Dieses Siegel ist rund und hat einen Durchmesser von ca. 18 mm. Oben mittig befindet sich ein sechszackiger Stern, darunter etwas seitlich die Initialien B und D, unter diesen zwei sechszackige Sterne, dazwischen, etwas nach unten versetzt das Viehbrandzeichen: Ring mit senkrechtem Stab. Den äußeren Abschluss bildet ein Perlenkreis, umgeben von einer einfachen Kreislinie.

Das 2. Siegel, Hermann Schmidts nennt es das „Siegel der Brenndörfer Kommunität“, stammt aus dem Jahre 1840 (Abbildung 4 und 5). Es stellt das schon bekannte Viehbrandzeichen dar, umrahmt von einem Lorbeerkranz. Die drei Sterne sind bei diesem Siegel oberhalb des Viehbrandzeichens angeordnet. Außen wird es von der Umschrift: „Siegel von Brenndorf 1840“ umrahmt. Die beiden Buchstaben B und D kommen hier nicht mehr vor.

Abb. 4: Kommunitätssiegel in Tusche, 1840 ...
Abb. 4: Kommunitätssiegel in Tusche, 1840
Im Jahre 1741 fertigte der Tartlauer Pfarrer Thomas Tartler Zeichnungen mit den Siegeln der Burzenländer Gemeinden an. Das Brenndörfer Siegel ist bis auf die Form der Sterne identisch mit dem aus dem Jahre 1722 .

Der Lehrer Albert Stamm hat aus seiner Erinnerung ein Siegel von Brenndorf nachgezeichnet, so wie er es auf verschiedenen Dokumenten gesehen hat. Es enthält die schon bekannten Elemente Ring und Stab, die drei Sterne sowie die Buchstaben B und D.

3. Das Wappen

Bei Lucas Joseph Marienburg, Geographie des Großfürstentums Siebenbürgen, Hermannstadt 1813, ist das Brenndörfer Wappen auf Seite 325 wie folgt beschrieben: „Das Dorfwappen und Siegel ist ein Ring, der in der Mitte durch einen Kreuzbalken durchschnitten wird.“ Die Farben des Wappens werden nicht genannt.

Abb. 5: Kommunitätssiegel auf rotem Lack, 1840 ...
Abb. 5: Kommunitätssiegel auf rotem Lack, 1840
Das Wappen erscheint auch auf dem Umschlag des Buches „Das Sächsische Burzenland“ von 1898 zusammen mit den Wappen der anderen Burzenländer Gemeinden. Desgleichen bei Heinrich Wachner „Kronstädter Heimat- und Wanderbuch“ 1934, Seite 65, sowie im „Zeidner Gruß“ aus dem Jahr 1957. Die Form ist immer die gleiche, die Farben werden jedoch nicht erwähnt.

Der Heraldiker Erhard Volkmer beschreibt unser Wappen folgendermaßen: „In Rot ein goldener Ring durch den senkrecht ein goldener Stab führt.“

Die älteste bekannte bildliche Darstellung des Wappens von Brenndorf stammt von 1876. Es ist eine Stickerei auf der „blau-roten Fahne der Gemeinde“. Die Farbe des Schildes ist blau, Ring und Stab sind golden (Abb. 7).

Abb. 6: Wappen auf der Urkunde Martin Lurtz, 1882 ...
Abb. 6: Wappen auf der Urkunde Martin Lurtz, 1882
1882 erhielt der in Brenndorf geborene Lehrer und Rektor Martin Lurtz in Honigberg für seine Verdienste eine Ehrenurkunde. Auf dieser Urkunde sind die Wappen des Burzenlandes dargestellt. Der Schild des Wappens von Brenndorf ist zweigeteilt: die linke Hälfte ist rot, die rechte weiß (silber). Ring und Stab sind golden, ebenfalls die drei Kreuze welche die Sterne aus dem Siegel hier ersetzen (Abb. 6). Dieses Wappen ist jedoch heraldisch (wappenkundlich) nicht korrekt. Mehr dazu später.

Auch auf die Schulfahne von 1902 wurde das Brenndörfer Wappen gestickt. Wie schon auf der Gemeindefahne ist der Schild blau, Ring und Stab golden (Abbildung 8).

Das Brenndörfer Wappen im „Turm der Erinnerung“ in Drabenderhöhe ist rot, der Ring golden und der Stab schwarz (Abb. 9).

Das Wappen Brenndorfs, zusammen mit denen des Burzenlandes, findet man auch auf Wappendecken, Schüsseln, Krügen sowie verschiedener andere Keramik usw.

Abb. 7: Wappen auf Gemeindefahne, 1876 ...
Abb. 7: Wappen auf Gemeindefahne, 1876
Als ich anfing, mich mit dem Wappen von Brenndorf zu befassen, habe ich diese Quellen nicht so ernst genommen, in der Annahme, dass die (zumeist) Laienkünstler sich nicht immer an historische Vorgaben gehalten haben und auch ihre Fantasie mit eingebracht haben. Ich musste jedoch feststellen, dass auf allen Darstellungen des Wappens, welche ich seit damals gesehen habe, der Schild immer rot war (siehe Abbildung 10 Krug). Die Farben von Ring und Stab wurden jedoch unterschiedlich dargestellt.

Die Form des Schildes ändert sich bei jeder Darstellung. Auf der Gemeindefahne von 1876 ist er noch einfach und nüchtern, wird dann verschlungener und in den neueren Darstellungen wieder einfacher.

Deutung des Wappens

Ein umstrittenes Thema ist die Deutung des Siegels und des Wappens. Es wurde von keinem Heraldiker eine Deutung vorgenommen, auch nicht von Albert Arz von Straussenburg, dem bekanntesten siebenbürgischen Wappenkundler.

Rudolf That, der Herausgeber der Ortschronik von Brenndorf, deutet die verschiedenen Elemente so: Die drei Sterne könnten das Ober-, Mittel-, und Niederfeld darstellen. Die Buchstaben B und D könnten für Brigitten-Dorf stehen, einem vermutlich alten Namen von Brenndorf.

Abbildung 8: Brenndörfer Schulfahne 1902 ...
Abbildung 8: Brenndörfer Schulfahne 1902
Das Zeichen „Ring mit senkrechtem Stab“ erklärt er folgendermaßen: „Der Ring stellt die Gemeinschaft dar, die den Einzelnen (Stab) schützend umgibt“. Geläufiger ist jedoch die Darstellung, dass der Ring den Siegelring und der Stab den Richterstab symbolisiert. Mir ist auch noch eine dritte Deutung bekannt, und zwar soll der Ring die Gemeinde darstellen und der Stab den Weidenbach, der durch die Gemeinde fließt.

Allerdings ist bei der Deutung Vorsicht angesagt. Dass die drei Sterne das Ober-, Mittel-, und Niederfeld darstellen könnten, ist nur eine Vermutung und bleibe dahingestellt. Sie könnten auch nur zur Verzierung dienen. Was jedoch die Bedeutung der Buchstaben B und D (Brigittendorf) angeht, sind große Zweifel angesagt. Nach dem Forscher A. Marienburg soll sich dieser Name von einer Kapelle ableiten, welche auf dem nahegelegenen Priesterhügel am Alt stand und der Heiligen Brigitte gewidmet war. Deshalb sollte Brenndorf, nach der Auffassung von A. Marienburg, eigentlich Brigittendorf heißen. (Quelle Ortschronik von Brenndorf). Im 14. Jahrhundert und Anfang des 15. Jahrhunderts wird Brenndorf in mehreren Urkunden Bringindorf und später Bringendorf genannt. A. Marienburg und Rudolf That vertreten die Meinung, dass diese Namen von Brigittendorf abgeleitet sein könnten.

Abb. 9: Wappen im „Turm der ...
Abb. 9: Wappen im „Turm der Erinnerung“ in Drabenderhöhe
Doch schon im Jahre 1484 und auf der Siebenbürgenkarte von Honterus (1532) erscheint Brenndorf unter seinem heutigen Namen. Da nun das erste bekannte Siegel von 1722 stammt, also rund 240 Jahre später, ist es naheliegend, dass die Initialien B und D für Brenn und Dorf stehen und nicht für Brigitten und Dorf. Es sei erwähnt, dass Rudolf That anscheinend eine Vorliebe für diesen urkundlich nie erwähnten Namen Brigittendorf gehabt zu haben schien.

Ring und Stab wurden vom Viehbrandzeichen übers Siegel in das Wappen übernommen. Wenn man dieses Zeichen deuten will, muss man sich Folgendes vor Augen halten: Das Viehbrandzeichen diente zur Kenntlichmachung von Vieh und sonstigem Eigentum der Gemeinde und deren Mitglieder. Bei der Wahl eines Zeichens musste berücksichtigt werden, dass vor allem das Vieh damit gekennzeichnet wurde. Also wurde ein einfaches Zeichen gewählt, dass möglichst kleine Wunden beim Vieh hinterlassen sollte. Wenn es eine einfache Form hatte, konnte es auch vom Schmied leichter hergestellt werden. Außerdem waren unsere Vorfahren einfache Leute, in der Regel Bauern, die sich wohl kaum tiefgreifende Gedanken über die Symbolik des von ihnen gewählten Zeichens gemacht haben. Und dies wirft dann die Frage auf, ob Ring und Stab überhaupt eine Bedeutung haben.

Strenge heraldische Regeln

Abb. 10: Wappen auf einem handbemalten ...
Abb. 10: Wappen auf einem handbemalten sächsischen Krug
Bei der Erstellung eines Wappens müssen sehr strenge Regeln beachtet werden. Das ist u.a auf folgende Tatsache zurückzuführen: Im Mittelalter trugen die Ritter meist auf ihrem Schild, später auch auf anderen Teilen ihrer Rüstung ein Wappen, damit sie von Freund und Feind voneinander unterschieden werden konnten. Damit dies auch aus der Ferne möglich war, unterlag die Farbgebung sehr strengen Regeln. Es durften und dürfen auch heute noch nur bestimmte Farben verwendet werden. Im Brockhaus, 19. Auflage, Band 24, Seite 691 werden die „heraldischen Farben“ folgendermaßen beschreiben: „Die in der Heraldik verwendeten Metalle sind Gold und Silber (durch Gelb und Weiß ersetzbar), als Farben gibt es Rot, Blau, Grün, Schwarz und Purpur. (…) Zulässig sind auch die eigentlich unheraldischen, erst in der Neuzeit hinzugekommenen Farben Braun und Grau sowie die Naturfarben bestimmter Gegenstände. Die heraldische Farbregel untersagt Farbe auf Farbe und Metall auf Metall; das Nebeneinander von Farbe und Farbe oder Metall und Metall soll vermieden werden.“

Bei einem der vorher erwähnten Wappen trifft Silber auf Gold, also Metall auf Metall. Deshalb die Bemerkungen, dass sie heraldisch nicht richtig sind.

Man kann feststellen, dass bei den meisten oben erwähnten Wappen der Schild rot ist, Ring und Stab golden. Nur bei den beiden Wappen auf den Fahnen von Brenndorf ist der Schild blau. Allerdings sind die Wappen auf die rote Seite der Fahnen gestickt. Deshalb wohl die blaue Farbe des Schildes, damit es sich vom Hintergrund abhebt. Die Frage, warum die Stickerinnen das Wappen nicht auf die blaue Seite angebracht haben, und damit hätte man den Schild rot machen können, bleibt jedoch bestehen. Es wurden bisher keine Quellen gefunden, welche uns Informationen zu den beiden Fahnen geben und den darauf gestickten Wappen. Auch die Presbyterialprokolle nicht, welche inzwischen fast gänzlich von Otto Gliebe aufgearbeitet worden sind. In den kirchlichen Unterlagen wird bloß erwähnt, „dass das Schulinventar durch eine neue Fahne einen Zuwachs erhalten hat“, und dass „diese von Brenndörfer Frauen und Mädchen gestickt“ wurde (Presbyterialprotokoll vom 1. Juni 1902).

4. Das neue farbige Wappen der Dorfgemeinschaft

Es konnte also nicht eindeutig geklärt werden, welches die historisch korrekte Farbe des Schildes ist: rot oder blau. Deshalb musste der Vorstand der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ über die Farbe des Schildes unseres HOG-Wappens entscheiden. Wir entschieden uns für Rot, aus den im Bericht genannten Gründen. Außerdem ist das Brenndörfer Wappen allgemein mit rotem Schild bekannt. Rot passt, unserer Meinung nach, auch besser zu dem Ortsnamen: Brenndorf kommt von Brennen und Feuer ist rot.
Das Wappen der "Dorfgemeinschaft der ...
Das Wappen der "Dorfgemeinschaft der Brenndörfer" (HOG Brenndorf)
Eine zweite Entscheidung, betrifft die Form des Schildes. Wir setzen auf Tradition und bleiben bei der von Rudi That entworfenen Form des HOG-Wappens.

Hugo Thiess

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